Gymnasium Leopoldinum (Detmold)

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Gymnasium Leopoldinum
Datei:Detmold - 308 - Hornsche Straße 48, Leopoldinum.jpg
Altbau des Leopoldinum an der Hornschen Straße
Schulform Gymnasium
Schulnummer 168683
Gründung 1602
Adresse

Hornsche Straße 48
32760 Detmold

Ort Detmold
Land Nordrhein-Westfalen
Staat Deutschland
Koordinaten 51° 55′ 50″ N, 8° 52′ 59″ OKoordinaten: 51° 55′ 50″ N, 8° 52′ 59″ O
Träger Stadt Detmold
Schüler 861 (Stand: 22. Januar 2021)[1]
Lehrkräfte 73 Lehrer, 10 Referendare
(Stand: 20. August 2020)[2]
Leitung Alexandra Nolte[3]
Website www.gymnasium-leopoldinum-detmold.de

Das Gymnasium Leopoldinum ist ein öffentliches Gymnasium in Detmold im nordrhein-westfälischen Kreis Lippe. Es ist neben dem Stadtgymnasium und dem Christian-Dietrich-Grabbe-Gymnasium eines der drei Gymnasien der Stadt und die älteste Schule Detmolds.

Lage

Das Gymnasium Leopoldinum befindet sich seit 1907 im östlichen Teil der Innenstadt Detmolds, an der Hornschen Straße 48.[4] In den 400 Jahren seit der Gründung des Leopoldinums wurde viermal der Standort gewechselt.

Geschichte des Gymnasiums

Ehemaliges Gymnasium in der Leopoldstraße

Das Gymnasium wurde im Jahre 1602 als Provinzialschule von Graf Simon VI. zur Lippe gegründet. Erster Standort war ein ehemaliges Kloster in der Schülerstraße. Ein ehemaliger Direktor des Gymnasiums, Heinrich Schierenberg, wurde im Jahre 1848 der erste lippische Abgeordnete in der Frankfurter Nationalversammlung.

Im 18. und 19. Jahrhundert stand das Gymnasium in Konkurrenz mit dem Gymnasium Lemgo. Dies führte so weit, dass das Leopoldinum 1805 durch die Fürstin Pauline zur Lippe (Reg. 1802–1820) beinahe mit dem Lemgoer Gymnasium vereinigt worden wäre, hielt Pauline zwei Gymnasien in einem relativ kleinen Land wie Lippe doch für unverantwortlich.

Anfang des 19. Jahrhunderts stiftete Fürst Leopold II. ein Grundstück für einen Neubau an der Leopoldstraße, welcher 1833 unter Verwendung der Steine des alten Gymnasiums fertiggestellt wurde. Architekt war der Landesbaumeister des Fürsten, Ferdinand Wilhelm Brune. Es wurde nach seinem Stifter benannt und trägt seitdem den Namen „Gymnasium Leopoldinum“.

Am 5. März 1907 wurde die erste Abiturprüfung einer Frau in Lippe, Agnes von Sobbe am Leopoldinum abgenommen. In den folgenden Jahren bereiteten sich viele Mädchen bzw. junge Frauen außerhalb der Schule auf die Prüfung vor und legten sie am Leopoldinum ab. Später nahmen sie regulär am Unterricht teil. Erst als es ab 1931 möglich war, die Abiturprüfung am Oberlyzeum abzulegen, endete Ostern 1930 die Koedukation am Leopoldinum, die erst nach dem Zweiten Weltkrieg wieder aufgenommen wurde.[5]

Bereits in den ersten Jahren des Neubaus in der Leopoldstraße teilte sich die Schule die Räume mit Anfangsausstellungen des Lippischen Landesmuseums, was jedoch später als ungünstig betrachtet wurde. Man entschied sich deshalb für die Errichtung eines neuen Gebäudes an der Hornschen Straße, welches dort noch immer als heutiger „Altbau“ aufzufinden ist. Mit den Plänen wurde im Sommer 1904 begonnen. Der Bau zog sich vom Herbst desselben Jahres bis in den Oktober 1907 hin.

Mit dem Entstehen der Weimarer Republik wurde das Gymnasium von einem fürstlichen in ein staatliches umgewandelt und eine Oberrealschule angegliedert. Im Jahre 1921 wurde das Gymnasium durch den heute noch bestehenden „Turm“ erweitert, in dem man heute die Klassenräume der Erprobungsstufe findet. Im ursprünglichen Altbau befinden sich zahlreiche Klassenzimmer und die Fachräume für Musik, ein Fotolabor, die „Alte Aula“, in der hauptsächlich Konzerte aber auch sonstige Veranstaltungen stattfinden, die Verwaltung, sowie das Lehrerzimmer und die Büros des Hausmeisters und der Schülervertretung.

Durch die vielen Heimkehrer nach dem Krieg war das Leopoldinum im Jahre 1949 mit 1300 Schülern das größte Gymnasium in Deutschland. Es wurde daraufhin in das Leopoldinum I und das Leopoldinum II getrennt. Fortan gab es also zwei Gymnasien mit dem Namen Leopoldinum.

Das Leopoldinum I bezog 1955 einen Neubau auf dem benachbarten Grundstück, behielt aber seine bisherige sprachliche Ausrichtung und führte auch die Tradition der humanistisch-altsprachlichen Ausbildung weiter.

Das Leopoldinum II wurde ein Gymnasium mit mathematisch-naturwissenschaftlichem Schwerpunkt und blieb in den ursprünglichen Gebäuden an der Hornschen Straße. Zusätzlich errichtete man noch einen „Neubau“ und die Dreifach-Turnhalle.

Im Schuljahr 1973/74 ging das Gymnasium von staatlicher in städtische Trägerschaft über. 1978 wurde das L1 in ein Gebäude des neuen Schulzentrums an der Sprottauer Str. verlegt.

1987 wurden dann die beiden „Leopoldinen“ wegen stark rückläufiger Schülerzahlen gegen starken Widerstand beider Seiten wiedervereinigt und für ein Jahr lang an zwei Standorten betrieben. Ende der 1990er-Jahre scheiterte ein Antrag, im Dachgeschoss des Altbaus neue Klassenräume einzurichten am Einspruch des Denkmalschutzamtes. Im Jahre 1999 jedoch wurde der Plan, einen Neubau-Anbau zu errichten, um der wachsenden Anzahl der Schüler am Gymnasium durch neue Klassenräume gerecht zu werden, von der Stadt Detmold entwickelt.

Zu den wichtigen Ereignissen in den 2000er-Jahren zählten die Renovierung und der Umbau entsprechend den verschärften feuerpolizeilichen Vorschriften des Neubaus im Sommer 2001. Im Neubau befinden sich bis heute neben zahlreichen Klassenräumen, vor allem für die Oberstufe, die Fachräume für Biologie, Physik, Chemie, Erdkunde, Informatik, Kunst und Geschichte, sowie die Cafeteria und die „Neue Aula“, ein bis zu 500 Zuschauer fassender Theatersaal.

Mit dem Bau des Neubau-Anbaus wurde im Mai 2001 begonnen, das Richtfest wurde im September desselben Jahres gefeiert und der Anbau konnte rechtzeitig zum 400-jährigen Jubiläum 2002 fertiggestellt werden. Hier wurden zusätzlich Medien- und die Kunstfachräume eingerichtet. Ebenfalls im Jahre 2002 wurde eine umfangreiche Jubiläumsschrift über die Geschichte und die Gegenwart des Leopoldinum veröffentlicht. Im August 2004 übernahm erstmals eine Frau die Leitung. Zum Schuljahr 2006/07 wurde das Selbstlernzentrum für Schüler, das sogenannte Leo-Lernzentrum (LLZ),[6] eingeweiht. Zu Beginn des Schuljahres 2010/2011 wurde die Cafeteria durch einen Anbau an der Front des Neubaus in eine Mensa umgewandelt, um die Schüler des G8-Bildungsgangs dem neuen Schulkonzept als Gebundene Ganztagsschule entsprechend versorgen zu können.

Von 2019 bis 2021 wurde der Neubau wegen des Schadstoffs PCB saniert.[7] Der Unterricht wurde in Container verlegt, die auf dem Parkplatz neben der Schule errichtet wurden.

Seit dem 4. Februar 2021 ist Alexandra Nolte die Schulleiterin.[8]

Schulprogramm

Am Gymnasium Leopoldinum gibt es ein Schulprogramm, welches die verbindlichen Vorgaben der Ausbildungsordnungen, Richtlinien und Lehrpläne im Hinblick auf die spezifischen Bedingungen der einzelnen Schule konkretisiert und die Weiterentwicklung der schulischen Arbeit bestimmt. Im Einzelnen sind dies folgende:

  • Übergang Grundschule – Gymnasium
  • Berufs- und Studienorientierung
  • Geschlechterspezifische Förderung
  • Hausaufgabenbetreuung (Erweitertes Raumangebot, Anbindung an das Lernzentrum, fachliche und methodische Schulung)
  • Öffnung von Schule
  • Umwelterziehung
  • Medienerziehung
  • Individuelle Förderung sowohl a) bei Leistungsstärken als auch b) bei Leistungsschwächen: a) Möglichkeit des Starts mit Latein und Englisch in der Jahrgangsstufe 5, studieren ab 16, Verkürzung der Schulzeit durch Überspringen, begleitet durch gezielte Vor- und Nachbereitung; b) Förderkurse in Deutsch, Mathematik und Englisch in den Jahrgangsstufen 5, 6 und 11

Förderverein

Die Schule wird bei ihrem Bildungs- und Erziehungsauftrag durch zwei Vereine unterstützt. Da ist zum einen der Förderverein des Leopoldinum, dessen Mitgliedschaft sich überwiegend aus Eltern- und Lehrerschaft zusammensetzt (aber auch aus Ehemaligen), zum anderen der „Verein ehemaliger Leopoldiner“. Auch gibt es am Leopoldinum die von Heide Barmeyer gegründete Barmeyer-Doerth-Stiftung (bis 2012 Karl-Doerth-Stiftung), welche nach einem ehemaligen Lehrer benannt ist und besonders Leistungsstarke finanziell unterstützt, beispielsweise in Form eines Stipendiums.

Partnerschulen

Das Leopoldinum kooperiert mit den beiden anderen städtischen Detmolder Gymnasien, dem Christian-Dietrich-Grabbe-Gymnasium und dem Stadtgymnasium Detmold.

Ehemalige Schüler

Ehemalige Lehrer

Trivia

Im Altbau des Leopoldinum, insbesondere im Büro des Schulleiters, wurden 1990 zahlreiche Szenen des TV-Films Die Frosch-Intrige gedreht.

Literatur

  • Deo - Patriae - Humanitati: ein Leopoldinerlied ; Melodie: Wohlauf, Kameraden ...!. Verlag: Gymnasium Leopoldinum.
  • Rohmann, Markus: Evangelische Religionslehrer am Gymnasium: Entstehung eines Berufs rekonstruiert anhand der Beurteilungen evangelischer Religionslehrerinnen und Religionslehrer des Schillergymnasiums Münster, der Freiherr-von-Stein-Schule Münster, des Leopoldinums Detmold sowie des Lyzeums Detmold im Zeitraum von 1917–1935. WWU Münster, Reihe 2, Band 10: 2019.
  • Hanns-Peter Fink: Leopoldinum. Gymnasium zu Detmold 1602–2002. Aisthesis Verlag, Bielefeld 2002.
  • Verzeichnis der künftigen Winterlectionen des hiesigen Gymnasiums. In: Lippisches Intelligenzblatt, Blatt 37, 16. Sept. 1769, S. 587 ff.

Weblinks

Commons: Gymnasium Leopoldinum – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Schule 168683. In: schulministerium.nrw.de. Ministerium für Schule und Bildung des Landes Nordrhein-Westfalen, abgerufen am 22. Januar 2021.
  2. Kollegiumsliste Gymnasium Leopoldinum. (PDF; 160 KB) 20. August 2020, abgerufen am 22. Januar 2021.
  3. Gymnasium Leopoldinum in Detmold. Abgerufen am 13. Februar 2020.
  4. Impressum des Gymnasiums Leopoldinum. Abgerufen am 17. Januar 2021.
  5. Hanns-Peter Fink: Leopoldinum: Gymnasium zu Detmold, 1602–2002. Aisthesis Verlag, Bielefeld 2002, ISBN 3-89528-365-7, S. 357.
  6. Organigramm des Gymnasiums Leopoldinum. Abgerufen am 17. Januar 2021.
  7. Brand am Leopoldinum. Abgerufen am 21. Juni 2021.
  8. Gymnasium Leopoldinum in Detmold. Abgerufen am 13. Februar 2020.
  9. Fink, Hanns-Peter.: Leopoldinum : Gymnasium zu Detmold, 1602-2002. Aisthesis Verlag, Bielefeld 2002, ISBN 3-89528-365-7, S. 267.