Gangster in Key Largo

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Film
Deutscher Titel Gangster in Key Largo
Originaltitel Key Largo
Produktionsland Vereinigte Staaten
Originalsprache Englisch
Erscheinungsjahr 1948
Länge 100 Minuten
Altersfreigabe FSK 16
Stab
Regie John Huston
Drehbuch Richard Brooks,
John Huston
Produktion Jerry Wald für
Warner Brothers
Musik Max Steiner
Kamera Karl Freund
Schnitt Rudi Fehr
Besetzung
Synchronisation

Gangster in Key Largo (Alternativtitel: Hafen des Lasters, Original: Key Largo) ist ein in Schwarzweiß gedrehter US-amerikanischer Film noir aus dem Jahr 1948 von John Huston mit Humphrey Bogart, Lauren Bacall und Edward G. Robinson in den Hauptrollen. Das Drehbuch basiert auf dem Theaterstück Key Largo (1939) von Maxwell Anderson.

Ein desillusionierter Veteran des Zweiten Weltkrieges sucht die junge Witwe und den Vater eines Gefallenen aus seiner Einheit auf, die ein Hotel in Key Largo, Florida, betreiben. Dort hat sich der einstige Gangsterboss Johnny Rocco eingemietet. Während eines Hurrikans kommt es zur Konfrontation zwischen Rocco und den anderen Bewohnern des Hotels.

Handlung

Nach Ende des Zweiten Weltkrieges besucht der entlassene US-Offizier Frank McCloud James und Nora Temple, den Vater und die junge Witwe eines gefallenen Soldaten aus seiner Einheit. Nora und ihr Schwiegervater betreiben ein Hotel auf der Florida vorgelagerten Insel Key Largo. Das Hotel wurde von einer Gruppe von Gästen in Beschlag genommen, die sich als der ehemalige Gangsterboss Johnny Rocco und seine Handlanger entpuppen.

Rocco wartet auf das Eintreffen des „Geschäftspartners“ Ziggy, um anschließend nach Kuba zurückzukehren, da er vor Jahren als „unerwünschte Person“ aus den USA ausgewiesen wurde. Trotzdem plant er, erneut in den USA eine Organisation wie vor dem Weltkrieg aufzubauen. Während ein Hurrikan aufzieht, schikaniert Rocco sowohl die Temples und McCloud als auch seine eigene alkoholkranke Geliebte Gaye, und erschießt einen Hilfssheriff, der auf der Suche nach zwei aus dem Gefängnis ausgebrochenen Indianern war. Nach Ende des Sturmes trifft der Geschäftspartner Ziggy, der Falschgeld von Rocco abkauft.

Da Roccos Skipper mit seinem Boot wegen des Sturmes davongefahren ist, zwingt Rocco McCloud, ihn und seine Begleiter mit einem Boot zurück nach Kuba zu bringen. McCloud willigt ein, obwohl er weiß, dass Rocco ihn nach der Ankunft wird beseitigen wollen. Während der Überfahrt kommt es zu einem von McCloud absichtlich angezettelten Schusswechsel, bei dem alle Gangster ums Leben kommen. McCloud kehrt verletzt nach Key Largo zurück, wo Nora ihn sehnsüchtig erwartet.

Hintergrund

Vorlage und Verfilmung

In Maxwell Andersons in Versen verfasster Vorlage ist die Hauptperson King McCloud ein Veteran des Spanischen Bürgerkrieges, der um den Preis des Verrats an seinen Kameraden überlebt. Er sucht die Hinterbliebenen eines Gefallenen auf, um diese um Vergebung zu bitten, sieht im Kampf gegen eine Bande mexikanischer Banditen seine Chance, sich zu rehabilitieren, und kommt dabei ums Leben. Huston und sein Co-Autor Richard Brooks verlegten den Handlungszeitraum auf die Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg und bedienten sich für den geänderten Schluss bei Ernest Hemingways Erzählung Haben und Nichthaben, die zwar bereits 1944 verfilmt worden war, aber auf die finale Schießerei des Buchs verzichtet hatte.

Produktion und Erstaufführung

Gangster in Key Largo wurde zwischen Dezember 1947 und März 1948 in den Studios der Produktionsfirma Warner Brothers gedreht, einige wenige Außenaufnahmen entstanden vor Ort in Florida, am Hotel- und Bargebäude Caribbean Club.[1][2][3] Am 16. Juli 1948 wurde der Film in den USA uraufgeführt. In der Bundesrepublik Deutschland startete er am 6. April 1950 unter dem Titel Hafen des Lasters; dieser wurde später in Gangster in Key Largo geändert.[2][4] Die FSK verweigerte ursprünglich die Jugendfreigabe mit der Begründung, die „Phantasie Jugendlicher wird überreizt, und es ergibt sich eine abträgliche Wirkung, zumal positive Gegenwerte fehlen.“[5]

Themen

Huston und Brooks legten die Figur des Frank McCloud als desillusionierten Idealisten an, der seine Hoffnung auf Frieden zerstört sah. Der Film sollte die dahinschwindenden Hoffnungen und den Idealismus der Roosevelt-Ära thematisieren und die auf sie folgende soziale Apathie, die sich die wiedererstarkende Unterwelt zunutze machte.[6][1] Der britische Filmkritiker Peter Ericsson sah in Key Largo einen Kommentar auf „das Chaos und die Ziellosigkeit der Nachkriegszeit“ und die „Korruption in der amerikanischen Politik“, und für James Naremore betonte der Film sogar „die Affinität zwischen dem klassischen Hollywood-Gangster (Edward G. Robinson) und den Nazi-Diktatoren“.[7][8]

Wegen Einwänden der amerikanischen Zensurbehörde mussten Anspielungen auf Roccos Beteiligung an Prostitution und Drogenhandel getilgt werden, mit dem Ergebnis, so Brian Neve in Film and Politics in America, dass Roccos Präsenz von der Machtfigur der aktuellen Nachkriegsära auf eine der Vergangenheit reduziert wurde.[6] Georg Seeßlen: „Der Edward G. Robinson-Gangster, der hier eine Wiedergeburt erfährt, erscheint wie die Summe aller Gangsterrollen, die der Schauspieler verkörpert hat […] Insbesondere mit Ingrimm erfüllt ihn die Tatsache, daß man ihn nach so langer Zeit seiner ‚Arbeit‘ seines Landes verwiesen hat, als wäre er ‚ein schmutziger Kommunist‘: ‚Little Caesar‘, der nach dem Krieg darüber empört ist, daß sich die Gesellschaft so undankbar den Gangstern gegenüber erweist […]“[9]

Genrezugehörigkeit

Gangster in Key Largo wird von Filmhistorikern vereinzelt, aber nicht einstimmig dem Film noir zugerechnet: Während Alain Silver und Elizabeth Ward ihn in ihrer Enzyklopädie Film Noir zum „Noir-Universum“ zählen, bezeichnen ihn Foster Hirsch und Bruce Crowther als nur „marginal“ dem Noir-Kanon zugehörig.[10][11][12] Spencer Selby wertet den Film als „Grenzgänger“.[13]

Synchronisation

Es gibt zwei deutsche Synchronfassungen des Filmes[14], wobei heute ausschließlich die zweite aus dem Jahre 1970 ausgestrahlt wird. Diese entstand für die ARD nach einem Dialogbuch von Wolfgang Schick, der auch die Dialogregie übernahm.

Rolle Schauspieler Dt. Synchronstimme (1970)
Major Frank McCloud Humphrey Bogart Arnold Marquis
Johnny Rocco Edward G. Robinson Günter Strack
Nora Temple Lauren Bacall Karin Kernke
James Temple Lionel Barrymore Erik Jelde
Gaye Dawn Claire Trevor Margot Leonard
Richard „Curly“ Hoff Thomas Gomez Kurt E. Ludwig
Edward „Toots“ Bass Harry Lewis Herbert Bötticher
Angel García Dan Seymour Gernot Duda
Ralph Feeney William Haade Harry Kalenberg
Hilfssheriff Clyde Sawyer John Rodney Hans-Michael Rehberg
Sheriff Ben Wade Monte Blue Heinz Engelmann
Ziggy Marc Lawrence Erich Ebert

Kritik

„Die zu hoher Spannung gesteigerte Handlung und kompakte Atmosphäre machen den ausgezeichnet besetzten und formal geschlossenen Kriminalfilm zu einem Höhepunkt seines Genres.“

„Der nur während einer Nacht spielende Kriminalfilm zeichnet sich durch atmosphärische Dichte aus und bietet bei allen routinierten Details eines Kriminalfilms eine ernst zu nehmende Studie menschlichen Verhaltens.“

Auszeichnungen

Claire Trevor gewann für ihre Darstellung 1949 den Oscar als Beste Nebendarstellerin.

Literatur

  • Maxwell Anderson: Key Largo. A Play in a Prologue and Two Acts. Anderson House, Washington, D.C. 1939, 125 S.
  • Barbara Buhl: Gangster in Key Largo/Hafen des Lasters in Filmklassiker – Beschreibungen und Kommentare/Hrsg. von Thomas Koebner. 5. Auflage, Reclam junior, Stuttgart 2006, ISBN 978-3-15-030033-6; Band 2: 1946–1962, S. 89–93.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. a b John Huston: An Open Book, Da Capo Press, Cambridge (Massachusetts) 1994, ISBN 0-306-80573-1, S. 151.
  2. a b fehlende IMDb-Kennung (Fehler 1: IMDb-Kennung weder in der Vorlage noch in Wikidata vorhanden)Vorlage:IMDb/Wartung/IMDb-Kennung fehlt
  3. Jeff Stafford: Key Largo (1948) – Articles. In: Turner Classic Movies. Abgerufen am 27. Dezember 2019 (englisch).
  4. a b Gangster in Key Largo. In: Lexikon des internationalen Films. Filmdienst, abgerufen am 27. Dezember 2019.
  5. Jürgen Kniep: „Keine Jugendfreigabe!“ Filmzensur in Westdeutschland 1949–1990, Wallstein Verlag, Göttingen 2010, S. 151
  6. a b Brian Neve: Film and Politics in America. A social tradition, Routledge, Oxon, 1992, ISBN 0-415-02620-2, S. 110–111.
  7. Rezension von Peter Ericsson im MagazinSequence, zitiert nach Brian Neve: Film and Politics in America. A social tradition, Routledge, Oxon, 1992, ISBN 0-415-02620-2, S. 110–111.
  8. James Naremore: More than Night: Film Noir in its Contexts, University of California Press, Berkeley/Los Angeles/London 1998, ISBN 0-520-21294-0, S. 125.
  9. Georg Seeßlen: Der Asphalt-Dschungel. Geschichte und Mythologie des Gangster-Films, Rowohlt, Reinbek bei Hamburg, 1980, ISBN 3-499-17316-6, S. 173.
  10. Alain Silver, Elizabeth Ward (Hrsg.): Film Noir. An Encyclopedic Reference to the American Style, Third Edition, Overlook/Duckworth, New York/Woodstock/London 1992, ISBN 978-0-87951-479-2, S. 150.
  11. Foster Hirsch: The Dark Side of the Screen: Film Noir, Da Capo Press, New York 2001, ISBN 0-306-81039-5, S. 64.
  12. Bruce Crowther: Film Noir. Reflections in a dark mirror, Virgin, London 1988, ISBN 0-86287-402-5, S. 86.
  13. Spencer Selby: Dark City: The Film Noir, McFarland & Company, Jefferson (North Carolina) 1984, ISBN 0-7864-0478-7, S. 156.
  14. Gangster in Key Largo in der Deutschen Synchronkartei
  15. Evangelischer Presseverband München, Kritik Nr. 325/1952