Gerhard Kramer (Politiker, 1904)

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Gerhard Friedrich Kramer (* 9. Oktober 1904 in Berlin; † 21. April 1973 in Hamburg) war ein deutscher Jurist und Politiker (SPD). Vor seiner politischen Karriere wurde er durch seine Funktion als Staatsanwalt in den Prozessen gegen Veit Harlan 1949 und 1950 bekannt.

Leben

Kramer studierte an der Berliner Universität Rechts- und Staatswissenschaften. Kramer verlobte sich 1927 mit der niederländischen Übersetzerin Rosey E. Pool (1905–1971). Sie heirateten im August 1932. Im Juni 1935 ließen sie sich scheiden.[1][2] 1931 wurde er Gerichtsassessor und Staatsanwalt, 1933 Rechtsanwalt. Unter anderem verteidigte Kramer in dieser Eigenschaft Sally Epstein. Im Zweiten Weltkrieg wurde er als Dolmetscher und MG-Schütze in Frankreich und der Sowjetunion verwendet.

Seit 1946 war Kramer wiederum Staatsanwalt, seit 1956 Generalstaatsanwalt in Hamburg. Bei den Prozessen gegen Veit Harlan vertrat er die Anklage und erlangte durch schwungvolle Plädoyers öffentliche Bekanntheit. 1958 wechselte Kramer in die Politik und wurde Bevollmächtigter der Freien und Hansestadt Hamburg beim Bund. 1961 wurde er zusätzlich zu dieser Funktion zum Justizsenator von Hamburg ernannt. Nach der Bürgerschaftswahl 1966 wurde Kramer Senator der Kulturbehörde (Hamburg). 1970 schied er aus dem Amt aus.

Neben seiner beruflichen Laufbahn betätigte sich Kramer umfangreich publizistisch, unter anderem als Rezensent für die Wochenzeitung Die Zeit und Autor von Glossen unter dem Pseudonym Ulpian. Seine 1952 erschienenen Memoiren über den Zweiten Weltkrieg unter dem Titel Wir werden weiter marschieren sorgten wegen des vermeintlich pazifistischen Stils für Kritik bei Veteranenverbänden. Das Werk wurde in mehrere Sprachen übersetzt.

Schriften

  • Wir werden weiter marschieren. Blanvalet, 1952
  • Polizei und Staat. In: Deutsche Polizei, 1/1951, S. 3ff.
  • Gerhard F. Kramer: … und die sogenannte Unzucht. In: Der Spiegel. Nr. 38, 1966, S. 139–141 (online – Gerhard F. Kramer über Ernst Buchholz: „Kunst, Recht und Freiheit“).

Literatur

  • Hans Gresmann: Jurist und Koch. In: Die Zeit. Nr. 3, 1958, S. 2 (zeit.de).
  • Wolfgang Ehlers: Von den Anfängen zur Gegenwart – 134 Jahre Generalstaatsanwaltschaft Hamburg. In: Mitteilungen des Hamburgischen Richtervereins. Nr. 4, 2013, S. 16 (richterverein.de [PDF]).
  • Weiter marschieren. In: Der Spiegel. Nr. 13, 1952 (online).

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Stadsarchief Amsterdam, Archiefkaart Rosa Eva Pool.
  2. Lonneke Geerlings: Pool, Rosa Eva (1905–1971). In: Digitaal Vrouwenlexicon van Nederland. Abgerufen am 4. März 2017.