Fred Siegenthaler

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Fred Siegenthaler neben einem seiner Werke 2022

Fred Siegenthaler (* 15. Mai 1935 in Obergerlafingen, heimatberechtigt in Langnau im Emmental) ist ein Schweizer Papieringenieur. Sein Werk umfasst Papier- und Objektkunst, Plastik, Reliefs, Radierungen, Mixed Media und Buchgestaltung.

Beruflicher und künstlerischer Werdegang

Fred Siegenthaler besuchte die Schulen in Obergerlafingen und Gerlafingen. Von 1954 bis 1956 ließ er sich am Oskar-von Miller-Polytechnikum (HTL) in München zum Papieringenieur ausbilden. Als Papieringenieur und Ausbilder bereiste er für das Pharma-Unternehmen Sandoz AG 125 Länder. Er lebte in Chile (1957–1959), USA (1971/1972) und Thailand (1992–1995). Zudem war er in dieser Zeit auch als Publizist für Papierhistorik tätig und entwickelte sich autodidaktisch als Künstler weiter. Er gilt als Pionier der Papierkunst in Europa. 1967 eröffnete er eine kleine Papier-Handschöpferei. Siegenthaler erhielt 1971, 1972 und 1974 ein Eidgenössisches Kunststipendium. 1983 wurde er für die „Künstlerfahne für Europa“ mit dem Hauptpreis beim Wettbewerb in Mannheim ausgezeichnet. Seit 1977 realsiert er Einzel- und Doppelausstellungen vor allem im Schweizer Raum. Einige Werke befinden sich in der Schweiz und in Deutschland in öffentlichem Besitz, beispielsweise im Leopold-Hoesch-Museum in Düren oder im Gutenberg-Museum in Mainz. Auch das Museum Bayerisches Vogtland in Hof besitzt einige wichtige Werke von ihm. Siegenthaler gründete 1986 die International Association of Paper Artists and Papermakers (IAPMA).[1] Zudem ist er Mitglied bei Visarte.

Beispiele seiner Techniken und Werke

Für eine Reihe von Malern stellte er individuelles Papier her, es enthielt beispielsweise die Unterschrift des jeweiligen Künstlers als Wasserzeichen. Dies brachte Siegenthaler in Kontakt mit international bekannten Kunstschaffenden und bildete die Grundlage für sein Buch „Künstlerbriefe“. So belohnte ihn der Maler Joan Miró 1979 mit einer Gouache auf einem Papier welches Miós Signatur als Wasserzeichen aufweist. Zum Freundeskreis Siegenthalers zählten aber auch Meret Oppenheim, Horst Antes oder Jasper Johns. Als „Entmaterialisierung“ bezeichnet Siegenthaler das Einschließen kleiner Objekte in die Papiermasse, so dass die Materialien nicht mehr unmittelbar zu sehen sind. „Repulpings“ sind Motive, die aus Bild- und Textfetzen aus der frisch geschöpften Papiermasse entstehen. Dabei wurden von Notenblättern bis hin zu Pornomagazinen die Inhalte neu arrangiert.[2] Im Jahr 2012 war in Hof der Vaterunser-Zyklus ausgestellt, das weltumfassende Gebet in verschiedenen Sprachen auf Flaggen oder landestypischem Grund.[3] Als 2018 erstmals in Deutschland Werke von Camille Pissarro und 14 seiner Nachkommen ausgestellt waren, organisierte Siegenthaler eine „stille Auktion“ bei der Werke befreundeter Künstler zugunsten des Hofer Kunstvereins versteigert wurden.[4]

Für Siegenthaler selbst ist sein mit Abstand wichtigstes Werk „Strange Papers“. Dabei handelt es sich um eine 10 kg schwere Sammlung der seltensten Papiere, weil fast alle Muster darin aus Materialien hergestellt wurden, die normalerweise nicht zur Herstellung von Papier herangezogen werden, wie z. B. aus Stahl- und Glasfasern. Seide oder Brennesselfasern. Das seltenste Muster darin besteht zwar aus einer Faser aus einer Schuppenfichte aus Tasmanien (Australien), welche nach 30 Millionen Jahren in einem luftabgeschlossenen Sumpf gefunden und teilweise zu Zellstoff verarbeitet werden konnte. Diese Unikate-Sammlung findet man nur in den weltgrößten Bibliotheken wie z. B. in der New York Public Library oder bekannten Museen und Universitäten.

Literatur

  • Fred Siegenthaler: Das Werk - The Works. Arlesheim 2009. ISBN 978-3-7247-0009-8.
  • Fred Siegenthaler: Das Werk - The Works - Neue Arbeiten aus den Jahren 2010 bis 2015. Oberkotzau 2016.
  • Fred Siegenthaler: Der kreative Kopf / A Creative Mind. Oberkotzau 2021.
  • Biographische Sammlung im Stadtarchiv Hof: 2351 Siegenthaler, Fred.

Weblinks

Commons: Fred Siegenthaler – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. https://iapma.info/
  2. Artikel der Frankenpost vom 12. Oktober 2011:Alles aus Papier
  3. Artikel der Frankenpost vom 25. Februar 2012: Vaterunser-Zyklus als Alterswerk
  4. Artikel der Frankenpost vom 2. Juni 2018: Gutes tun mit einer „stillen Auktion“