Gero Hocker

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Gero Clemens Hocker (2013)

Gero Clemens Hocker (* 30. Juni 1975 in Bremen) ist ein deutscher Politiker (FDP) und Wirtschaftswissenschaftler. Von 2009 bis zur Parlamentsauflösung im September 2017 war er Abgeordneter des Niedersächsischen Landtags. Seit September 2017 ist er Mitglied im Deutschen Bundestag und Sprecher im Ausschuss für Landwirtschaft und Ernährung der FDP-Bundestagsfraktion. Am 17. Januar 2019 wurde er außerdem zum Präsidenten des Deutschen Fischerei-Verbandes (DFV) gewählt.[1]

Leben

Hocker machte 1994 das Abitur und absolvierte im Anschluss den Grundwehrdienst im Panzergrenadierbataillon 323 in Schwanewede. Von 1995 bis 1998 folgte eine Ausbildung zum Bankkaufmann bei der Sparkasse Bremen. Nach der Ausbildung arbeitete Hocker im Marketing-Bereich. Außerdem studierte er von 1998 bis 2003 das Fach Wirtschaftswissenschaften an der Universität Bremen. Er arbeitete danach bis 2006 als Vermögensberater bei der Nordwestfinanz Bremen.

Von 2006 bis 2007 war er als wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Institutionelle Ökonomik und Innovationsökonomik der Universität Bremen tätig. Er forschte in Alabama und Oregon und promovierte im Anschluss. Von 2007 bis 2008 war er als Assistent des Vorstandsvorsitzenden der AWD Holding AG in Hannover tätig. Bis zu seinem Einzug in den Landtag von Niedersachsen, in den er durch das Ausscheiden von Philipp Rösler am 28. Oktober 2009 nachrückte, arbeitete er bei der Allianz Beratungs- und Vertriebs-AG in Oldenburg.

Gero Hocker ist Ehrenmitglied im Angelverein in Achim, in dem er seinen Sachkundenachweis in Form des Fischereischeins abgelegt hat. Hocker engagiert sich innerhalb des Angelvereins unter anderem für den Naturschutz.

Politische Laufbahn

Hocker ist seit 1998 Vorsitzender des FDP-Kreisverbandes Verden. Von 2000 bis 2002 war er Mitglied im Vorstand des FDP-Landesverbandes Niedersachsen. Außerdem war er von 2001 bis 2008 Ratsherr der Stadt Achim.

Vom 28. Oktober 2009 bis 2017 war Hocker Mitglied des Niedersächsischen Landtags. Innerhalb der FDP-Fraktion war er Umweltpolitischer Sprecher. Seit 2010 ist er zudem wieder Mitglied im Vorstand der Niedersächsischen FDP. Von Mai 2015 bis April 2017 war er Beisitzer im FDP-Bundesvorstand.

Von 2012 bis 2018 war er Generalsekretär der FDP Niedersachsen. Im April 2018 wurde er als Beisitzer in den Landesvorstand gewählt.

Bei der Bundestagswahl 2017 trat Hocker für die FDP im Bundestagswahlkreis Osterholz – Verden an und wurde über die niedersächsische Landesliste der FDP in den 19. Deutschen Bundestag gewählt. Innerhalb der Fraktion der FDP im Deutschen Bundestag ist Hocker Sprecher für Landwirtschaft und Ernährung und gehört als stellvertretendes Mitglied dem Ausschuss für Verkehr und digitale Infrastruktur an.[2]

Politische Positionen und Kontroversen

Hocker äußerte mehrfach explizit „klimaskeptische“ Thesen. Bei einer Landtagsrede am 31. Oktober 2013 äußerte er sich kritisch gegenüber der Klimapolitik der rot-grünen Landesregierung und stellte den menschengemachten Klimawandel in Frage. Seine Haltung begründete er unter anderem mit dem (falschen) Argument, dass Grönland vor 1000 Jahren eisfrei gewesen sei.[3] Der Klimaforscher Georg Hoffmann bezeichnete Hocker daraufhin auf der Plattform ScienceBlogs als „Klimaschmock des Monats“.[4] 2019 erklärte Hocker seine damalige Aussage für fehlerhaft, weswegen er sie nicht wiederholen würde, kritisierte aber zugleich die Klimaschutzaktivistin Greta Thunberg und warf ihr unerträgliche Selbstverliebtheit und Opfermentalität vor.[5]

Hocker unterstützt den Antrag der FDP, der fordert: Organisationen, die Straftaten tolerieren, dazu aufrufen oder diese im Nachhinein versuchen zu rechtfertigen, soll die Gemeinnützigkeit entzogen werden. Im Gespräch mit der taz sagte er dazu: „Ich glaube, dass das die Axt an den Rechtsstaat legt, wenn privatwirtschaftliche Organisationen Funktionen übernehmen, die eigentlich von den Veterinärbehörden übernommen werden müssten“.[6] Im deutschen Bundestag behauptete Hocker, dass Filmmaterial aus Tierställen „fast immer manipuliert“ sei und „in 99 Prozent der Fälle nicht die Realität“ abbilden würden. Auf Nachfrage der ARD erklärte sein Büro zunächst, dass die Tierrechtsorganisation Peta Manipulationen habe eingestehen müssen. Auf eine weitere Nachfrage, worin denn die Manipulationen bestünden, wurde angegeben, dass Aufnahmen aus einem Zoo zusammengeschnitten und mit Musik untermalt waren. Auf den Einwand, dass dies aber nicht bedeuten würde, dass „99 Prozent der Fälle manipuliert“ seien, wurde darauf abgestellt, dass Hocker sich generell auf die „Art der Präsentation: schnelle Schnitte, dramatische Musik“ bezogen hätte. Hocker behauptete weiterhin, dass Aufnahmen aus Tierställen an Fernsehsender „verhökert“ würden, konnte allerdings keine Beispiele nennen. Sein Büro gab an, dass die Aufnahmen für ein angeblich „steigendes Spendenaufkommen“ sorgten und gab zu, dass „nicht bekannt sei“, ob Geld fließe.[7]

Im August 2020 wurde bekannt, dass Hockers Mitarbeiter Benjamin Berg und Christoph Pein eine Firma gegründet hatten, über welche Lobbyisten für mehrere Tausend Euro „Facebook-Live“-Talks mit Hocker auf dessen Profil buchen konnten. Hocker bestritt, etwas über die finanziellen Konditionen gewusst zu haben. Bei den Summen handele es sich „um Beiträge zu den Produktionskosten“. Die Süddeutsche Zeitung bemerkt, dass die Lobbyisten keine kritischen Fragen fürchten mussten, sondern vielmehr mit Stichworten gefüttert wurden, um entsprechend ihre Agenda platzieren zu können. Spätere Reden Hockers wiesen jeweils eine erhebliche Nähe zu den dort zu Wort kommenden Lobbyisten aus der Tabakindustrie oder der Düngemittelbranche auf.[8] Später erklärte Hocker, er habe kein Geld erhalten und es bestehe keine Verbindung zwischen seinen politischen Entscheidungen und dem Gesprächsformat. Um keinen falschen Anschein zu erwecken werde die Agentur auf seine Bitte geschlossen.[9]

Weblinks

Commons: Gero Clemens Hocker – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Dr. Gero Hocker ist neuer Präsident des Deutschen Fischerei-Verbandes (DFV). Deutscher Angelfischer-Verband, 17. Januar 2019, abgerufen am 18. Januar 2019.
  2. Deutscher Bundestag - Biografien. Abgerufen am 1. Juli 2020.
  3. Niedersächsischer Landtag, 17. Wahlperiode, 20. Plenarsitzung am 31. Oktober 2013, S. 1745–1747.
  4. Klimaschmock des Monats November 2013 – Dr. Gero Hocker MDL Niedersachsen
  5. Dr. Gero Hocker zum Klima: Der Satz von 2013 wird nicht wiederholt. 29. Oktober 2019, abgerufen am 11. August 2021.
  6. Umfrage zu Missständen in Ställen – Geheimaufnahmen kommen gut an. In: taz. 14. Juni 2018, abgerufen am 18. Januar 2019.
  7. Tagesschau, Manipulierte Aufnahmen verhökert?, 19. Juni 2018
  8. Markus Balser: Lobbyismus im Deutschen Bundestag - Gefährliche Saat. Abgerufen am 11. August 2020.
  9. Josef Koch: Hocker: Kein Geld von Lobbyisten erhalten. 11. August 2020, abgerufen am 11. August 2021.