Große Bleichen

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Die Großen Bleichen während der Weihnachtszeit 2010 vom Jungfernstieg

Große Bleichen ist der Straßenname einer vornehmen Einkaufsstraße in der Hamburger Innenstadt. Die Straße erstreckt sich vom Jungfernstieg bis zum Axel-Springer-Platz. Fünf Einkaufspassagen sind hier gelegen.

Lage

Die Straße befindet sich im Passagenviertel Hamburgs. Sie führt vom Jungfernstieg in Richtung des Großneumarkts, dem Zentrum von Hamburg-Neustadt, bis zum Axel-Springer-Platz und kreuzt dabei die Poststraße, sowie die Straßen Heuberg/Bleichenbrücke. Parallel zum Verlauf der Großen Bleichen liegt die Straße Neuer Wall, die ebenfalls viele Einkaufsmöglichkeiten bietet. Die Straßen Heuberg, Große Bleichen und Hohe Bleichen bilden zusammen einen dreieckigen Platz. Weiter in südwestlicher Himmelsrichtung endet die Straße an der Kreuzung von Axel-Springer-Platz, Wexstraße und Stadthausbrücke. Ab dem Axel-Springer-Platz wird die Straße von der Wexstraße fortgesetzt.

Geschichte

Im Jahr 1718 wurde begonnen, die Straße zu bebauen; ihren heutigen Namen erhielt sie 1729. Die Wiesen, die sich dort befanden, konnten von den Hamburger Bürgern zum Bleichen ihrer Wäsche genutzt werden. Diese Flächen dienten der allgemeinen Benutzung der Bürger, wurden aber auch gewerbsmäßig von professionellen Bleichern zum Bleichen von Leinen genutzt. Weitere Straßen wie Bleichenbrücke, Hohe Bleichen und Bleichenstieg befinden sich in unmittelbarer Nähe. Sie alle verweisen auf die historische Nutzung der früheren Wiesenflächen.[1][2] Große Bleichen steht im Plural, da mehrere Felder gemeint sind.[3]

Das Hamburger Kanalisationssystem fand seinen Ursprung 1842 an den Großen Bleichen. Wenige Monate nach dem Großen Brand starteten bereits die ersten Bauarbeiten. Ein in Hamburg lebender Brite namens William Lindley entwickelte ein System, das das Abwasser in die Elbe leiten sollte und somit dem Gestank in der Stadt ein Ende bereitete. Die erste große Sielanlage unter den Großen Bleichen ist sogar noch heute in Betrieb.[4]

Erscheinungsbild

Die Straße Große Bleichen gilt als eine der wichtigsten Einkaufsstraßen in Hamburg. Ladengeschäfte teurer Luxusmarken reihen sich hier nebeneinander. Fünf Einkaufspassagen beherbergen auch kleinere Boutiquen, Restaurants und Cafés. Im Jahr 2011 wurde der Innovationsbereich Passagenviertel gegründet, ein sogenannter Business Improvement District (BID). Insgesamt fünf Millionen Euro investierten die Grundeigentümer in die Aufwertung der Straßen und der Infrastruktur des Viertels.[5]

Gebäude

Hamburger Hof ist der Name eines Gebäudes, das sich an der Ecke Jungfernstieg und Große Bleichen befindet. Ursprünglich stand hier zwischen 1843 und 1881 die erste Einkaufspassage Deutschlands „Sillems Bazar“. In den 1880er Jahren entstand dort das heutige Gebäude Hamburger Hof. Ein Gebäude mit der noch heute erhaltenen roten Sandsteinfassade, das 1917 durch den Großen Brand und 1944 durch Bombenanschläge teilweise zerstört wurde.[6]

Über die Jahre wurde der Hamburger Hof zu einem Bürohaus umgebaut und mit einer Einkaufspassage versehen. Heute steht der Hamburger Hof unter Denkmalschutz.

Das Hanse-Viertel ist ebenfalls eine Einkaufspassage, die an den Großen Bleichen liegt. Der Gebäudekomplex befindet sich zwischen der Poststraße und den Großen Bleichen. Ende der 1970er Jahre wurde hier eine vom Krieg zerstörte Einkaufspassage komplett umgestaltet. Die Hanse wurde zum visuellen Markenzeichen des Gebäudes. Der rote Boden ist mit Messing-/Bronzewappen und Namen bedeutender Hansestädte verziert. Noch heute spielen die 23 bronzenen Glocken stündlich ein anderes Lied und erinnern an eine übliche Tradition der Hansestädte. 2018 wurde das Hanseviertel unter Denkmalschutz gestellt, da es ein herausragendes Bauwerk der Postmoderne ist und die hamburgische Baukultur darstellt.[7][8]

Die Einkaufspassage Galleria befindet sich in den Großen Bleichen gegenüber vom Hanseviertel. Hier gibt es neben vielfältigen Geschäften auch Restaurants und spezialisierten Einzelhandel. Das Bauwerk wurde 1983 eingeweiht. Geschmückt mit einem Marmorboden im Schachbrettmuster und der traditionellen hamburgischen Backsteinfassade steht auch dieses Bauwerk unter Denkmalschutz.[9]

Die Kaisergalerie ist eine weitere Einkaufspassage in den Großen Bleichen. Sie befindet sich zwischen der Galleria und dem Kaufmannshaus, gegenüber vom Hanseviertel. Im ehemaligen Jenisch-Palais erstattete Kaiser Wilhelm I. Jahre 1881 dem Hamburger Senat einen Besuch. Als das schlossartige Gebäude im Jahre 1907 durch die heutige Kaisergalerie ersetzt wurde, wurde ein Name gewählt, um an dieses Ereignis zu erinnern. In dieser Passage ist heute eine Mischung aus Sandsteinsäulen, Terrazzoböden und Luxusmarkengeschäften zu finden.[10]

Das Kaufmannshaus ist ein Laden- und Bürokomplex, der die fünfte Einkaufspassage der Großen Bleichen beinhaltet. Das Gebäude befindet sich an der Ecke Große Bleichen und Bleichenbrücke, direkt neben der Kaisergalerie. Es wurde 1905 im typisch hamburgischen Kontorhausstil erbaut und von 2011 bis 2013 ein letztes Mal modernisiert. Während dieser Umbaumaßnahmen erhielt das Kaufmannshaus einen Steg entlang des Bleichenfleets, der an eine Art Promenade erinnert.[11][12][13]

Ehemaliges Gebäude des Ohnsorg-Theaters im Jahr 2010

Das Ohnsorg-Theater: 1936 zog das Theaterensemble „Niederdeutsche Bühne“ an die Großen Bleichen 23/27. An dieser Adresse befindet sich heute die Einkaufspassage Kaisergalerie. Im Jahr 1946 erhielt die Bühne den Namen Richard-Ohnsorg-Theater. Die Ära an den Großen Bleichen endete 2011 mit dem Umzug in das Bieberhaus am Heidi-Kabel-Platz. In der Folge begann die Revitalisierung der Kaisergalerie.[14][15]

Außerdem befand sich hier von 1986 bis 2004 die Zentralbibliothek der Hamburger Öffentlichen Bücherhallen, bis sie in die Straße Hühnerposten verlegt wurde.

Weblinks

Commons: Große Bleichen (Hamburg) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Feierabend Online Dienste für Senioren AG: Straßengeschichte - Hamburg - Regional. Abgerufen am 25. August 2020.
  2. Straßennamen Hamburg. Abgerufen am 25. August 2020.
  3. Horst Beckershaus: Die Hamburger Straßennamen. Woher sie kommen und was sie bedeuten, 5. Aufl., Hamburg 2002, S. 131.
  4. 1842 | Passagenviertel. Abgerufen am 25. August 2020 (deutsch).
  5. 2011 | Passagenviertel. Abgerufen am 25. August 2020 (deutsch).
  6. 1843—1881 | Passagenviertel. Abgerufen am 25. August 2020 (deutsch).
  7. Geschichte & Architektur. Abgerufen am 25. August 2020.
  8. 1970 | Passagenviertel. Abgerufen am 25. August 2020 (deutsch).
  9. Thomas Hirschbiegel: Denkmalschutz für den 80er-Tempel: Galleria ist „architektonisch herausragend“. 1. August 2018, abgerufen am 25. August 2020 (deutsch).
  10. 1881 | Passagenviertel. Abgerufen am 25. August 2020 (deutsch).
  11. Kaufmannshaus | Erste Wahl. Für erste Klasse. Abgerufen am 25. August 2020 (deutsch).
  12. ARGOS - Projekte. Abgerufen am 25. August 2020.
  13. 1885 | Passagenviertel. Abgerufen am 25. August 2020 (deutsch).
  14. ohnsorg.de: Großes Haus. Abgerufen am 25. August 2020.
  15. NDR: Ohnsorg Theater - Kult mit Herz und Schnauze. Abgerufen am 25. August 2020.

Koordinaten: 53° 33′ 9,8″ N, 9° 59′ 19,9″ O