Hans-Hendrik Neumann

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Hans-Hendrik Neumann (* 4. August 1910 in Barmen; † 20. Juni 1994) war ein deutscher SS-Führer und Manager. Neumann war zeitweise Adjutant des Chefs der Sicherheitspolizei und des SD, Reinhard Heydrich, und Chef des NSDAP-Einsatzstabes in Norwegen. In der Nachkriegszeit war er eine der Führungsfiguren in der Philips GmbH.

Leben und Wirken

Jugend und Ausbildung

Nach dem Schulbesuch studierte Neumann drei Semester Elektrotechnik, musste sein Studium und seinen ursprünglichen Berufswunsch Ingenieur zu werden, aber – eigenen Angaben zufolge – während der Weltwirtschaftskrise aufgeben.

Im Juni 1930 trat Neumann in Chemnitz der NSDAP (Mitgliedsnummer 266.400) und der SA bei. Später wechselte er in die SS (SS-Nr. 9.925).

Karriere in der SS

Im Dezember 1933 wurde Neumann dem Sicherheitsdienst (SD) der SS überwiesen. Nachdem er 1934 die SS-Junkerschule in Bad Tölz durchlaufen hatte, wurde Neumann von Reinhard Heydrich, dem Leiter des Geheimen Staatspolizeiamt in Berlin, als persönlicher Adjutant ausgewählt und trat diesen Posten zum 20. April 1935 an. Bis zum 22. Januar 1940 war er in dieser Eigenschaft als einer von drei Führungsassistenten von Heydrich an der Führung der Sicherheitspolizei und des SD beteiligt.

In seiner Eigenschaft als Heydrich-Adjutant wurde Neumann häufig mit speziellen Aufgaben betraut, die sich auch auf das Ausland erstreckten: Im Rahmen der Besetzung von Österreich durch die Wehrmacht hielt er sich mit einem Sonderauftrag im April 1938 in Wien auf. Im Spätsommer 1939 war er an der Vorbereitung des Unternehmens Tannenberg beteiligt und beim nachfolgenden deutschen Überfall auf Polen im September 1939 Verbindungsoffizier Heydrichs im Hauptquartier der Wehrmacht.

Von Januar bis Juni 1941 wurde Neumann als SS-Führer nach Norwegen entsandt, wo er im Einsatzstab des Gebietskommissars Paul Wegener tätig war. Seine Hauptaufgabe dort bestand darin, norwegische Kollaborateure beim Aufbau der Organisation Hird, dem norwegischen Pendant zur SA, zu beraten.

Im Herbst 1941 wurde Neumann auf Befehl von Heydrich zum Polizeiattaché an der deutschen Gesandtschaft in Stockholm ernannt. In dieser Eigenschaft war er mit der Pflege der Zusammenarbeit der deutschen Stellen mit der schwedischen Sicherheitspolizei und mit der Auskundschaftung der verschiedenen Emigranten- und Agentenzirkel, die in Schweden als dem letzten verbliebenen neutralen Staat in Skandinavien operierten, betraut. Im Dezember 1941 beobachtete er beispielsweise auch die sowjetische Agentin Alexandra Kollontai.

Von Mai 1942 bis Herbst 1944 leitete Neumann als Nachfolger Wegeners den Einsatzstab der NSDAP in Norwegen. Im Oktober 1942 wurde er zum Landesgruppenleiter der Auslandsorganisation (AO) der NSDAP in Norwegen ernannt. Bis zum Ende des Jahres 1944 nahm er zudem die Aufgaben eines Verbindungsoffiziers zwischen dem Reichskommissariat Norwegen und der Regierung von Vidkun Quisling wahr. Danach war er im Stab des 1. SS-Panzergrenadier-Regiments „Leibstandarte SS Adolf Hitler“ tätig, dessen Kommando er noch im April 1945 kurz vor Kriegsende unter Beförderung zum SS-Standartenführer erhielt.

Bei Kriegsende geriet Neumann in alliierte Gefangenschaft, aus der er um 1949 entlassen wurde.

Nachkriegszeit

In der jungen Bundesrepublik durchlief Neumann eine steile Karriere in der Elektrowirtschaft: 1949 trat Neumann bei der Deutschen Philips GmbH in Hamburg ein, wo er bald sehr erfolgreich war. Fünf Jahre lang war er Direktor der Philips-Filiale Hannover. Ab 1957 war er für fast zwei Jahrzehnte Hauptgeschäftsführer der Valvo GmbH – Unternehmensbereich Bauelemente der Philips GmbH – in Hamburg, bevor er 1975 in den Ruhestand ging. Nach einem Bericht anlässlich seines 70. Geburtstages 1980 in der Fachzeitschrift Nachrichten Elektronik verdankte das Unternehmen seine Spitzenposition unter den deutschen Herstellern von Bauelementen für die gesamte Elektrotechnik seinen „organisatorischen und kaufmännischen Fähigkeiten, seiner Tatkraft und seiner Gabe, Mitarbeiter zu motivieren“.[1]

Seine SS-Vergangenheit konnte Neumann in der Bundesrepublik weitgehend kaschieren: In Who is Who-Einträgen hieß es üblicherweise, er sei bis 1945 „Berufssoldat“ (bei Kriegsende angeblich Oberstleutnant und Regimentskommandeur) gewesen.

Neumann war mit Helga Daitz verheiratet, einer Tochter des NS-Ideologen Werner Daitz. Aus der Ehe gingen drei Kinder hervor.

Literatur

  • Robert Bohn: Die Instrumentarien der deutschen Herrschaft im Reichskommissariat Norwegen. In: Robert Bohn (Hrsg.): Die deutsche Herrschaft in den „germanischen“ Ländern 1940–1945. Stuttgart 1997.
  • Ernst Klee: Das Personenlexikon zum Dritten Reich. Frankfurt am Main 2003.
  • Alfred Spiess, Heiner Lichtenstein: Unternehmen Tannenberg. Frankfurt am Main 1989.
  • Kurt Mehner: Die Waffen-SS und Polizei 1939–1945. Führung und Truppe. Norderstedt 1995.
  • Wer ist Wer? Das deutsche Who’s Who, Bd. 33, S. 963.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Nachrichten Elektronik. 1980, Bd. 34–35, S. 222.