Gymnasium Petrinum Dorsten

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Gymnasium Petrinum
Gebäude des Gymnasiums
Schulform Gymnasium
Schulnummer 168282
Gründung 1642
Adresse

Im Werth 17
46282 Dorsten

Ort Dorsten
Land Nordrhein-Westfalen
Staat Deutschland
Koordinaten 51° 39′ 54″ N, 6° 57′ 48″ OKoordinaten: 51° 39′ 54″ N, 6° 57′ 48″ O
Schüler etwa 1375
Lehrkräfte 89
Leitung Markus Westhoff
Website www.petrinum-dorsten.de

Das Gymnasium Petrinum Dorsten ist eines von zwei Gymnasien in der Stadt Dorsten.

Geschichte

Geschichte des Franziskanerklosters

Die Franziskaner der Kölnischen Franziskanerprovinz (Colonia) gründeten am 14. Februar 1488 ein Kloster in Dorsten. Die neugebauten Konventsgebäude übernahmen die Franziskaner 1493. Inzwischen gehörte der Konvent als Folge der Veränderungen durch die Reformation zur Sächsischen Ordensprovinz (Saxonia).[1] Als in der Säkularisation ab 1803 zahlreiche Klöster geschlossen wurden, blieb der Konvent in Dorsten – möglicherweise mit Rücksicht auf das von ihm geführte Gymnasium – zunächst bestehen. Auch bei den Klosterschließungen durch die französische Regierung im Jahre 1811, nach der Annexion des Herzogtums Arenberg-Meppen, war Dorsten nicht betroffen, jedoch wurde die Aufnahme neuer Novizen untersagt, bis der preußische König Friedrich Wilhelm III. dies 1825 wieder erlaubte und den Franziskanerklöstern in Dorsten und Paderborn den Fortbestand zusicherte.[2]

Geschichte des Gymnasiums

Am 7. Oktober 1642 gründeten die Franziskaner die Schule, die am 3. November 1642 mit 78 Schülern eröffnet wurde.[3] Im Kloster befand sich ab 1648 ein Philosophie-Studium für den Ordensnachwuchs der Franziskaner, so dass die Absolventen des Gymnasiums dort einen zweijährigen Philosophiekurs zur Vorbereitung auf die Universität (Studium philosophicum continuum) besuchen konnten. In den 1770er-Jahren führte die Sächsische Provinz auch am Gymnasium in Dorsten, das auf kurkölnischem Gebiet lag, die Schulreform des Münsteraner Freiherrn Franz von Fürstenberg ein.[4][5] Im Schuljahr 1789/90 hatte die Schule 36 Schüler, um die Wende zum 19. Jahrhundert waren es noch 10.[6] 1815 war das Gymnasium zu einer Lateinschule herabgesunken, die 1823 den Status eines Progymnasiums erhielt. Da infolge der Säkularisation den Klöstern in Preußen 1811 die Aufnahme neuer Mitglieder untersagt war, waren immer weniger Franziskaner als Lehrer tätig. Die Ordensprovinz gab daher Ostern 1836 die Leitung des Gymnasiums auf, als der letzte Direktor, Pater Wolfgang Kanne, als Lehrer und Schulleiter ausschied. Kanne hatte 1819 eine Schulreform der Lateinschule erarbeitet, die vom Oberpräsidenten auch auf die Schulen in Coesfeld, Rheine und Recklinghausen übertragen wurde; in allen Klassen wurde Deutsch, Latein, Mathematik, Geschichte, Geographie, Religionslehre und Gesangslehre unterrichtet, in den beiden oberen Klassen auch Naturlehre. Kanne starb am 6. November 1837, nachdem er sich bei einem Krankenbesuch an Typhus infiziert hatte.[7]

1894 erhielt die Schule den Status als Rektoratsschule. Am 16. Oktober 1898 erfolgte die Genehmigung die Schule als Vollanstalt fortzuführen unter der Verpflichtung, ein neues Schulgebäude zu errichten; in den bisherigen Gebäuden befand sich noch für einige Jahre eine Präparandenschule zur Lehrerausbildung.[3] 1902 wurde das neue Schulgebäude an der Klosterstraße fertiggestellt. 1904 wurde die erste Abiturprüfung als „Katholisches Gymnasium (mit Ersatzunterricht für das Griechische) zu Dorsten“ abgehalten. Das Schulgrundstück wurde am 20./21. März 1912 im Grundbuch für den Franziskanerkonvent eingetragen, nachdem vorher dort die Stadt als Besitzerin vermerkt war; die Frage war bis dahin zwischen Stadt und Kloster strittig gewesen.[8] Im Zusammenhang mit der Ruhrbesetzung 1923 richteten belgische Truppen in den Räumen des Gymnasiums ihr Hauptquartier ein, die Schule bezog daraufhin die Räume des ehemaligen Lehrerseminars an der Bochumer Straße. Das Ministerium ordnete 1932 die Rückverwandlung des Petrinum in ein Gymnasium herkömmlicher, humanistischer Ausrichtung an. 1946 genehmigte der Oberpräsident die Wiedereröffnung der Schule nach dem Krieg. 1948 konnte der Unterricht wieder uneingeschränkt erteilt werden, obwohl das Gebäude auch eine Volksschule aufnehmen musste. 1963 wurde das völlig umgebaute und um einen Erweiterungsbau ergänzte Gebäude bezogen.

Der Grundstein für den Neubau (Architekt Manfred Ludes) am neuen Standort „Maria Lindenhof“, zwischen Lippe und Kanal, wurde 1980 gelegt. 1982 zog die Schule in den Neubau um. Ein neuer Schultrakt linderte ab 2003 die größte Raumnot, die durch gestiegene Schülerzahlen entstanden war. Seit über vierzig Jahren kooperieren das Petrinum sowie das Gymnasium St. Ursula Dorsten im Bereich gemeinsamer Kurse in der Oberstufe aber auch in anderen Bereichen.[9][10]

Bekannte Lehrkräfte

  • Friedhelm Fragemann (* 1951), deutscher Politiker und ehemaliger Bürgermeister der Stadt Dorsten

Bekannte Schüler

  • Johann Breuker (1817–1885), deutscher Bauer, Sozialreformer, Mitbegründer des Westfälischen Bauernvereins und Redakteur
  • Julius Evelt (1823–1879), deutscher Autor und Professor für Kirchengeschichte und Patrologie
  • Adolf August Winkelmann (1848–1910 in Jena) war ein deutscher Physiker.
  • Ferdinand von Raesfeld (1855–1929). preußischer Forstmeister, Jäger und Autor von Jagdliteratur und Romanen
  • Hubert Korsch (1883–1942), deutscher Jurist und Astrologe
  • Wilhelm Happ (1886–1958), deutscher Verwaltungsbeamter und Verbandspräsident des Siedlungsverbands Ruhrkohlenbezirk.
  • Karl Müller (1893–1949), deutscher Widerstandskämpfer gegen das NS-Regime
  • Ewald Schmeken (1927–2009), deutscher Historiker und Soziologe
  • Robert Spaemann (1927–2018), deutscher Philosoph
  • Ulrich Wolf (1933–2017), deutscher Biologe und Humangenetiker
  • Siegfried Lohr (1935–2017), deutscher Architekt, Zeichner und Aquarellmaler
  • Diethard Rüter (1936–2008), deutscher Politiker und Mitglied im Abgeordnetenhaus von Berlin
  • Heiner Legewie (* 1937), deutscher Psychologe und Hochschullehrer
  • Bernd Tönjes (* 1955), deutscher Manager und Vorstandsvorsitzender der RAG-Stiftung
  • Manfred Nielson (* 1955), deutscher Admiral a. D.
  • Fritz Schmücker (* 1961), deutscher Musikveranstalter
  • Andreas Heidtmann (* 1961), deutscher Lektor, Autor, Herausgeber und Pianist
  • Dorothee Feller (* 1966), deutsche Politikerin und Schulministerin des Landes Nordrhein-Westfalen
  • Dirk Haarmann (* 1967), deutscher Politiker und Bürgermeister der Stadt Voerde (seit 2014)
  • Marc Degens (* 1971), deutscher Schriftsteller und Verleger
  • Tobias Stockhoff (* 1981), deutscher Politiker und Bürgermeister der Stadt Dorsten (seit 2014)

Literatur

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Dieter Berg (Hrsg.): Spuren franziskanischer Geschichte. Chronologischer Abriß der Geschichte der Sächsischen Franziskanerprovinzen von ihren Anfängen bis zur Gegenwart. Werl 1999, S. 205, 207, 211, 271, 299, 311, 353 und 359 (1633/1641); S. 343: Die Colonia hatte 1627 das Kloster in Dorsten und weitere acht Häuser an die Saxonia abgetreten, die wegen Klosterschließungen infolge der Reformation zahlreiche Klöster verloren hatte.
  2. Dieter Berg (Hrsg.): Spuren franziskanischer Geschichte. Werl 1999, S. 445, 447, 453, 461, 469.
  3. a b P. Franz Josef Mohn OFM: Dorsten. Franziskanerkloster. Geschichte. In: franziskaner.net. Deutsche Franziskanerprovinz, abgerufen am 11. August 2021.
  4. Dieter Berg (Hrsg.): Spuren franziskanischer Geschichte. Werl 1999, S. 361, 365 (Studienhaus von Münster nach Dorsten verlegt).
  5. Eugen Schatten: Die Franziskanergymnasien im Bereiche der Sächsischen Ordensprovinz bis zu ihrer Aufhebung im 19. Jahrhundert. In: Franziskanische Studien 13 (1926), S. 366–384, hier S. 378f.
  6. Julius Evelt: Beiträge zur Geschichte der Stadt Dorsten und ihrer Nachbarschaft, 3. Zeitabschnitt: Von dem Salentinischen Receß 1577 bis zur Säkularisation der Cölnischen Stiftslande in Westfalen 1803. In: Westfälische Zeitschrift 26 (1866) S. 62–176, hier S. 150.
    Walter Banke (Hrsg.): 700 Jahre Stadt Dorsten. o. O. (Dorsten) o. J. (1951), S. 69.
    H. Hermann Roth: Die Klöster der Franziskaner-Rekollekten in der alten Erzdiözese Köln. In: Annalen des Historischen Vereins für den Niederrhein 94 (1913), S. 63–187, hier S. 93.
  7. Didakus Falke: Kloster und Gymnasium Mariano-Nepomucenianum der Franziskaner zu Rietberg. Ein Beitrag zur Schulgeschichte der Neuzeit. Rietberg 1920, S. 134.
    Julius Evelt: Beiträge zur Geschichte der Stadt Dorsten und ihrer Nachbarschaft, 3. Zeitabschnitt: Von dem Salentinischen Receß 1577 bis zur Säkularisation der Cölnischen Stiftslande in Westfalen 1803. In: Westfälische Zeitschrift 26 (1866) S. 62–176, hier S. 150f.
    Eugen Schatten: Die Franziskanergymnasien im Bereiche der Sächsischen Ordensprovinz bis zu ihrer Aufhebung im 19. Jahrhundert. In: Franziskanische Studien 13 (1926), S. 366–384, hier S. 367.
  8. Dieter Berg (Hrsg.): Spuren franziskanischer Geschichte. Werl 1999, S. 535.
  9. Schulprogramm Gymnasium Petrinum, Seite 18.
  10. Leitbild der St. Ursula Schulen Dorsten