Hochschule für Grafik und Buchkunst Leipzig

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
(Weitergeleitet von HGB Leipzig)
Hochschule für Grafik und Buchkunst / Academy of Fine Arts Leipzig
Gründung 6. Februar 1764
Trägerschaft staatlich
Ort Coat of arms of Leipzig.svg Leipzig
Bundesland Sachsen Sachsen
Land Deutschland Deutschland
Rektor Thomas Locher
Studierende 602 (WS 2017/18)
Website www.hgb-leipzig.de
HGB Außenansicht, Wächterstraße 11

Die Hochschule für Grafik und Buchkunst / Academy of Fine Arts Leipzig (HGB) in Leipzig ist mit ihrer Gründung 1764 eine der ältesten staatlichen Kunsthochschulen in Deutschland. Ca. 600 Studenten studieren derzeit in den vier Studiengängen Malerei/Grafik, Buchkunst/Grafik-Design, Fotografie und Medienkunst. Zudem wurde 2009 ein Masterstudiengang Kulturen des Kuratorischen gegründet. Dieses weiterbildende Studienangebot ist in dieser Form in Deutschland einzigartig und verbindet anwendungsorientierte Forschungspraxis mit wissenschaftlicher Reflexion. 2014 feierte sie zusammen mit der gleichzeitig gegründeten Hochschule für Bildende Künste Dresden ihr 250-jähriges Bestehen. Die Galerie der Hochschule fungiert als zentraler Ausstellungsort und wird seit Februar 2018 von der Kuratorin Ilse Lafer geleitet.[1]

Geschichte

Am 6. Februar 1764 gründete Prinz Franz Xaver von Sachsen als Administrator für seinen Neffen, den noch unmündigen Kurfürsten von Sachsen Friedrich August III. (1750–1827), in Leipzig eine Akademie für Malerei, die er der Kunstakademie in Dresden unterstellte. Als Gründungsdirektor wurde der Maler Adam Friedrich Oeser berufen, der dieses Amt 35 Jahre lang bis zu seinem Tode 1799 innehatte.

Diese Akademie wurde im Herbst 1764 im Leipziger Amtshaus eröffnet. Im Sommer 1765 zog sie in den Westflügel (sog. Akademieflügel) der kurfürstlichen Pleißenburg um (heute Neues Rathaus). Ab Herbst 1765 gehörte der Jurastudent Johann Wolfgang Goethe zu den sehr interessierten Zeichenschülern von Oeser, und beide blieben auch nach dieser Ausbildungsphase lebenslang miteinander verbunden. Später weitete die Einrichtung sich zur Zeichnungs-, Malerey- und Architectur-Academie (Kunstakademie) aus.[2]

Um 1835 führte die Einrichtung den Namen Akademie der bildenden Künste. Neben dem Direktor gab es einen Lehrer der Architektur und zwei Lehrer der freien Handzeichnung. Der Unterricht war damals kostenlos.

Im Jahr 1863 wurde die Baukunst-Abteilung aufgelöst, die verbliebenen Abteilungen wurden 1871 reorganisiert.[2] In den nachfolgenden 30 Jahren unter dem Direktorat von Ludwig Nieper wurden weitere einschneidende Strukturveränderungen an der Akademie durchgeführt. Ab 1876 trug die Einrichtung den Namen Königliche Kunstakademie und Kunstgewerbeschule.[2] 1893 wurde eine Abteilung für photographische Vervielfältigungsverfahren durch Nieper neu eingerichtet[2], die zu einer späteren Schwerpunktsetzung der Akademie beitrug. In der Folge schloss Nieper 1894 die Abteilung für architektonisches Kunstgewerbe und 1896 die Abteilung für Bildhauerkunst.[2] In diesen Zeitraum fällt aber auch die Errichtung eines eigenen Neubaus für die Akademie in der Wächterstraße 11 im Zentrum von Leipzig, der bis in die Gegenwart für die ursprüngliche Zweckbestimmung durch die Hochschule für Grafik und Buchkunst (HGB) genutzt wird. Da Ludwig Nieper in Personalunion im Jahre 1875 zugleich Gründungsdirektor der Städtischen Gewerbeschule Leipzig wurde, ließ er deren Schulgebäude daneben in der Wächterstraße 13 neu errichten, ebenfalls bis heute als Schulgebäude von der Hochschule für Technik, Wirtschaft und Kultur (HTWK) genutzt (Wiener-Bau).

Im Jahre 1900 wurde gegen Ende des Direktorats von Ludwig Nieper die Leipziger Akademie in die Königliche Akademie für graphische Künste und Buchgewerbe umgewandelt.[2]

Die Akademie war 1905 die erste Kunsthochschule, die Frauen zum Studium aufnahm, nachdem die Malerin Philippine Wolff-Arndt (1849–1940) den Direktor Max Seliger 1901 davon überzeugt hatte.[3] 1913 waren unter den Studierenden mehr Frauen als Männer.

Nach der Auflösung des Königreiches Sachsen und der Bildung des Freistaates Sachsen führte die Leipziger Akademie den Namen Staatliche Akademie für graphische Künste und Buchgewerbe. Im Sommersemester 1938 lernten 286 Studenten an der Kunstakademie. Damit war sie nach Wien (1.005 Studenten) und Berlin (309 Studenten) die drittgrößte Kunsthochschule im Deutschen Reich.

Jugendliche bei einer Besichtigung der Hochschule, 1956

Am 26. April 1947 wurde die Einrichtung unter Kurt Massloff mit einer neuen Ausrichtung in dem traditionsreichen Akademiegebäude Wächterstraße 11 eröffnet. Von 1946 bis 1949 war Walter Arnold Professor an der Hochschule. Der Name Hochschule für Grafik und Buchkunst (HGB) etablierte sich ab 1950. Ab 1951 lehrte Albert Kapr als Professor für Schrift- und Buchgestaltung. Aufgrund der in der Kunstgeschichte als Leipziger Schule bezeichneten Stilrichtung erlangte die HGB weitreichende nationale und internationale Aufmerksamkeit, die besonders verbunden ist mit Wolfgang Mattheuer, Bernhard Heisig, Werner Tübke, Arno Rink, Sighard Gille u. a.

Das Sächsische Hochschulstrukturgesetz vom 10. April 1992 bestätigte die Hochschule für Grafik und Buchkunst in Leipzig, während andere Leipziger Hochschulen nach der Wende aufgelöst oder zusammengelegt wurden.

Unter Kunstkritikern weltweit zählt die HGB zu den für Malerei und Grafik bedeutendsten deutschen Kunsthochschulen (Stand 2008). Maßgeblich zu diesem Status beigetragen hat die sogenannte Neue Leipziger Schule innerhalb der Malerei. Als deren bedeutendster Vertreter gilt der Maler Neo Rauch, der an der Hochschule studierte und später dort als Professor eine Meisterschülerklasse leitete.

Rektoren

Dozenten und Professoren (Auswahl)

Bekannte Absolventen (Auswahl)

Partnerhochschulen

Literatur

  • Albert Kapr: Aufgaben und Ziele der Hochschule für Grafik und Buchkunst. Bildende Kunst, Berlin, 1971, S. 59–69
  • Gerd Thielemann: Abendakademie an der HGB. Bildende Kunst, Berlin, 1971, S. 103

Weblinks

Commons: Hochschule für Grafik und Buchkunst Leipzig – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Ilse Lafer – Leiterin der Galerie, hgb-leipzig.de, abgerufen am 12. August 2021.
  2. a b c d e f Willy Oskar Dressler (Hrsg.): Dresslers Kunstjahrbuch, 7. Jahrgang. Rostock 1913, S. 327f.
  3. Wolff-Arndt, Philippine, abgerufen am 21. Januar 2021.
  4. Verband der Grafik-Designer der DDR und Niedersächsisches Ministerium für Bundes- und Europaangelegenheiten: P40. Plakate aus der DDR, Berlin 1990, S. 76, ISBN 978-3-8758-5184-7.

Koordinaten: 51° 20′ 0,3″ N, 12° 22′ 4,2″ O