George Raft
George Raft (* 26. September 1895 oder 1901[1] in New York City als George Ranft[2]; † 24. November 1980 in Los Angeles, Kalifornien) war ein US-amerikanischer Schauspieler deutscher Abstammung. Er zählte zu den großen Stars des Gangsterfilmes der 1930er-Jahre und spielte unter anderem in Scarface, Nachts unterwegs und Manche mögen’s heiß. Passend zu seinen Gangsterfiguren auf der Leinwand war er auch mit New Yorker Mobstern wie Bugsy Siegel befreundet.
Leben und Mafiakontakte
George Ranft wurde in Washington Heights als Sohn der deutschen Emigranten Eva Glockner und Conrad Ranft geboren. Sein Geburtsdatum gilt als strittig, viele Quellen und er selbst verwiesen auf 1895, während der Zensus von 1910 auf das Geburtsjahr 1901 hindeutet. Unter ärmlichen Verhältnissen arbeiteten seine Eltern als Tänzer in New Yorker Nachtclubs. George Raft sprach fließend Deutsch, das er von seinen Eltern gelernt hatte.
In seiner Kindheit befreundete er sich mit den späteren Mobstern Bugsy Siegel sowie Owney Madden, die in denselben kriminellen Stadtvierteln wie er aufwuchsen. Die Freundschaft zwischen Siegel und Raft blieb ein Leben lang bestehen, so sorgte Raft in Hollywood für Bekanntschaften Siegels und unterstützte ihn mit seiner Popularität bei Anklagen vor Gericht. In den 1950er-Jahren eröffnete Raft zusammen mit Cosa-Nostra-Kopf Meyer Lansky und Mafiaboss Santo Trafficante das Capri-Casino in Havanna, das zunächst finanziell erfolgreich war. Er verlor es allerdings im Jahre 1959 durch die Revolution in Kuba. 1965 wurde Raft angeklagt, wegen seiner finanziellen Probleme Steuerhinterziehung begangen zu haben. Er kam jedoch mit einer Bewährungsstrafe davon, da er sich schuldig bekannte. 1967 verbot Großbritannien ihm wegen seiner Mafiakontakte die Einreise.[3]
1923 heiratete Raft Grace Mulrooney, mit der er bis zu ihrem Tod im Jahr 1970 verheiratet war. Tatsächlich aber war die Ehe schon lange vor ihrem Tod zerbrochen, da Raft Affären mit anderen Filmstars wie Betty Grable, Marlene Dietrich, Mae West und Norma Shearer hatte. Seine Frau war jedoch eine strenge Katholikin und wollte sich nicht scheiden lassen, sodass die Ehe bestehen blieb.
Rafts Assistent war in den 1930er- und 1940er-Jahren der Gelegenheitsschauspieler Mack Gray, der ab 1952 im Dienst Dean Martins stand.
George Raft starb im Alter von 79 Jahren an Leukämie und wurde im Forest Lawn Memorial Park beigesetzt.
Filmkarriere
Bereits mit 13 Jahren rannte Raft von zu Hause davon. In jungen Jahren versuchte er sich als Boxer, Nachtclub-Tänzer und Taxifahrer. 1928 ging der relativ schmächtige, aber gutaussehende Raft nach Hollywood, um in der Filmmetropole sein Glück zu versuchen. In den ersten Jahren bekam er allerdings nur kleinere Rollen. Seinen Durchbruch schaffte er dann im Jahre 1932 mit einer größeren Rolle im Filmklassiker Scarface. In diesem Film spielte er Guino Rinaldo, den aufstrebenden Gangsterpartner von Paul Muni, der letztlich aber von diesem wegen einer Affäre mit seiner Schwester getötet wird. Nach Scarface festigte Raft in den 1930er-Jahren seinen Ruf als Filmstar mit Kriminal- und Gangsterfilmen wie Der gläserne Schlüssel (1935), Todesangst bei jeder Dämmerung (1939) und Nachts unterwegs (1940) seine Position als Filmstar. Im Jahr 1938 spielte er unter Regie von Fritz Lang die männliche Hauptrolle in Du und ich. Raft galt in den 1930ern neben James Cagney und Edward G. Robinson als populärster Gangsterdarsteller in Hollywood.
Von Kollegen wurde Raft als sehr professioneller Arbeiter beschrieben, der seinen Text vor allen anderen Darstellern auswendig konnte. Nach einem Missverständnis bei einer Vertragsauflösung und weil Gerüchte besagten, dass er sich seine Drehbücher beim Lernen vorlesen lasse, wurde ihm nachgesagt, er sei Analphabet.[4] Aus filmhistorischer Sicht verpasste er allerdings zahlreiche größere Rollen: So war er zunächst Favorit auf die Hauptrollen in Die Spur des Falken und Casablanca, eher durch Zufall wurde Rafts langjähriger Co-Star Humphrey Bogart verpflichtet, der durch diese Rollen Weltruhm erreichte. Auch die Hauptrolle in Frau ohne Gewissen lehnte Raft ab.
Ab 1945 schwand seine Popularität und er war fortan meist als Hauptdarsteller von B-Filmen zu sehen, die im Stile des Film noir inszeniert wurden. Er übernahm auch Hauptrollen in einigen Filmprojekten in Europa. Ab den 1950er-Jahren betätigte er sich auch intensiv als Schauspieler im US-Fernsehen, zwischenzeitlich hatte er sogar eine eigene Fernsehserie I'm the Law, die jedoch schon nach kurzer Zeit abgesetzt wurde. Einen seiner heute noch bekanntesten Filmauftritte absolvierte er 1959 in Billy Wilders Komödienklassiker Manche mögen’s heiß, wo er als Gangsterboss „Gamaschen-Colombo“ eine Parodie auf seine üblichen Rollen ablegte. Manche mögen’s heiß wurde einer von Rafts letzten größeren Filmauftritten. In den 1960er- und 1970er-Jahren musste sich der Altstar zumeist mit kleineren Rollen im Stile von Cameo-Auftritten begnügen. Rafts letzter Film Sam Marlow, Privatdetektiv erschien in seinem Todesjahr und war eine Hommage an seinen Co-Star Humphrey Bogart.
Für sein Schaffen erhielt Raft auf dem Hollywood Walk of Fame einen Stern für seine Leistungen im Film (6150 Hollywood Boulevard) sowie einen weiteren Stern für seine Karriere beim Fernsehen (1500 Vine St.).
George Raft in Filmen
1991 erschien der biographische Film Bugsy über Bugsy Siegel, in dem Joe Mantegna in einer Nebenrolle George Raft darstellte. Bereits 1962 war mit Rafts Erlaubnis der B-Film The George Raft Story (in Deutschland bekannt als: Der tanzende Gangster) in die Kinos gekommen, der ebenfalls seine Bekanntschaften mit Gangstern verarbeitet. In diesem Film unter Regie von Joseph M. Newman wurde er von Ray Danton dargestellt, die weibliche Hauptrolle übernahm Jayne Mansfield.
Filmografie (Auswahl)
- 1929: Gold Diggers of Broadway
- 1931: Quick Millions
- 1932: Dancers in the Dark
- 1932: Scarface
- 1932: Night After Night
- 1932: Wenn ich eine Million hätte (If I Had a Million)
- 1933: The Bowery
- 1933: Flucht vor dem Gestern (Pick-up)
- 1934: All of Me
- 1934: Limehouse Blues
- 1935: Rumba
- 1935: Der gläserne Schlüssel (The Glass Key)
- 1935: Jeden Abend um Acht (Every Night at Eight)
- 1935: She Couldn’t Take It
- 1937: Schiffbruch der Seelen (Souls at Sea)
- 1938: Du und ich (You and Me)
- 1938: Piraten in Alaska (Spawn of the North)
- 1939: Der große Betrug (The Lady’s from Kentucky)
- 1939: Todesangst bei jeder Dämmerung (Each Dawn I Die)
- 1939: I Stole a Million
- 1939: Zwölf Monate Bewährungsfrist (Invisible Stripes)
- 1940: The House Across the Bay
- 1940: Nachts unterwegs (They Drive by Night)
- 1941: Herzen in Flammen (Manpower)
- 1943: Stage Door Canteen
- 1943: Spion im Orientexpress (Background to Danger)
- 1944: Follow the Boys
- 1945: Nob Hill
- 1945: Johnny Angel
- 1946: Whistle Stop
- 1946: Mr. Ace
- 1946: Nocturne
- 1947: Die Bestie von Shanghai (Intrigue)
- 1948: Race Street
- 1949: Aufruhr in Marokko (Outpost in Morocco)
- 1949: Johnny Allegro
- 1949: Rotes Licht (Red Light)
- 1952: Hyänen der Unterwelt (Loan Shark)
- 1952: Gefährlicher Auftrag (Escape Route)
- 1953: Verschwörung in Algier (Dramma nella Kasbah)
- 1953: I'm the Law (Fernsehserie, 27 Folgen)
- 1954: Heißes Pflaster (Rogue Cop)
- 1954: Die Spinne (Black Widow)
- 1955: Akte XP 15 (A Bullet for Joey)
- 1956: In 80 Tagen um die Welt (Around the World in 80 Days)
- 1959: Manche mögen’s heiß (Some Like It Hot)
- 1960: Frankie und seine Spießgesellen (Ocean’s Eleven)
- 1961: Ich bin noch zu haben (The Ladies Man; als er selbst)
- 1964: Die Heulboje (The Patsy)
- 1966: Rififi in Paris (Du rififi à Paname)
- 1967: Casino Royale
- 1967: Die Pagode zum fünften Schrecken (Five Golden Dragons)
- 1968: Skidoo
- 1972: Hammersmith ist raus (Hammersmith Is Out)
- 1973: Deadhead Miles
- 1978: Sextette
- 1980: Sam Marlow, Privatdetektiv (The Man with Bogart’s Face)
Weblinks
- George Raft in der Internet Movie Database (englisch)
- George Raft bei Turner Classic Movies (englisch, derzeit von Deutschland aus nicht zugänglich)
- George Raft bei All Movie Guide (englisch)
- George Raft in der Datenbank von Find a Grave (englisch)
Einzelnachweise
- ↑ laut Social Security Death Index
- ↑ laut dem amerikanischen Zensus von 1910, andere Quellen geben auch 1895 an
- ↑ http://hansard.millbanksystems.com/written_answers/1967/mar/02/mr-george-raft
- ↑ George Raft. In: Turner Classic Movies. Abgerufen am 30. Oktober 2018 (englisch, derzeit von Deutschland aus nicht zugänglich).
Personendaten | |
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NAME | Raft, George |
KURZBESCHREIBUNG | US-amerikanischer Schauspieler |
GEBURTSDATUM | 26. September 1901 |
GEBURTSORT | New York City |
STERBEDATUM | 24. November 1980 |
STERBEORT | Los Angeles |