Gaspard Mermillod
Gaspard Mermillod (* 22. September 1824 in Carouge; † 23. Februar 1892 in Rom) war Bischof von Lausanne und Genf und Kardinal der Römischen Kirche.
Leben
Gaspard Mermillod war der Sohn von Jacques Mermillod (Bäcker und Gastwirt) und der Pernette geb. Mégard. Er studierte in Chambéry und Freiburg. Nach seiner Priesterweihe 1847 war er zuerst in Genf Vikar, später Pfarrrektor der grössten römisch-katholischen Kirche Genfs, Notre-Dame.
Am 25. September 1864 wurde Gaspard Mermillod von Papst Pius IX. zum Titularbischof von Hebron ernannt und empfing am 25. September 1864 in der Sixtinischen Kapelle durch Papst Pius IX. und die Bischöfe Giuseppe Berardi sowie Francesco Marinelli die Bischofsweihe als Weihbischof im Bistum Lausanne-Genf mit Jurisdiktion für den Kanton Genf. Dies war das erste Mal seit der Reformation, dass in Genf ein Bischof residierte. Am 16. Januar 1873 ernannte der Papst Mermillod zum Apostolischen Vikar von Genf. Mit diesem ersten Schritt wollte Pius IX. den Weg bereiten, um in der Stadt Calvins ein Bistum zu errichten.[1] In dem angespannten Klima des Kulturkampfes empfanden die radikale Regierung des Kantons Genf und zahlreiche Protestanten in der Schweiz insgesamt die Ernennung als eine Provokation. Sie bewirkten, dass in die Schweizer Bundesverfassung von 1874 als einer der konfessionellen Ausnahmeartikel der Artikel 50 eingefügt wurde. Dessen Absatz 4 untersagte die Errichtung von Bistümern auf dem Gebiet der Eidgenossenschaft ohne eine ausdrückliche Genehmigung des Bundes.
Mermillod wurde am 17. Februar 1873 aus der Schweiz gewiesen. Mermillod liess sich in Fernex nieder, von wo aus er die Genfer römisch-katholische Kirche leitete. Aufgrund einer Intervention von Joseph Déruaz bei Bundesrat Louis Ruchonnet konnte er 1883 zurückkehren.
Gaspard Mermillod wurde 1883 Diözesanbischof von Lausanne-Genf. Papst Leo XIII. nahm ihn am 23. Juni 1890 als Kardinalpriester mit der Titelkirche Santi Nereo ed Achilleo in das Kardinalskollegium auf. Zum Anlass dieser ersten Verleihung der Kardinalswürde an einen Bischof von Freiburg brachte die lokale Brauerei Blancpain ein Festbier namens Cardinal (franz. für Kardinal) auf den Markt. Dieses Produkt war so erfolgreich, dass Paul-Alcide Blancpain beschloss, seiner Brauerei künftig den Namen Cardinal zu geben.
Mermillod hatte ein ausgeprägtes rhetorisches Talent. Er hatte auch ein gutes Gespür für soziale und gesellschaftliche Fragen. Von 1884 bis 1889 leitete er die Studiengruppe Union catholique d'études sociales et économiques (Katholische Union für Sozial- und Wirtschaftsstudien), die bei der Vorbereitung der Sozialenzyklika Rerum Novarum beteiligt war.
Siehe auch
Literatur
- Manfred Weitlauff: Mermillod, Gaspard. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 17, Duncker & Humblot, Berlin 1994, ISBN 3-428-00198-2, S. 164–166 (Digitalisat).
- Victor Conzemius: Mermillod, Gaspard. In: Historisches Lexikon der Schweiz.
- Franz Xaver Bischof: MERMILLOD, Gaspard. In: Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon (BBKL). Band 5, Bautz, Herzberg 1993, ISBN 3-88309-043-3, Sp. 1325–1328.
Weblinks
- Mermillod, Gaspard. In: Salvador Miranda: The Cardinals of the Holy Roman Church. (Website der Florida International University, englisch), abgerufen am 14. Dezember 2016.
- Eintrag zu Gaspard Mermillod auf catholic-hierarchy.org; abgerufen am 14. Dezember 2016.
Fußnoten
- ↑ Kurt Koch: Das Verhältnis von Staat und Kirche im Entwurf der neuen Bundesverfassung. In: Schweizerische Kirchenzeitung, Jg. 167 (1999), Nr. 12 vom 25. März.
Vorgänger | Amt | Nachfolger |
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Christophore Cosandey | Bischof von Lausanne-Genf 1883–1891 | Joseph Déruaz |
Personendaten | |
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NAME | Mermillod, Gaspard |
KURZBESCHREIBUNG | Bischof von Lausanne und Genf und Kardinal der Römischen Kirche |
GEBURTSDATUM | 22. September 1824 |
GEBURTSORT | Carouge |
STERBEDATUM | 23. Februar 1892 |
STERBEORT | Rom |