Grosse Schliere
Grosse Schliere | ||
Daten | ||
Gewässerkennzahl | CH: 833 | |
Lage | Kanton Obwalden; Schweiz | |
Flusssystem | Rhein | |
Abfluss über | Sarner Aa → Reuss → Aare → Rhein → Nordsee | |
Quelle | oberhalb von Langis am Glaubenstock 46° 53′ 36″ N, 8° 6′ 51″ O | |
Quellhöhe | ca. 1623 m ü. M.[1] | |
Mündung | bei Alpnach in die Sarner AaKoordinaten: 46° 56′ 4″ N, 8° 17′ 0″ O; CH1903: 664313 / 198482 46° 56′ 4″ N, 8° 17′ 0″ O | |
Mündungshöhe | 443 m ü. M.[1] | |
Höhenunterschied | ca. 1180 m | |
Sohlgefälle | ca. 77 ‰ | |
Länge | 15,4 km[2] | |
Einzugsgebiet | 26,73 km²[3] | |
Abfluss an der Mündung[3] AEo: 26,73 km² |
MQ Mq |
970 l/s 36,3 l/(s km²) |
Gemeinden | Sarnen, Alpnach |
Die Grosse Schliere (auch: Grosse Schlieren, früher auch: obere Schliere) ist ein rund 15 km langer Fluss in den Gemeinden Sarnen und Alpnach im Kanton Obwalden in der Zentralschweiz. Ihren Namen hat das Gewässer von «Schlier» (zu schweizerdeutsch schlierggen, deutsch schlieren, gleiten), ein schlüpfriges Gemenge aus Mergel, Sand und Kies bezeichnend, das damit bezeichnete Bäche führen.[4]
Verlauf
Die Grosse Schliere entspringt auf rund 1620 m ü. M. am Glaubenstock in der ausgedehnten Moorlandschaft des Glaubenbergs nahe von Schwendi Kaltbad, oberhalb von Langis in der Gemeinde Sarnen. Der Fluss bildet auf einer Länge von ca. 4 km die Grenze zwischen Sarnen und Alpnach. Der obere Teil des 28,8 km² grossen Einzugsgebiets ist durch zahlreiche Hoch- und Flachmoore geprägt. Auf ihrem Weg durch das vom Bergwald geprägte Schlierental ist die Grosse Schliere nur geringen menschlichen Einflüssen ausgesetzt. Im unteren Verlauf fliesst die Grosse Schliere an Schoried vorbei. Ab hier ist sie wegen der bei Hochwasser auftretenden grossen Geschiebefrachten durch verschiedene Sperren gezähmt und das Bachbett hart verbaut. In Schoried wird von dem Fluss ein kleiner Wasserkanal abgezweigt. Dieser Sagenbach fliesst mitten durch Schoried und Alpnach, wo er früher eine Mühle und die Turbine einer Parkettfabrik angetrieben hat.[5]
Nachdem die Grosse Schliere die Autostrasse A8 unterquert hat, endet die Verbauung und das Wasser ergiesst sich in das breite Schlierenrüti (Rüti = gerodete Fläche), einem ca. 450 × 200 Meter grossen Auengebiet von nationaler Bedeutung.[6] Dieses dient auch als Geschiebesammler und besteht aus Sand-, Schlamm- und Kiesbereichen sowie einer Uferbewachsung aus Grauerlen, Ulmen, Eschen und Buchen mit Lungenkraut im Unterwuchs. 1994 wurden über 100 Pflanzenarten in der Aue registriert.[7] Das Gerinne ist in diesem Bereich stark verzweigt, die Sohle durchlässig und die Ufer unbefestigt. Die Wasserqualität und auch der Zustand der Wasserorganismen werden an dieser Stelle als sehr gut bewertet.[8]
Nach dem Schlierenrüti mündet die Grosse Schliere etwa 500 Meter unterhalb der Staumauer des Wichelsees in die Sarner Aa. Diese fliesst ab da etwa 2 km an dem Militärflugplatz Alpnach entlang, bis sie schliesslich beim Eichiried in den Alpnachersee mündet.
Die gesamte Länge der Grossen Schliere beträgt etwa 17 km, die Abflussmenge liegt im Mittel bei ca. 0,8 m³/s und kann bei grossen Hochwassern auf über 50 m³/s anschwellen.[6] Für seltene Ereignisse mit einer Wiederkehrperiode von 10 bis 20 Jahren liegt der maximale Abfluss über 100 m³/s.[9]
Brücke
Von 1847 bis 1948 bestand zwischen Alpnach und Kägiswil eine 50 Meter lange gedeckte Holzbrücke über die Grosse Schliere. Erbauer war der Zimmermeister Hans Ifanger von Alpnach. Dieser erbaute damals auch das Spital in Sarnen, die Kirche in Hergiswil am See, das Kloster in Maria-Rickenbach und das alte Hotel Bellevue auf dem Pilatus.[10][11]
Hochwasser
Bei dem Hochwasser im August 2005 löste sich eine Erdrutschung in Form einer Rüfe von über 100'000 m³ im Gebiet Hurd der Grossen Schliere. Grosse Schäden entstanden auch beim Zusammenfluss der Sarner Aa und der Grossen Schliere.[12] Auch zuvor gab es oftmals Hochwasserereignisse der Grossen Schliere, so gab es beispielsweise 1715 eine grosse Überschwemmung in Alpnach mit Schäden bis zur Kirche, 1925 und 1931 wurden die Gleise der Zentralbahn beschädigt.[9]
Wuhrgenossenschaft
Die über 100 Jahre bestehende Wuhrgenossenschaft Grosse Schliere löste sich am 1. Januar 2011 auf.[13] Diese zählte 798 Perimeterpflichtige. Die Aufgaben der Wuhrgenossenschaft übernahm ab 2011 eine Wasserbaukommission der Gemeinde Alpnach.
Einzelnachweise
- ↑ a b Geoserver der Schweizer Bundesverwaltung (Hinweise)
- ↑ Hydrologischer Atlas der Schweiz des Bundesamtes für Umwelt BAFU, Tafel_13
- ↑ a b Modellierter mittlerer jährlicher Abfluss. In: Topographische Einzugsgebiete der Schweizer Gewässer: Teileinzugsgebiete 2 km². Abgerufen am 31. August 2017.
- ↑ Alfred Helfenstein: Das Namengut des Pilatusgebietes. Keller, Luzern 1982, ISBN 3-85766-004-X, S. 20.
- ↑ Historie der Firma Schmid-Parkett (Memento des Originals vom 16. Oktober 2013 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
- ↑ a b Dauerüberwachung der Fliessgewässer in den Urkantonen - Ergebnisse der Untersuchungsperiode 2000 bis 2003 (PDF; 1,6 MB) (Memento des Originals vom 16. Oktober 2013 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. , S. 34, abgerufen am 10. Mai 2013.
- ↑ Informationstafeln am Schlierenrüti, Mai 2013.
- ↑ Intakte Flüsse und Bäche sind selten geworden (PDF) Medienmitteilung der Umweltfachstellen der Kantone Uri, Schwyz, Obwalden, Nidwalden und Luzern, Mai 2005, abgerufen am 10. Mai 2013.
- ↑ a b Ereignisanalyse 2005 Beobachtungsnetz GHO D1, Anhang D Grosse Schliere Alpnach (PDF) (Memento des Originals vom 31. Mai 2012 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
- ↑ Gross Schliere Brücke, Alpnach Dorf (OW) Informationen zu der Brücke mit zahlreichen Fotos, auf swiss-timber-bridges.ch, abgerufen am 7. Oktober 2011.
- ↑ Obwaldner Geschichtsblätter, Heft 22, 1998.
- ↑ Regierungsrat des Kantons Obwalden: Bericht über die Bewältigung der Hochwasserkatastrophe 2005 (PDF; 350 kB)
- ↑ Wuhrgenossenschaften sind Vergangenheit (Seite nicht mehr abrufbar, Suche in Webarchiven) Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. Artikel der ONZ Obwalden und Nidwalden Zeitung vom 2. April 2011.