Großsteingräber bei Noord-Sleen

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Großsteingräber bei Noord-Sleen Hunebed D50, Hunebed D51
Noord-Sleen-Noord, Noord-Sleen-Zuid
Das Großsteingrab D50 in Noord-Sleen

Das Großsteingrab D50 in Noord-Sleen

Koordinaten Noord-Sleen D50Koordinaten: 52° 47′ 45,9″ N, 6° 47′ 13,8″ O, Noord-Sleen D51
Ort Coevorden, OT Noord-Sleen, Drenthe, Niederlande
Entstehung 3470 bis 2760 v. Chr.[1]
van-Giffen-Nr. D50, D51

Die Großsteingräber bei Noord-Sleen sind zwei megalithische Grabanlagen der jungsteinzeitlichen Westgruppe der Trichterbecherkultur in Noord-Sleen, einem Ortsteil von Coevorden in der niederländischen Provinz Drenthe. Die Gräber tragen die Van-Giffen-Nummern D50 und D51.

Lage

Die beiden Gräber befinden sich nordwestlich von Noord-Sleen beiderseits des Hunebedenwegs. Grab D51 liegt 150 m südsüdwestlich von D50. 2,8 km nordnordwestlich von D50 befindet sich das Großsteingrab „De Papeloze Kerk“ (D49) bei Schoonoord.

Forschungsgeschichte

18. und 19. Jahrhundert

Die beiden Gräber wurden erstmals auf der zwischen 1788 und 1792 entstandenen Hottingerkarte erwähnt. Leonhardt Johannes Friedrich Janssen, Kurator der Sammlung niederländischer Altertümer im Rijksmuseum van Oudheden in Leiden, besuchte 1847 einen Großteil der noch erhaltenen Großsteingräber der Niederlande, darunter auch die Gräber bei Noord-Sleen, und publizierte im folgenden Jahr das erste Überblickswerk mit Baubeschreibungen und schematischen Plänen der Gräber.[2][3] Janssens Nachfolger Willem Pleyte unternahm 1874 zusammen mit dem Fotografen Jan Goedeljee eine Reise durch Drenthe und ließ dort erstmals alle Großsteingräber systematisch fotografieren. Auf Grundlage dieser Fotos fertigte er Lithografien an.[4] Conrad Leemans, Direktor des Rijksmuseums, unternahm 1877 unabhängig von Pleyte eine Reise nach Drenthe. Jan Ernst Henric Hooft van Iddekinge, der zuvor schon mit Pleyte dort gewesen war, fertigte für Leemans Pläne der Großsteingräber an. Leemans’ Bericht blieb allerdings unpubliziert.[5]

20. und 21. Jahrhundert

Zwischen 1904 und 1906 dokumentierte der Mediziner und Amateurarchäologe Willem Johannes de Wilde alle noch erhaltenen Großsteingräber der Niederlande durch genaue Pläne, Fotografien und ausführliche Baubeschreibungen. Seine Aufzeichnungen zum Grab von Noord-Sleen sind allerdings verloren gegangen.[6] 1918 dokumentierte Albert Egges van Giffen die beiden Anlagen für seinen Atlas der niederländischen Großsteingräber. 1962 und 1998 erfolgten Restaurierungen. Seit 1973 sind die Anlagen Nationaldenkmale (Rijksmonumenten).[7][8] 2017 wurden die Anlagen zusammen mit den anderen noch erhaltenen Großsteingräbern der Niederlande in einem Projekt der Provinz Drente und der Reichsuniversität Groningen von der Stiftung Gratama mittels Photogrammetrie in einem 3D-Atlas erfasst.[9]

Beschreibung

Grab D50

Bei der Anlage handelt es sich um ein ost-westlich orientiertes Ganggrab. Die ovale Umfassung ist mit 24 Steinen noch weitgehend erhalten. Die Grabkammer hat eine Länge von 17 m und eine Breite von 4,4 m. Sie besitzt acht Wandsteinpaare an den Langseiten und je einen Abschlussstein an den Schmalseiten. Von den ursprünglich acht Decksteinen fehlt der dritte von Osten. An der Mitte der südlichen Langseite befindet sich der Zugang. Ihm war ein Gang aus zwei Wandsteinpaaren vorgelagert. Nur einer dieser Wandsteine ist noch erhalten, die Standspuren der anderen Steine wurden 1962 mit Beton ausgegossen.

Grab D51

Grab D51

Bei D51 handelt es sich um ein ostnordost-westsüdwestlich orientiertes Ganggrab. Die Grabkammer hat eine Länge von 11,6 m. Sie besaß ursprünglich sieben Wandsteinpaare an den Langseiten, je einen Abschlussstein an den Schmalseiten und wahrscheinlich sieben Decksteine. Ein Wandstein fehlt. Von den Decksteinen sind nur der westlichste und die beiden östlichsten erhalten. An der Mitte der südlichen Langseite befindet sich der Zugang. Ihm war ein Gang aus zwei Wandsteinpaaren vorgelagert. Einer der Wandsteine fehlt. Die Standspuren der beiden fehlenden Wandsteine der Kammer und des Gangs wurden 1962 mit Beton ausgegossen.

Funde

Bestattungen

Aus den Gräbern stammen geringe Reste von Leichenbrand. Die geborgene Menge betrug nur 7,9 g bei Grab D50 und 151,9 g bei Grab D51. Die Knochen aus D50 gehörten zu einem Individuum, dessen Sterbealter und Geschlecht sich nicht mehr bestimmen ließen. Die Knochen aus D51 stammten von zwei Individuen: einem Mann, der im Erwachsenenalter verstorben war und vermutlicher einer Frau, deren Sterbealter sich nicht mehr bestimmen ließ.[10]

Beigaben

Bei der Restaurierung von 1962 wurden Keramikscherben von Gefäßen der Trichterbecherkultur sowie der endneolithischen Glockenbecherkultur gefunden.

In Grab D51 wurden auch geringe Reste von verbrannten Tierknochen gefunden. Die geborgene Menge betrug nur 2 g. Ob es sich um Reste von Werkzeugen oder von Speiseopfern handelte, ließ sich nicht mehr feststellen.[11]

Literatur

  • Theo ten Anscher: Een inventarisatie van de documentatie betreffende de Nederlandse hunebedden (= R.A.A.P.-Rapport. Band 16). Stichting R.A.A.P., Amsterdam 1988 (Online).
  • Jan Albert Bakker: The Dutch Hunebedden. Megalithic Tombs of the Funnel Beaker Culture. (= International Monographs in Prehistory. Archaeological Series. Band 2). International Monographs in Prehistory, Ann Arbor 1992, ISBN 1-87962-102-9.
  • Jan Albert Bakker: Megalithic Research in the Netherlands, 1547–1911. From ‘Giant’s Beds’ and ‘Pillars of Hercules’ to accurate investigations. Sidestone Press, Leiden 2010, ISBN 9789088900341, S. 224 (Onlineversion).
  • Jan Albert Bakker: Augustus 1856: George ten Berge tekent de hunebedden bij Schoonoord, Noord-Sleen en Rolde. In: Nieuwe Drentse Volksalmanak. Band 129, 2012, S. 211–223.
  • Albert Egges van Giffen: De Hunebedden in Nederland, 3 Bände. Oosthoek, Utrecht 1925.
  • Evert van Ginkel: De Hunebedden. Gids En Geschiedenis Van Nederlands Oudste Monumenten. Drents Museum, Assen 1980, ISBN 978-9070884185.
  • Evert van Ginkel, Sake Jager, Wijnand van der Sanden: Hunebedden. Monumenten van een steentijdcultuur. Uniepers, Abcoude 1999, ISBN 978-9068252026, S. 190.
  • Jan N. Lanting: De NO-Nederlandse/NW-Duitse Klokbekergroep: culturele achtergrond, typologie van het aardewerk, datering, verspreiding en grafritueel. In: Palaeohistoria. Band 49/50, 2007/2008 (2008), S. 275–276 (Online).
  • G. de Leeuw: Onze hunebedden. Gids vor Drentse hunebedden en de Trechterbekerkultuur. Flint 'Nhoes, Borger 1984.
  • Wijnand van der Sanden, Hans Dekker: Gids voor de hunebedden in Drenthe en Groningen. WBooks, Zwolle 2012, ISBN 978-9040007040.
  • Nynke de Vries: Excavating the Elite? Social stratification based on cremated remains in the Dutch hunebedden. Masterarbeit, Groningen 2015 (Online).

Weblinks

Commons: Großsteingräber bei Noord-Sleen – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Anna L. Brindley: The typochronology of TRB West Group pottery. In: Palaeohistoria. Band 28, 1986, S. 93–132 (Online). Jahreszahlen korrigiert nach Moritz Mennenga: Zwischen Elbe und Ems. Die Siedlungen der Trichterbecherkultur in Nordwestdeutschland (= Frühe Monumentalität und soziale Differenzierung. Band 13). Habelt, Bonn 2017, ISBN 978-3-7749-4118-2, S. 93 (Online).
  2. Leonhardt Johannes Friedrich Janssen: Drenthsche oudheden. Kemink, Utrecht 1848.
  3. Jan Albert Bakker: Megalithic Research in the Netherlands, 1547–1911. 2010, S. 130.
  4. Jan Albert Bakker: Megalithic Research in the Netherlands, 1547–1911. 2010, S. 160–162.
  5. Jan Albert Bakker: Megalithic Research in the Netherlands, 1547–1911. 2010, S. 163–165.
  6. Jan Albert Bakker: Megalithic Research in the Netherlands, 1547–1911. 2010, S. 173–174.
  7. Rijksdienst voor het Cultureel Erfgoed: 46000 te Sleen
  8. Rijksdienst voor het Cultureel Erfgoed: 46001 te Sleen
  9. De Hunebedden in Nederland – A 3D model collection by Groningen Institute of Archealogy. In: sketchfab.com. Abgerufen am 25. März 2021.
  10. Nynke de Vries: Excavating the Elite? Social stratification based on cremated remains in the Dutch hunebedden. 2015, S. 12, 50.
  11. Nynke de Vries: Excavating the Elite? Social stratification based on cremated remains in the Dutch hunebedden. 2015, S. 17.