Hansewerk

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HanseWerk AG

Rechtsform Aktiengesellschaft
Gründung 1. Oktober 2014
Sitz Quickborn, Deutschland Deutschland
Leitung
  • Andreas Fricke
Mitarbeiterzahl 1.700[1]
Umsatz 3,0 Mrd. Euro (2019)[2]
Branche Energie
Website hansewerk.com
Stand: 2019
Zentrale in Quickborn.jpg

Die Hansewerk AG (Eigene Schreibweise: HanseWerk) ist ein Energiedienstleister mit den Schwerpunkten auf Netzbetrieb und dezentraler Energieerzeugung mit Sitz in Quickborn, der sich im mehrheitlichen Besitz von E.ON befindet. Das Unternehmen betreibt selbst oder über seine Tochtergesellschaften rund 51.000 Kilometer Strom- und 21.000 Kilometer Gasleitungen[3] in vielen Kommunen in Norddeutschland.[4] Über die Energienetze der Unternehmensgruppe werden rund 2,8 Millionen Menschen in den Bundesländern Schleswig-Holstein, Hamburg, Mecklenburg-Vorpommern, Brandenburg und Niedersachsen mit Strom, Erdgas oder Wärme versorgt. Über ihre Tochtergesellschaft Hansewerk Natur betreibt sie etwa 1.200 Heizanlagen, Blockheizkraftwerke sowie Erdgasspeicher[5]. Das Unternehmen hat in den letzten Jahren mehrere zehntausend Anlagen zur Erzeugung Erneuerbarer Energie an ihre Netze angeschlossen.[6]

Geschichte

2003 Gründung der E.ON Hanse AG

Am 1. September 2003 wurde zunächst die E.ON Hanse AG aus der Schleswag, den Hamburger Gaswerken, (umgangssprachlich HeinGas) und HanseGas durch Fusion gebildet.[7]

2010 Trennung von Energieerzeugung und Netz

2010 kündigte die E.ON AG als Muttergesellschaft aufgrund der erwarteten finanziellen Belastungen aus dem Energiekonzept der Bundesregierung einen Strategiewechsel an. Demnach solle sich der Konzern zukünftig auf das Kraftwerkgeschäft, schwerpunktmäßig im Ausland konzentrieren. Zwecks Schuldenabbau wurde in diesem Zusammenhang erwartet, dass die Strom- und Gasnetze für die E.ON AG an Bedeutung verlieren und sukzessive verkauft werden.[8] Für E.ON spiele Norddeutschland eine wichtige Rolle, um die unternehmerischen Chancen der Energiewende zu nutzen, betonte E.ON Vorstandsvorsitzender Johannes Teyssen im Hinblick auf die Bedeutung der Region als Windkraftstandort[9]. Weil immer mehr Kommunen Interesse an einer Beteiligung am Netzbetrieb hatten, wurde danach die Schleswig-Holstein Netz AG gegründet, um so Kommunen die Möglichkeit zu geben, sich am Netz zu beteiligen. E.ON Hanse hielt damals 56,43 Prozent an dem Unternehmen.[10] Das Hamburger Netz betrieb E.ON Hanse über seine Tochtergesellschaft Hamburg Netz GmbH. Am 28. November 2011 wurden Verträge zwischen der E.ON Hanse AG und der HGV abgeschlossen, nach denen die HGV Hamburger Gesellschaft für Vermögens- und Beteiligungsmanagement mbH mit Wirkung zum Juli 2012 25,1 Prozent an den Netzen erwarb.[11] E.ON Hanse stellte mit der Freien und Hansestadt die Kooperationsvereinbarung "Energiekonzept für Hamburg"[12] auf, welche auf der Landespressekonferenz am 29. November 2011 präsentiert wurde.[13] In dieser Kooperationsvereinbarung erklärte sich das Unternehmen bereit, sich für eine gemeinwohlorientierte Energieversorgung einzusetzen und das Erreichen von Klimaschutzzielen zu unterstützen.[14]

Der Hamburger Senat erhielt für das Bestreben an einer Beteiligung an den Netzen nach einer Infratest-Dimap-Umfrage von Januar 2012 eine mehrheitliche Unterstützung in der Bevölkerung.[15] Der Verlust des Hamburger Gasversorgungsnetzes würde erhebliche Auswirkungen auf die Gewinn- und Verlustsituation der E.ON Hanse-Gruppe haben, da in der Energiewirtschaft erhebliche Deckungsbeiträge im Netzgeschäft erwirtschaftet werden und der reine Energieverkauf nur geringe Margen einbringt. Die Netzentgelte werden jedoch von der Bundesnetzagentur festgelegt und überwacht.[16]

2013 Volksentscheid zum Kauf des Hamburger Gasnetzes

Die Initiative „Unser Hamburg – unser Netz“, die seit 2010 den vollständigen Rückkauf der Energieversorgungsnetze in der Hansestadt gefordert hatte, gewann am 22. September 2013 einen Volksentscheid knapp mit 50,9 Prozent Zustimmung, was einen Vorsprung von nur 15.000 Stimmen bedeutete.[17] Die Zustimmung war gesunken: Im Februar 2013 hatten sich noch 64 Prozent der Hamburger für einen Rückkauf ausgesprochen.[18] Laut einem Urteil des Bundesgerichtshofes im Dezember 2013 müssen Kommunen den Netzbetreiber in einem diskriminierungsfreien und transparenten Verfahren auswählen. Dies gilt auch dann, wenn eine Kommune beabsichtigt, das Netz an ein eigenes Stadtwerk zu übertragen. Nach Ansicht des BGHs müssen bei einer diskriminierungsfreien Vergabe vorrangig die Ziele Effizienz des Netzbetriebs, Verbraucherfreundlichkeit, preisgünstige und sichere Versorgung sowie Umweltverträglichkeit beachtet werden.[19] Dieses Urteil ist von grundsätzlicher Bedeutung und auch maßgeblich für das weitere Verfahren nach dem Volksentscheid in Hamburg.[20]

2014 Umstrukturierung und Neufirmierung als HanseWerk AG

Am 1. Oktober 2014 erfolgte eine Umstrukturierung des Unternehmens mit Neufirmierung als HanseWerk AG.[21] Der Weiterentwicklung der Unternehmensgruppe sowie der Umbenennung war eine Stärkung des kommunalen Einflusses vorausgegangen. So halten die schleswig-holsteinischen Kreise 31 % an dem Unternehmen. Mehrheitlich gehört HanseWerk zum E.ON-Unternehmensverbund. Mit der Maßnahme entsprach HanseWerk auch staatlichen Vorgaben zur Trennung von Netzen und Energievertrieb. Für Strom- und Gaskunden änderte sich durch die Umbenennung des Unternehmens in HanseWerk nichts, da dieses Geschäftsfeld ebenfalls im Zuge der Umstrukturierung an die E.ON Vertrieb abgegeben wurde. Im gleichen Jahr übernahm HanseWerk auch die 110-kV-Hochspannungsleitungen in Schleswig-Holstein.[21]

2017 Neugründung der Tochtergesellschaft HanseGas GmbH

HanseWerk überträgt die von ihr betriebenen Gasnetze in Mecklenburg-Vorpommern und Brandenburg auf ihre neu gegründete Tochtergesellschaft HanseGas GmbH[22].

2018 Umsetzung des Volksentscheids zum Rückkauf des Hamburger Gasnetzes

Die Hamburg Netz GmbH wird Gasnetz Hamburg[23].

2019 Neugründung der Tochtergesellschaft ElbEnergie

HanseWerk kauft die von Schleswig-Holstein Netz betriebenen Gasnetze in den Landkreisen Stade und Harburg und gründet die neue Tochtergesellschaft ElbEnergie[24].

Unternehmensstruktur

Der Aufsichtsrat besteht aus 20 Mitgliedern, zu den bekannten Mitgliedern gehört Marten Bunnemann.

Neben der E.ON SE (66,53 %) existieren folgende kommunale Anteilseigner (33,47 %):[25] so die Kreise Dithmarschen, Hzgt. Lauenburg, Nordfriesland, Ostholstein, Pinneberg, Plön, Rendsburg-Eckernförde, Schleswig-Flensburg, Segeberg, Steinburg und Stormarn.

Die HanseWerk AG unterhält u. a. folgende Tochterunternehmen.[26] Hansewerk Natur und Schleswig-Holstein Netz AG.

Planungen zur Energiewende

Für den Zeitraum von 2014 bis 2016 hat das Unternehmen ein Investitionsprogramm von 500 Millionen Euro unter anderem zur weiteren Umsetzung der Energiewende im norddeutschen Raum umgesetzt. Dabei wurden vor allem die Energienetze ausgebaut werden, um den großen Bedarf an erneuerbaren Energien zu decken und die Netzstabilität auch zukünftig zu gewährleisten.[27] Beispiele dafür sind:

  • der Neubau bzw. die Verstärkung von drei 110.000-Volt-Leitungstrassen
  • der Neubau oder Erweiterung von 80 Umspannwerken
  • der Einbau hunderter stärkerer Ortsnetztransformatoren

Inzwischen hat die zur HanseWerk-Gruppe gehörende Schleswig-Holstein Netz AG über 90 Prozent der im Land installierten EEG-Erzeugungsleistung aus Sonne, Wind und Biomasse an ihr Netz angeschlossen. Die meisten der rund 36.000 ans Netz angeschlossenen Anlagen sind in den Kreisen Nordfriesland, Dithmarschen und Schleswig-Flensburg installiert. HanseWerk betreibt mehrere Forschungsprojekte für die Energiewende, in die jedes Jahr mehrere Millionen Euro investiert werden: 2015 wurde in Hamburg die modernste Power-to-Gas-Anlage Deutschlands in Betrieb genommen, mit der Windstrom in Gas umgewandelt und ins Erdgasnetz eingespeist wird. Auf Pellworm hat HanseWerk von 2012 bis 2018 das erste intelligente Stromnetz Norddeutschlands betrieben, in dem EEG-Erzeugung, Stromspeicherung und -verbrauch aufeinander abgestimmt werden. Um das große Potential der Erneuerbaren Energien im Norden noch stärker nutzen zu können, verfolgt HanseWerk eine Doppelstrategie: zum einen die enge Kopplung zwischen dem weiteren Ausbau der Erneuerbare-Energien-Anlagen und dem der Stromnetze und zum anderen die bessere Vor-Ort-Verwertung des in der Region erzeugten Grünstroms. Außerdem erweitert HanseWerk seine Fahrzeugflotte jedes Jahr um zehn zusätzliche Elektroautos.[28] Mit 245 Ladepunkten ist HanseWerk einer der größten Betreiber von Ladeinfrastruktur in Schleswig-Holstein und bietet kommunalen Partnern und Geschäftskunden Unterstützung von der Errichtung über den Netzanschluss bis zum Betrieb der E-Ladesäule als Komplettpaket an. Allein im letzten Jahr hat Hanse-Werk 140 zusätzliche Ladepunkte in Schleswig-Holstein errichtet. Im Jahr 2019 sollen insgesamt weitere 90 Ladepunkte geschaffen werden[29].

Klimaschutz

Um den Klimaschutz voranzutreiben, setzt HanseWerk auf Wärmelösungen wie Pellets, Biogas oder Wärmepumpen, die bis zu 100 Prozent CO2-Einsparung ermöglichen. Auch Power-to-Heat-Lösungen, Kleinwindräder sowie Photovoltaik- und Speicherlösungen verstärken die Bestrebungen zum Klimaschutz. Bis 2022 werden weitere 150 Ladesäulen für Elektroautos errichtet, erste Blockheizkraftwerke auf Wasserstoff-Basis sind bereits in Betrieb. Bis 2030 will auch HanseWerk selbst klimaneutral werden. Der Kohlendioxid-Ausstoß soll schrittweise verringert werden. Dazu wird in erster Linie der Energieverbrauch gesenkt und an allen Standorten sowie Liegenschaften werden Heizungen, Fenster und Beleuchtungen modernisiert. Der Energiebedarf wird über Photovoltaikanlagen gewährleistet und der Fuhrpark auf E-Fahrzeuge umgestellt.[30]

Veranstaltungen und Sponsoring

  • SH Netz Cup – jährlicher Ruderwettbewerb in Rendsburg[31]
  • Unterstützung der Hamburger Obdachlosenzeitung Hinz&Kunzt
  • Sponsor Schleswig-Holstein-Musikfestival[32]

Fußnoten

  1. Über uns. In: HanseWerk. Abgerufen am 2. September 2021.
  2. Hansewerk steckt 500 Millionen Euro in die Energienetze. In: Hamburger Abendblatt. Abgerufen am 2. Oktober 2014.
  3. Über uns. In: HanseWerk. Abgerufen am 2. September 2021.
  4. Hohe Investitionen geplant. In: Die WELT Online. Abgerufen am 6. Oktober 2014.
  5. HanseWerk GmbH
  6. Aus E.ON Hanse wird HanseWerk. In: Lauenburger Online-Zeitung. Abgerufen am 6. Oktober 2014.
  7. Geschichte. (Nicht mehr online verfügbar.) In: Webseite der E.ON Hanse AG. Archiviert vom Original am 16. Dezember 2010; abgerufen am 21. März 2012.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.eon-hanse.com
  8. ROUNDUP: Eon-Chef kündigt Strategiewechsel an - Weitere Milliardenverkäufe. In: Finanzen.net. 10. November 2010, abgerufen am 21. März 2012.
  9. Johannes Teyssen: Wege, Umwege und Irrwege in die Energiezukunft. (PDF; 72 kB) Vortrag beim Neujahrsempfang der IHK zu Kiel am 12. Januar 2011. Abgerufen am 21. März 2012.
  10. E.ON Hanse Töchter und Beteiligungen. (Nicht mehr online verfügbar.) In: Homepage eon-hanse.com. Archiviert vom Original am 16. Dezember 2010; abgerufen am 24. Juli 2012.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/eon-hanse.com
  11. Mitteilung des Senats an die Bürgerschaft. (PDF; 132 kB) Abgerufen am 24. Juli 2012.
  12. Energiekonzept für Hamburg: Kooperationsvereinbarung zur zukunftsorientierten Gas- und Wärmeversorgung Freie und Hansestadt Hamburg - E.ON AG. (PDF; 117 kB) Abgerufen am 16. März 2012.
  13. Hamburg schafft die Energiewende. (PDF; 3,0 MB) Präsentation vor der Landespressekonferenz am 29.11.2011. Abgerufen am 21. März 2012.
  14. Mitteilung des Senats an die Bürgerschaft. (PDF; 132 kB) Abgerufen am 24. Juli 2012.
  15. LänderTREND Hamburg, Januar 2012. Mehrheit der Hamburger für Rückkauf der Energienetze. (Nicht mehr online verfügbar.) In: Infratest dimap. Archiviert vom Original am 26. August 2013; abgerufen am 21. März 2012.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.infratest-dimap.de
  16. Bundesnetzagentur Netzentgelt. (Nicht mehr online verfügbar.) Ehemals im Original; abgerufen am 24. Juli 2012.@1@2Vorlage:Toter Link/www.bundesnetzagentur.de (Seite nicht mehr abrufbar, Suche in Webarchiven Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
  17. Mehrheit bei Volksentscheid erreicht: Bürger in Hamburg kaufen ihre Energienetze zurück. In: focus.de. Abgerufen am 13. Januar 2014.
  18. Mehrheit der Hamburger für Rückkauf der Energienetze. In: welt.de. Abgerufen am 13. Januar 2014.
  19. Bundesgerichtshof zur Vergabe von Stromnetzkonzessionen durch die Gemeinden. In: Pressemitteilung des Bundesgerichtshofes vom 18.12.2013. Abgerufen am 13. Januar 2014.
  20. BGH erschwert Kommunen Rückkauf von Stromnetzen. In: welt.de. Abgerufen am 13. Januar 2014.
  21. a b Aus E.ON Hanse wird HanseWerk. In: Kieler Nachrichten. Abgerufen am 7. Oktober 2014.
  22. HanseGas als Tochtergesellschaft. In: Webseiteneintrag HanseWerk. Abgerufen am 2. August 2019.
  23. Hamburger Gasnetz ist seit Jahresbeginn wieder komplett städtisch. In: Pressemitteilung auf Hamburg.de. Abgerufen am 2. August 2019.
  24. Die Gründung von ElbEnergie. In: Webseiteneintrag HanseWerk. Abgerufen am 2. August 2019.
  25. Anteilseigner. Abgerufen am 25. Oktober 2018.
  26. Töchter und Beteiligungen. In: Webseite der HanseWerk AG. Abgerufen am 1. Oktober 2014.
  27. 500 Millionen Euro Investitionen. In: Börse Online. Abgerufen am 5. Oktober 2014.
  28. Eon Hanse heißt jetzt HanseWerk. In: Zeitung für kommunalte Wirtschaft. Abgerufen am 4. Oktober 2014.
  29. Ladelösungen für E-Autos. In: Webseite der HanseWerk AG. Abgerufen am 1. August 2019.
  30. Hansewerk-Chef Boxberger: „Corona darf nicht den Blick für den Klimaschutz verstellen“ – Quelle: https://www.shz.de/28477167 ©2020
  31. Schleswig-Holstein Netz Cup. In: Webseite des Schleswig-Holstein Netz Cups. Abgerufen am 1. Oktober 2014.
  32. Hauptsponsoren des Schleswig-Holstein-Musik Festivals. In: Schleswig-Holstein Musik Festival. Abgerufen am 8. Oktober 2014.

Weblink

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