Gouverneur Morris

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Gouverneur Morris

Gouverneur Morris[1] (* 31. Januar 1752 in New York; † 6. November 1816 in der Bronx) war ein US-amerikanischer Politiker, einer der Gründerväter der Vereinigten Staaten und Mitglied des US-Senats. Darüber hinaus vertrat er den Staat Pennsylvania im Jahr 1787 bei der Philadelphia Convention.

Er zeichnete für größere Abschnitte der Verfassung der Vereinigten Staaten verantwortlich. Morris war einer der Unterzeichner. Morris soll Urheber der Präambel der Verfassung sein. Dort heißt es:

“We the People of the United States, in Order to form a more perfect Union, establish Justice, insure domestic Tranquility, provide for the common defence, promote the general Welfare, and secure the Blessings of Liberty to ourselves and our Posterity, do ordain and establish this Constitution for the United States of America.”

„Wir, das Volk der Vereinigten Staaten, von der Absicht geleitet, unseren Bund zu vervollkommnen, die Gerechtigkeit zu verwirklichen, die Ruhe im Innern zu sichern, für die Landesverteidigung zu sorgen, das allgemeine Wohl zu fördern und das Glück der Freiheit uns selbst und unseren Nachkommen zu bewahren, setzen und begründen diese Verfassung für die Vereinigten Staaten von Amerika.“

Morris wurde Penman of the Constitution[2] genannt. Er war also quasi Sekretär der verfassungsgebenden Versammlung. Während in dieser Zeit das Bewusstsein der Amerikaner für einen Staatenbund mit souveränen Staaten stark war, dachte Morris in der Kategorie einer einheitlichen Union, also an einen Bundesstaat.[3]

Leben und Karriere

Morris war seit 1764 Schüler am King’s College (die heutige Columbia University). 1768 verließ er die Schule und graduierte 1771.

Am 8. Mai 1775[4] wurde Morris als Abgeordneter des Westchester County (das heutige Bronx County) in den New York Provincial Congress gewählt. Diese Versammlung war rechtlich nicht legitimiert. Die Abgeordneten arbeiteten wie die meisten auf die Unabhängigkeit der Kolonie hin. Diese Bestrebungen riefen jedoch nicht nur den Widerstand seiner eigenen Familien auf den Plan, auch sein Mentor, William Smith. Der 25-jährige Morris hatte wesentlichen Anteil an der Verfassung von New York aus dem Jahre 1777.

Nach der Schlacht von Long Island im August 1776 plünderten die Briten New York City. Auch der Familienbesitz auf der anderen Seite des Harlem River, von Manhattan aus gesehen, wurde dabei in Mitleidenschaft gezogen. Seine Mutter, eine Anhängerin der Loyalisten, übergab das Gut den Briten. Da sein Besitz nunmehr in den Händen des Feinden lag, verlor er auch sein passives Wahlrecht zum Congress von New York. Stattdessen wurde er zum Delegierten des Kontinentalkongresses ernannt.

Seinen Platz nahm er am 28. Januar 1778 ein und wurde sofort als Mitglied in den Ausschuss zur Koordinierung der Militärreform gewählt. Nachdem er Augenzeuge des Heereslagers in Valley Forge geworden war, wurde er zum Sprecher der Kontinentalarmee im Kongress. Die ursprüngliche Verfassung unterzeichnete er noch 1778.

Ein Jahr später, 1779, verlor er die Wiederwahl in den Kongress. Der Grund war vermutlich sein vehementer Einsatz für eine starke Zentralregierung, während die Bevölkerung von New York eher starke Staaten favorisierten. Auf Grund seiner Niederlage zog er nach Philadelphia, um als Kaufmann und Anwalt zu arbeiten.

1780 verlor Morris vorgeblich bei einem Unfall mit einer Kutsche sein linkes Bein, das durch eine Holzprothese ersetzt wurde. Tatsächlich soll aber der Sprung aus großer Höhe auf der Flucht vor einem eifersüchtigen Ehemann die Ursache gewesen sein.[5] Morris hatte laut seiner eigenen Tagebuchaufzeichnungen zahlreiche Affären.

In Philadelphia nahm er die Aufgaben des Assistenten des Kämmerers von 1781 bis 1785 wahr. 1787 war er Vertreter in der Philadelphia Convention, bevor er ein Jahr später nach New York zurückkehrte.

In seiner Zeit in Philadelphia wurde er mit Robert Morris, der trotz des gleichen Nachnamens nicht mit ihm verwandt war, bekannt. Robert Morris sorgte gemeinsam mit George Washington dafür, dass er an der verfassungsgebenden Versammlung teilnehmen konnte.

Während der Philadelphia Convention unterstützte er George Washington, der wie er eine starke Zentralregierung bevorzugte. Seinem Ausschuss, dem William Samuel Johnson vorsass, diente er als derjenige, der vermutlich den größten Anteil an den Entwürfen der Verfassung hatte.[6]

Als Aristokrat glaubte Morris an die Notwendigkeit einer oligarchischen Regierungsform. Von ihm stammt das Zitat: "Es gab niemals und es wird nie eine zivilisierte Gesellschaft ohne eine Aristokratie geben" („there never was, nor ever will be a civilized Society without an Aristocracy“[7]). Einer demokratischen Regierungsform stand er skeptisch gegenüber, da er dachte, dass es zu einem Stimmenverkauf zugunsten der Begüterten kommen würde. Insoweit sollten seiner Meinung nach nur die Gutsbesitzer oder Vermögenden Stimmrecht haben. Morris lehnte darüber hinaus auch den Beitritt der westlichen Staaten ab, weil die Wildheit dieser Staaten keine vernünftigen Staatsmänner hervorbrächte.[8]

173 Reden hatte Morris in der verfassungsgebenden Versammlung gehalten. Morris galt als „gläubiger Rationalist“,[9] weil er nicht nur an einen lenkenden Gott, sondern auch an religiös vermittelte Moral glaubte. Er tat sich jedoch nicht als religiöser Mensch hervor. Er bestand auf der Einhaltung von Prinzipien. Er war ein Verfechter der Religionsfreiheit. Gouverneur Morris focht ebenso gegen die Sklaverei.

Noch 1789 gelangte er als Kaufmann nach Frankreich und versah dort Dienst als Botschafter von 1792 bis 1794. Seine Tagebuchaufzeichnungen dokumentieren die Ereignisse der Französischen Revolution. Als er 1798 in die Vereinigten Staaten zurückkehrte, wurde er im April 1800 für die Föderalistische Partei Mitglied des US-Senats und trat in die zwischenzeitliche Vakanz des Sitzes, die durch den Rücktritt von James Watson entstanden war. Vom 3. Mai 1800 bis zum 4. März 1803 hielt er den Sitz, verlor diesen aber bei der Wiederwahl in den Wahlen vom 3. Februar 1803.

Nach seiner Niederlage wurde er Vorstand der Eriekanal-Kommission von 1810 bis 1813. Der Eriekanal beschleunigte das Wachstum New Yorks erheblich und sorgte schließlich auch für den Aufstieg als Finanzmetropole. Morris sagte dazu:

“the proudest empire in Europe is but a bubble compared to what America will be, must be, in the course of two centuries, perhaps of one”

„das stolzeste Reich in Europa ist nichts als eine Blase im Vergleich zu dem, was Amerika sein wird, sein muss, innerhalb der Zeitspanne zweier Jahrhunderte, möglicherweise einem“[10]

Morris war 1811 neben dem Anwalt John Rutherfurd und dem Vermesser Simeon De Witt Teil der dreiköpfigen Kommission, die die Grundlage der Bebauung Manhattans festlegte (sog. Commissioners’ Plan von 1811)

Familie

Im Alter von 57 Jahren heiratete er Anne Cary („Nancy“) Randolph, die Schwester von Thomas Mann Randolph, Jr., Ehemann der Tochter von Thomas Jefferson, Martha Jefferson Randolph.

Morris starb auf dem Familiengut Morrisania. Begraben ist er auf dem Friedhof der St. Ann’s Episcopal Church[11] in der Bronx. Der Sohn der Eheleute Morris, Gouverneur Jr. wurde schließlich Vorstand einer Eisenbahngesellschaft.

Morris gelang es, beträchtliche Landgüter im Norden von New York zu erwerben. Neben der Town of Gouverneur im St. Lawrence County liegt auf demselben Gemeindegebiet auch das Village of Gouverneur.

Sein Halbbruder, Lewis Morris (1726–1798), hatte die Unabhängigkeitserklärung unterzeichnet. Ein anderer Halbbruder, Staats Long Morris, gehörte den Loyalisten an und war General der Britischen Armee. Sein Neffe, Lewis R. Morris, war Abgeordneter in Vermont und im Kongress der Vereinigten Staaten. Sein Großneffe war William M. Meredith, Finanzminister der Vereinigten Staaten unter der Präsidentschaft Zachary Taylors. Morris’ Großenkel hieß ebenfalls Gouverneur (1876–1953) und war Schriftsteller. Unter anderem wurde ein Werk in dem Film The Penalty adaptiert.[12][13]

1943 wurde ein Liberty-Frachter als SS Gouverneur Morris benannt. Das Schiff wurde 1974 abgewrackt.

Literatur

  • Richard Brookhiser: Gentleman Revolutionary: Gouverneur Morris, the Rake Who Wrote the Constitution. Free Press. New York 2003, ISBN 0-7432-2379-9
  • William Howard Adams: Gouverneur Morris: An Independent Life Yale University Press. New Haven 2008
  • Alan Pell Crawford: Unwise Passions: A True Story of a Remarkable Woman—and the First Great Scandal of Eighteenth-century America. Simon & Schuster. New York 2000, ISBN 0-684-83474-X (A biography of Morris’s wife.)
  • Jerry Fresia: Toward an American Revolution: Exposing the Constitution & Other Illusions. Cambridge: South End Press 1988
  • Melanie Randolph Miller: Envoy to the Terror: Gouverneur Morris and the French Revolution (Potomac Books, 2005)
  • The Diary and Letters of Gouverneur Morris, Minister of the United States to France; Member of the Constitutional Convention, ed. Anne Cary Morris (1888). 2 vols. online version
  • Howard Swiggert: The Extraordinary Mr. Morris. Doubleday & Co. New York 1952

Weblinks

Commons: Gouverneur Morris – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Gouverneur Morris im Biographical Directory of the United States Congress (englisch)Vorlage:Kongressbio/Wartung/ID fehlt in WikidataVorlage:Kongressbio/Wartung/ID in Wikidata ungleichVorlage:Kongressbio/Wartung/Linktext ungleich Wikidata-Bezeichnung

Einzelnachweise

  1. „Gouverneur“ war sein Vorname, nicht sein Titel
  2. Library of Congress: Documents from the Continental Congress and the Constitutional Convention, 1774 to 1789
  3. Robert K. Wright, Jr., Morris J. MacGregor, Jr.: Gouverneur Morris. In: Soldier-Statesmen of the Constitution. United States Army Center of Military History, S. 112–114, abgerufen am 14. Februar 2017 (englisch).
  4. American National Biographies "Gouverneur Morris"
  5. Gouverneur Morris, Theistic Rationalist, von Gregg Frazer. Seite 26. Allacademic.com. Abgerufen am 19. März 2010.@1@2Vorlage:Toter Link/www.allacademic.com (Seite nicht mehr abrufbar, Suche in Webarchiven)
  6. Catherine Drinker Bowen. Miracle at Philadelphia. 1986 edition. S. 236.
  7. Toward An American Revolution. Cyberjournal.org. Abgerufen am 19. März 2010.
  8. Catherine Drinker Bowen: Miracle at Philadelphia. 1986 edition. S. 178.
  9. Gouverneur Morris, Theistic Rationalist, by Gregg Frazer. Allacademic.com. Abgerufen am 19. März 2010.@1@2Vorlage:Toter Link/www.allacademic.com (Seite nicht mehr abrufbar, Suche in Webarchiven Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
  10. Will Wilkinson in der Ausgabe vom Juli 2004: The Fun-Loving Founding Father. Gouverneur Morris, the first modern American. Will Wilkinson, Reason Magazine, Juli 2004. Reason.com. Abgerufen am 19. März 2010.
  11. St. Ann’s Episcopal Church (Memento vom 11. Januar 2010)
  12. Browse By Author: M - Project Gutenberg. Gutenberg.org. 1. Juli 1916. Abgerufen am 19. März 2010.
  13. Gouverneur Morris. Imdb.com. 1. Mai 2009. Abgerufen am 19. März 2010.