Gusch Schalom

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Gusch Schalom (dt. „Der Friedensblock“; Schreibung oft auch in Anlehnung an die englische Umschrift Gush Shalom) ist eine israelische Friedensinitiative. Sie wurde 1992 gegründet; ihr führender Repräsentant war seitdem Uri Avnery, weitere bekannte Mitglieder sind Michel Warschawski und Mattityahu „Matti“ Peled.

Ziele

Anlass zur Gründung der Initiative war die aus deren Sicht nicht mehr ausreichend am Frieden orientierte Politik der Regierung Rabin.[1] Das Hauptziel von Gusch Schalom ist, die israelische öffentliche Meinung zu beeinflussen und in Richtung von Frieden und Versöhnung mit den Palästinensern zu führen. Dies versucht Gusch Schalom mittels täglicher Stellungnahmen, Kampagnen und Demonstrationen gegen Vorurteile, Missverständnisse und Resignation zu erreichen.

Gusch Schalom vertritt die Auffassung, dass Jassir Arafat der einzige Garant eines Friedens im Nahost-Konflikt gewesen sei. Arafats jahrzehntelange Beteiligung an Terroranschlägen und seine Unterstützung der Zweiten Intifada werden jeweils als direktes Resultat der israelischen Politik gegenüber den Palästinensern bezeichnet. Korruptionsvorwürfe gegen die Arafat-Behörde, die unter anderem vom Internationalen Währungsfonds nachgewiesen wurden, seien Propaganda der Regierung Scharon gewesen.[2] Laut Gush Shalom sei Arafat in Camp David im Jahre 2000 außerdem weit weniger versprochen worden, als damals öffentlich bekanntgegeben wurde. Statt eines „großzügigen Angebots“ habe es sich um „eine erniedrigende Forderung nach Kapitulation“ gehandelt; die Friedensinitiative veröffentlichte Landkarten sowie eine Animation zu dem israelischen Vorschlag.[3][4]

Gusch Schalom ist der Ansicht, dass angesichts der israelischen Siedlungspolitik mit immer weiter fortschreitendem Neu- und Ausbau jüdischer Siedlungen auf palästinensischem Gebiet in wenigen Jahrzehnten kein eigenständiges palästinensisches Leben und keine Autonomiebestrebungen der Palästinenser mehr möglich sein werden und dass die USA ebenso wie die EU mit ihren Friedensinitiativen, wie z. B. der Roadmap, die Siedlungspolitik bis dahin nur begleiten, aber nicht verhindern wollten. Israel begehe dadurch einen langsamen Völkermord. Diese kontroverse Ansicht wird von der israelischen Öffentlichkeit derzeit nur marginal geteilt, auch wenn dort eine Mehrheit eine zumindest teilweise Räumung der Siedlungen befürwortet.

Gusch Schalom versucht, eine neue Geschichtsauffassung zu etablieren, in der nicht die Geschichte des israelischen oder des palästinensischen Volkes, sondern die Geschichte der Region Palästina in den Vordergrund tritt. Gusch Schalom hilft palästinensischen Bauern bei der Olivenernte und beim Aufbau palästinensischer Häuser. Des Weiteren spricht sich die Organisation für einen Boykott von Siedlungsprodukten aus und informiert über diese in einer in regelmäßigen Abständen aktualisierten Liste.[5][6]

Auszeichnungen

Weblinks

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. 50 Jahre Besatzung – 50 Jahre Widerstand. In: Rosa-Luxemburg-Stiftung Israel Office. 31. Mai 2017, abgerufen am 17. August 2017.
  2. 900 Millionen Dollar. Was ist eigentlich mit dem Geld geschehen, das die Europäische Union der Palästinensischen Autonomiebehörde überwiesen hat?. Die Welt. 7. August 2004
  3. Animation zu „Barak's Generous Offers...“ (Memento des Originals vom 5. Februar 2009 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.gush-shalom.org, Gush Shalom, abgerufen am 3. März 2011.
  4. Barak's Generous Offers... (Memento vom 20. Mai 2011 im Internet Archive), Gush Shalom, abgerufen am 7. Januar 2020.
  5. The boycott of settlement products - renewed controversy. Gush Shalom, abgerufen am 10. Oktober 2010.
  6. Former MK Uri Avnery intends to attend the Knesset debate on the boycott of settlement products. mePeace.org, 11. Mai 2010, abgerufen am 30. Januar 2021.
  7. Alternative Nobelpreise 2001. In: Deutsche Welle.de. 4. Oktober 2001, abgerufen am 2. August 2019.