Right Livelihood Award

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Preisverleihung des Right Livelihood Award 2009: Preisträger Alyn Ware (Mitte) zusammen mit Margot Wallström und Gründer Jakob von Uexküll

Der Right Livelihood Award (RLA, englisch, etwa „Preis für gerechte, angemessene Lebensgrundlagen“) ist eine Auszeichnung „für die Gestaltung einer besseren Welt“. Er wird seit 1980 jährlich von der Stiftung Right Livelihood Award Foundation vergeben und durch Spenden finanziert.

Die Bezeichnung „Alternativer Nobelpreis“ entstand in den ersten Jahren des Preises in der Öffentlichkeit, ist aber keine offizielle Bezeichnung des Preises und wird von der Vergabeinstitution nur in Anführungszeichen verwendet. Es besteht keine institutionelle Verbindung des Preises zum Nobelpreis; im englischen Sprachraum wird dieser Ausdruck für die Auszeichnung seltener gebraucht als in der deutschen Sprache.

Geschichte

Vorschlag an die Nobelstiftung

Jakob von Uexküll, Gründer des Right Livelihood Award

Jakob von Uexküll reiste in den 1970er Jahren durch die Welt und sah Armut und Umweltzerstörung.[1] 1980 schlug der damals 35-jährige Philatelist und Journalist der Nobelstiftung vor, weitere Nobelpreise zu stiften. Für von Uexküll waren die Kategorien der Nobelpreise zu eng gefasst,[2] und sie stellen für ihn die „höchsten Auszeichnungen innerhalb der bestehenden Weltordnung“ dar, weswegen er die Schaffung eines neuen Preises „speziell ausgerichtet auf die Bedürfnisse der Mehrheit der Menschheit in der Dritten Welt“ und der gesamten Erde vorschlug.[3] Nach Angaben der Right Livelihood Foundation schlug er die Schaffung zweier Nobelpreise vor, einen für Ökologie und einen für die Überwindung von Armut.[2] Er wollte sich an diesen Preisen auch finanziell beteiligen.[2]

Der Vorschlag wurde von der Nobelstiftung abgelehnt. Als Grund wurde unter anderem ins Feld geführt, dass von Seiten der Nobelstiftung nach der Stiftung des Alfred-Nobel-Gedächtnispreises für Wirtschaftswissenschaften durch die Schwedische Reichsbank und der darauf folgenden Kritik keine weiteren Preise den ursprünglichen Nobelpreisen hinzugefügt werden sollten. Allerdings erlauben auch die Statuten des Nobelpreises nicht einfach die Einrichtung eines neuen Preises, da das von Alfred Nobel gestiftete Vermögen nur für den ursprünglichen Nobelpreis verwendet werden darf. Der Wirtschaftspreis wurde über einen Anhang an die Statuten eingerichtet, wobei die Gelder von der Schwedischen Reichsbank zur Verfügung gestellt werden. Von Uexkülls Preis hätte ebenso einer solchen externen Finanzierung bedurft. Er versprach jedoch lediglich eine finanzielle Beteiligung.

Gründung des Right Livelihood Award

Von Uexküll gründete daraufhin 1980 selbst einen entsprechenden Preis, den Right Livelihood Award. Zu dessen Finanzierung verkaufte er wertvolle Briefmarken und erzielte einen Erlös von einer Million US-Dollar,[2] anderen Quellen zufolge nur eine halbe Million US-Dollar.[4] Von Uexküll gab seinen damaligen Wohnsitz in Saint Vincent auf und gründete auf der Isle of Man die „Right-Livelihood-Stiftung“, die 1983 über eine Anschrift in London verfügte[5] und ihren Sitz später nach Schweden verlegte.

Der Name „Alternativer Nobelpreis“

Trotz der weit verbreiteten Bezeichnung „Alternativer Nobelpreis“ besteht keine institutionelle Verbindung zum Nobelpreis. Die Nobelstiftung und die Institutionen, die die Nobelpreise vergeben, sind nicht involviert wie auch das schwedische Königshaus sich nicht an der Verleihung des RLA beteiligt. Auch sonst genießt der Preis nur geringe öffentliche Aufmerksamkeit in Schweden. Die Preissumme ist beträchtlich niedriger als beim Nobelpreis. Sie stammt zudem aus Spenden, während der Nobelpreis aus den Zinserträgen der Nobelstiftung finanziert wird. Weiterhin ist die Nominierung im Gegensatz zu den Nobelpreisen offen für jedermann.

Die Ursprünge der alternativen Bezeichnung sind unklar. Schon 1982 fand sie sich in einigen Publikationen.[6][7] In früheren Jahren wurde der Name den europäischen Medien zugeschrieben.[5] Seit spätestens 1985 verwendet Jakob von Uexküll ihn auch selbst.[3]

Die Bezeichnung „Alternativer Nobelpreis“ wird von der Stiftung nur in Anführungsstrichen verwendet. Dies wird auch in vielen internationalen Medien so gehandhabt. In deutschsprachigen Medien wird auf die Verwendung von Anführungsstrichen oft verzichtet.

Zweck

Der Right Livelihood Award wird an Personen, Organisationen und Repräsentanten sozialer Bewegungen vergeben, die sich mit praktischen Lösungen und Modellen für eine menschenwürdige Subsistenz (Livelihood, Existenzgrundlage, Lebensunterhalt) aller einsetzen.

Dabei kennt der Preis keine strengen Kategorien. Die meisten Preisträger wurden für Verdienste in den Bereichen Umwelt, Frieden, Abrüstung, Menschenrechte, Entwicklung, Kultur und Spiritualität, indigene Völker, Verbraucherschutz, Bildung, Gesundheit, Energie und Ressourcenschonung ausgezeichnet.

Liste der Preisträger

Organisation

Nominierung der Preisträger

Jedermann mit Ausnahme von Jurymitgliedern und den Mitarbeitern der Right-Livelihood-Stiftung darf Preisträger vorschlagen. Die Einsendefrist endet am 1. März eines jeden Jahres. Die Vorschläge müssen schriftlich eingereicht werden. Bis zum 1. Juni sollen Informationen über die Arbeit der Nominierten eingereicht worden sein. Fehlen solche Informationen, werden die Vorschläge wahrscheinlich nicht berücksichtigt.

Ein Kontakt zwischen Nominierten und Nominierer ist zulässig. Es ist erwünscht, dass die Arbeit des Preisträgers ausreichend gereift ist, um den Preis zu rechtfertigen. Weiterhin wird von den Preisträgern erwartet, dass sie bereit sind, ihr Wissen und ihre Erfahrung weiterzugeben.[8]

Vergabegremium

Die Preisträger werden im September des jeweiligen Jahres von einer internationalen Jury bestimmt. Diese setzt sich zusammen aus Mitgliedern des Vorstands der Stiftung und weiteren Persönlichkeiten, die von der Stiftung eingeladen werden.

Der Vorstand 2020: Ole von Uexküll (Direktor), Paul Ekins (Vorsitzender), Monika Griefahn (Mitglied seit 1986), Juliane Kronen, Amelia von Zweigbergk, Gunilla Hallonsten, Paul Walker (Politikwissenschaftler) (RLA 2013)

Weitere Jurymitglieder 2020: Juan Pablo Orrego (RLA 1998), Sima Samar (RLA 2012), Nnimmo Bassey (RLA 2010), Jamila Raqib, Anne Rüffer, Glorene Das

Ehemalige Jurymitglieder: Tani Adams, Frank Bracho, Rodrigo Carazo Odio, James George, Jakob von Uexküll, Diana Cohn, Thor Heyerdahl, Sven Hamrell, Birgitta Hambraeus, Richard Jolly, Luis Lopezllera, Doris Kareva, Rama Mani, Rami Mani, Josh Mailman, Anuradha Mittal, Ahmedou Ould-Abdallah, Thandika Mkandawire, Robert Muller, Vithal Rajan, Ursula Schulz-Dornburg (2010), Kristina Svensson, Albert Tevoedjre, Michaela Walsh, Ponna Wignaraja, Marianne Andersson, Thais Corral

Anzahl der Preisträger

In der Regel teilen sich drei Preisträger die dotierte Geldsumme. Seit 1982 wird weiterhin üblicherweise ein undotierter Ehrenpreis vergeben.[3] Jedoch wird von diesem Schema oft abgewichen. So können auch Teile des Preises an zwei Personen oder Organisationen gemeinsam vergeben werden. Von den bislang 39 Vergaben (Stand 2018) fanden nur 12 nach dem regulären Schema statt. Bei weiteren zwei Vergaben wurde zwar ein Ehrenpreis und drei Geldpreise vergeben, aber einer oder mehrere Preise wurden von mehreren Personen bzw. Organisationen geteilt.

Preisgeld

Das Preisgeld wird durch Spenden finanziert,[9] deren Aufkommen im Laufe der Zeit wuchs. Daher ist die Höhe des ausgeschütteten Geldes, das sich die Preisträger (unter Ausnahme eines möglichen Ehrenpreises) teilen, nicht konstant.

Jahr Preisgeld (gesamt) Historischer Gegenwert in schwedischen Kronen[10] Historischer Gegenwert in Euro[11]
1980 50.000 US-Dollar[2] 225.000 37.000
1981 50.000 US-Dollar[12] 275.000 46.600
1982 50.000 US-Dollar[13][14] 375.000 53.000
1983 30.000 Britische Pfund[15] 345.000 52.700
1984 350.000 Schwedische Kronen[16][17] 350.000 55.500
1985 75.000 US-Dollar[4] 575.000 101.600
2008 2.000.000 Schwedische Kronen[18] 2.000.000 208.200
2009 150.000 Euro[19] 1.550.000 150.000
2010 200.000 Euro[20] 1.800.000 200.000
2011 150.000 Euro[21] 1.375.000 150.000
2012 150.000 Euro[22] 1.275.000 150.000
2013 2.000.000 Schwedische Kronen[23] 2.000.000 231.200
2014 1.500.000 Schwedische Kronen[24] 1.500.000 164.900
2015 3.000.000 Schwedische Kronen[25] 3.000.000 320.600
2016 3.000.000 Schwedische Kronen[26] 3.000.000 316.800
2017 3.000.000 Schwedische Kronen[27] 3.000.000 311.400
2018 3.000.000 Schwedische Kronen[28] 3.000.000 292.492
2019 4.000.000 Schwedische Kronen[29] 4.000.000

Preisverleihung

In Anlehnung an die Gepflogenheiten beim Nobelpreis werden auch beim Right Livelihood Award die Preisträger des Jahres Ende September/Anfang Oktober im Pressezentrum des Schwedischen Außenministeriums bekanntgegeben – die eigentliche feierliche Preisverleihung findet dann Ende November oder Anfang Dezember statt. Lange Zeit wurde diese im Stockholmer Reichstagsgebäude durchgeführt.[30] 2014 wurde die Pressekonferenz jedoch vom Außenministerium abgesagt, weswegen sich die Stiftung dazu entschloss, die Preisträger einen Tag vor dem geplanten Termin über ihre Internetseite und Pressemitteilungen zu verbreiten.[24] 2015 kehrte die Preisverleihung nochmals in den Reichstag zurück. Seither finden die Preisverleihungen im Vasa-Museum statt.

Sonstiges

Im Juni 2005 fand anlässlich des 25-jährigen Bestehens des Right Livelihood Award in Salzburg eine Tagung zum Thema Winning Alternatives statt, an der mehr als 70 Preisträger teilnahmen. Zum 30. Jubiläum des Preises trafen sich im September 2010 75 Preisträger in Bonn zu einer Tagung unter dem Motto „Weiter wie gehabt? – kursWECHSELN in die Zukunft; 30 Jahre ‚Alternativer Nobelpreis‘“.[31]

Die Umweltaktivistin Wangari Muta Maathai und der Arzt und Menschenrechtsaktivist Denis Mukwege sind bislang die einzigen Personen, die sowohl den Right Livelihood Award als auch den Friedensnobelpreis erhalten haben. Die Kenianerin Maathai wurde 1984 mit dem Right Livelihood Award geehrt und erhielt den Nobelpreis 2004; der Kongolese Mukwege, Preisträger des Jahres 2013, erhielt den Friedensnobelpreis fünf Jahre später.

Literatur

  • To Make the Earth a Decent Place for All Its People / Macht die Erde zu einem würdigen Ort für alle. Right Livelihood laureates call for radical reforms; conference report „20 Years Right Livelihood Award“, Salzburg 1999 [29. Mai 1999 bis 2. Juni 1999, Salzburg, Bildungshaus St. Virgil], Tauriska, Neukirchen am Grossvenediger 2000, ISBN 3-901257-15-2 (deutsch und englisch).
  • Klaus Huhn: Winnetous Töchter [warum Mary und Carrie Dann mit dem Alternativen Nobelpreis ausgezeichnet wurden], Spotless, Berlin 1994, ISBN 3-928999-30-3.
  • Geseko von Lüpke: Die Alternative. Wege und Weltbild des Alternativen Nobelpreises. Pragmatiker, Pfadfinder, Visionäre. In: One Earth Spirit. Riemann, München 2003, ISBN 3-570-50031-4.
  • Geseko von Lüpke, Peter Erlenwein (Hrsg.): Projekte der Hoffnung. Der Alternative Nobelpreis: Ausblicke auf eine andere Globalisierung. Gesellschaft für Ökologische Kommunikation Oekom, München 2006, ISBN 3-86581-006-3.
  • Hans Dieter Nerbl und Schüler des V. Jahrganges der höheren Abteilung für Mechatronik an der HTL-Saalfelden im Schuljahr 2006/2007 (Hrsg.): Mut zur Veränderung. Junge Techniker und der Right Livelihood Award; ein Klassenprojekt des V. Jahrganges der höheren Abteilung für Mechatronik an der HTL-Saalfelden. Tauriska, Neukirchen am Grossvenediger 2007, ISBN 978-3-901257-29-2.
  • Jürgen Streich, Ricardo Díez-Hochleitner (Vorwort): Vorbilder. Menschen und Projekte, die hoffen lassen. Der Alternative Nobelpreis. Kampenhausen, Bielefeld 2005, ISBN 3-89901-057-4.
  • Jakob von Uexküll (Hrsg.): Der alternative Nobelpreis [Aus dem Englischen übersetzt von Erika Ifang]. In: Metapolitik Dianus-Trikont, München 1985, ISBN 3-88167-142-0.
  • Jakob von Uexküll, Bernd Dost (Hrsg.): Projekte der Hoffnung Der alternative Nobelpreis [Aus dem Englischen übersetzt von Martina Tichy und Gabriele Zelisko]. Raben, München 1990, ISBN 3-922696-58-9.

Weblinks

Commons: Right Livelihood Award – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Bayerischer Rundfunk: "Right Livelihood Award" wurde verliehen (Memento vom 9. Dezember 2010 im Internet Archive)
  2. a b c d e How it all began – The Nobel Foundation rejected an environmental prize. The Right Livelihood Foundation, abgerufen am 25. September 2019 (englisch).
  3. a b c Jakob von Uexküll (Hg.): Der alternative Nobelpreis. Dianus-Trikont Buchverlag, 1985, ISBN 3-88167-142-0.
  4. a b Peter Brügge: Die Bremser ins rechte Licht gerückt. In: Der Spiegel. Nr. 50, 1985, S. 226, 229, 230 (online).
  5. a b Mother Jones Magazine Dez. 1983
  6. Resurgence, Band 13, Ausgabe 91 - Band 14, Ausgabe 107, 1982
  7. New scientist, Band 121
  8. Guidelines for Proposals for the Right Livelihood Award. (PDF; 267,9 kB) The Right Livelihood Foundation, abgerufen am 25. September 2019 (englisch).
  9. Donate. The Right Livelihood Foundation, abgerufen am 25. September 2019 (englisch).
  10. Berechnet nach Daten von currate.com
  11. Berechnet nach Daten von fxtop.com und der Schwedischen Reichsbank (Jahresmittelwerte)
  12. Peace news for nonviolent revolution, Ausgaben 2136–2160, Peace News, Ltd., 1981
  13. IFDA dossier, Ausgaben 33–38, The Foundation., 1983
  14. Development: seeds of change, village through global order, Ausgabe 3, Society for International Development, 1982
  15. Peace news for nonviolent revolution, Ausgaben 2211–2235, Peace News, Ltd., 1984
  16. IFDA dossier, Ausgaben 45–50, The Foundation., 1985
  17. Ms. magazine, Band 14, Ausgaben 1–6, Ms. Foundation for Education and Communication, 1985
  18. Newsletter December 2008 (Memento vom 20. Juni 2010 im Internet Archive)
  19. PRESS RELEASE 13 OCTOBER 2009 (Memento vom 20. Juni 2010 im Internet Archive)
  20. About the Right Livelihood Award (Memento vom 27. Juli 2011 im Internet Archive)
  21. PRESSEMITTEILUNG 29. September 2011 (Memento vom 4. November 2011 im Internet Archive) (PDF)
  22. 2012 Right Livelihood Awards go to UK, US, Afghanistan and Turkey (Memento vom 13. November 2012 im Internet Archive) (englisch)
  23. Pressemitteilung zur Preisvergabe 2013 (PDF; 630 kB)
  24. a b Pressemitteilung, Stockholm den 24. September 2014. (PDF) 24. September 2014, abgerufen am 24. September 2014.
  25. Pressemitteilung, Stockholm den 1. Oktober 2015. (PDF) 1. Oktober 2015, abgerufen am 2. Oktober 2015.
  26. Pressemitteilung, Stockholm den 25. Oktober 2016. (PDF) Abgerufen am 25. November 2016.
  27. Bekanntgabe,. Abgerufen am 27. Oktober 2017.
  28. Pressemeldung zum RLA 2018. Abgerufen am 24. September 2018.
  29. Pressemeldung zum RLA 2019. Abgerufen am 25. September 2019.
  30. The Award Ceremony in the Swedish Parliament (Memento vom 1. August 2013 im Internet Archive)
  31. Startseite. 28. Juni 2010, abgerufen am 2. Dezember 2021.