Frohnau (Annaberg-Buchholz)

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Frohnau
Koordinaten: 50° 34′ 53″ N, 12° 59′ 21″ O
Höhe: 560 m
Fläche: 5,05 km²
Einwohner: 936 (30. Jun. 2011)
Bevölkerungsdichte: 185 Einwohner/km²
Eingemeindung: 1. Januar 1996
Postleitzahl: 09456
Vorwahl: 03733
Frohnau (Sachsen)

Lage von Frohnau in Sachsen

Frohnau ist ein Ortsteil der sächsischen Kreisstadt Annaberg-Buchholz im Erzgebirgskreis. Die Silberfunde am Schreckenberg führten 1496 zur Gründung der benachbarten Bergstadt Annaberg. Das Dorf Frohnau ist vor allem durch das Technische Museum Frohnauer Hammer und das Besucherbergwerk Markus-Röhling-Stolln bekannt. Das Bergbaugebiet um Frohnau ist seit 2019 Teil des UNESCO-Welterbes Montanregion Erzgebirge/Krušnohoří.

Geografie

Lage

Blick aus der Ortslage Frohnau nach Annaberg
Blick auf die Schreckenbergruine

Das Waldhufendorf Frohnau befindet sich etwa einen Kilometer westlich des Stadtzentrums von Annaberg. Die untere Ortslage befindet sich im Tal der Sehma an der Staatsstraße S261. Das Dorf zieht sich an einer steilen Dorfstraße in westlicher Richtung bis auf die Höhen des Schreckenbergs.

Nachbarorte

Tannenberg Schönfeld
Dörfel Kompassrose, die auf Nachbargemeinden zeigt Annaberg
Schlettau Buchholz

Geschichte

Technisches Museum Frohnauer Hammer – Ansicht der Schmiede von außen
Innenansicht der Schmiede
Huthaus, Bergschmiede und Pferdegöpel der ehemaligen Fundgrube Markus-Röhling-Stolln
Besucherbergwerk Markus-Röhling-Stolln

Obwohl das Dorf sicher älter ist, datiert der älteste bekannte urkundliche Nachweis für Frohnau vom Martinstag 1397, als Heinrich I., Burggraf von Meißen, den Richter Paul Richter zu Rückerswalde mit einem Waldstück belehnte, das von einem Weg durchschnitten war, „der da gehet von Geyersdorff bis ghen Fronaw“. Laut einer Urkunde aus dem Jahr 1411 gehörte Frohnau nebst Kleinrückerswalde, Geyersdorf, Dörfel und Tannenberg zur Herrschaft Pöhlberg. Der Ortsname wurde 1911 von Leo Bönhoff als Zusammensetzung der mitteldeutschen Wörter Fron und awe, also einer herrschaftlichen Aue gedeutet. Eine weitere Möglichkeit der Herleitung des Ortsnamens besteht in der Auslegung der „Frohne“ als „Herrenwald“, was eine historische Bezeichnung für den Sauwald sein könnte.[1]

Nachdem – der Legende nach durch Caspar Nietzel – im Oktober 1491 am Schreckenberg ein Silbergang gefunden wurde, setzte ein Berggeschrey ein. Bereits 1493 wurde eine erste Bergordnung am Schreckenberg, unter dem Einfluss des Bergamtes in Geyer, erlassen. Letztlich führten die Silberfunde 1496 zur Gründung der „Neuen Stadt am Schreckenberg“, die wenig später den Namen St. Annaberg erhielt; die Gründungsversammlung wurde in der Mühle in Frohnau abgehalten.[1] Ob damit die untere Mühle, die sogenannte Herrenmühle, oder die obere Mühle auf dem Standort des Frohnauer Hammers gemeint ist, ist bei den Annaberger Heimatforschern umstritten und nicht endgültig nachweisbar.[2] 1498 erhielt die junge Bergstadt das Recht zur Prägung von Münzen der Wettiner. Die Mühle wurde deshalb im gleichen Jahr um eine Münzstätte erweitert, in welcher die als Schreckenberger bzw. Engelsgroschen bekannte Silbermünze geprägt wurde. Die Münzstätte wurde aber bereits 1502 nach Annaberg verlegt. Frohnau war ursprünglich nach Kleinrückerswalde gepfarrt, wurde aber nach Erbauung der St. Annen-Kirche in Annaberg dorthin gewiesen, wohin das Dorf noch heute kirchlich einbezirkt ist.

In der Folge war das ursprüngliche Bauerndorf Frohnau, das eine Feldflur von 8¾ Hufen umfasste, erheblich vom Bergbau geprägt. Davon zeugt die hohe Anzahl an Häuslern bereits im 16. Jahrhundert, die zum Großteil dem Berufsstand der Bergleute bzw. verwandten Professionen wie Zimmermännern oder Bergschmieden angehörten. Die erhaltenen Berggebäude und Haldenzüge in der Flur zeugen von dem vergangenen Glanz des Bergbaus in Frohnau. Als bedeutendste Grubengebäude zu Anfang des 19. Jahrhunderts nennt Albert Schiffner Markus Röhling, König David, die Galliläische Wirthschaft, den Jung-Andreas-Stolln, Kippenhain mit Zehntausendritter, Bierschnabel und Bäuerin.

Als Sachzeuge der einst regen Bergbautätigkeit vor Ort kann das Besucherbergwerk Markus-Röhling-Stolln befahren werden. An ehemaligen Grubengebäuden der Fundgrube sind das Huthaus und die Bergschmiede erhalten. Der einstige Pferdegöpel wurde im Jahr 2000 nachgebaut.[3] Der von 1657 bis 1904 als Zain-, Zeug- und Waffenhammer genutzte Frohnauer Hammer ist einer der bedeutendsten Sachzeugen der protoindustriellen Entwicklung im Erzgebirge. Er ist einer von nur drei erhaltenen der ehemals mehr als hundert Eisenhammerwerke des Erzgebirges. Er ist das erste als Technisches Denkmal ausgewiesene Objekt in Sachsen und wurde bisher von über 8 Millionen Besuchern besichtigt. Der Frohnauer Rundweg verbindet auf etwa 10 km Länge verschiedene bergbauliche Objekte und Aussichtspunkte als Bergbaulehrpfad.

Frohnau wurde zum 1. Januar 1996 in die benachbarte Kreisstadt Annaberg-Buchholz eingemeindet.[4]

Entwicklung der Einwohnerzahl

Jahr Einwohnerzahl[5]
1547 16 besessene Mann, 75 Gärtner, 3 Inwohner
1764 19 besessene Mann, 6 Gärtner, 23 Häusler
1834 496
1871 1220
Jahr Einwohnerzahl
1890 1996
1925 1739
1939 1610
1946 1632
Jahr Einwohnerzahl
1950 1872
1964 1609
1990 1277
1995 1178
2011 936

Söhne und Töchter der Stadt

  • Ilse Dietze (* 1920), ehemalige Abgeordnete der Volkskammer der DDR (CDU)
  • Volker Bräutigam (* 1939), Komponist, Kirchenmusiker und Hochschullehrer

Literatur

  • Frohnau. In: August Schumann: Vollständiges Staats-, Post- und Zeitungslexikon von Sachsen. 3. Band. Schumann, Zwickau 1816, S. 11–13.
  • Frohnau. In: August Schumann: Vollständiges Staats-, Post- und Zeitungslexikon von Sachsen. 15. Band. Schumann, Zwickau 1828, S. 965–967.
  • Bernd Lahl: Frohnau an der Silberstraße. (Hg. Gemeindeverwaltung Frohnau) Kugler: Freiberg, ca. 1992.
  • Lothar Klapper: 600 Jahre Frohnau. Streifzüge durch die Geschichte des oberen Erzgebirges, Heft 8, 1997.
  • Lothar Klapper: Die Frohnauer Schule im Wandel der Zeiten. Streifzüge durch die Geschichte des oberen Erzgebirges, Heft 76, 2009.
  • Olaf Senger: Allgemeiner Turnverein 1866 Frohnau e.V. Geschichte seines 140-jährigen Bestehens. 2006 (erzgebirgsturner.de [PDF; abgerufen am 17. August 2011]).
  • Richard Steche: Frohnau. In: Beschreibende Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler des Königreichs Sachsen. 4. Heft: Amtshauptmannschaft Annaberg. C. C. Meinhold, Dresden 1885, S. 71.

Weblinks

Commons: Frohnau – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. a b Lothar Klapper: 600 Jahre Frohnau. Streifzüge durch die Geschichte des oberen Erzgebirges, Heft 8, 1997
  2. Lothar Klapper: Offene Fragen zur Geschichte des Frohnauer Hammers. Streifzüge durch die Geschichte des oberen Erzgebirges, Heft 56, 2002
  3. Bergschmiede und Pferdegöpel am Markus Röhling Treibeschacht – Informationen auf einer privaten Website, abgerufen am 31. Juli 2021
  4. StBA: Änderungen bei den Gemeinden Deutschlands, siehe 1996
  5. Vgl. Frohnau im Digitalen Historischen Ortsverzeichnis von Sachsen