Hammerstein (Adelsgeschlecht)

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Das Wappen der Freiherren von Hammerstein: Vereinigung des Kirchenfahnenwappens der Freiherrn von Hammerstein mit dem Hämmerwappen der rheinischen Burggrafen.
Fensterbild des Wappens
Luftaufnahme der Ruine von Burg Hammerstein (am Rhein)
Georg Christoph von Hammerstein

Die Freiherren von Hammerstein sind ein deutsches Adelsgeschlecht. Ab Anfang des 17. Jahrhunderts von Hammerstein zu Equord, teilte sich die Familie im 17./18. Jahrhundert in die Linien Hammerstein-Equord, Hammerstein-Gesmold und Hammerstein-Loxten.

Nachweisbarer Ahnherr des Geschlechts ist Hans Adam von Hammerstein (1579/71?–1653).

Geschichte

Die ursprünglich bergischen, seit der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts in Niedersachsen ansässigen Freiherren von Hammerstein beanspruchen, vom Konradiner Otto von Hammerstein (um 975 bis 1036) abzustammen, der sich nach seiner Burg Hammerstein (am Rhein) benannte. Laut Gerhart Werner soll Otto von Hammerstein, als er wegen der Auseinandersetzungen um seine Ehe (Hammersteiner Ehestreit) auf der Flucht war, bei den Grafen von Berg Schutz gesucht haben; darüber hinaus soll er einen Zinshof der Abtei Werden östlich von Wülfrath erworben haben, der den Namen Hammerstein erhielt. Dieser Zinshof war jedenfalls später der Stammsitz der Freiherren von Hammerstein. Eine verwandtschaftliche Beziehung zwischen Otto von Hammerstein und den späteren Freiherren von Hammerstein kann genealogisch jedoch nicht belegt werden, ebenso wenig zu den später auf der Burg Hammerstein nachgewiesenen und um 1400 erloschenen Burggrafen von Hammerstein.

Für die Freiherren von Hammerstein bildete das Gut bei Wülfrath jedoch nur einen Durchgangspunkt. Später bauten sie sich einen festen Adelssitz in Sonnborn an der Wupper, Haus oder Rittergut Hammerstein als Stammhaus. Die Stammreihe beginnt mit dem um 1370 geborenen und 1419 auf Hammerstein urkundlich erwähnten Johann von Hammerstein, der 1416 Amtmann in Solingen war. 1412 siegelte dieser bereits mit dem Kirchenfahnenwappen. Hohe Ämter wurden ihnen vom Herzog von Berg übertragen. Im Amt Hückeswagen erwarben Mitglieder der Familie den Hof Wolfsoege, der seither auch als „Hammersteinsoege“ bekannt war, und bauten dort, ebenfalls an der Wupper, einen weiteren Herrensitz.

Hans Adam von Hammerstein-Gesmold (1571/79–1653) heiratete Elisabeth von Saldern zu Equord (östlich von Hannover) und übernahm deren Familienbesitz. Georg Christoph von Hammerstein (1624–1687), Hofmarschall des Osnabrücker Fürstbischofs Ernst August I., kaufte 1662 Burg Scheventorf im Gebiet der heutigen Stadt Bad Iburg und erwarb auch die benachbarte Schleppenburg. Beide tauschte er 1664 bei Ernst August I., der seine Ländereien um seine Residenz Schloss Iburg erweitern wollte, gegen Gut und Schloss Gesmold östlich von Osnabrück ein. Dort war 1544 bis 1559 ein Wohnturm zum heutigen Renaissanceschloss erweitert worden. Georg Christoph von Hammerstein wurde später Geheimer Rat in braunschweigisch-lüneburgischen Diensten, Großvogt zu Celle sowie Drost der Ämter Grönenberg, Wittlage und Hunteburg. Er hatte für Ernst August I. bereits 1658 die Verhandlungen zur Eheschließung mit Sophie von der Pfalz geführt. 1673 erwarb der schwedische Generalmajor Friedrich Christoph von Hammerstein-Gesmold das Rittergut und Schloss Apelern (westlich von Hannover). 1682 kaufte Christian Günther von Hammerstein das Rittergut Loxten im nördlichen Osnabrücker Land und errichtete ein Herrenhaus im niederländischen Barockstil. Erst 1811 verkaufte die Gesmolder Linie das Rittergut Hammerstein in Sonnborn an der Wupper.

Die im 10. Jahrhundert errichtete Reichsburg Hammerstein am Rhein war einst Sitz der Burggrafen von Hammerstein gewesen, Nachfahren – oder zumindest Besitznachfolger – des 1036 verstorbenen Konradiners Otto von Hammerstein; die beiden Linien der Burggrafen waren 1398 bzw. 1410 erloschen. 1893 erwarb der Familienverband der Freiherren von Hammerstein im Hinblick auf die vermutete Abstammung diese Ruine und den in Oberhammerstein gelegenen zugehörigen Burgmannshof; beide gehören dem Familienverband bis heute.

Nach Retzow bei Rechlin in Mecklenburg kam ein Zweig der Gesmolder Linie im Jahr 1787. Dort wurde um 1800 das noch erhaltene große klassizistische Herrenhaus erbaut.[1] Bereits 1917 wurde ein erheblicher Teil des Gutes für den Bau eines Militärflugplatzes enteignet, der Resthof mit dem Herrenhaus 1926 verkauft.[2] Im Einschreibebuch des Klosters Dobbertin befinden sich 27 Eintragungen von Töchtern der Familie von Hammerstein von 1793 bis 1907 aus Retzow, Gesmold und Hülseburg zur Aufnahme in das adelige Damenstift im Kloster Dobbertin.

Wappen

Das Stammwappen zeigt in Silber drei (2/1) rote Kirchenfahnen. Durch königlich hannoversche Kabinettsorder vom 5. März 1816 wurde der Familie gestattet, das Wappen der Burggrafen von Hammerstein dem bis dahin allein geführten Stammwappen hinzuzufügen. Die ältere 1398 erloschene Linie der Burggrafen von Hammerstein führte drei rote Hämmer im goldenen Schild, die jüngere Linie, die 1410 ausstarb, drei weiße Hämmer im roten Schild.

Wappen der Freiherren von Hammerstein zu Equord

Der Wappenschild ist der Länge nach geteilt: rechts in Silber drei (2 und 1) rote, herabhängende Kirchenfahnen mit goldener Einfassung und drei Ringen, doch ohne Stangen; links in Rot drei (2 und 1) schräglinks liegende, silberne Hämmer mit goldenen Stielen. Auf dem Schilde liegt eine siebenperlige Krone, auf welcher sich zwei Helme erheben. Der rechte Helm trägt einen rote, mit Hermelin aufgeschlagenen Kurhut mit goldenem Knopfe, hinter welcher an langen, roten, oben mit einem kleinen Kreuze gezierten Stangen, von denen die äußeren schräg auswärts stehen, drei vorwärts gekehrte Kirchenfahnen herabhängen, und der linke Helm einen schwarzen, silbern aufgeschlagenen Grafenhut, welcher mit einem offenen, schwarzen Adlerflug besteckt ist. Die Decken beider Helme sind rot und silbern.

Wappen der Freiherren von Hammerstein zu Gesmold und Loxten

Im silbernen Schild die drei roten Kirchenfahnen. Auf dem Schild steht eine siebenperlige Krone, auf der sich ein Helm erhebt, der die rothe, mit Hermelin aufgeschlagene Mütze des rechten Helmes der Linie zu Equord mit den drei Kirchenfahnen trägt. Die Helmdecken sind, wie angegeben, rot und silbern. So führen die Linien zu Gesmold und Loxten nur das alte Stammwappen der Familie.[3]

Motto der Freiherren von Hammerstein

Das Motto der Freiherren von Hammerstein „Spectemur Agendo“ ist Latein und bedeutet soviel wie „An unseren Taten soll man uns bemessen“.

Stammbäume der Geschlechter von Hammerstein

Konradiner

  1. Otto von Hammerstein (Otto von Zutphen[4]) (* 1002 bezeugt; † wohl 5. Juni 1036), 1016 Graf in der Wetterau, 1019 Graf im Engersgau, ⚭ Irmingard von Verdun († 1042), Tochter des Gottfried des Gefangenen, Graf von Verdun (Wigeriche, Hammersteiner Ehe)
    1. Udo († 1034)
    2. Mathilde ⚭ Ludolf, Vogt von Brauweiler († 11. April 1031) (Ezzonen)
  2. Gebhard († 8. November 1016), Graf
  3. Irmtrud (* 972; † nach 985), Erbin von GleibergFriedrich von Luxemburg (* 965; † 6. Oktober 1019), Graf im Moselgau (Wigeriche)
  4. Gerberga († nach 1036) ⚭ Heinrich von Schweinfurt (* 980 bezeugt; † 18. September 1017), Graf im Nordgau, begraben in Schweinfurt

Linien der Herren und Freiherren von Hammerstein aus Wülfrath

Hammerstein zu Equord

Hammerstein-Equord

Hildesheim, Johannisfriedhof, Gedenkstein Carl von Hammerstein-Equord
  • Hans Werner (1696–1787), Oberjägermeister; kölnischer und hannoverischer Geheimrat
  • Euphemia Louise von Schlippenbach (1698–1763)
  • Gertrud von Hake (geborene von Hammerstein-Gesmold)
    • Hans Georg (1771–1841), westphälischer General
        • Friedrich (1775–1851), hannoverischer Oberforstmeister, forsttechnischer Chef in der Berghauptmannschaft Claustal
        • Carl (1782–1867), hannoverischer Oberforstmeister
        • William Friedrich (1785–1861), westphälischer, ab 1813 österreichischer General der Kavallerie
            • Arnold von Hammerstein-Equord (1867–1933), deutscher General, Militärattaché
            • Günther (1877–1965), deutscher Generalleutnant
            • Hans (1881–1947), österreichischer Politiker und Schriftsteller
            • Kurt (1878–1943), deutscher Generaloberst
              • Marie Luise (1908–1999), deutsche Rechtsanwältin
              • Kunrat (1918–2007), deutscher Schriftsteller, Oberstleutnant
              • Franz (1921–2011), deutscher evangelischer Theologe
                • Adrian (* 1953), deutscher Manager
                • Stephan von Hammerstein, Jurist. Referatsleiter bei der Bundespolizei
                • Kaspar von Hammerstein, deutscher Manager
              • Ludwig (1919–1996), deutscher Journalist und Rundfunk-Intendant

weitere:

Hammerstein-Gesmold

Der Ast Gesmold wurde 1725 mit dem Besitz des 418 Hektar großen Fideikommisses Gesmold durch Ludwig von Hammerstein gestiftet. Sein Sohn Friedrich Werner Ludwig von Hammerstein-Gesmold auf Retzow wurde als herzoglich sachsen-meiningischer Regierungs-Rat 1790 in die Mecklenburgische Ritterschaft rezipiert und stiftete seinerseits wiederum den zweiten Zweig. Sein Sohn Ludwig Friedrich Ernst von Hammerstein-Gesmold besaß die Güter Retzow, Rechlin, Klopzow, Bolter Mühle und Leppin. Retzow und Schwartow wurden erst 1938 verkauft.

    • Ludwig (1702–1786), Herr auf Hornoldendorf, Gesmold und Apelern, hzgl. Kammerherr und Schlosshauptmann
⚭ I. 1730 Anna Elisabeth von Heimburg (1697–1738) aus dem Hause Landringhausen (kinderlos)
⚭ II. 1740 Dorothea Sophie Ernestine von Münchhausen (1717–1795) aus dem Hause Rinteln und Bodenwerder, verwitwete von Cornberg auf Auburg, Schwester des „Lügenbarons“ Hieronymus Carl Friedrich von Münchhausen

Hammerstein-Loxten

Besitz

Bis heute befinden sich die niedersächsischen Rittergüter Gesmold, Loxten, Apelern, Bockel und Steinhorst im Familienbesitz, seit 1893 auch die Ruine der Burg Hammerstein (am Rhein) mit dem zugehörigen Burgmannshof in Oberhammerstein. Seit 1983 ferner das oberbayerische Schloss Aufhausen.

Literatur

Weblinks

Commons: Hammerstein – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Website Schloss Retzow
  2. Gutshaeuser.de, Herrenhaus Retzow
  3. Nach Ernst Heinrich Kneschke: Die Wappen der deutschen freiherrlichen und adeligen Familien in genauer, vollständiger und allgemein verständlicher Beschreibung. Dritter Band. Leipzig: Weigel 1852, S. 194–196.
  4. Nach Donald C. Jackman: Cousins of the German Carolingians. In: Keats-Rohan, Settipani (Hrsg.): Onomastique et Parenté dans l'Occident médiéval. Oxford 2000