Flugkolbenmotor

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Abbildung 1 aus US-Patent US67659[1]

Ein Flugkolbenmotor oder atmosphärischer Motor von Otto und Langen ist ein Motor, bei dem der Kolben seine Energie über eine Zahnstange und nicht über einen Kurbeltrieb weitergibt. Der atmosphärische Motor von Otto und Langen verwendete Leuchtgas als Treibstoff.

Funktionsprinzip

[[Hilfe:Cache|Fehler beim Thumbnail-Erstellen]]:
Animation
Datei:Atmosphärischer Ottomotor.jpg
Atmosphärischer Gasmotor von Langen & Wolf Wien, Leistung 180 W, 1882
Datei:Zeunerbau-Gaskraftmaschine.jpg
Atmosphärische Gaskraftmaschine (um 1880) hinter dem Zeuner-Bau der TU Dresden, Helmholtzstr.

In dem stehenden, oben offenen Einzylindermotor fliegt der Kolben nach Einleitung und Zündung des Gas-Luft-Gemisches nach oben. Vom Antrieb ist die Zahnstange durch einen Freilauf während der Aufwärtsbewegung entkoppelt. Auf diese Weise wird die zerstörerische Wirkung der durch die explosionsartige Verbrennung hervorgerufenen Stöße auf den Antriebsmechanismus umgangen. Erst beim Zurückgehen des Kolbens – ausgelöst durch den höheren Druck der umgebenden Luft (Atmosphäre) im Verhältnis zum im Brennraum rasch abkühlenden Verbrennungsgas, zum geringen Teil auch durch sein Eigengewicht – ist die Kolbenstange durch den jetzt geschlossenen Freilauf mit der Antriebswelle verbunden, und die gewünschte Drehbewegung wird erzeugt. Dadurch, dass die Leistungsabgabe von der Abkühlung der Verbrennungsgase abhängt, ist die Zündfrequenz begrenzt und die Leistung im Vergleich zum Viertaktmotor vergleichbarer Größe erheblich geringer. Das Gas-Luft-Gemisch muss in den Brennraum eingeleitet werden, es findet kein Ansaugvorgang statt, ebenso keine Vorverdichtung. Dafür findet aber bei jedem Kolbenhub eine Verbrennung und damit Leistungsabgabe statt.

Bei maximaler Leistung findet bei jeder Wellenumdrehung eine Aufwärts- und Abwärtsbewegung des Kolbens statt. Durch Regulieren des Abgasstranges kann das Absinken des Kolbens verzögert werden. Da der Zyklus erst wieder beginnt, wenn der Kolben vollständig abgesunken ist und die Welle in der richtigen Position ist, bewirkt das Regulieren des Abgasstranges, dass der Motor nicht mit jeder Umdrehung einen Zyklus beginnen muss. Dadurch kann die Leistung des Motor nach unten geregelt werden.[1] (Da die verbliebenen Flugkolbenmotoren nur noch im Museumsbetrieb und im Leerlauf betrieben werden, macht die Welle typischerweise mehrere Umdrehungen zwischen zwei Kolbenhüben[2][3])

Der Flugkolbenmotor ist wegen seiner fehlenden Kurbelwelle eine technische Besonderheit innerhalb der Kolbenmaschinen.

Vorläufer

Die Explosionsmotoren nutzen wie der atmosphärischer Motor von Otto und Langen das beim Abkühlen entstehende Vakuum. (Atmosphärischer Motor) Bei den meisten Explosionsmotoren schoss der Kolben ebenfalls nach oben.

Der Motor von Isaac de Rivaz nutze zündfähiges Gemisch aus Steinkohlengas, Wasserstoff und Luft und funktionierte nach einem ähnlichen Prinzip (Kolben fliegt nach Zündung nach oben und verrichtet beim zurückgehen die Arbeit) wie der atmosphärischer Motor von Otto und Langen.

Felice Matteucci und Eugenio Barsanti erhielten 1857 ein britisches Patent auf ähnlichen Motor.[4]

Étienne Lenoir entwickelte 1859 einen Leuchtgasmotor,[5] der durch Vertikale Dampfmaschinen inspiriert war.[6]

Geschichte

Entwickelt wurde der Motor, wie der Name auch andeutet, von Nicolaus Otto und Eugen Langen in der von beiden 1864 gegründeten Firma N. A. Otto & Cie.

Auf der Weltausstellung Paris 1867 wurde der Motor erstmals der Öffentlichkeit präsentiert und der Motor im selben Jahr Patentiert.[1] Diese neue Motorenentwicklung hatte ein Drittel des Kraftstoffverbrauchs der bis dahin bekannten Motoren von Étienne Lenoir. Sie wurde mit einer Goldmedaille ausgezeichnet. Bis zur Markteinführung des Otto-Viertaktmotors im Jahr 1876 wurden beinahe 5000 Otto-Langen-Flugkolbenmotoren von der Deutz AG und deren Lizenznehmern gebaut.

Der bei der Weltausstellung gezeigte Motor hatte 0,5 PS bei 80 Umdrehungen pro Minute.[7] Dieser Motor wurde direkt von der Ausstellung weg verkauft, jedoch bereits 1875 wieder durch Eugen Langen als Sammlerstück zurück gekauft.[8]

Atmosphärischen Gasmotor, hergestellt von den Crossley Brothers

Die Crossley Brothers lizenzierten 1869 die Patente für den atmosphärischen Gasmotor und produzierten im Laufe von 10 Jahren circa 1300 Motoren.[9]

[[Hilfe:Cache|Fehler beim Thumbnail-Erstellen]]:
Flugkolbenmotor auf einer 20-Pfennig-Sondermarke

Im Jahr 1964 gab die Deutsche Bundespost eine 20-Pfennig-Sondermarke heraus, welche einen Flugkolbenmotor zeigt.

Weblinks

Commons: Flugkolbenmotor – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Literatur

  • Gustav Goldbeck: Kraft für die Welt, 1864–1964 Klöckner-Humboldt-Deutz AG, Econ, Düsseldorf 1964, DNB 451601769.
  • Eugen Diesel, Gustav Goldbeck, Friedrich Schildberger: Vom Motor zum Auto. 5 Männer und ihr Werk: Otto, Daimler, Benz, Diesel, Bosch. Vereinigung von Freunden der Technischen Hochschule Stuttgart, 3. Auflage, DVA, Stuttgart 1968, DNB 456458905.

Einzelnachweise