Geschlossene Gesellschaft (1978)

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Film
Originaltitel Geschlossene Gesellschaft
Produktionsland DDR
Originalsprache Deutsch
Erscheinungsjahr 1978
Länge Kino: 121 Minuten
Fernsehen: 107 Minuten
Stab
Regie Frank Beyer
Drehbuch Klaus Poche
Frank Beyer
Produktion DEFA im Auftrag des
Fernsehens der DDR
Musik Günther Fischer
Kamera Hartwig Strobel
Schnitt Edith Kaluza
Cornelia Klein
Besetzung

Geschlossene Gesellschaft ist ein Gegenwartsfilm des Fernsehens der DDR von Frank Beyer aus dem Jahr 1978.

Handlung

Ellen, eine Mitarbeiterin der Jugendhilfe, und der Ingenieur Robert aus Berlin wollen mit ihrem etwa 5-jährigen Sohn und gemeinsam mit zwei befreundeten Paaren in einem etwas abseits liegenden Ferienhaus ihren Urlaub verbringen. Bereits auf der Hinfahrt müssen sie an einem Unfallort vorbeifahren, wo sie das beteiligte Auto eines der befreundeten Paare erkennen. Als Robert die Schlüssel der Unterkunft bei dem in der Nähe wohnenden Karl abholt, bekommt er ein Telegramm ausgehändigt, in dem auch das andere Paar mitteilt, dass es nicht kommen kann. Zur Sicherheit fährt Robert noch einmal in die Stadt und erfährt dort, dass das Auto seinen am Unfall schuldlosen Freunden gehörte, beide schwer, aber nicht lebensgefährlich verletzt sind. Das bedeutet, dass sie ihren Urlaub allein verbringen müssen.

Der Aufenthalt beginnt recht erholsam. Der Nachbar Karl, ein ehemaliger Physiker, kümmert sich sehr viel um den Sohn Nicky, dem das auch gefällt. Von seinen Großeltern hat er erst kürzlich erfahren, dass er als kleines Kind Probleme mit dem Laufen hatte. Jetzt versucht er diese längst überwundene Krankheit bei seinen Eltern für sich auszunutzen.

Im Laufe der Zeit wird die Stimmung zwischen Ellen und Robert immer aggressiver. Selbst ein herbeigeschaffter Fernsehapparat kann nicht helfen, da es im Haus keinen Empfang gibt. Ellens Wunsch nach einem Urlaub zu dritt zeigt nicht die ersehnten Erfolge, das Gegenteil ist der Fall. Es stellt sich heraus, dass das bereits seit langem kriselnde Verhältnis zwischen den beiden stärker angegriffen ist, als von ihnen angenommen. Zum endgültigen Krach kommt es, als Robert zugibt, fremd gegangen zu sein. Ellen verschließt sich völlig und begegnet ihrem Mann nur noch mit Zynismus. Sie spielt sogar mit dem Gedanken, es mit gleicher Münze zurückzuzahlen. Hierzu hat sie den Kraftfahrer Bernd im Auge, dessen Bruder sie vor längerer Zeit in ihrem Beruf als Jugendhelferin einmal betreut hat. Beide wohnen nach dem Berlinverbot des Jüngeren in einem kleinen Ort in der Nähe des Urlaubsquartiers. Als sie dort eintrifft, kommt sie gerade zu einer Prügelei zwischen den beiden; sie ist sich nur nicht darüber im Klaren, wer Kain und wer Abel ist.

Robert fragt am Ende des Films, ob sie klüger geworden sind und erhält von Ellen die Antwort: „Ich weiß nicht, vielleicht anders.“

Produktion

Geschlossene Gesellschaft wurde ursprünglich von allen entscheidenden Stellen genehmigt. Selbst vom Sekretär des ZK der SED für Agitation und Propaganda Werner Lamberz kamen keine Einwände. Erst nach dessen Tod kam es unter seinem Nachfolger Joachim Herrmann zu einer neuen Betrachtung des Films. Es gab keine vorhergehende Werbung für den Film und die Sendezeit wurde für den 29. November 1978 um 21.30 Uhr nur unter seinem Titel angegeben. Auch hier wurde er ohne jeden Hinweis noch mehrmals zeitlich verschoben, um dann plötzlich zu später Stunde, ohne nochmalige Ankündigung, gesendet zu werden.[1] Nach der Sendung verschwand der Film im sogenannten Giftschrank und konnte erst am 3. Dezember 1989 im 1. Programm des Fernsehen der DDR erneut aufgeführt werden.

Das Szenarium stammte von Klaus Poche und die Dramaturgie lag in den Händen von Eva und Heinz Nahke.

Der Film war der letzte, den Armin Mueller-Stahl in der DDR drehte.

Kritik

Gut einen Monat nach seiner Ausstrahlung, am 25. Dezember 1978, nannte der Spiegel[2] den Film

„… ein brisantes, brillantes Stück über die Krise eines DDR-Ehepaares, das im Urlaub private und gesellschaftliche Konflikte aufarbeitet.“

Derselbe Artikel ordnet auch die Umstände seiner Ausstrahlung in die politischen Zusammenhänge seiner Zeit ein. Der Filmdienst schreibt:

„Hervorragend gespielte, kammerspielhafte Zustandsbeschreibung einer privaten Krise, die Formen menschlicher Stagnation und Depression thematisiert. Die damit untrennbar verbundene subtile Kritik an der Gesellschaft galt in der DDR als Sakrileg…“[3]

Literatur

  • Geschlossene Gesellschaft. In: Ingrid Poss, Peter Warneke (Hrsg.): Spur der Filme. Christoph Links Verlag, 2006, ISBN 978-3-86153-401-3, S. 327 bis 329.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Geschlossene Gesellschaft in Potsdamer Neueste Nachrichten vom 19. April 2016, S. 11
  2. DDR/FERNSEHEN: Vom Halse geschafft. In: Spiegel Online. Band 52, 25. Dezember 1978 (spiegel.de [abgerufen am 16. Juli 2019]).
  3. Geschlossene Gesellschaft. In: Lexikon des internationalen Films. Filmdienst, abgerufen am 16. Juli 2019.