St. Vincent
St. Vincent | |
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Gewässer | Karibisches Meer |
Inselgruppe | Inseln über dem Winde |
Geographische Lage | 13° 15′ N, 61° 12′ W |
Fläche | 346 km² |
Höchste Erhebung | Soufrière 1220 m |
Einwohner | 124.518 (2005) 360 Einw./km² |
Hauptort | Kingstown |
Karte von St. Vincent |
St. Vincent (englisch Saint Vincent) ist eine Insel in der Karibik. St. Vincent war auch der Name der britischen Kolonie, deren Hauptinsel die Insel St. Vincent war und die unter dem geänderten Namen St. Vincent und die Grenadinen unabhängig wurde.
Geografie
St. Vincent gehört zu den Windward Islands, die Teil der Inseln über dem Winde sind. Südlich von St. Vincent erstrecken sich die Grenadinen, am nächsten liegt die 14 km entfernte Insel Bequia. Nördlich liegt St. Lucia, südlich Grenada und ungefähr 180 km östlich Barbados.
Die größte Stadt ist die Hauptstadt Kingstown mit 16.416 Einwohnern (Stand 2012). Weitere Orte sind Adelphi, Georgetown, Byera, Barrouallie und Owia.
St. Vincent hat ein mit Urwald bedecktes Gebirge (Bonhomme) (die höchste Erhebung der Insel ist der aktive Vulkan Soufrière mit einer Höhe von 1220 m), zahlreiche Bäche und ein angenehmes Klima.
Die Insel ist 346 km² groß, es werden hauptsächlich Bananen, Zuckerrohr, Baumwolle, Kokosnüsse und Pfeilwurz[1] angebaut.
Kfz-Kennzeichen ist WV. Eine Fähre verkehrt regelmäßig zwischen der Hauptstadt Kingstown und der Nachbarinsel Bequia. Die Insel hat einen Flughafen mit dem IATA-Flughafencode SVD.
Geschichte
Die erste Besiedelung erfolgte durch die Arawak, gefolgt von den Kariben. Die ersten Afrikaner erreichten 1635 die Inselgruppe, als bei St. Vincent zwei englische Sklavenschiffe im Sturm Schiffbruch erlitten. Eine große Zahl der Afrikaner konnten sich aus den Wracks befreien und fliehen, sie wurden von den Inselkariben (Kalipona) aufgenommen und vermischten sich mit ihnen. Es entstand eine Volksgruppe, die schwarze Kariben (und später Garifuna) genannt wurde, die es im Spannungsfeld zwischen England und Frankreich immer wieder schaffte, unabhängig zu bleiben.
Die Insel war zwischen den Großmächten England und Frankreich aufgeteilt, bevor sie 1783 im Vertrag von Versailles Teil des Vereinigten Königreichs wurde.
William Bligh, ehemaliger Kommandant der Bounty, brachte am 24. Januar 1793 mit der HMS Assistance die Brotfrucht aus dem Pazifik auf die Insel. Diese wurde in der Karibik benötigt, da durch die Auseinandersetzungen des Amerikanischen Unabhängigkeitskrieges von (1775–1783) billige Weizenlieferungen aus Nordamerika ausblieben und Plantagenbetreiber der ganzen Region nach einem neuen billigen Grundnahrungsmittel für ihre Sklaven suchten.
Mit der Ausbreitung der Sklavenwirtschaft auf den Zuckerrohrplantagen wurden die Garifuna von den Kolonisten argwöhnisch betrachtet, stellten sie doch ein Beispiel freier Schwarzer dar. Zwischen den Briten auf der einen und Garifuna sowie Franzosen auf der anderen Seite kam es zu kriegerischen Auseinandersetzungen (Karibenkrieg), die 1796 mit der vollkommenen Niederlage der Garifuna und Franzosen endeten. Die besiegten Garifuna wurden zunächst auf die nahegelegene Insel Baliceaux deportiert, anschließend auf die Insel Roatán vor der honduranischen Küste umgesiedelt.
1871 wurde St. Vincent in die Kronkolonie der Windward Islands eingegliedert. Von 1958 bis 1962 gehörte St. Vincent zur kurzlebigen Westindischen Föderation. 1979 wurde der Staat St. Vincent und die Grenadinen unabhängig, blieb jedoch im Commonwealth.
Der bis heute aktive Vulkan La Soufrière sorgte mit seinen Ausbrüchen nicht nur für fruchtbaren Böden, er war auch der Ausgangspunkt für Naturkatastrophen mit zum Teil erheblich Sach- und Personenschäden. Bei dem Ausbruch 1902 starben etwa 1600 Menschen, beim Ausbruch 1979 kamen, dank rechtzeitiger Evakuierungen keine Menschen zu Schaden, auch im aktuellen Aktivitätszeitraum seit Dezember 2020 konnte die Bevölkerung dank der Vorhersagen rechtzeitig vor dem Ausbruch gewarnt und evakuiert werden, bevor der Vulkan am 10. April 2021 ausbrach.[2] Inselbewohner wurden teilweise mit Hilfe von Kreuzfahrtschiffen der Reedereien Royal Caribbean International und Carnival Cruise Line auf benachbarte Inseln gebracht.[3]
St. Vincent als Filmkulisse
St. Vincent war einer der Drehorte für Fluch der Karibik. Man ließ zusätzliche Bootsstege und Gebäude fertigen, die für die Dreharbeiten als Szenerie nötig waren, und stellte mehrere 100 Einheimische für Hilfsarbeiten ein.[4]
Söhne und Töchter
- Lansdown Guilding (1797–1831), Naturforscher
- John Roche Dakyns (1836–1910), englischer Geologe
- Frederick Ballantyne (1936–2020), Generalgouverneur von St. Vincent und den Grenadinen
- Franklyn Seales (1952–1990), US-amerikanischer Film- und Theaterschauspieler
- Kevin Lyttle (* 1976), Sänger
- Natasha Mayers (* 1979), Leichtathletin, Sprinterin
- Marlon Roudette (* 1983), Sänger der britischen Band Mattafix
Literatur
- Virginia Heyer Young: Becoming West Indian. Culture, Self, and Nation in St. Vincent. Smithsonian Institution Press, Washington 1993.
Einzelnachweise
- ↑ Hans-Dieter Haas: Die karibischen Inseln. Bevölkerungsentwicklung, Ressourcenerschließung und Tragfähigkeit. In: Helmut Nuhn (Hrsg.): Krisengebiet Mittelamerika. Interne Probleme, weltpolitische Konflikte. Westermann, Braunschweig 1985, ISBN 3-07-508866-8, S. 267–283, hier S. 272.
- ↑ Insel wird wegen Vulkanausbruch evakuiert. reiseuhu, abgerufen am 20. Juni 2021.
- ↑ Menschen flüchten vor Vulkanausbruch. buisnessinsider, abgerufen am 20. Juni 2021 (englisch).
- ↑ Making of Pirates of the Caribbean: The Curse of The Black Pearl. Abgerufen am 20. Juni 2021.