Frequentativ

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Frequentativ bzw. Frequentativum oder Iterativ bzw. Iterativum (lateinisch verbum frequentativum bzw. verbum iterativum; von lateinisch frequentia „Häufigkeit“ bzw. von iterare „wiederholen“) oder Repetitiv – bezeichnet die Aktionsart eines Verbs, die ein sich wiederholendes Einzelereignis ausdrückt.

Verba frequentativa sind v. a. in den alten Sprachen wie Latein und Altgriechisch zu finden. Im Lateinischen sind sie an dem Suffix -it erkennbar. Im Deutschen benutzt man zur Wiedergabe Adverbien wie „oft“ oder Verbalkomplexe wie „pflegen“ + „zu“-Infinitiv.

Beispiele aus dem Lateinischen:

  • vent-it-are „häufig kommen“ zu ven-ire „kommen“, Partizip Perfekt Passiv vent-um
  • fact-it-are „gewöhnlich tun“ zu fac-ere „tun, machen“, Partizip Perfekt Passiv fact-us.

Auch im Deutschen gibt es frequentative oder iterative Verben. Diese sind oft mit dem Suffix -eln oder -ern vom ursprünglichen Verb abgeleitet, wie auch die diminutiven Verben:

  • betteln: „wiederholt bitten“[1]
  • drängeln: „wiederholt drängen“
  • häkeln: „wiederholt haken“
  • klingeln: „wiederholt klingen“
  • metzeln: „wiederholt metzen (= schneiden)“[2]
  • schütteln: „wiederholt schütten“[3]
  • sticheln: „wiederholt stechen“.

Diese Bildungen entsprechen den althochdeutschen iterativen und diminutiven Verbalstammbildungen mit l-Suffix. Auch mit anderen Suffixen gebildete iterative Verben kamen zahlreich im Althochdeutschen vor. Die meisten von ihnen weisen das Suffix -azzen oder -ezzen auf, das eine besonders intensive Nuance der Iteration ausdrückt; z. B. gakkezzen (gackern, schnattern), roffezzen (rülpsen), heilazzen (heilen).[4] Manche von ihnen blieben in regionalen Dialekten erhalten.[5]

Die russische Sprache kann den Iterativ durch das Suffix -ва- [-wa-] ausdrücken, z. B.:

  • говаривать [gowariwat'] „zu sagen pflegen“.

Im Spanischen durch die Form „volver a“ plus Infinitiv wiedergegeben:

  • María volvió a leer el libro. „Maria las wieder das Buch.“

Literatur

Einzelnachweise

  1. Frequentatīvum. In: Universal-Lexikon der Gegenwart und Vergangenheit. 4., umgearb. und stark vermehrte Auflage, Band 6: Europa–Gascogne, Eigenverlag, Altenburg 1858, S. 703.
  2. Johann Christoph Adelung: Metzeln. In: Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart. 2. Auflage. Johann Gottlob Immanuel Breitkopf und Compagnie, Leipzig 1793 (zeno.org).
  3. In der alten Grundbedeutung von „schütten“ = „hin- und herbewegen“. schütten. In: Jacob Grimm, Wilhelm Grimm (Hrsg.): Deutsches Wörterbuch. Band 15: Schiefeln–Seele – (IX). S. Hirzel, Leipzig 1899 (woerterbuchnetz.de).
  4. Gerhard Köbler: Taschenbuch des althochdeutschen Sprachschatzes. Verlag Schöningh, 1994, S. XLIX.
  5. Im Bairischen sind solche z. B. kagetzen (heiser sprechen), schliefetzen (auf dem Eis rutschen, zu slifan schleifen), rofetzen (aufstoßen, rülpsen), naffetzen (einnicken).