Fortschritt ZT 300

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Kombinat Fortschritt Landmaschinen
Pfingsttreffen Puetnitz 2018, Ribnitz-Damgarten (1X7A2303).jpg

Fortschritt ZT 300

ZT 300
Hersteller: Traktorenwerk Schönebeck
Verkaufsbezeichnung: ZT 300
Produktionszeitraum: 1967–1984
Motoren: 6,56 Liter, 66–74 kW
Zugkraft: auf nassen Böden:
ZT 300: 13 kN
ZT 303: 18 kN
am Hang: ZT 303: 34[1] kN
Länge: 4690 mm
Breite: 2020 mm
Höhe: 2620 mm
Radstand: 2800 mm
Spurweite: vorn: 1550 mm
hinten: 2000 mm
Standardbereifung: vorn: 7.50-20 10PR
hinten: 18.4/15-30 8PR
Höchstgeschwindigkeit: 28,84 km/h
Leergewicht: 4820 kg
Vorgängermodell: RS14
Nachfolgemodell: Fortschritt ZT 320

Der Zugtraktor ZT 300 ist ein Schlepper der Zugkraftklasse 20 kN, der von 1967 bis 1984 im Kombinat Fortschritt Landmaschinen – VEB Traktorenwerk Schönebeck (Elbe) hergestellt wurde. Er löste die Traktoren der Famulus-Baureihe ab. Mit ZT 300 wird sowohl das Basisfahrzeug als auch die gesamte darauf basierende Baureihe bezeichnet. Von September 1967 bis Anfang 1984 wurden insgesamt 72.382 Traktoren der ZT-Baureihe gebaut. Ein ZT 303 kostete Anfang der 1980er Jahre 81.000 Mark. Die ZT-300-Baureihe wurde von der ZT-320-Baureihe abgelöst.

Chronologie

Den „ZT“, wie er umgangssprachlich meist nur genannt wurde, gab es in mehreren Ausführungen:

  • ZT 300: Das Basisfahrzeug
  • ZT 303: Wie das Basisfahrzeug, mit zusätzlichem Vorderachsantrieb (gebaut ab 1972, meistgebautes Modell)
  • ZT 304: Straßenzugmaschine, ohne Unterlastschaltstufe, Zapfwelle und Arbeitsscheinwerfer, aber mit einfachen Hydraulikanschlüssen
  • ZT 305: Basierend auf ZT 303, mit Zweikreisbremsanlage und gebremster Vorderachse, standardmäßige Zwillingsbereifung
  • ZT 300 GB: Basierend auf dem ZT 300, mit Gleiskettenlaufwerk anstatt Rädern (nur Kleinserie)
  • ZT 403: Basierend auf ZT 303, mit stärkerem Motor des Typs 6 VD 14,5/12-1 SRW mit 110 kW (Umbau aus ZT 303)
  • ZT 307: Basierend auf ZT 305, mit stärkerem Motor des Typs 6 VD 14,5/12-1 SRW mit 110 kW (nur Prototyp)

Einige Traktoren wurden zu Zweiwege-Traktoren umgerüstet und als Rangiergeräte vor allem in DDR-Kleinbetrieben mit Eisenbahnanschluss eingesetzt. Sie waren mit den erforderlichen Signaleinrichtungen (Spitzen-, Zugschlusssignal) und hydraulisch absenkbaren Spurkranz-Rädern ausgestattet.

Technik

Ausbildung am ZT 300
Logo Traktor Fortschritt.jpg
am Kühlergrill angebrachtes Emblem des Traktoren­werks (TW) Schönebeck
Ein Traktor ZT 303 auf einer Briefmarke der Deutschen Post der DDR
Traktor Fortschritt ZT303 Heck.JPG
Heckansicht
Fortschritt ZT303 hinten.JPG
Zwillingsbereifter ZT 303
Dieselmotor eines ZT 303

Der ZT 300 ist ein Schlepper in Halbrahmenbauweise. Die Achsen sind starr, die Vorderachse ist als Pendelachse ausgeführt, die Hinterachse ungefedert. Der ZT 300 hat eine Regel- und Krafthydraulik. Der Motor ist ein Reihenvierzylinder-Dieselmotor des Typs 4 VD 14,5/12-1 SRW mit direkter Einspritzung wie im IFA W50. Er hat 6,56 Liter Hubraum und leistete anfangs 66 kW bei 1.500/min[2], die Leistung wurde 1973 auf 68 kW und 1978[1] nochmals auf 74 kW bei 1.800/min erhöht.[2] Das maximale Drehmoment beträgt 422 Nm bei 1350/min,[2] das Minimum des spezifischen Kraftstoffverbrauch von 238 g/kWh liegt bei 1.350/min.[2] Für Anbaugeräte stehen ein Dreipunkt-Kraftheber und eine Zapfwelle zur Verfügung. Ab 1974 konnte optional eine Zugkraftverstärkungsvorrichtung (Regelhydraulik) eingebaut werden, die das Anbaugerät hochdrückt, damit dessen Gewicht zur Zugkraftsteigerung stärker auf die Hinterachse wirkt.[1] Die Traktoren der ZT-300-Baureihe haben ein Teillastschaltgetriebe mit drei Gängen, das in drei Gruppen schaltbar ist. Insgesamt stehen sechs Rückwärts- und neun Vorwärtsgänge zur Verfügung, was einen Geschwindigkeitsbereich von 3,1 bis etwa 30 km/h ermöglicht. Die Leistung des Motors wird über die pneumatisch unterstützte Doppelkupplung DK 80 auf das Getriebe übertragen. Mit der zweiten Stufe der Kupplung werden die Zapfwelle(n) und die sogenannte Unterlastschaltstufe zu- oder abgeschaltet. Das Zuschalten der Unterlaststufe und somit die Erhöhung des Drehmoments geschieht, ohne den Kraftfluss auf die Antriebsräder unterbrechen zu müssen. Die Hinterachse hat eine Differenzialsperre. Die Lenkung der ersten Modelle ist eine mechanische Zahnstangenlenkung, die hydraulisch unterstützt wird; spätere Modelle bekamen eine vollhydraulische Lenkung. Alle Schlepper der ZT-300-Reihe haben Innenbackenbremsen an den Hinterrädern. Die Bremse kann auch als Lenkbremse fungieren. Die handbetätigte Feststellbremse ist eine auf die Bremstrommeln der Hinterachse wirkende Bandbremse. Die Schlepper dürfen maximal 24 Tonnen Anhängelast ziehen, wobei die Anhänger mit einer Druckluftbremsanlage ausgerüstet sein müssen. Auflaufgebremste Anhänger dürfen mit einer Gesamtmasse von bis zu 12 Tonnen bewegt werden.

Besonderheiten der Allradtypen

Der Allradantrieb schaltet sich über einen Klemmrollenfreilauf automatisch zu, wenn der Schlupf der Hinterachse einen Sollwert von acht Prozent überschreitet und ab, wenn er unter sieben Prozent fällt. Die Vorderachse war auch beim Lastwagen IFA W50-LA verbaut und wurde für den Traktor entsprechend modifiziert. Sie kann wie die Hinterachse mit einem Sperrdifferenzial gesperrt werden. Der Typ ZT 305 hatte zusätzlich eine druckluftunterstützte Zweikreisbremsanlage, mit gebremster Vorderachse, größere Reifen vorn und hinten sowie verbreiterten Radkästen und Zwillingsreifen hinten. Er wurde speziell für den Einsatz an Hanglagen mit bis zu 45 % Neigung entwickelt.

Technische Daten

Gültig für alle Fahrzeuge gebaut ab 1978

ZT 300 ZT 304 ZT 300 GB ZT 303 ZT 305 ZT 403 ZT 307
Motor
Motorbezeichnung 4 VD 14,5/12-1 SRW 6 VD 14,5/12-1 SRW
Motortyp Reihenvierzylinder-Viertakt-Dieselmotor mit Direkteinspritzung Reihensechszylinder-Viertakt-Dieselmotor mit Direkteinspritzung
Kühlsystem Wasserkühlung mit Pumpenumlauf
Bohrung × Hub 120 × 145 mm
Hubraum 6560 cm³ 9839 cm³
Nennleistung 74 kW bei 1800 min−1 110 kW bei 2000 min−1
Drehmoment Maximaldrehmoment 422 Nm bei 1350 min−1 Nenndrehmoment 525 Nm bei 2000 min−1
Treibstoffverbrauch 238 g/kWh ?
Kraftübertragung
Kraftübertragung auf Hinterachse Hinterachse, ab 6 % Schlupf zusätzlich auf Vorderachse
Standardbereifung vorn: 7.50-20 10 PR
hinten: 18.4/15-30 8 PR
Gleisketten vorn: 12.5-20 A19
hinten: 18.4/15-30 AS 8 PR
vorn: 16-20 AS
hinten: 18.4-34 AS 10 PR
vorn: 16-20 AS
hinten: 23.1/18-26
Kupplung Doppelkupplung DK 80 mit Unterlastschaltstufe
Getriebe Teillastschaltgetriebe mit drei Gängen und drei Gruppen, Gruppe I und II reversierbar
Zapfwelle Kupplungsbetätigte Zapfwelle mit 540 min−1 oder 1000 min−1,
optionale Front- oder Zwischenzapfwelle
keine Kupplungsbetätigte Zapfwelle mit 540 min−1 oder 1000 min−1,
optionale Front- oder Zwischenzapfwelle
Kupplungsbetätigte Zapfwelle mit 540 min−1 oder 1000 min−1
Hydraulik Dreipunktkraftheber mit Regelautomatik, 147 bar Arbeitsdruck, Hubkraft 17,65 kN, Schwenkwinkel 80 ° nur für Lenkung Dreipunktkraftheber mit Regelautomatik, 147 bar Arbeitsdruck, Hubkraft 17,65 kN, Schwenkwinkel 80 °
weitere Systeme
Bremssystem hintere Innenbackenbremse, hydraulisch betätigt, als Lenkbremse nutzbar Cletrac-Bremse hintere Innenbackenbremse, hydraulisch betätigt, als Lenkbremse nutzbar Zweikreisbremssystem, hintere Innenbackenbremse, hydraulisch betätigt, vorn Trommelbremse,

Druckluftunterstützung

hintere Innenbackenbremse, hydraulisch betätigt, als Lenkbremse nutzbar Zweikreisbremssystem, hydraulisch betätigt, hintere Innenbackenbremse, vorn Trommelbremse,

Druckluftunterstützung

Elektrische Anlage 2 × Bleisäureakkumulator 12 V, parallelgeschaltet
Schubschraubentriebanlasser, 24 V, 2942 W
Lichtmaschine 12 V, 500 W
Maße und Gewichte
Länge 4690 mm 4690 mm 4890 mm 4890 mm
Breite 2020 mm 3263 mm 2020 mm 3263 mm
Höhe Gesamthöhe: 2620 mm
Spurweite 1550 / 2000 mm 2000 mm 1550 / 2000 mm 1850 / 2800 mm 1550 / 2000 mm 1850 / 2800 mm
Radstand 2800 mm kein Radstand 2800 mm
Bodenfreiheit 460 mm 319 mm
Gewicht 4820 kg 5255 kg 6520 kg
Maximal zulässige Anhängelast 24 t

Geschwindigkeiten vor- und rückwärts

Fahrgeschwindigkeiten in km/h
(bei Motordrehzahl 1800−1)[3]
Gruppe – Gang vorwärts rückwärts
ZT 300 ZT 303 ZT 300 ZT 303
Gruppe I II– 2. Gang 4,77 4,70 4,93 4,86
Gruppe I II– 3. Gang 7,55 7,45 7,81 7,71
Gruppe II I– 1. Gang 3,80 3,76 3,93 3,88
Gruppe II I– 2. Gang 5,94 5,86 6,14 6,06
Gruppe II I– 3. Gang 9,90 9,27 9,72 9,59
Gruppe III – 1. Gang 11,67 11,67
Gruppe III – 2. Gang 18,19 18,19
Gruppe III – 3. Gang 28,84 28,84

Lackierung

Die Traktoren der Fortschritt-ZT-300-Baureihe gab es in vier möglichen Farbkombinationen:

  • Blutorange/Grauweiß/Fehgrau
  • Himmelblau/Grauweiß/Fehgrau
  • Sienagrün/Grauweiß/Fehgrau
  • TGL 21196 Chlorbunagrün

Literatur

  • Achim Bischof: Traktoren in der DDR. Podszun, Brilon 2004, ISBN 3-86133-348-1.
  • Klaus Tietgens: Fortschritt ZT 300. Typengeschichte und Technik. GeraMond, München 2014, ISBN 978-3-86245-575-1.
  • Jan Welkerling: FORTSCHRITT in allen Ähren. DDR-Landmaschinen im Einsatz. 2005, (Bildband).
  • Richard Blumenthal: Der neue Zugtraktor ZT 300. Kraftfahrzeugtechnik, Kammer der Technik, Berlin, Ausgabe 7/1967.

Weblinks

ZT 300

Commons: Fortschritt ZT 300 – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

ZT 303

Commons: Fortschritt ZT 303 – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. a b c Oberingenieur R. Blumenthal: Neuerungen an den Zugtraktoren ZT 300 und ZT 303 für die Bodenbearbeitung. Erschienen in agrartechnik, 28. Jahrgang, Heft 10, Oktober 1978
  2. a b c d VEB IFA Motorenwerke Nordhausen: Dieselmotor 4 VD 14,5/12-1 SRW Reparaturhandbuch (PDF; 45 MB) Seite 7. 2. Auflage. VEB Fachbuchverlag Leipzig, 1986.
  3. VEB Traktorenwerk Schönebeck (Hrsg.): Bedienanweisung für die Zugtraktoren ZT 300 und ZT 303. Ausgabe: 1977. 1977, S. 103 (Online auf museum-digital.de: Agrargeschichte [PDF; 45,5 MB]).