Gauselmann-Gruppe

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Gauselmann-Gruppe
Rechtsform verschiedene
Sitz Espelkamp
Leitung Paul Gauselmann (Vorstandsvorsitzender)

Armin Gauselmann (stellvertretender Vorstandsvorsitzender)

Manfred Stoffers (Vorstand Marketing - Kommunikation und Politik)

Dr. Werner Schroer (Vorstand Technik)

Jürgen Stühmeyer (Vorstand Merkur Vertrieb)

Dieter Kuhlmann (Vorstand Spielbetrieb)

Lars Felderhoff (Vorstand Finanzen)

Mitarbeiterzahl 14.492, davon in Deutschland 7.440 (2021)[1]
Umsatz 1,830 Milliarden EUR (2021)[2]
Branche Spielautomaten, Dienstleistungskonzepte, Sportwetten, Geldverarbeitungssysteme, Spielotheken, Spielbanken, Online-Gaming, Financial Services
Website www.gauselmann.de
Stand: 15. Juli 2022

Die Gauselmann-Gruppe ist eine familiengeführte, international agierende Unternehmensgruppe der Automatenwirtschaft, die 1957 von Paul Gauselmann gegründet wurde. Das in Espelkamp und Lübbecke (Kreis Minden-Lübbecke) beheimatete Unternehmen entwickelt, produziert und vertreibt Spielautomaten mit und ohne Gewinnmöglichkeit sowie Geldmanagementsysteme, betreibt eine Spielhallenkette und ist darüber hinaus in den Bereichen Sportwette, Online-Gaming, Financial Services und Spielbanken tätig.

Gebäude der Firma Gauselmann in Lübbecke

Unternehmen

Der Merkur B ist das erste selbstentwickelte Geldspielgerät von Paul Gauselmann, das 1977 auf den Markt kam. Den Namen Merkur wählte er, da 1977 das Jahr des Merkurs war, dem Gott der Händler und Kaufleute.
Merkur-Spielothek in Mannheim

Die Unternehmensgruppe ist seit 2016 eine Familienstiftung der vormaligen Inhaberfamilie Gauselmann.[3] Vorstandsvorsitzender der Aktiengesellschaft und Sprecher der Unternehmensgruppe ist der 1934 geborene Paul Gauselmann.

Die wesentlichen operativen Unternehmen der Gauselmann-Gruppe sind:[4]

  • Gauselmann AG
  • adp Gauselmann GmbH – Entwicklung, Produktion & Vertrieb von Geldgewinnspielgeräten und Unterhaltungsautomaten
  • adp merkur service
  • Gauselmann Großhandel
  • CASINO MERKUR-SPIELOTHEK GmbH – Betrieb von Spielstätten in Deutschland
  • CASINO MERKUR International GmbH – Betrieb von Spielstätten und Casinos in Europa
  • Merkur Freizeit Leasing GmbH
  • Merkur Immobilien und Beteiligungs GmbH
  • BEIT GmbH – IT-Dienstleister
  • GeWeTe Geldwechsel- und Sicherheitstechnik GmbH & Co. KG – Geldwechsler und Kassenautomaten
  • HESS Cash Systems GmbH & Co. KG – Entwicklung, Produktion & Vertrieb von Banken- & Zahlungssystemen sowie Cash-Technik für Casinos
  • Merkur Interactive GmbH – Sportwetten, internetbasiertes Spiel und Gewinnspiele
  • Schneider Automaten GmbH
  • Cashpoint Agentur & IT-Service GmbH
  • XTiP Sportwetten Vertrieb GmbH
  • Merkur Interactive Services
  • edict eGaming GmbH – Online Gaming
  • Kaiser Spiele GmbH
  • MEGA Spielgeräte Entwicklungs- und Vertriebsgesellschaft mbH & Co KG
  • Blueprint Gaming Ltd.
  • Merkur Dosniha S.L.
  • Merkur Gaming India Pvt. Ltd.
  • Lucky Nugget Gaming Pvt. Ltd.
  • Praesepe Group
  • Regal Gaming and Leisure
  • Merkur Spielbanken Sachsen-Anhalt GmbH & Co. KG
  • Betcom Ltd.
  • Euro Payment Group GmbH

Das gesamte Geschäftsvolumen der verschiedenen Unternehmensbereiche lag im Geschäftsjahr 2016 bei 2,527 Milliarden Euro (2015: 2,213 Mrd. Euro) mit einem Außenumsatz von 1,7 Milliarden Euro. Am Ende des Geschäftsjahres 2016 waren weltweit 10.438 Mitarbeiter bei der Gauselmann-Gruppe beschäftigt (2015: 9.240), darunter 197 Auszubildende und Trainees (2015: 187).[5][4]

Seit dem 3. August 2018 trägt die Multifunktionsarena Düsseldorf den Namen Merkur Spiel-Arena.

2021 wurde bekannt, dass die landeseigene WestSpiel an die Gauselmann-Gruppe verkauft werden soll,[6] was zum 1. September 2021 erfolgt ist, seitdem firmiert die WestSpiel als "Ein Unternehmen der Gauselmann Gruppe"[7]

Kontroversen

Strafrechtliche Ermittlungen

Von August 2004[8] bis Februar 2007 ermittelte die Staatsanwaltschaft Augsburg und später die Staatsanwaltschaft Bielefeld gegen fünf Unternehmen der Gauselmann-Gruppe wegen des Verdachts der Manipulation von Spielautomaten für ungleiche Gewinnchancen.[9] Die Physikalisch-Technische Bundesanstalt stellte bis zum 7. Januar 2007 nachträgliche bauliche Veränderungen an den von ihr untersuchten Gauselmann-Automaten fest, die aber nicht den Spielerschutz betroffen hätten.[10] Nach vorübergehender Einstellung gegen eine Geldbuße ließ der Generalstaatsanwalt die Ermittlungen im Juli 2007 wieder aufnehmen.[11] Eine externe Steuerung von Gewinnauszahlungen wurde nicht nachgewiesen.[12] Am 26. März 2009 wurden die Ermittlungen eingestellt.[13]

Im Februar 2011 berichtete die Süddeutsche Zeitung in zwei Artikeln,[14][15] dass Manager des Gauselmann-Konzerns seit 1990 mehr als eine Million Euro an Union, SPD, FDP und Grüne gespendet hätten. Paul Gauselmann habe seine Manager regelmäßig dazu aufgefordert, Abgeordnete finanziell zu unterstützen, um damit Verständnis für die Spielautomatenbranche zu schaffen. Deshalb hätten sich jährlich bis zu 20 seiner Führungskräfte mit jeweils vierstelligen Spendenschecks beteiligt, die der Konzernchef dann an Abgeordnete verschickt habe. In Jahren mit Bundestagswahlen sollen nach Angaben von Paul Gauselmann bis zu 70.000 Euro, in anderen Jahren bis zu 50.000 Euro geflossen sein. Pro Person hätten die Beträge unterhalb der Grenze von 3.300 Euro gelegen, die jährlich steuerlich abzugsfähig sind, weshalb auch keine Veröffentlichung in den Rechenschaftsberichten der Parteien notwendig gewesen sei. Die Staatsanwaltschaft Bielefeld stellte die Ermittlungen gegen Gauselmann im April 2011 ein.[16]

Im September 2012 wurde der Gauselmann-Gruppe vorgeworfen, zu überhöhten Preisen Gesellschafteranteile von zwei Tochterunternehmen der FDP erworben zu haben und so eine undeklarierte Parteispende getätigt zu haben.[17] In einer Erwiderung des Unternehmens wurde der Kaufpreis in Höhe von 1,3 Mio. Euro als angemessen in Relation zum Gewinn der Beteiligungen bezeichnet.[18] Die Bundestagsverwaltung erklärte nach einer Prüfung des Vorgangs, der Verdacht einer verdeckten Spendenzahlung sei unbegründet.[19]

Im April 2014 berichtete das Nachrichtenmagazin Der Spiegel, dass eine Gruppe Krimineller zwei Monate zuvor in einer koordinierten Aktion eine Lücke in der Software der Merkur-Spielautomaten ausgenutzt hätte. Der entstandene Schaden habe „laut Brancheninsidern zehn Millionen Euro“ betragen.[20]

Paradise Papers

Auf Basis der Recherchen in den Paradise Papers wurde 2017 der Vorwurf erhoben, dass eine zur Gauselmann-Gruppe gehörende Tochterfirma auf der Isle of Man Lizenzen für Online-Casinos angeboten hätte, deren Nutzung in Deutschland illegal sei. Auch Verschleierungsvorwürfe zum Zweck der Steuerverkürzung wurden erhoben.[21] Beide Vorwürfe wurden durch die Gauselmann-Gruppe zurückgewiesen.[22]

Haltung zur Spielsucht

In der Talkrunde Menschen bei Maischberger erläuterte Geschäftsführer Paul Gauselmann, dass es für Spielsüchtige nichts bringe, sich in Kasinos für die Teilnahme sperren zu lassen. Vielmehr würden diese dann auf das Internet ausweichen.[23] Bei der Eröffnung einer Fachmesse sagte Gauselmann: In allen Kinderzimmern wird genauso geballert wie an unseren Automaten.[24]

Literatur

  • Barbara Dickmann: Der Spielemacher: Paul Gauselmann, die Biographie; erzählt von Barbara Dickmann, Econ, Berlin 2017, ISBN 978-3-430-20246-6

Weblinks

Commons: Gauselmann AG – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Geschäftsbericht 2021 der Gauselmann-Gruppe
  2. Geschäftsbericht 2021 der Gauselmann-Gruppe
  3. Andrea Frühauf: Der Chef bleibt an der Spitze. Abgerufen am 11. Juni 2021.
  4. a b Kurzporträt 2017 der Gauselmann Gruppe
  5. Geschäftsbericht 2016 der Gauselmann Gruppe
  6. Gauselmann-Gruppe übernimmt WestSpiel-Casinos. 30. Juli 2020, abgerufen am 7. August 2020.
  7. Unternehmen. Abgerufen am 26. Februar 2022.
  8. Jörg Schmitt (Der Spiegel, 13. Dezember 2004): Glücksspiel: Glaubwürdigkeit verspielt?
  9. Michael Fröhlingsdorf, Gunther Latsch: Geheimnis im Goldpokal. Der Spiegel 7/2007, 12. Februar 2007.
  10. Deutscher Bundestag, Drucksache 16/5687, 16. Wahlperiode, 15. Juni 2007: Antwort der Bundesregierung auf die Kleine Anfrage der Abgeordneten Dr. Harald Terpe, Birgitt Bender, Elisabeth Scharfenberg, weiterer Abgeordneter und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Gewährleistung des Spielerschutzes bei Geldspielgeräten (PDF S. 2)
  11. Der Spiegel, 13. Juli 2007: Glücksspiel: Weisung vom General
  12. Michael Fröhlingsdorf (Der Spiegel, 19. Januar 2009): Glücksspiel: Dressierte Schimpansen
  13. Mindener Tageblatt, 22. April 2009: Espelkamp: Ermittlungen gegen Gauselmann eingestellt
  14. H. Leyendecker, K. Ott, N. Richter: Dubiose Parteispenden aus Glücksspielkonzern, Süddeutsche Zeitung, 18. Februar 2011.
  15. H. Leyendecker: Clever, sehr clever! Zu clever?, sueddeutsche.de, 19. Februar 2011
  16. Spielhallenbetreiber Gauselmann von Betrugsverdacht entlastet, zeit.de, 13. April 2011
  17. ARD: Die Einflüsterer (Memento vom 23. August 2012 im Internet Archive), Mo, 10. September 2012, 21:45 Uhr.
  18. Gauselmann zu Parteispenden: Wir haben nichts zu verbergen, Presseportal.de, 24. September 2012, 16:08
  19. Deutscher Bundestag, Pressemitteilung vom 6. Dezember 2012: Bundestagsverwaltung: Verdacht einer verdeckten Spendenzahlung an die FDP unbegründet (Memento vom 9. Dezember 2012 im Internet Archive)
  20. Michael Fröhlingsdorf: Glücksspiel: Beim Roulette gemolken, Der Spiegel, Heft 16, 14. April 2014, S. 47 (online)
  21. Gauselmann: Halten uns ans Gesetz, Osnabrücker Zeitung, 6. November 2017
  22. Stellungnahme der Gauselmann Gruppe zu den „Paradise Papers“, 6. November 2017
  23. Welt.de Bericht über Gauselmann
  24. Eröffnungsrede Gauselmann (Memento vom 29. November 2014 im Internet Archive)

Koordinaten: 52° 22′ 24,8″ N, 8° 37′ 51,6″ O