Grafenwerther Brücke

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Grafenwerther Brücke
Grafenwerther Brücke
Unterführt Rhein
Ort Bad Honnef
Konstruktion Stahlbetonbrücke[1]
Gesamtlänge 130 m
Breite 8 m
Anzahl der Öffnungen 5
Lichte Weite 26 m
Baukosten 167.190 Mark
Baubeginn März 1911[2]
Fertigstellung September 1911[3]
Eröffnung 1. Oktober 1911[4][5]
Planer Ottomar Stein
Lage
Koordinaten 50° 38′ 36″ N, 7° 13′ 0″ OKoordinaten: 50° 38′ 36″ N, 7° 13′ 0″ O
Grafenwerther Brücke (Nordrhein-Westfalen)

Die Grafenwerther Brücke ist eine Brücke in Bad Honnef über den Altarm des Rheins, die 1911 errichtet wurde. Sie verbindet das festlandseitige Rheinufer mit der Insel Grafenwerth. Die Grafenwerther Brücke steht als Baudenkmal unter Denkmalschutz.[6]

Geschichte

Die Brücke entstand als erste feste Verbindung zwischen Honnef und Grafenwerth und geht auf eine Planung des Stadtplaners Karl Henrici zurück.[7] Bereits 1908 war auf der Insel eine Anlegestelle für Dampfschiffe eröffnet worden. Von der damit verbundenen Belebung des Fremdenverkehrs konnte nur das Ausflugslokal auf der Insel profitieren, nicht aber die Stadt, die nur über eine weitere Bootsfahrt mit anschließendem Fußmarsch zu erreichen war. Der in Honnef ansässige Architekt Ottomar Stein wurde deshalb 1910 mit dem Entwurf für eine Brücke über den Altarm beauftragt, die den Weg von der Insel in die Stadt vereinfachen sollte. Nachdem im Juni des gleichen Jahres die ministerielle Genehmigung erteilt wurde, begann die Ausführungsplanung. Die Bauarbeiten wurden im März 1911[2] durch die Kölner Bauunternehmung Helff & Heinemann aufgenommen und am 1. Oktober 1911[4] wurde die erste feste Verbindung zur Insel feierlich eingeweiht; einige Restarbeiten standen zu diesem Zeitpunkt noch aus[8], sodass sich die Gesamtfertigstellung bis Oktober 1912 verzögerte[9][10]. Die Baukosten von 167.190 Mark mussten nach einer Anschubfinanzierung von 30.000 Mark durch den Zeitungsverleger Wilhelm Girardet größtenteils von der Stadt Honnef getragen werden.[11][5] Das Bauwerk wurde seinerzeit in Fachzeitschriften dokumentiert[1][12][13] und gilt als eine der frühen Stahlbetonbrücken in Deutschland.[14] Ein Jahr nach Fertigstellung bog sich die Brüstung der Brücke an einzelnen Stellen aus, die Kosten der Beseitigung der Schäden musste die Stadt übernehmen.[15]

Am Ende des Zweiten Weltkriegs, im März 1945, beabsichtigte der Kommandeur der örtlichen deutschen Pioniereinheit die Sprengung der Brücke. Dieses Vorhaben konnte, möglicherweise aufgrund einer Intervention des damaligen Honnefer Stadtbaumeisters, abgewendet werden.[16] 1953 entstand ein Treppenaufgang von der Rheinpromenade an der Endhaltestelle der Siebengebirgsbahn zur Brücke[17], der nach dem Bau der die Inselbrücke verlängernden Fußgängerbrücke über die Bundesstraße 42 bereits 1959 durch einen neuen ersetzt wurde.[18][19] Von 1973 bis 1974 erfolgte eine umfassende Sanierung des Bauwerks, im Zuge derer unter anderem ein Großteil der Brüstung abgebrochen und durch Stahlbetonbrüstungen mit den bisherigen Profilierungen ersetzt wurde.[20][21]

Seit dem 13. Oktober 1993 ist die Brücke in der Denkmalliste der Stadt Bad Honnef eingetragen. Am 11. Juni 2005 taufte die Bürgermeisterin Wally Feiden das zuvor namenlose Bauwerk im Rahmen des Aranka-Fests auf seinen heutigen Namen.[22] Seit 2015 sind die Innenseiten der Brüstung durch massive Stahlträger gesichert, in naheliegender Zukunft muss die Brücke grundsaniert werden (Stand: November 2017).[23][24][25] Seit März 2017 wird die Zufahrt zur Brücke durch einen elektronischen Poller geregelt.[26] Die Sanierung des Bauwerks, die vom Bund und dem Land bezuschusst wird, begann im November 2021 und wird von dem Bauunternehmen Hochtief ausgeführt.[27]

Beschreibung

Die Grafenwerther Brücke, im Norden der Insel gelegen, ist eine Bogenbrücke aus Stahlbeton aus fünf flachen Korbbögen mit einer lichten Weite von 26, 22 und 18 m. Verbaut wurden rund 4000  Beton sowie 20 t Eisen. Die Gesamtlänge beträgt 130 m, die Nutzbreite von 8 m setzt sich aus 5 m für die Fahrbahn und je 1,5 m für die Bürgersteige zusammen.[12] An den Widerlagern wie an den beiden mittleren Pfeilern bestehen beidseitig balkonartige Ausbuchtungen. Unmittelbar östlich schließt sich die 1959 entstandene Fußgängerbrücke über Bundesstraße 42 und rechtsrheinische Bahnstrecke an, südöstlich das Brückenbauwerk Honnefer Kreuz. Eine Treppenanlage führt zur Rheinpromenade hinab, die zur Stadtbahn-Endhaltestelle Bad Honnef der Siebengebirgsbahn überleitet. Nördlich der Brücke ankert im Altarm seit 1990 der Aalschokker Aranka, eine Hinweistafel befindet sich auf der Brücke.

Weblinks

Commons: Grafenwerther Brücke – Sammlung von Bildern

Literatur

  • Eva-Maria Gerstkamp: Brückenschlag vor einhundert Jahren. In: Rheinländer, 5. Jahrgang 2012, Heft 44, S. 18–20 (online).

Einzelnachweise

  1. a b Mitteilungen über Zement-, Beton- und Eisenbetonbau, 9. Jahrgang 1912, S. 20. (Beilage zur Deutschen Bauzeitung, 46. Jahrgang 1912)
  2. a b Honnefer Volkszeitung, 18. März 1911, S. 2
  3. Honnefer Volkszeitung, 24. Mai 1912, Zweites Blatt, S. 2
  4. a b Honnefer Volkszeitung, 2. Oktober 1911, S. 2/3
  5. a b Die Geschichte der Insel Grafenwerth. (Nicht mehr online verfügbar.) Die Bad Honnefer Wochenzeitung online, 28. März 2013, archiviert vom Original am 8. April 2013; abgerufen am 12. Juni 2013.
  6. Denkmalliste der Stadt Bad Honnef, Nummer A 180
  7. Landeskonservator Rheinland (Hrsg.): Bad Honnef. Stadtentwicklung und Stadtstruktur. Rheinland-Verlag, Köln 1979, ISBN 3-7927-0414-5, S. 20.
  8. Honnefer Volkszeitung, 16. Oktober 1911, S. 2
  9. Honnefer Volkszeitung, 13. Juni 1912, S. 2
  10. Echo des Siebengebirges, 10. Oktober 1912, S. 3
  11. August Haag: Vom Winzerdorf zur Badestadt. Ein Jahrhundert wirtschaftlicher Entwicklung. In: Ders. (Hrsg.): Bad Honnef am Rhein. Beiträge zur Geschichte unserer Heimatgemeinde anläßlich ihrer Stadterhebung vor 100 Jahren. Verlag der Honnefer Volkszeitung, Bad Honnef 1962, S. 106.
  12. a b Deutsche Bauzeitung, 48. Jahrgang 1914, Nr. 69 (vom 29. August 1914), S. 650 (Notiz zur Einweihung)
  13. Zement und Beton, illustrierte Monatsschrift für Zement- und Betonbau, 10. Jahrgang 1911, S. 680. (Ausschnitt in der Google-Buchsuche)
  14. Karl Günter Werber: Honnefer Spaziergänge. 2. überarbeitete Auflage, Verlag Buchhandlung Werber, Bad Honnef 2002, ISBN 3-8311-2913-4, S. 91.
  15. J[ohann] J[oseph] Brungs: Die Stadt Honnef und ihre Geschichte. Verlag des St. Sebastianus-Schützenvereins, Honnef 1925, S. 197/198 (Neudruck 1978 durch Löwenburg-Verlag, Bad Honnef).
  16. Jakob Wolfgarten: Erlebnisse und Berichte aus bewegter Zeit (1923 und 1945). In: August Haag (Hrsg.): Bad Honnef am Rhein. Beiträge zur Geschichte unserer Heimatgemeinde anläßlich ihrer Stadterhebung vor 100 Jahren. Verlag der Honnefer Volkszeitung, Bad Honnef 1962, S. 71.
  17. Honnefer Volkszeitung, 5. Mai 1955, S. 5
  18. Fronleichnamsprozession über die neue Fußgängerbrücke, Honnefer Volkszeitung, 20. Mai 1959
  19. Ampelanlage für Kreuzung Bahnhof- und Umgehungsstraße, Honnefer Volkszeitung, 24. September 1959
  20. Instandsetzung der Inselbrücke, Honnefer Volkszeitung, 4. Juni 1973
  21. Ersteht in alter Schönheit: Inselbrücke bleibt ein Zeugnis früher Beton-Ingenieurkunst, Honnefer Volkszeitung, 1. September 1974
  22. Bad Honnef feiert am Wochenende gleich doppelt. In: General-Anzeiger vom 11. Juni 2005, S. 8.
  23. Bad Honnef muss viel Geld in seine Bauwerke investieren, Bonner Rundschau, 29. Juli 2016
  24. Viele Brücken sind baufällig, General-Anzeiger, 5. August 2016
  25. Zwei Millionen Euro für die Zukunft der Insel Grafenwerth, General-Anzeiger, 21. November 2017
  26. Zufahrt zur Insel durch elektronischen Poller geregelt, Pressemitteilung der Stadt Bad Honnef, 24. Februar 2017
  27. Bauschild zur Sanierung, Wikimedia Commons