Giovanni Mocenigo
Giovanni Mocenigo (* 1408 in Venedig; † 4. November 1485 ebenda) war vom 18. Mai 1478 bis zu seinem Tod, folgt man der staatlich kontrollierten Geschichtsschreibung der Republik Venedig, ihr 72. Doge. Unter seiner Regierung schloss Venedig nach 16-jährigem Krieg am 24. Januar 1479 Frieden mit dem osmanischen Sultan Mehmed II. Drei Pestwellen trafen die Stadt Venedig schwer. An der Pest starben sowohl die Dogaressa im Jahr 1479 als auch der Doge.
Familie
Giovanni Mocenigo stammte aus der einflussreichen, weit verzweigten Familie Mocenigo, die insgesamt sieben Dogen stellte. Diese waren Tommaso Mocenigo (1414–1423) und sein Bruder Pietro Mocenigo (1474–1476), in späterer Zeit auch Alvise Mocenigo I. (1570–1577), Alvise Mocenigo II. (1700–1709), Alvise Mocenigo III. (1722–1732) und Alvise Mocenigo IV. (1763–1778).
Giovanni Mocenigo wurde in der Gemeinde Santa Sofia geboren. Seine Eltern waren Leonardo Mocenigo und Francesca Molin di Michele. Er heiratete 1432 Taddea Michiel di Giovanni di Francesco. Das Paar hatte zwei Kinder, nämlich Leonardo und Luchina. Letztere heiratete 1456 Antonio Dandolo di Andrea.
Leben
Ämterlaufbahn
Fernhändler, Senator (ab 1452)
Wahrscheinlich war Giovanni Mocenigo in seinen jungen Jahren als Fernhändler tätig, ähnlich wie sein Bruder Nicolò, der 1448 ein Handelsschiff im Schwarzen Meer kommandierte. Am 10. Juli 1441 wurde er in die Quarantia, den Rat der Vierzig gewählt, doch lehnte er dieses überwiegend richterliche Amt ab. Ob er diese Wahl am 26. November desselben Jahres erneut ablehnte, ist unklar. Erst Jahre später erscheint er wieder in den Quellen, nämlich im Testament seiner Mutter von 1451, das in San Samuele aufgesetzt wurde.
Ab Oktober 1452 beteiligte sich Mocenigo mit größerer Regelmäßigkeit an öffentlichen Ämtern. So erscheint er in den Quellen immer wieder als Senator.
Mögliche Gesandtschaft nach Karaman (1453), Leitung der Muda nach Alexandria (1454)
Allerdings ist eine Gesandtschaftsreise im Sommer 1453 zu Ibrahim Beg, dem Herrscher von Karaman, nicht belegt, bei der es um einen Handelsvertrag und um eine antiosmanische Liga ging. Tatsächlich erscheint „quondam Zorzi“ in einem Dokument aus Konya vom 12. Februar 1454, also ‚Sohn eines Giorgio‘, doch taucht diese Name ansonsten nirgendwo auf. Allerdings hatte sein Bruder Nicolò eine Maria di Giorgio Corner geheiratet, eine Familie, die im Fernhandel tätig und entfernt mit dem komnenischen Kaiserhaus von Trapezunt verwandt war. So war Nicolò 1448 im Schwarzmeergebiet unterwegs. Giovanni Mocenigo erhielt am 11. Juni 1454 das Kommando über den Schiffskonvoi nach Alexandria, die Muda. Diese Mude fuhren regelmäßig, meist jährlich bestimmte Ziele an, wie etwa Konstantinopel, Beirut, aber auch Nordwestafrika, später Flandern und England. Politisch hatte das Abkommen mit Ibrahim Beg in jedem Falle keinerlei Folgen, die Herrschaft Karaman verleibten sich die Osmanen am Ende 1468 ein.
Podestà (erstmals 1463), Capitano, Savio (1466) in Städten der Terraferma
Giovanni Mocenigo war 1463 Podestà und Capitano von Ravenna, dann Savio di Terraferma im Jahr 1466. 1466 sollte er gemeinsam mit drei Amtskollegen mit dem Signore von Ferrara und Modena, mit Borso d'Este, eine Liga gegen Florenz abschließen. Venedig führte diesen Krieg allerdings verdeckt, unter Leitung von Bartolomeo Colleoni, jedoch ohne größere Erfolge.
Im ersten Halbjahr 1467 wurde Mocenigo erneut Savio di Terraferma, am 5. Oktober desselben Jahres wurde er Podestà von Treviso, wo er beim Empfang Friedrichs III., der zur Kaiserkrönung auf dem Weg nach Rom war, anwesend war.
Statthalter im Friaul (1470–1471), Dogenwahlen
Am 12. November 1469 wurde Mocenigo Avogador di Comun, ein Amt, das er jedoch wenige Wochen später aufgab, um Statthalter des Friaul zu werden. Dort hielt er am 11. März 1470 seinen Einzug. Er blieb auf diesem Posten bis August 1471 und amtierte kaum zurückgekehrt erneut als Savio di Terraferma.
Im November 1471 war er einer der Elektoren bei der Wahl des neuen Dogen Nicolò Tron. Am 26. Januar des Folgejahres wurde er erneut zum Avogador di Comun gewählt, wurde dann, nachdem Tron schon am 28. Juli 1473 gestorben war, wieder einer der nun erneut tagenden Elektoren. Am 13. August war er unter den 41 Elektoren des letzten Wahlgangs, die sich für Nicolò Marcello entschieden. Vergeblich hatte sich Giovanni Mocenigo für seinen Bruder Pietro eingesetzt, der sich erfolgreich im Seekrieg gegen die Osmanen schlug.
Savio del Consiglio (1474–1478), Unterhändler, Wahl des Bruders zum Dogen (1474)
Zunächst Savio del Consiglio im Jahr 1474 wurde er, zusammen mit Andrea Vendramin und einem Antonio Venier beauftragt, mit den Gesandten von Florenz und Mailand, Tommaso Soderini und Leonardo Botta, zu verhandeln. Zwar kam es am 2. November zu einer Einigung, doch letztlich nicht zu dem erhofften Friedensschluss.
Am 14. Dezember 1474 wurde nun doch noch Giovannis Bruder Pietro zum Dogen gewählt. Dies erleichterte den Weg auch für Giovanni, der von 1475 bis 1478 ohne Unterbrechung zum Savio del Consiglio gewählt wurde, bis er selbst Doge zum Dogen aufstieg. Ungewöhnlich ist nur, dass er nie Prokurator von San Marco war.
Anfang März 1476 war er wieder einer der Elektoren, die sich diesmal für Andrea Vendramin entschieden. Mocenigo gehörte danach der Giunta an, einer Sonderkommission, die sich mit dem Vermögen und dem letzten Willen des am 4. November 1475 gestorbenen Condottiere Bartolomeo Colleoni befassen sollte. Die Giunta sollte sich um seine Verfügungen kümmern.
Am 5. November 1477 wurde Mocenigo in eine Kommission aus vier Patriziern gewählt, die nach verbesserten Verteidigungsmöglichkeiten gegen die Plünderungen durch osmanische Einheiten suchen und Maßnahmen eruieren sollten, um die Grenze am Isonzo zu sichern.
Das Dogenamt
Wahl, Pest (1478), Ende des Osmanenkrieges
Nachdem der Doge Vendramin am 6. Mai 1478 gestorben war, wurde Giovanni Mocenigo am 18. Mai, nicht zum geringsten beeinflusst durch die Intervention des Marco Corner, eines Kognaten seines Bruders Nicolò, zum Dogen gewählt.
Doch schon sein erstes Amtsjahr wurde durch eine Pestwelle überschattet, die bis in den Dezember anhielt.
Der seit sechzehn Jahren andauernde Krieg mit den Türken konnte zu Beginn seiner Regierungszeit zunächst mit einem Friedensschluss beendet werden, bei dem einige Gebiete im heutigen Albanien und Griechenland für Venedig verloren gingen.
Brand des Dogenpalasts, Pest und Tod der Dogaressa (1479)
Am 14. September 1479 zerstörte ein Feuer erhebliche Teile des Dogenpalasts. Der Doge musste auf die andere Seite des Rios ziehen, dorthin wo heute die Gefängnisse sind. Die Renovierung des Dogenpalastes wurde erst neun Jahre später unter Agostino Barbarigo abgeschlossen.
Am 23. Oktober 1479 starb seine Ehefrau an der Pest. Dem selbst erkrankten Dogen wurde diese Hiobsbotschaft zunächst vorenthalten.
Krieg um das Polesine (1482–1484), Pest (1484)
Es folgten am 2. Mai 1482 neue Auseinandersetzungen mit Florenz und Ferrara, in deren Verlauf Venedig vom Papst mit dem Kirchenbann belegt wurde. Im Mittelpunkt stand das Polesine, ein Gebiet, das schließlich bei Venedig verblieb. Der Friedensschluss von Bagnolo vom 7. August 1484 wurde trotz der Pest mit einem dreitägigen Fest gefeiert.
Tod, Grabmal
Am 4. November 1485 erlag auch Giovanni Mocenigo der Pest. Er wurde, wie zuvor schon seine Frau, in aller Eile in der Kirche San Zanipolo beigesetzt; das Monument stammte auch bei diesem Dogen von Tullio Lombardo. Es war eines seiner Hauptwerke. Es wurde um 1500 begonnen und war erst 1522 fertiggestellt.[1]
Giovanni Mocenigo in der Malerei
Neben Bellinis Gemälde (s. o.) zeigt ein in die Amtszeit Mocenigos datiertes Gemälde der National Gallery in London Mocenigo kniend vor dem Thron Marias. Er hält ein Banner, das den Markuslöwen als Symbol der Republik Venedig sowie das Wappen der Familie Mocenigo trägt. Der Hl. Johannes der Täufer präsentiert den Dogen der Madonna, die vom Hl. Christopherus begleitet wird. Das Werk wurde früher Gentile Bellini oder Vittore Carpaccio zugeschrieben.
Literatur
- Giuseppe Gullino: Mocenigo, Giovanni in: Dizionario Biografico degli Italiani 75 (2011) 135–137.
- Sarah Blake Wilk: The Sculpture of Tullio Lombardo. Studies in sources and meanings, Garland, New York 1978, ISBN 0-8240-3256-X.
- Sarah Blake Wilk: Iconological Problems in the Sculpture of Tullio Lombardo, New York 1977.
Weblinks
Anmerkungen
- ↑ Wolfgang Wolters: Die venezianische Skulptur von 1460 bis 1530, in: Giandomenico Romanelli (Hrsg.): Venedig. Kunst & Architektur, Band 1. Könemann, Köln 1997, S. 236, ISBN 3-89508-592-8.
Vorgänger | Amt | Nachfolger |
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Andrea Vendramin | Doge von Venedig 1478–1485 | Marco Barbarigo |
Personendaten | |
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NAME | Mocenigo, Giovanni |
KURZBESCHREIBUNG | Doge von Venedig (1478–1485) |
GEBURTSDATUM | 1408 |
GEBURTSORT | Venedig |
STERBEDATUM | 4. November 1485 |
STERBEORT | Venedig |