Grasnarbe

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Als Grasnarbe wird der zusammenhängende Bewuchs des Bodens durch Gräser und Kräuter bezeichnet,[1] der durch geschlossenen Pflanzenbestand und die Wurzeln einen festen Zusammenhalt bekommt.

Das Wort kam vom Niederdeutschen in die Schriftsprache. Verwandte Bezeichnungen sind Gras- bzw. Rasendecke, ferner Heidenarbe, im süddeutschen und österreichischen Sprachraum Wasen, auf alpinen Weideflächen die Schaftrift.

Grasnarbe und Erosion

Die natürliche Grasnarbe setzt der Gesteins-Verwitterung und seiner Erosion einen hohen Widerstand entgegen, der um ein Vielfaches höher als der von nacktem Boden sein kann. Einige Zentimeter tiefer beginnt das eigentliche Bodenleben in Gestalt von Tausendfüßern, Regenwürmern neben Bakterien und einer reichhaltigen Bodenflora. Wo dies teilweise fehlt, oder wo der mechanische Zusammenhalt durch hohe Feuchtigkeit oder Starkregen beeinträchtigt ist, kann es zum Abreißen der Grasnarbe kommen. Auf Steilhängen können dann Plaiken (bewuchslose Flächen) oder Hangrutschungen entstehen, in Flyschbergen hingegen ein langsameres Bodenfließen (Solifluktion).

Die Stabilität einer natürlichen Grasnarbe wird durch landwirtschaftlich erzeugte Rasenziegel (bis ca. 8 cm Stärke) oder Rollrasen (1,5–2,5 cm Stärke) verpflanzbar und sowohl im Garten als auch auf dem Sportplatz eingesetzt, sowie zur Befestigung unbewachsener Böschungen oder im Gebirge zur Vorbeugung gegen Muren. In den letzten Jahren setzt sich Rollrasen verstärkt gegenüber Einsaaten durch, da die Grasnarbe des Rollrasens die belegte Fläche sofort nach dem Verlegen stabilisiert und Wasser- und Winderosionen vermeidet. Grassoden/Rollrasen sind in der Vegetationsperiode in 10–14 Tagen mit dem Boden verwachsen, die maximale Durchwurzelungstiefe ist je nach Grasart bereits nach drei Monaten erreicht.

Die Beweidung trägt meist zur Verfestigung bei, außer bei sehr steilem Gelände und bei Bodennässe. Die Bewirtschaftung von Almen hat daher nicht nur landwirtschaftliche Aspekte, sondern dient auch dem Umweltschutz (Vorbeugung gegen Naturgefahren) und durch die Landschaftspflege dem Tourismus.

Bodenleben und Hohlräume

Unter dem Gras bilden sich oft flache Hohlräume, die durch das Auffrieren von Steinen, durch Ameisen oder durch Baumwurzeln verstärkt werden. Sie können auch flachliegenden Fels durch ihre Säure und andere biologisch-chemische Verwitterung erodieren oder vorhandene Klüfte verbreitern. Auch Bodenlebewesen, diverse Moose und das Mycel von Pilzen tragen dazu bei, andererseits verfestigen letztere die Grasnarbe.

Der Geodät hat oft Mühe, überwachsene Vermessungspunkte unter der Grasnarbe zu finden, die am Straßenrand durch den Rollsplitt bis zu einigen Zentimetern jährlich an Höhe zunimmt. Das bewährte Gegenmittel sind genaue „Topografien“ (Punktbeschreibungen) mit Sperrmaßen zu Gebäuden oder markanten Bäumen.

Einzelnachweise

  1. Grasnarbe. In: Jacob Grimm, Wilhelm Grimm (Hrsg.): Deutsches Wörterbuch. Band 8: Glibber–Gräzist – (IV, 1. Abteilung, Teil 5). S. Hirzel, Leipzig 1958 (woerterbuchnetz.de).