Monografie

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Als Monografie (auch Monographie; griechisch μονογραφία monographía, „Einzelschrift“) bezeichnet man im Gegensatz zum Handbuch (oder Lehrbuch) eine umfassende, in sich vollständige[1] Abhandlung über einen einzelnen Gegenstand, also ein einzelnes Werk oder ein spezielles Problem.[2] Unerheblich dabei ist die Anzahl der Autoren.

Bei völlig voneinander getrennt durch verschiedene Autoren entstandenen Kapiteln handelt es sich dagegen in der Regel um Sammelbände oder Handbücher. Von letzteren, die durchaus auch von einem einzigen Autor verfasst sein können, unterscheidet sich die Monografie formal in der Regel durch Thesenbildung und eine klare Fragestellung, weshalb man sie auch als eine Art wissenschaftlichen Aufsatz in Buchlänge bezeichnen kann. Handbücher hingegen wollen grundsätzlich den aktuellen Forschungsstand zusammenfassend darstellen, nicht über ihn hinausweisen.

Im Bibliothekswesen steht der Begriff „Monografie“ für den Gegensatz zu einem fortlaufenden Sammelwerk (Periodikum).

Abgrenzung

Die häufigste Form der Monografie ist in der Literatur die Biografie, die auch das Gesamtwerk bzw. die Bedeutung und allgemeine Bewertung eines Künstlers,[3] Schriftstellers oder einer sonstigen für die Öffentlichkeit meist bedeutenden Person behandelt.

Wissenschaft

In der Wissenschaft hat die Monografie bis heute herausragende Bedeutung. Insbesondere in den Kultur-, Sprach- und Sozialwissenschaften bilden Monografien die wichtigsten Forschungsbeiträge, da sie nicht nur neue Fragestellungen bearbeiten, sondern komplexe Themenfelder zusammenfassen. Dabei wird sehr viel Primär- und Sekundärliteratur verdichtet, weshalb Monografien – im Unterschied zu Zeitschriftenartikeln und Beiträgen in Sammelbänden – häufig noch lange nach ihrer Publikation in der Fachdiskussion Relevanz besitzen können.

Die Abgrenzung zum Handbuch ist mitunter nicht eindeutig: Sein Gegenstand ist breiter gefasst als der einer Monografie. So würde zum Beispiel ein Handbuch Die Weimarer Klassik behandeln, eine Monografie eher Die Figur des Mephisto in Goethes Faust. Das Handbuch enthält meist eine zusammenfassende Darstellung, während die wissenschaftliche Monografie sich grundsätzlich um die argumentbasierte Thesenbildung bemüht.

Bei Quellenangabe und Bibliographie in wissenschaftlichen Texten wird lediglich zwischen Monografien, Beiträgen in Sammelbänden und Fachzeitschriften sowie Internetquellen unterschieden.

Bibliothekswesen

Im Bibliothekswesen oder in der Komparatistik wird der Begriff Monografie rein formal verwendet: Er bezeichnet alle ein- oder mehrbändig erschienenen Schriften mit dem Text eines Autors bzw. einer Autorengruppe. Der Begriff wird auch für alle selbständigen und abgeschlossenen Veröffentlichungen verwendet, die ein einzelnes, begrenztes Thema behandeln.[4] Die Bezeichnung unterscheidet so von unselbstständiger Literatur wie zum Beispiel Aufsätzen in Fachzeitschriften oder Sammelwerken.

Arzneibücher

Im Arzneibuch werden im Monografieteil die Eigenschaften und Anforderungen einzelner Stoffe ausführlich behandelt. Die Monografie gliedert sich dabei in die Abschnitte Anforderungen an Eigenschaften, Identität, Reinheit und Gehalt sowie eine Sammlung von analytischen Methoden zur Bestimmung der letzten drei Größen. Jeder pharmazeutisch eingesetzte Stoff hat den Anforderungen der Arzneibuchmonografie zu entsprechen.

Siehe auch

Weblinks

Wiktionary: Monografie – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Einzelnachweise

  1. Horst Belke: Gebrauchstexte. In: Grundzüge der Literatur- und Sprachwissenschaft. Hrsg. von Heinz Ludwig Arnold, Volker Sinemus. Band 1. 2. Auflage. Dtv, München 1974, ISBN 3-423-04226-5, S. 320–341, S. 329: „geschlossen und erschöpfend“.
  2. Helmut Hiller: Wörterbuch des Buches. 4., vollständig neu bearbeitete Auflage. Klostermann, Frankfurt am Main 1980, ISBN 3-465-01384-0, S. 200.
  3. Joshua Decter: Monographie: Ein Garant für beständige Vergänglichkeit. In: Texte zur Kunst, Nr. 13, 4. Jg. (März 1994), S. 117–118.
  4. Dietmar Strauch, Margarete Rehm: Lexikon Buch – Bibliothek – Neue Medien. Walter de Gruyter, 1. Januar 2007, ISBN 978-3-11-092121-2, S. 309 ff.