Gefriergemeinschaft

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Gebäude der Tiefkühlgemeinschaft Waltra (Österreich)
Gemeinschafts-Gefrieranlage in Steinfeld, 1958 errichtet.
Blick auf die Truhen der Gemeinschafts-Gefrieranlage in Steinfeld.

Der Ausdruck Gefriergemeinschaft oder Tiefkühlgemeinschaft bezeichnet eine Zweckgemeinschaft zur gemeinsamen Nutzung einer Gefrieranlage.

Geschichte

Nach dem Zweiten Weltkrieg konnten sich nur die wenigsten Privathaushalte in Deutschland, Österreich oder der Schweiz eine eigene Tiefkühltruhe leisten; in selteneren Fällen waren sie noch nicht an das Stromnetz angeschlossen. Aus diesem Grund entstanden vielerorts Gemeinschafts-Gefrieranlagen in Gefrierhäusern, die aus einer großen Gefrieranlage mit vielen einzelnen Tiefkühlfächern bestanden. Bei manchen dieser Anlagen handelte es sich um freistehende Gebäude, andere waren in sonstige öffentliche Bauten (Schule, Gemeindehaus, Feuerwehrhaus usw.) integriert. In einigen Regionen wurde die Errichtung solcher zumeist von der Gemeinde oder einer eigenen Genossenschaft betriebenen Gefrieranlagen von öffentlichen Stellen finanziell gefördert.

Eine vergleichbare Variante waren die kommunalen Gefrieranlagen bzw. öffentliche Gefrieranlagen, die von der jeweiligen Gemeinde unterhalten wurden. Hierbei standen in einem öffentlichen Gebäude Gefrierschränke oder Kühltruhen zur Verfügung, die von der Gemeinde angeschafft wurden und individuell an Bürger des Ortes vermietet wurden. 1958 zählte man in der Bundesrepublik Deutschland etwa 5.500 Gemeinschaftsgefrieranlagen mit circa 207.000 Fächern.

Als in den 1970er und 1980er Jahren die Heimkühltruhen immer erschwinglicher wurden, standen viele Gefriergemeinschaften vor dem Aus, obwohl die Stromkosten einer Gemeinschaftsanlage oft viel günstiger sind. Auch die geänderten Ernährungsgewohnheiten spielten eine Rolle: Durch die Abnahme der früher üblichen Hausschlachtungen und den zurückgehenden Gemüseanbau im eigenen Garten selbst in ländlichen Gebieten fielen in den einzelnen Haushalten nur noch geringere Mengen Gefriergut an. Hinzu kam, dass viele ältere Anlagen FCKW-haltige Kühlmittel benötigten, die wegen ihrer Klimaschädlichkeit heute nicht mehr hergestellt werden. Auch sonstige Ersatzteile waren oft nicht mehr erhältlich. Eine Erneuerung der Technik erschien dann meist wegen der gesunkenen Nachfrage nicht lohnend.

Heute gibt es nur noch sehr wenige Gefriergemeinschaften in Deutschland, Österreich und der Schweiz, mit stark abnehmender Tendenz. Beispiele hierfür gibt beziehungsweise gab es noch bis in jüngster Zeit in: Achtelsbach, Allendorf[1], Baasem[2], Barterode, Beienbach, Bühren[3], Harle[4] Horgenzell-Happenweiler, Köllerbach[5], Londorf[6], Lüxem, Rüddingshausen, Saasen[7], Stangenrod, Steinborn, Steinfeld, Uttershausen oder Wittinsburg[8].

Aufgrund des langsamen Verschwindens dieser für ihre Zeit typischen Anlagen wurden bereits Museen darauf aufmerksam. Vom Fränkischen Freilandmuseum Fladungen wurde eine Gemeinschaftsgefrieranlage aus dem Jahr 1958 abgebaut und auf das Museumsgelände umgesetzt.[9]

Rechtsform

Rechtlich werden diese Einrichtungen entweder öffentlich-rechtlich von der Gemeinde oder privatrechtlich als Genossenschaft betrieben. Vergleichbare Gemeinschaftseinrichtungen sind beispielsweise öffentliche oder gemeinschaftlich genutzte Wasch- und Backhäuser.

LINDE – Gemeinschafts-Gefrieranlage in Ulrichstein (Vogelsbergkreis)

Weblinks

Commons: Gemeinschaftsgefrieranlagen – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise