Friedrich Ludwig VII. von Rochow

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Grab des Friedrich Ludwig VII. von Rochow im Gutspark in Krahne

Friedrich Ludwig VII.,[1] (genannt Fritz) von Rochow; * 1. September 1858 auf Gut Plessow bei Werder/Havel, Mark Brandenburg; † 12. September 1914 in Klein Schwentischken[2] (Ostpreußen), war Ritterschaftsrat, Kgl. Preuß. Regierungsreferendar, Rittmeister d. R. und Gutsbesitzer.

Leben

Friedrich Ludwig war der dritte Sohn des Hans Wilhelm (III.) von Rochow (1824–1891), Gutsherr auf Plessow und Stülpe sowie Domherr von Brandenburg, und dessen Ehefrau Emmy von Gundlach (1830–1879) aus der Linie Möllenhagen (Mecklenburg).[3] Nach dem Abitur[4] auf der Ritterakademie Brandenburg studierte er Jura an den Universitäten Halle und Leipzig[5] und hatte dann eine Referendarstelle[6] bei der Regierung (Regierungspräsidium) in Merseburg. Nach dem Tod des Vaters 1891 übernahm er Plessow. Von Rochow wohnte mit seiner Familie in Potsdam,[7] als er Ritterschaftsrat bei der Kur- und Neumärkischen Ritterschaftsdirektion in Berlin war.

In Plessow hielt man sich wohl überwiegend an den Wochenenden auf. Um die Besitzungen kümmerten sich Verwalter und angestellte Förster.[8] Die landwirtschaftlichen Flächen waren an einen Landwirt in der Nachbarschaft verpachtet. Für die Plessower Rochows pekuniär wichtiger waren die südlicher gelegenen Forste um Ferch-Kammerode-Resau. Fritz von Rochow, er selbst galt als wirtschaftlich gut situiert,[9] war hauptberuflich von 1901 bis 1911 Ritterschaftsrat. Ihm unterstand das 5. Departement, zuständig für die Kreise Beeskow-Storkow, Jüterbog-Luckenwalde, Teltow und Zauch-Belzig mit Ziesar, bei der Mittelmärkischen Ritterschaftsdirektion.[10] Dienstsitz des Kreditinstituts war in Berlin-Mitte, Mohrenstraße 66. Er war in dieser Wahlfunktion u. a. verantwortlich für die Kreditvergabe, je nach bereits vorher festgelegter Bonität der Böden der Rittergüter und weiterer monetärer Prämissen. Sein Faible fürs Finanzwesen zeigte sich ebenso in der Mitgliedschaft der Vereinigung der Wirtschafts- und Steuerreformer,[11] sowie in seiner Eigenschaft als Schatzmeister des von Rochowschen Familienverbandes.[12] Diese Funktion hatte er auch noch kurzzeitig beim Verein der ehemaligen Zöglinge der Ritterakademie inne.

Familie

Fritz von Rochow heiratete am 28. September 1884 im anhaltischen[13] Hohenerxleben Lisette, die zweite Tochter des dortigen Gutsbesitzers, Schloßhauptmann Anton von Krosigk und der Ernestine, geborene von Veltheim-Destedt. Aus der Ehe der Rochows ging die Tochter Emmy (1885–1973) hervor, die 1905 Wolfgang von Schierstädt (1870–1933) ehelichte (fünf Kinder, ein Sohn tot 1945 im KZ Sachsenhausen).[14] Schierstädt war Gutsbesitzer auf Dahlen[15] im Hohen Fläming und Teilhaber vom Gut Groß Machnow im Kreis Teltow.[16]

Neben der Gutsherrschaft Plessow, die ein unteilbares und nur in der männlichen Linie weitervererbbares gestiftetes Fideikommiss war, gehörten Fritz von Rochow die allodialen Güter Krahne und Rotscherlinde südlich von Brandenburg an der Havel. Diese Nebengüter gehörten früher ursprünglich der Rochowschen Familienlinie Reckahn und kamen nach altem Lehnsrecht und im Erbausgleich zur Linie Plessow.[17]

Krahne und Rotscherlinde erbte später seine Tochter Emmy. In Krahne wurde Fritz von Rochow nach dem Tod an der Front auch auf Wunsch der Familie beerdigt. Im Brandenburger Dom steht Fritz von Rochow auf einer Steinehrentafel[18] als Gefallener des Ersten Weltkriegs erfasst, hier gestiftet vom Verein der ehemaligen Zöglinge der Ritterakademie,[19] dem Internat und Schule benachbart vom altehrwürdigen Dom. Den Fideikommiss Plessow erbte und betreute bis 1945 sein Neffe Hans Wichard von Rochow-Stülpe. Rochows Witwe Lisette[20] wohnte weiter in Potsdam,[21] galt als liberal eingestellt der Bekennenden Kirche nahe, und wurde 1952 auf dem Waldfriedhof Kleinmachnow bestattet.

Literatur

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Adolf Friedrich August von Rochow: Nachrichten zur Geschichte des Geschlechts derer von Rochow und ihrer Besitzungen. In: Adolf Friedrich August von Rochow (Hrsg.): Familienchronik. Ernst und Korn, Berlin 1861, S. 205 (hab.de [abgerufen am 21. März 2021]).
  2. Otto von Schwerin: Brandenburgisches Kürassier-Regiment Nr. 6 nach den amtlichen Kriegstagebücher. In: Ehemals preußische Truppenteile in Erinnerungsblätter deutscher Regimente. Band 62. Stalling, Oldenburg 1922, S. 13 (dnb.de [abgerufen am 7. Mai 2021]).
  3. Gothaisches Genealogisches Taschenbuch der Adeligen Häuser. In: Genealogie. 6. Jg. Auflage. Justus Perthes, Gotha 1905, S. 705 (uni-duesseldorf.de [abgerufen am 10. April 2021]).
  4. Ernst Köpke: Bericht über das Schuljahr von Ostern 1879 bis Ostern 1880. Hrsg.: Ritter-Akademie zu Brandenburg. 1880. Auflage. Nr. 58. Gustav Matthes, Brandenburg an der Havel, S. 12 (uni-duesseldorf.de [abgerufen am 13. April 2021]).
  5. Jens Blecher, Gerald Wiemers: Die Matrikel der Universität Leipzig: Die Jahre 1876 bis 1884. Verlag und Datenbank für Geisteswissenschaften, Leipzig 2009, S. 602 (google.de).
  6. Wer ist Wer? Das Deutsche Who ist Who. Hermann A. L. Degener, Leipzig 1905, S. 702 (google.de).
  7. Adressbuch der Königl. Residenzstadt Potsdam. In: Adressbuch. 49. Auflage. Druck und Verlag A. W. Hayn’s Erben (Curt Gruber), Potsdam 1912, S. I. 226 (kobv.de [abgerufen am 21. März 2021]).
  8. Niekammer’s Güter-Adressbuch der Provinz Brandenburg. In: Niekammer (Hrsg.): Adressbuch. Band VII.. Niekammer, Stettin 1907, S. 119 (martin-opitz-bibliothek.de [abgerufen am 10. April 2021]).
  9. Albert Johannesson (Hrsg.): Deutsches Millionär-Adressbuch. v. Rochow, Fritz. Rbs. Plessow b. Werder a. H. Alb. Johannesson (Inh. Paul Grund). Selbstverlag des Ersten Berliner Reclame-Bureau, Centralstelle für die Verbreitung von Drucksachen, Berlin 1894, S. 159 (uni-duesseldorf.de [abgerufen am 2. Mai 2022]).
  10. Ministerium für Landwirtschaft usw. In: Berliner Adreßbuch, 1911, Teil 2, S. 92.
  11. Bericht über die Verhandlungen der XVIII. Generalversammlung der Vereinigung der Steuer=und Wirtschaftsprüfer. Verlag des Bureaus der Steuer-und Wirtschaftsreformer, Berlin 1893, S. 204 (Textarchiv – Internet Archive).
  12. Wichard von Rochow, Fritz von Rochow: Protokoll Familientag 1904 Berlin-Hotel Kaiserhof. In: Herrschaftliches Gutsarchiv von Rochow-Stülpe-Plessow. 37 Stülpe-Plessow Film 66; Gründung des von Rochow’schen Geschlechtsverbandes und Durchführung von Familientagen; 1884-1906 (Akte), BLHA, Rep. 37 Stülpe-Plessow Film 66. Berlin 1904, S. 1–4 (brandenburg.de [abgerufen am 12. Mai 2021]).
  13. Anhaltische Landschaft e. V.
  14. Günter Morsch: Totenbuch des KZ Sachsenhausen 1936-1945. Hrsg.: Stiftung Brandenburgische Gedenkstätten. Gedenkstätte und Museum Sachsenhausen, Oranienburg 2014, S. Hermann von Schierstädt (stiftung-bg.de [abgerufen am 10. April 2021]).
  15. Niekammers Landwirtschaftliches Güteradressbuch Provinz Sachsen. In: Oskar Köhler (Hrsg.): Adressbuch. Band V.. Reichenbach, Leipzig 1922, S. 24 f. (slub-dresden.de [abgerufen am 10. April 2021]).
  16. Niekammers Landwirtschaftliches Güteradressbücher Provinz Brandenburg. In: Oskar Köhler (Hrsg.): Adressbuch. Band VII.. Reichenbach, Leipzig 1923, S. 81 (martin-opitz-bibliothek.de [abgerufen am 10. April 2021]).
  17. Adolf Friedrich August von Rochow: Nachrichten zur Geschichte derer von Rochow und ihrer Besitzungen. In: Adolf Friedrich August von Rochow (Hrsg.): Familienchronik. Ernst und Korn, Berlin 1861, S. 173 (hab.de [abgerufen am 21. März 2021]).
  18. 16. Jahrhundert und die Reformation in Brandenburg an der Havel. In: Stadtmuseum Brandenburg (Hrsg.): Übersicht. Gedenktafeln. Stadtmuseum Brandenburg, Brandenburg an der Havel 2021, S. 1 (stadtmuseum-brandenburg.de [abgerufen am 10. April 2021]).
  19. Uwe Czubatynski: Berichte und Forschungen aus dem Domstift Brandenburg. Hrsg.: Uwe Czubatynski. Band 4. Traugott Bautz, 2011, ISSN 1867-9188, S. 101–148 (d-nb.info).
  20. Siegfried Rösch: Goethes Verwandtschaft. Versuch einer Gesamtverwandtschaftstafel mit Gedanken zu deren Theorie. Degener & Co Neustadt an der Aisch, 1956, S. 254 (google.de).
  21. Adreß-Buch der Stadt Potsdam, Nowawes und Werder 1936/37. A. W. Hayn’s Erben, Potsdam 1936, S. 107 (genealogy.net [abgerufen am 12. April 2021]).