Hakkâri (Provinz)

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Hakkâri
Nummer der Provinz: 30
BulgarienGriechenlandZypernGeorgienArmenienAserbaidschanIranIrakSyrienEdirneTekirdağİstanbulÇanakkaleYalovaBalıkesirBursaKocaeliSakaryaBilecikKütahyaİzmirManisaAydınMuğlaUşakDenizliDüzceBoluEskişehirAfyonkarahisarBurdurAntalyaIspartaZonguldakBartınKarabükÇankırıAnkaraKonyaKaramanMersinNiğdeAksarayKırşehirKırıkkaleÇorumKastamonuSinopSamsunAmasyaYozgatKayseriAdanaOrduTokatSivasGiresunOsmaniyeHatayKilisMalatyaK. MaraşGaziantepAdıyamanŞanlıurfaMardinBatmanDiyarbakırElazığErzincanTrabzonGümüşhaneTunceliBayburtRizeBingölArtvinArdahanKarsIğdırErzurumMuşAğrıBitlisSiirtŞırnakVanHakkariHakkari in Turkey.svg
Über dieses Bild
Landkreise
Hakkari districts.png
Basisdaten
Koordinaten: 37° 28′ N, 44° 4′ OKoordinaten: 37° 28′ N, 44° 4′ O
Provinzhauptstadt: Hakkâri
Region: Ostanatolien
Fläche: 7.095 km²
Einwohnerzahl: 280.514[1] (2020)
Bevölkerungsdichte: 39.5 Einwohner/km²
Politisches
Gouverneur: İdris Akbıyık[2]
Sitze im Parlament: 3
Strukturelles
Telefonvorwahl: 0438
Kennzeichen: 30
Website
www.hakkari.gov.tr (Türkisch)

Hakkâri (kurdisch Colemêrg, syrisch ܐܰܟ݁ܳܪܳܐ Akkare) ist eine der 81 türkischen Provinzen. Sie liegt im gebirgigen südöstlichsten Teil der Türkei und grenzt im Osten an den Iran und im Süden an den Irak. In ihrem Norden liegt die Provinz Van und im Westen die Provinz Şırnak. Hauptstadt ist das gleichnamige Hakkâri.

Geographie

Die Provinz Hakkâri ist ein sehr gebirgiges Gebiet und liegt über 1700 m hoch. Es gibt mindestens 30 Berge, die höher als 3000 m sind. Der höchste ist der 4116 m hohe Cilo Dağı (Reşko), gefolgt von den Gipfeln Mordağ (3810 m), Sandil (3818 m) und Geveruki (3680 m). Hakkâri besteht zu zehn Prozent aus Plateaus. Bekanntere unter ihnen sind Kandil, Shandil, Berçelan, Kanimehan und Vare Berkizan.

Die Provinz gehört mit 13 weiteren Provinzen zur Region Ostanatolien (Doğu Anadolu Bölgesi). Sie belegt etwa 4,8 % der Fläche und 4,63 % der Bevölkerung. Damit belegt Hakkâri hintere Plätze beim Ranking: Platz 11 bzw. 12 bei der Fläche (verschiedene, veraltete Quellen) und Platz 10 in der Bevölkerungsliste. Die Bevölkerungsdichte liegt mit etwa 39 Einw. je km² knapp unterhalb des Provinzdurchschnitts.

Namensgebung

Hakkâri war der Name eines kurdischen Stammes, der in der Nähe des Vansees lebte. Arabische Historiker und Geographen nannten die Region Hakkāriyya. Der syrisch-aramäische Name für Hakkâri ist Akkare und bedeutet Landwirt.[3][4] In dem sogenannten Geniza-Dokument aus dem frühen 12. Jahrhundert wird der Name in der heutigen Form bereits erwähnt. Verwaltungszentrum und Sitz der Hakkâri-Fürsten war Çölemerik. Die Armenier nennen diese Stadt Ilmar, die Assyrer Gülarmak und die Mamluken, die auch hier herrschten, Colamerg. Die Kurden nennen es Colemerg und auf Türkisch heißt es Çölemerik. Heute heißen Stadt und Provinz Hakkâri.

Verwaltungsgliederung

Die Provinz gliedert sich in 5 Landkreise (İlçe):

Kreis-
code1
Landkreis Fläche2
(km²)
Bevölkerung (2020)3 Anzahl der Einheiten Dichte
(Ew./km²)
städt.
Anteil
(in %)
Sex
Ratio4
Grün-
dungs-
datum5,6
Landkreis
(İlçe)
Verwal-
tungssitz
(Merkez)
Gemein-
den
(Belediye)
Stadt-
viertel
(Mahalle)
Dörfer
(Köy)
1261 Çukurca 725 16.137 8.864 1 3 8 22,3 54,93 524 1953
2107 Derecik 437 22.988 12.425 1 9 4 52,6 45,95 892 2018
1377 Hakkâri Merkez 2.179 78.516 59.465 2 22 36 36,0 75,74 896
1656 Şemdinli 1.207 43.311 15.504 1 5 18 35,9 35,80 883 1936
1737 Yüksekova 2.547 119.562 71.705 3 17 59 46,9 59,97 934
Provinz 30 HAKKÂRİ 7.095 280.514   8 56 125 39,5 59,21 883
1 Interner Kreiscode des Innenministeriums
2 Fläche 2014[5]
3 Bevölkerungsfortschreibung am 31. Dezember 2020[6]
4 Geschlechterverhältnis: Anzahl der Frauen auf 1000 Männer (berechnet)
5 PDF des Innenministeriums[7]
6 Landkreise, die erst nach Gründung der Türkei (1923) gebildet wurden.

Gemeinden, Mahalle, Dörfer

Nachfolgende Einwohnerzahlen basieren auf der Bevölkerungsfortschreibung vom 31. Dezember 2020.[8]

Gemeinden

Neben den Kreisstädten existieren noch drei weitere Gemeinden (Belediye):

  • Büyükçiftlik (Kreis Yüksekova, 3.452)
  • Esendere (Kreis Yüksekova, 3.340)
  • Durankaya (zentr. Landkreis, 2.891 Einw.)

Mahalle

Die Provinzhauptstadt Hakkâri (15 Mahalle mit durchschnittlich 3.964 Einw.) und die größte Stadt Yüksekova (10 Mahalle mit durchschnittlich 7.171 Einw.) haben die meisten Mahalle. Im Durchschnitt ist jeder Mahalle der Provinz von 3.139 Einwohnern bewohnt, die meisten Menschen leben in diesen drei Mahalle:

  • Yeni Mah. (15.473)
  • Güngör Mah (11.852)
  • Cumhuriyet Mah. (10.816 Einw.)

Sie gehören alle zur Stadt Yüksekova. Der kleinste Mahalle hat 166 Einwohner.

Dörfer

Es gibt in der Provinz 125 Dörfer (Köy) mit einer Durchschnittsbevölkerung von 838 Bewohnern je Dorf. Die meisten Bewohner je Dorf gibt es im Kreis Derecik (3.106), die wenigsten im zentralen Kreis Hakkâri (449). Kein Dorf hat über 5.000 Einwohner, Altınsu im Kreis Şemdinli ist mit 4.828 Einw. das größte Dorf. Wie schon 2018 und 2019, so ist Bulancak aus dem zentralen Kreis das kleinste Dorf der Provinz (8 Einw.).

Bevölkerung

Die Bevölkerungsmehrheit stellen die Kurden. Die vier Dörfer Beyyurdu, Boğazköy, Uğuraçan und Yaylapınar werden ausschließlich von Türken bewohnt und liegen alle im Landkreis Şemdinli. Von den einst zehntausenden syrischen Christen (auch Aramäer/Assyrer genannt) leben heute nur noch einige Personen in der Provinz Hakkâri wie im Dorf Konak.

Ergebnisse der Bevölkerungsfortschreibung

Nachfolgende Tabelle zeigt die jährliche Bevölkerungsentwicklung am Jahresende nach der Fortschreibung durch das 2007 eingeführte adressierbare Einwohnerregister (ADNKS).[8] Zusätzlich sind die Bevölkerungswachstumsrate und das Geschlechterverhältnis (Sex Ratio d. h. Anzahl der Frauen pro 1000 Männer) aufgeführt. Der Zensus von 2011 ermittelte 271.405 Einwohner, das sind knapp 35.000 Einwohner mehr als zum Zensus 2000.

Jahr Bevölkerung am Jahresende Wachstums-
rate der Be-
völkerung
(in %)
Geschlechter
verhältnis
(Frauen auf
1000 Männer)
Rang
(unter den 81 Provinzen)
gesamt männlich weiblich
2020 280.514 148.967 131.547 −0,17 883 63
2019 280.991 151.143 129.848 −1,91 859 63
2018 286.470 157.107 129.363 3,88 823 63
2017 275.761 148.490 127.271 2,97 857 63
2016 267.813 142.486 125.327 −3,93 880 64
2015 278.775 151.013 127.762 0,90 846 62
2014 276.287 148.538 127.749 1,19 860 62
2013 273.041 146.155 126.886 −2,48 868 63
2012 279.982 154.526 125.456 2,87 812 62
2011 272.165 147.567 124.598 8,30 844 63
2010 251.302 128.988 122.314 −2,13 948 65
2009 256.761 135.884 120.877 −0,71 890 63
2008 258.590 138.494 120.096 4,92 867 63
2007 246.469 128.904 117.565 912 65
2000 236.581 130.682 105.899 810

Volkszählungsergebnisse

Nachfolgende Tabellen geben den bei den 14 Volkszählungen dokumentierten Einwohnerstand der Provinz Hakkâri wieder.
Die Werte der linken Tabelle sind E-Books (der Originaldokumente) entnommen, die Werte der rechten Tabelle entstammen der Datenabfrage des Türkischen Statistikinstituts TÜIK – abrufbar über diese Webseite:[9]

Jahr Bevölkerung Rang
Provinz Türkei
1927 24.980 13.648.270 63
1935 16.158.018
1940 36.446 17.820.950 63
1945 35.124 18.790.174 63
1950 44.207 20.947.188 63
1955 54.824 24.064.763 67
1960 67.766 27.754.820 67
Jahr Bevölkerung Rang
Provinz Türkei
1965 83.937 31.391.421 67
1970 102.312 35.605.176 67
1975 126.036 40.347.719 67
1980 155.463 44.736.957 66
1985 182.645 50.664.458 65
1990 172.479 56.473.035 70
2000 236.581 67.803.927 69

Anzahl der Provinzen bezogen auf die Censusjahre:

  • 1927, 1940 bis 1950: 63 Provinzen
  • 1935: 57 Provinzen
  • 1955: 67 Provinzen
  • 1960 bis 1985: 73 Provinzen
  • 1990: 73 Provinzen
  • 2000: 81 Provinzen

Geschichte

Altertum

Hakkâri ist seit alters her von Menschen besiedelt. Es gibt prähistorische Felszeichnungen, deren Datierung und Zuordnung nicht klar ist.

Von den Assyrern stammen die ersten Berichte über diese Region. Sie berichteten von unabhängigen Fürstentümern Hubuškia und Zamua (900–700 v. Chr.). Zwei dieser Fürsten oder Könige hießen Hubuşki Kaki(a) und Data(na). Der Ursprung dieser Namen ist hurritisch. Manchmal tauchten diese Namen im Zusammenhang mit den Nairi auf. Aus den Quellen wird deutlich, dass die Fürstentümer aus Stammeskonföderationen bestanden. Diese Lebensart hat sich bei den Einwohnern Hakkâris bis zur Gegenwart erhalten. Nach den Einfällen der Assyrer nach Anatolien schlossen sich die Stämme der Nairi zusammen. Als Gegenspieler der Assyrer traten die Urartäer auf den Plan. Das erste urartäische Reich bestand vom 9. Jahrhundert bis zum 6. Jahrhundert v. Chr.

Mittelalter und Neuzeit

Im Jahre 1515 geriet die Region unter osmanische Oberhoheit. Allerdings bestand die Oberherrschaft des Sultans nur nominell. Es wurde eine Zeit lang als Sandschak des Vilâyet Vans betrachtet. In Wirklichkeit stand es unter der erblichen Herrschaft kurdischer Prinzen, die als Sandschak-Beyi fungierten (Fürstentum Hakkâri). Erst Mitte des 19. Jahrhunderts setzte die Pforte ihre Oberhoheit durch und machte es 1876 zu einem eigenständigen Vilayet. Bereits 1888 wurde es wieder der Provinz Van angegliedert. Bis zum Völkermord an den syrischen Christen (Sayfo) im Ersten Weltkrieg lebten hier zahlreiche und auch wehrhafte assyrische Stämme, die hier einen Großteil der Zugehörigen der Assyrischen Kirche des Ostens überhaupt bildeten.[10]

Chronologie

Vor Christus

Nach Christus

Persönlichkeiten

Interessantes

Ferit Edgüs Roman Ein Winter in Hakkari wurde 1983 von Erden Kıral unter dem Titel Eine Saison in Hakkâri verfilmt.

Einzelnachweise

  1. Hakkari Nüfus abgerufen am 27. Juli 2021
  2. Gouverneursporträt auf der Webseite der Provinz Hakkâri, abgerufen am 27. Juli 2021
  3. Lexeme )kr)ܐܟܪܐ. dukhrana.com; abgerufen am 9. Oktober 2014.
  4. Premiumwanadoo.com (Memento vom 3. November 2013 im Internet Archive) premiumwanadoo.com; abgerufen am 9. Oktober 2014.
  5. Directorate General of Mapping (Excel-Tabelle; 48 KB)
  6. Hakkâri Nüfusu, abgerufen am 27. Juli 2021
  7. illeridaresi.gov.tr (PDF; 1,4 MB).
  8. a b Central Dissemination System/Merkezi Dağıtım Sistemi (MEDAS) des TÜIK, abgerufen am 27. Juli 2021
  9. Genel Nüfus Sayımları (Volkszählungsergebnisse 1965 bis 2000)
  10. Shabo Talay (2008): Die neuaramäischen Dialekte der Khabur-Assyrer in Nordostsyrien: Einführung, Phonologie und Morphologie. Semitica Viva 41, Harrassowitz Verlag, Wiesbaden 2009. S. 15.