Gewöhnliche Teichbinse

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Gewöhnliche Teichbinse

Gewöhnliche Teichbinse (Schoenoplectus lacustris)

Systematik
Monokotyledonen
Commeliniden
Ordnung: Süßgrasartige (Poales)
Familie: Sauergrasgewächse (Cyperaceae)
Gattung: Teichbinsen (Schoenoplectus)
Art: Gewöhnliche Teichbinse
Wissenschaftlicher Name
Schoenoplectus lacustris
(L.) Palla

Die Gewöhnliche Teichbinse (Schoenoplectus lacustris), auch Gewöhnliche Teichsimse oder Grüne Teichbinse genannt, ist eine Pflanzenart innerhalb der Familie der Sauergrasgewächse (Cyperaceae). Sie bildet häufig den Randbereich des Röhrichts zur Wasserseite eines Teiches. Die Bestände der Teichbinse sind oft nicht so geschlossen wie bei anderen typischen Pflanzen der Uferröhrichte.

Beschreibung

Die Gewöhnliche Teichbinse ist eine ausdauernde, krautige Pflanze, die Wuchshöhen zwischen 80 und 300 Zentimeter erreicht. Diese Wasserpflanze ist mit einem unterirdisch kriechenden, kräftigen Rhizom, das dort die Sedimentation von Bodenteilchen fördert, im weichen Boden verankert. Aus den Rhizomen wachsen aufrechte, schlanke, glatte, unbeblätterte und dunkelgrüne Stängel empor, die zur Fruchtreife oft etwas übergeneigt sind. In ihrem Inneren befindet sich sehr lockeres, luftiges Markgewebe. Mit diesen vermag die Pflanze anders als Schilf auch unter Wasser zu assimilieren. Sie bildet dann auch untergetauchte Bandblätter aus. Die Anlagen zu diesen Luftröhren befinden sich schon im Keimling. Sauerstoff, den die Pflanze produziert, wird nicht an die Luft abgegeben, sondern im Pflanzeninneren behalten.

Die Blütenstände der Gewöhnlichen Teichbinse entwickeln sich etwas unterhalb der Stängelspitze. Sie bestehen aus zahlreichen Ährchen und bilden eine sogenannte Spirre. Die unscheinbar kleinen Blüten bestehen aus borstigen Blütenhüllblättern, drei Staubblättern und einem Fruchtknoten mit langem Griffel und einer fädigen Narbe. Die Früchte sind kleine, nur 2,5 mm lange und 0,13 mg schwere Nüsse. Sie sind dreikantig und linsenförmig.

Die Chromosomenzahl der Art ist 2n = 42.[1]

Ökologie

Die Gewöhnliche Teichbinse ist ein Rhizom-Geophyt bzw. eine Sumpf- oder Wasserpflanze mit einem kräftigen sympodialen Rhizom. Dieses und der Stängel haben ein Aerenchym. Die zwittrigen Blüten sind windblütig vom „Langstaubfädigen Typ“. Blütezeit ist von Juni bis August.

Aufgrund der bleibenden, rauen Perigonborsten der Nuss-Früchte erfolgt eine Klettausbreitung, z. B. durch Vögel. Die Früchte sind Wintersteher. Fruchtreife ist im Herbst, von September bis Oktober.

Vegetative Vermehrung erfolgt durch die weithin kriechenden Rhizome.

Verbreitung und Lebensraum

Die Gewöhnliche Teichbinse kommt von Europa und dem Mittelmeergebiet bis zur Mongolei vor und im südlichen Afrika.[2] Ihr bevorzugter Lebensraum ist das Röhricht stehender und langsam fließender Gewässer. Der Schlammboden sollte humus- und nährstoffreich sein. Sie ist eine Charakterart des Scirpetum lacustris aus dem Verband Phragmition.[1] Die Teichbinse ist aufgrund ihrer Assimilationstechnik in der Lage, höhere Wasserstände als etwa Schilfrohr oder Rohrkolben zu vertragen. Sie ist vom Tiefland bis in die Bergregionen verbreitet. In den Allgäuer Alpen steigt sie im Tiroler Teil am Haldensee bis zu 1140 m Meereshöhe auf.[3]

Systematik

Man kann die folgenden Unterarten unterscheiden[2]:

  • Schoenoplectus lacustris subsp. hippolyti (V.I.Krecz.) Kukkonen: Sie kommt von der Krim bis zum Himalaja und dem fernöstlichen asiatischen Russland vor.[2]
  • Schoenoplectus lacustris subsp. lacustris: Sie kommt von Europa und dem Mittelmeergebiet bis Afghanistan und im südlichen Afrika vor.[2]

Nutzung durch den Menschen

Weltweit werden die aufgrund des inneren Luftgewebes sehr leichten Halme genutzt. Aus ihnen wurden und werden beispielsweise Flöße und Boote gebaut. Aufgrund von archäologischen Funden weiß man, dass bereits in der Steinzeit Menschen aus dem biegsamen Stängeln Körbe und Matten herstellten.

Die Art wird zur Gewinnung von Zellulose, zur Uferbefestigung, und zur Neulandgewinnung eingesetzt.

Heute macht man sich die Binse wegen der Sauerstoffabgabe der unteren Stängelteile auch beim Bau von Biologischen Kläranlagen zu Nutze (s. Käthe Seidel). Die Art ist auch als Zierpflanze für Park- und Gartenteiche sowie als Wildgartenpflanze gut geeignet.

Das Rhizom kann als Gemüse verzehrt werden.

Literatur

  • Elfrune Wendelberger: Pflanzen der Feuchtgebiete – Gewässer, Moore, Auen. Büchergilde Gutenberg, München 1986, ISBN 3-7632-3265-6 (bzw. BLV-Verlag, ISBN 3-405-12967-2)
  • Gerald Thompson, Jennifer Coldry, George Bernard: Der Teich, Kosmos Verlag, Stuttgart 1986, ISBN 3-440-05670-8
  • Ruprecht Düll, Herfried Kutzelnigg: Taschenlexikon der Pflanzen Deutschlands und angrenzender Länder. Die häufigsten mitteleuropäischen Arten im Portrait. 7., korrigierte und erweiterte Auflage. Quelle & Meyer, Wiebelsheim 2011, ISBN 978-3-494-01424-1.

Einzelnachweise

  1. a b Erich Oberdorfer: Pflanzensoziologische Exkursionsflora für Deutschland und angrenzende Gebiete. 8. Auflage. Stuttgart, Verlag Eugen Ulmer, 2001. ISBN 3-8001-3131-5. Seite 161.
  2. a b c d Rafaël Govaerts (Hrsg.): Schoenoplectus lacustris. In: World Checklist of Selected Plant Families (WCSP) – The Board of Trustees of the Royal Botanic Gardens, Kew, abgerufen am 28. Oktober 2016.
  3. Erhard Dörr, Wolfgang Lippert: Flora des Allgäus und seiner Umgebung. Band 1, IHW, Eching 2001, ISBN 3-930167-50-6, S. 231.

Weblinks

Commons: Gewöhnliche Teichbinse (Schoenoplectus lacustris) – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien