Großbissendorf

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Großbissendorf
Markt Hohenfels
Koordinaten: 49° 12′ 56″ N, 11° 48′ 42″ O
Höhe: 466 m ü. NHN
Einwohner: 219 (25. Mai 1987)
Eingemeindung: 1. Mai 1978
Postleitzahl: 92366
Vorwahl: 09472

Großbissendorf ist ein Gemeindeteil des Marktes Hohenfels in Landkreis Neumarkt in der Oberpfalz in Bayern und eine ehemalige Gemeinde im Landkreis Parsberg mit dem gleichnamigen Hauptort.

Geographische Lage

Das Kirchdorf liegt im oberpfälzischen Jura der Südlichen Frankenalb etwa 3 km nordwestlich von Hohenfels auf ca. 466 m ü. NHN. Nordwestlich stößt das Dorf an den Truppenübungsplatz Hohenfels an. Südwestlich erhebt sich der Eichelberg auf 560 m ü. NHN, südöstlich der Steinberg auf 526 m ü. NHN.

Durch den Ort führt die Staatsstraße 2234. Im Ort zweigt in südlicher Richtung die Kreisstraße NM 34 ab. Eine Gemeindeverbindungsstraße führt ansteigend nach Effersdorf (482 m ü. NHN).

Geschichte

1986 wurde hier ein Depotfund von 386 keltischen Goldmünzen aus dem 2. Jahrhundert vor Christus gemacht.[1]

Der Burgstall Hirschstein liegt ca. 1,7 bis 1,8 km nordnordwestlich.[2]

Die älteste Erwähnung Großbissendorf dürfte diejenige aus dem Jahr 1268 sein.[3] Um 1400/10 erscheint im Zinsbuch der Herrschaft Hohenfels die Mühle zu „Pissendorf“ (= Ansiedelung des Bisso).[4] Im Lehenbuch des Bayernherzogs Otto aus der Mitte des 15. Jahrhunderts erscheinen Lehen in Großbissendorf im Gericht Hohenfels. Um 1494 bestand das Dorf aus 13 Anwesen (6 Höfe, 7 Sölden), die nach Hohenfels zinsten.[5] 1567 sind dies drei Höfe, 6 Güter, 1 Pachtanwesen und das Hirtenhaus.[6] Gegen Ende des Alten Reiches, um 1800, bestand Großbissendorf aus 20 Anwesen unter der hohen Gerichtsbarkeit des oberpfälzischen Amtes Hohenfels, darunter als die größten vier Halbhöfe; fünf Anwesen waren Lehen des Amtes.[7]

Im Königreich Bayern wurde um 1810 der Steuerdistrikt Großbissendorf im Landgericht Parsberg (später Landkreis Parsberg) gebildet. Zu diesem gehörten die zwei Dörfer Großbissendorf und Großmittersdorf sowie die Einöden Albertshof, Effersdorf, Harras, Nainhof und Oedenthurn.[8]

Mit dem zweiten bayerischen Gemeindeedikt von 1818 entstanden daraus die Ruralgemeinden Großbissendorf und Großmittersdorf. Großbissendorf umfasste die zehn Orte Großbissendorf, Effersdorf, Fichten, Harras, Harrhof, Kleinbissendorf, Loch, Oedenthurn, Pillmannsricht und Stallhof. Die Gemeinde Großmittersdorf hatte nur die drei Orte Großmittersdorf, Albertshof und Nainhof.[9]

1830 wurden beide Gemeinden vereinigt.[10] Spätestens 1867 kamen noch die Orte Haarziegelhütte und Haidlberg/Heidelberg hinzu, so dass die Gemeinde nunmehr 15 Orte hatte. Davon schieden bei der Anlage des Heeresgutsbezirks ab 1938 und durch die Bildung der Gemeinde Nainhof-Hohenfels im Jahr 1949 die fünf Orte Großmittersdorf (heute Wüstung), Albertshof (heute US-Kaserne), Haidlberg (heute Wüstung), Harras (heute Wüstung) und Nainhof (heute US-Kaserne) aus.[11][12] Oedenthurn war am 1. Januar 1946 in die Gemeinde Hörmannsdorf umgewidmet worden.[13] Die Restgemeinde Großbissendorf mit nunmehr neun Gemeindeteilen wurde zum 1. Mai 1978 nach Hohenfels eingemeindet. Seitdem ist das Dorf Großbissendorf ein Gemeindeteil von Hohenfels.

Gebäude- und Einwohnerzahl des Ortes Großbissendorf im Jahr

  • 1838: 115 „Seelen“, 21 Häuser[14]
  • 1861: 132 Einwohner, 41 Gebäude, Schule[15]
  • 1871: 136 Einwohner, 66 Gebäude, an Großviehbestand 1873 6 Pferde, 128 Stück Rindvieh[16]
  • 1900: 135 Einwohner, 26 Wohngebäude[17]
  • 1925: 177 Einwohner, 27 Wohngebäude, katholische Schule[18]
  • 1950: 145 Einwohner, 22 Wohngebäude, katholische Schule[19]
  • 1970: 185 Einwohner[20]
  • 1987: 219 Einwohner, 67 Wohngebäude, 84 Wohnungen[21]

Die Gemeinde Großbissendorf von 1945 ha (Stand 1900)[17] umfasste

  • 1861: 326 Einwohner, 113 Gebäude (15 Orte)[15]
  • 1871: 329 Einwohner (Katholiken), 166 Gebäude, 49 Wohngebäude (15 Orte)[16]
  • 1900: 332 Einwohner (Katholiken), 54 Wohngebäude (15 Orte)[17]
  • 1925: 359 Einwohner (Katholiken), 49 Wohngebäude (15 Orte)[18]
  • 1950: 233 Einwohner, 33 Wohngebäude (9 Orte)[19]

Die Kinder der Gemeinde gingen im 19./20. Jahrhundert in die katholische Schule nach Großbissendorf bzw. Hohenfels. Nur die Kinder vom Gemeindeteil Oedenthurn gingen in die katholische Schule nach Hörmannsdorf.

Kirchliche Verhältnisse

  • Alle Gemeindeteile gehörten um 1813/1838/1900 zur katholischen Pfarrei Hohenfels im Bistum Regensburg – mit der Ausnahme des Ortes Oedenthurn, der im Sprengel Pfarrei Hörmannsdorf lag.[17][22] In Großbissendorf findet man die Nebenkirche St. Leonhard.
  • Die Protestanten sämtlicher Gemeindeteile gehörten um 1925 zur evangelisch-lutherischen Pfarrei Neumarkt i. d. Opf.[18]

Vereine

  • Freiwillige Feuerwehr Großbissendorf
  • Obst – und Gartenbauverein Großbissendorf

Literatur

  • Manfred Jehle: Historischer Atlas von Bayern, Teil Altbayern, Heft 51: Parsberg, München 1981

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Der Münzfund auf bavarikon.de
  2. Sixtus Lampl und Otto Braasch: Denkmäler in Bayern, Band III: Oberpfalz. Ensembles, Baudenkmäler, Archäologische Geländedenkmäler, München: R. Oldenbourg Verlag, 1986, S. 150
  3. Jehle, S. 66
  4. Jehle, S. 298
  5. Wilhelm Volkert: Gerichtsverhältnisse im Pflegamt Hohenfels vom 15. bis zum 18. Jahrhundert. In: Verhandlungen des Historischen Vereins für Oberpfalz und Regensburg 100 (1959), S. 155 f.
  6. Jehle, S. 298
  7. Jehle, S. 489
  8. Jehle, S. 532
  9. Jehle, S. 542
  10. Jehle, S. 550
  11. Volkert, S. 173
  12. Jehle, S. 518 f.
  13. Jehle, S. 551
  14. Joseph Lipf (Bearbeiter): Matrikel des Bisthums Regensburg. Regensburg 1838. S. 294
  15. a b Joseph Heyberger: Topographisch-statistisches Handbuch des Königreichs Bayern nebst alphabetischem Ortslexikon, München 1867, Sp. 795
  16. a b Kgl. Statistisches Bureau (Hrsg.): Vollständiges Ortschaften-Verzeichniss des Königreichs Bayern. Nach Kreisen, Verwaltungsdistrikten, Gerichts-Sprengeln und Gemeinden unter Beifügung der Pfarrei-, Schul- und Postzugehörigkeit … mit einem alphabetischen General-Ortsregister enthaltend die Bevölkerung nach dem Ergebnisse der Volkszählung vom 1. Dezember 1875. Adolf Ackermann, München 1877, 2. Abschnitt (Einwohnerzahlen vom 1. Dezember 1871, Viehzahlen von 1873), Sp. 978, urn:nbn:de:bvb:12-bsb00052489-4 (Digitalisat).
  17. a b c d K. Bayer. Statistisches Bureau (Hrsg.): Ortschaften-Verzeichnis des Königreichs Bayern, mit alphabetischem Ortsregister. LXV. Heft der Beiträge zur Statistik des Königreichs Bayern. München 1904, Abschnitt II, Sp. 900–901 (Digitalisat).
  18. a b c Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Ortschaften-Verzeichnis für den Freistaat Bayern nach der Volkszählung vom 16. Juni 1925 und dem Gebietsstand vom 1. Januar 1928. Heft 109 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1928, Abschnitt II, Sp. 908–909 (Digitalisat).
  19. a b Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern – Bearbeitet auf Grund der Volkszählung vom 13. September 1950. Heft 169 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1952, DNB 453660975, Abschnitt II, Sp. 779–780 (Digitalisat).
  20. Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern, Gebietsstand: 1. Mai 1978. Heft 380 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München Dezember 1978, DNB 790598426, S. 121 (Digitalisat).
  21. Bayerisches Landesamt für Statistik und Datenverarbeitung (Hrsg.): Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern, Gebietsstand: 25. Mai 1987. Heft 450 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München November 1991, DNB 94240937X, S. 258 (Digitalisat).
  22. Jehle, S. 288