Alvise Mocenigo I.

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Alvise Mocenigo, gemalt von Tintoretto
Zecchino des Dogen (rechts), Museo Correr

Alvise Mocenigo I. (* 26. Oktober 1507 in Venedig; † 4. Juni 1577 ebenda) war von 1570 bis 1577 der 85. Doge von Venedig.

Familie

Alvise Mocenigo I. stammte aus der verzweigten Familie Mocenigo, die insgesamt sieben Dogen stellte: Tommaso Mocenigo (1414–1423), Pietro Mocenigo (1474–1476), Giovanni Mocenigo (1478–1485), Alvise Mocenigo I., Alvise Mocenigo II. (1700–1709), Alvise Mocenigo III. (1722–1732) und Alvise Mocenigo IV. (1763–1778).

Leben

Mocenigo wurde am 26. Oktober 1507 als erster von fünf Söhnen des Prokurators von San Marco Tommaso Mocenigo geboren. Er erhielt eine gute und gründliche Ausbildung. Er zeichnete sich vor allem im diplomatischen Dienst und in der inneren Verwaltung der Republik aus. Alvise Mocenigo war in der Wahl von 1559 gegen Priuli unterlegen, in der Wahl von 1570 konnte er sich gegen seine späteren Nachfolger Sebastiano Venier und Nicolò da Ponte durchsetzen.

Mocenigo war verheiratet mit Loredana Marcello, einer literarisch und naturwissenschaftlich gebildeten Frau. Da er ohne Nachkommen blieb, vermachte er sein Vermögen seinen Brüdern, mit der Auflage, dass die männlichen Nachkommen den Namen Alvise erhalten sollten.

Das Dogenamt

Das Dogat Mocenigos war gekennzeichnet durch kriegerische Auseinandersetzungen mit dem Osmanischen Reich, durch Bündnisse mit dem Papst, Frankreich und Spanien einerseits und politischen Spannungen mit den gleichen Mächten andererseits sowie durch wirtschaftlichen Niedergang der Lagunenstadt und eine Dezimierung der Bevölkerung Venedigs und der Terraferma durch Typhus und Pest.

In seinem ersten Amtsjahr, am 3. August 1571, fiel die Stadt Famagusta auf Zypern an die Türken. Der Verteidiger der Stadt, Marcantonio Bragadin, wurde auf bestialische Weise hingerichtet. In der Folge wurde auf Anordnung des Sultans Zypern durch Türken aus Anatolien besiedelt.

Lepanto und die Folgen

Schlacht von Lepanto

Im Zuge der Auseinandersetzungen mit den Türken hatten diese die venezianische Getreidezufuhr behindert. 1571 kam es im Golf von Patras zu einer Seeschlacht der Heiligen Liga von Venedig, Spanien und dem Papst, in der die Türken bei Lepanto besiegt wurden. Vordergründig waren die Türken die Verlierer und Venedig war bei den Siegern. Während es aber den Türken gelang, ihre Seemacht im östlichen Mittelmeer weiter zu festigen, hatte Venedig das reiche Zypern verloren und zahlte zusätzlich 300 000 Dukaten in drei Jahresraten an den Verlierer von Lepanto, um seine Handelsprivilegien zu sichern. Trotzdem verzeichnete Venedig herbe Einbußen im Orienthandel, da der Sultan gleichermaßen holländische, französische und englische Kaufleute begünstigte. Durch den gleichzeitig wachsenden Überseehandel über die Atlantikhäfen wurde Venedig endgültig in eine wirtschaftspolitische Randlage gedrängt.

Staatsbesuch König Heinrichs III. von Frankreich

Trotz der wirtschaftlichen Misere und der leeren Staatskassen entfaltete Venedig anlässlich des Staatsbesuchs des jungen französischen Königs im Jahre 1574 noch einmal seinen ganzen Prunk. Hintergrund war der Gedanke, den König für ein Bündnis zu gewinnen. Der König wurde vom Dogen auf dem Bucintoro empfangen. Alle namhaften Künstler Venedigs, wie Tizian, Palladio, Veronese, Tintoretto waren in die Ausstattung der Festlichkeiten eingebunden, von Sansovino stammte der Zuckerdekor des Banketts.

Die Pest

In den Jahren 1575 und 1576 brach wieder einmal die Pest in Italien aus. Die Terraferma verlor ein Viertel ihrer Bevölkerung. Verheerend waren die Folgen der Pest für Venedig. Die Gremien der Stadt waren wegen der hohen Verluste unter ihren Mitgliedern fast nicht mehr arbeitsfähig. Prominentes Opfer war Tizian, der im Alter von 100 Jahren der Epidemie zum Opfer fiel. In ihrer Not gelobten die Venezianer 1576 den Bau einer Kirche, wenn die Stadt von der Pest erlöst würde. Die Votivkirche Il Redentore wurde nach Entwürfen von Palladio zwischen 1577 und 1592 auf der Giudecca errichtet.

Mocenigo starb am 4. Juni 1577, sein Tod war von den Venezianern nach Berichten von Zeitgenossen – offensichtlich in der Hoffnung auf bessere Zeiten unter einem Nachfolger – herbeigewünscht worden.

Bilder

Grabmal

Grab des Alvise Mocenigo

Das Doppelgrabmal für Alvise und seine Frau Loredana befindet sich in der Kirche San Zanipolo. Es wurde an der Westwand im Mittelschiff der Kirche errichtet, in unmittelbarer Nähe des Monuments für Pietro Mocenigo. Das Monument aus istrischem Stein, entworfen und ausgeführt von Giovanni Girolamo Grapiglia und Francesco Contino, hat einen zweigeschossigen Aufbau. Im zweiten Geschoss befinden sich die beiden Sarkophage mit den Liegefiguren zu Seiten einer Figur des segnenden Christus. Das Kirchenportal ist in die Architektur des Monuments einbezogen.

In seinem Testament, das Mocenigo 1562, vor seiner Wahl zum Dogen, aufgesetzt hatte, war noch ein bescheidenes Grab vorgesehen, doch seine Wahl führte bald zu einer Abwandlung seines Testaments. Seinen geradezu dynastischen Ambitionen bot sich mit dem eigenen Grabmal eine Gelegenheit, für seine Familie eine Stätte der Selbstverherrlichung zu schaffen. Die gesamte Mauer am Eingang wurde praktisch eine Grablege für die Familie Mocenigo, in deren Glorifikation Alvise Mocenigo I. eine überaus prominente Rolle einnehmen konnte.[1]

Literatur

Weblinks

Commons: Alvise Mocenigo I. – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Anmerkungen

  1. Benjamin Paul: Les tombeaux des doges vénitiens : de l'autocélébration dans une République, in: Julius A. Chrościcki, Mark Hengerer, Gérard Sabatier (Hrsg.): Les funérailles princières en Europe XVIe-XVIIIe siècle, Bd. 2: Apothéoses monumentales, Presses universitaires de Rennes, Rennes 2013, S. 159–179, hier: S. 167 f.
VorgängerAmtNachfolger
Pietro LoredanDoge von Venedig
15701577
Sebastiano Venier