Francesca Woodman

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Francesca Woodman (* 3. April 1958 in Denver, Colorado; † 19. Januar 1981 in New York City) war eine US-amerikanische Fotokünstlerin.

Leben

Woodman wuchs in einer Künstlerfamilie in Boulder (Colorado) auf. Ihre Eltern waren Betty Woodman, jüdischer Abstammung, und George Woodman. Sie hatte einen älteren Bruder namens Charlie. Erste fotografische Arbeiten entstanden im Alter von dreizehn Jahren. Zwischen 1975 und 1979 besuchte sie die Rhode Island School of Design (RISD), von 1977 bis 1978 lebte sie mit einem RISD-Stipendium in Rom. Am RISD drehte sie zudem mehrere Videos. 1980 zog die Familie nach New York, da insbesondere ihr Vater sich eine bessere Anbindung an den Kunstbetrieb der Stadt erhoffte. Hier fühlte Francesca sich zur Modeindustrie hingezogen.[1] Da ihre Fotos nach Aussage von Mitstudenten in jeder Hinsicht ihrer Zeit extrem voraus waren, wurden ihre Arbeiten von der Kunstszene aber nicht entsprechend wahrgenommen.[2]

Im Januar 1981 veröffentlichte sie den Bildband Some Disordered Interior Geometries. Im selben Monat, am 19. Januar 1981, beendete Woodman ihr Leben durch Suizid. Sie sprang aus dem Fenster einer Loftwohnung, gelegen in der East Side (Manhattan) in New York.[3]

Werk und Rezeption

In ihren Fotografien beschäftigt sie sich zumeist mit sich selbst und ihrem Körper. Sie bringt sich in Bezug zu dem sie umgebenden Raum. Oft benutzte sie Langzeitbelichtungen oder Doppelbelichtungen, um ihr Thema umzusetzen. Woodman nutzte größtenteils die Schwarzweißfotografie. Aus ihrem Nachlass sind nur Teile veröffentlicht. Ihr Werk wird unterschiedlich interpretiert. Die spanische Kunsthistorikerin Isabel Tejeda schrieb:

„Jede Menge Meinungstexte, für und gegen die feministische Lesart, die Lacan'schen Interpretationen, das Label ,American Gothic' für die von Woodman geschaffenen Stimmungen, ferner die Versuchung, ihr Werk als autobiographisch zu lesen, ihre Beziehung zum Surrealismus. Woodman als Narzisstin oder das Gegenteil davon, oder dass sie die Ansicht in Frage stellt, das fotografische Bild biete Sicherheit.“[4]

Im Jahr 2012 beschäftigte sich eine Ausstellung im Solomon R. Guggenheim Museum in New York City mit dem Werk Woodmans. Neben den mehr als hundert Fotografien zeigte das Museum auch sechs ihrer Kurzfilme.[5] 2014 zeigte die Sammlung Verbund in Wien 80 Fotografien der Künstlerin. Gleichzeitig erschien mit Francesca Woodman. Werke der Sammlung Verbund die erste deutschsprachige Monografie über Francesca Woodman.[6] 2020 zeigt das C/O Berlin einen Querschnitt durch Woodmans Werk.[7][8]

Veröffentlichungen

  • Some Disordered Interior Geometries. Synapse Press, Philadelphia, Penn. 1981.

Literatur

  • Alexis Schwarzenbach (Hrsg.): Francesca Woodman. Scalo Publishers, Zürich 1998, ISBN 3-931141-96-9.
  • Chris Townsend: Francesca Woodman. Scattered in space and time. Phaidon Press, London 2006, ISBN 0-7148-4430-6.
  • Marco Pierini (Hrsg.): Francesca Woodman. Silvana Editoriale, Mailand 2009, ISBN 978-88-366-1490-5 (mit Ausstellungsverzeichnis und Bibliographie).
  • Gabriele Schor, Elisabeth Bronfen (Hrsg.): Francesca Woodman. Werke der Sammlung Verbund. Verlag der Buchhandlung Walther König, Köln 2014, ISBN 978-3-86335-352-0.
  • Isabella Pedicini: Francesca Woodman - The Roman years: between flesh and film. contrasto srl. Rom 2012. ISBN 978-88-6965-330-8.
  • Francesca Woodman's Notebook. Afterword by George Woodman. Silvana Editoriale, Mailand 2011.
  • Anna Tellgren (Hrsg.): Francesca Woodman: On Being an Angel. König, Köln 2015, ISBN 978-3-86335-750-4.

Einzelnachweise

  1. Isabella Pedicini: "Francesca Woodman - The Roman years: between flesh and film". contrasto srl. Rom 2012, S. 23.
  2. The Woodmans von C. Scott Willis, DVD-Video BYFJD Lorber Films 2011
  3. Anna Kohn: Mein Körper, mein Kunstwerk, Spiegel online vom 16. März 2012.
  4. "Written opinions abound, both for and against the feminist reading, the Lacanian interpretations, the categorisation of the atmospheres created by Woodman with the ,American Gothic' label, the temptation to read her work as autobiographical, her relationship with Surrealism, Woodman as a narcissist, or as the opposite of narcissism, or her challenging the idea of the photographic image as a certainty." Isabel Tejeda: Portrait of the artist as an adolescent. Francesca Woodman, strategies of the imperceptible. In: Francesca Woodman. Mailand 2009, S. 81, mit Literaturverweisen
  5. Francesca Woodman, March 16 - June 13, 2012, guggenheim.org, abgerufen am 16. März 2012.
  6. Francesca Woodman. Werke aus der SAMMLUNG VERBUND., abgerufen am 14. Februar 2014.
  7. Francesca Woodman. 3. Februar 2020, abgerufen am 7. Juli 2020 (englisch).
  8. "Simply the Other Side". In: dash of thought. 20. Juni 2020, abgerufen am 7. Juli 2020 (amerikanisches Englisch).

Weblinks