Friedrich Ostendorf
Friedrich Ostendorf (* 17. Oktober 1871 in Lippstadt; † 17. März 1915 bei Arras gefallen) war ein deutscher Architekt und Architekturtheoretiker.
Leben
Friedrich Ostendorf kam 1871 als Sohn des Lehrers Julius Ostendorf im westfälischen Lippstadt zur Welt. Er lebte von 1872 bis 1877 in Düsseldorf, wo sein Vater die Realschule an der Klosterstraße – die spätere „Hindenburgschule“ – leitete. Nach dem Tod des Vaters kehrte Friedrich Ostendorf nach Lippstadt zurück und besuchte von 1881 bis 1890 die dortige Realschule I. Ordnung. Anschließend studierte er Architektur, zunächst ab 1890 an der Technischen Hochschule Stuttgart, wo er sich 1890 der Stuttgarter Burschenschaft Ghibellinia anschloss.[1] Er setzte im Anschluss daran seine Studien an der Technischen Hochschule Hannover und schließlich von 1893 bis 1895 an der Technischen Hochschule Charlottenburg bei Carl Schäfer fort. Ostendorf arbeitete als Regierungsbauführer (Referendar) in der staatlichen Hochbauverwaltung, bis er 1899 das 2. Staatsexamen ablegte. Mit seiner Abschlussarbeit errang der den Schinkelpreis, der ihm eine ausgedehnte Studienreise ermöglichte. Im Anschluss daran arbeitete er zunächst selbstständig.
Im Jahre 1904 wurde er als Professor für mittelalterliche Baukunst an die neu gegründete Technische Hochschule Danzig berufen, wo er bis 1907 blieb. 1907 nahm er einen Ruf an die Technische Hochschule Karlsruhe als Nachfolger seines Lehrers Carl Schäfer an und lehrte dort bis 1914 Entwerfen, Baugeschichte und Gartenbau. Außerdem arbeitete er auch ab 1908 als technischer Referent für Bausachen im badischen Finanzministerium. Oberbaurat Friedrich Ostendorf fiel mit 43 Jahren als Leutnant d. R. und Kompanieführer im 1. Badischen Leib-Grenadier-Regiment Nr. 109 an der Westfront bei den Kämpfen um die Loretto-Höhe. Er wurde zunächst auf dem Kriegerfriedhof in Lens begraben.[2] Zwei Wochen später wurde der Leichnam nach Karlsruhe überführt, um ihn auf dem Hauptfriedhof Karlsruhe beizusetzen.[2] Ostendorf war Vater von fünf Kindern.[2]
Entwürfe und Bauten
- 1898: Villa der Familie Ostendorf in Lippstadt (abgerissen)
- 1901–1902: Wettbewerbsentwurf für das Neue Rathaus in Dresden (nach anderem Entwurf ausgeführt)
- 1907: Mitplanung der Gartenstadt Karlsruhe in Rüppurr
- 1910: Karlsruhe, Staatsschuldenverwaltung (heute Regierungspräsidium)
- 1910: Wettbewerbsentwurf für ein Bismarck-Nationaldenkmal auf der Elisenhöhe bei Bingerbrück (nicht prämiert)[3]
- 1910–1913: Villa Krehl in Heidelberg (Kulturdenkmal von besonderer Bedeutung)[4]
- 1912: Haupteingang des Friedhofs in Lippstadt
- 1912–1913: Eigenes Wohnhaus in der Karlsruher Weststadt, Weberstraße 5 (Kulturdenkmal von besonderer Bedeutung)[5]
- 1914–1915: Kreishaus in Lippstadt (1972 abgerissen)
- Doppelhaus Schwemann / Kisker in Lippstadt (abgerissen)
Schriften
- Sechs Bücher vom Bauen. (Von den geplanten sechs Bänden sind nur drei Bände und ein Supplementband erschienen:)
- Bd. 1: Theorie des architektonischen Entwerfens. (pdf 10 MB, Silesian University of Technology Digital Library). Berlin 1914.
- Bd. 2: Die äußere Erscheinung der einräumigen Bauten. (pdf 12 MB, Silesian University of Technology Digital Library). Berlin 1914.
- Bd. 3: Die äußere Erscheinung der mehrräumigen Bauten, bearbeitet von Sackur, Berlin 1920. (Online UB Weimar).
- Supplementband: Haus und Garten. Berlin 1914.
- Die Geschichte des Dachwerks erläutert an einer großen Anzahl mustergültiger alter Konstruktionen. Leipzig 1908. (Online UB Heidelberg). (Mehrere Reprints).
- Die Entstehung der gotischen Kunst. In: Zeitschrift für Bauwesen, Jg. 63, 1913, Sp. 217–236 (Digitalisat der Zentral- und Landesbibliothek Berlin) und Sp. 393–416 (Digitalisat).
- Die Zisterzienserklöster Deutschlands. In: Zeitschrift für Bauwesen, Jg. 64, 1914, Sp. 453–472 (Digitalisat der Zentral- und Landesbibliothek Berlin) und Sp. 675–700 (Digitalisat).
- Die deutsche Baukunst im Mittelalter: Bd. 1. Aufnahme und Differenzierung der Bautypen. Berlin 1922. Aus dem Nachlass erschienen.
Ehrungen
- Ehrendoktorwürde der Technischen Hochschule Danzig als Dr.-Ing. E. h.[6]
- In Karlsruhe-Rüppurr sind der Ostendorfplatz[7] und die Ostendorfstraße nach Friedrich Ostendorf benannt.
Literatur
- Friedrich Ostendorf. In: Julius Posener: Berlin auf dem Weg zu einer neuen Architektur. Das Zeitalter Wilhelms II. Prestel, München 1979/1995, ISBN 978-3-7913-1476-1, S. 175–188.
- Werner Oechslin: „Entwerfen heißt, die einfachste Erscheinungsform zu finden“. Mißverständnisse zum Zeitlosen, Historischen, Modernen und Klassischen bei Friedrich Ostendorf. In: Werner Oechslin: Moderne entwerfen. Architektur und Kulturgeschichte. DuMont, Köln 1999, ISBN 978-3-7701-4818-9.
- Werner Oechslin: Ostendorf, Friedrich. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 19, Duncker & Humblot, Berlin 1999, ISBN 3-428-00200-8, S. 614 f. (Digitalisat).
- Günter Mader: Die Gärten von Friedrich Ostendorf. In: Gartenkunst des 20. Jahrhunderts. Garten und Landschaftsarchitektur in Deutschland. Deutsche Verlagsanstalt, Stuttgart 1999, ISBN 978-3-421-03200-3, S. 37–39.
- Julia Hauch: Friedrich Ostendorf (1871–1915). Architektonisches Werk, architekturgeschichtliche und theoretische Schriften. Dissertation, Mainz 1995.
- Südwestdeutsches Archiv für Architektur und Ingenieurbau (Hrsg.): Friedrich Ostendorf. Bauten und Schriften. Karlsruhe 2010, ISBN 978-3-99014-011-6. (Ergebnisse einer Tagung 2009.)
- Hansmartin Schwarzmaier: Zum Gedenken an Friedrich Ostendorf. In: Blick in die Geschichte Nr. 107 vom 19. Juni 2015. (archivierte Version)
Weblinks
- Literatur von und über Friedrich Ostendorf im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Werke von und über Friedrich Ostendorf in der Deutschen Digitalen Bibliothek
- Friedrich Ostendorf im Stadtlexikon Karlsruhe
- Friedrich Ostendorf im Südwestdeutschen Archiv für Architektur und Ingenieurbau
Einzelnachweise
- ↑ Helge Dvorak: Biographisches Lexikon der Deutschen Burschenschaft. Band II: Künstler. Winter, Heidelberg 2018, ISBN 978-3-8253-6813-5, S. 531–532.
- ↑ a b c Hansmartin Schwarzmaier: Zum Gedenken an Friedrich Ostendorf. In: Blick in die Geschichte, Nr. 107 vom 19. Juni 2015, S. 3.
- ↑ Max Schmid (Hrsg.): Hundert Entwürfe aus dem Wettbewerb für das Bismarck-National-Denkmal auf der Elisenhöhe bei Bingerbrück-Bingen. Düsseldorfer Verlagsanstalt, Düsseldorf 1911. (n. pag.)
- ↑ Clemens Kieser: Kunstwerk und Schaustück – Friedrich Ostendorfs Villa Krehl in Heidelberg-Handschuhsheim. In: Südwestdeutsches Archiv für Architektur und Ingenieurbau (Hrsg.): Friedrich Ostendorf. Bauten und Schriften. Karlsruhe 2010, ISBN 978-3-99014-011-6, S. 45.
- ↑ Villa Ostendorf. In: Datenbank der Kulturdenkmale. Stadt Karlsruhe, abgerufen am 17. August 2022.
- ↑ Friedrich Ostendorf im Stadtwiki Karlsruhe
- ↑ Ostendorfplatz im Stadtlexikon Karlsruhe
Personendaten | |
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NAME | Ostendorf, Friedrich |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher Architekt, Architekturtheoretiker und Hochschullehrer |
GEBURTSDATUM | 17. Oktober 1871 |
GEBURTSORT | Lippstadt |
STERBEDATUM | 17. März 1915 |
STERBEORT | Arras |