Harald Blauzahn

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Harald bei der Taufe im Jahre 960 durch Mönch Poppo

Harald I. „Blauzahn“ Gormsson (altnordisch Haraldr blátǫnn, dänisch Harald Blåtand; * um 910 in Dänemark; † 1. November 985/987 in Jomsburg)[1] war König von Dänemark (ca. 958/964–985/987) und von Norwegen (ca. 970–ca. 975). Er gehört zum Haus Jelling.

Leben

Gedenkstein in Wolin

Harald war ein Sohn Gorms des Alten und dessen Frau Thyra Danebod. Nach dem Tod seines Vaters folgte Harald ihm als König nach. Der betreffende Zeitpunkt ist in der Forschung umstritten. Teilweise wird aufgrund von Quellenaussagen die Zeit um 936 angenommen, doch deuten dendrochronologische Untersuchungen einer Holzkammer in Gorms vermutetem Grab in Jelling darauf hin, dass Gorm 958 starb und Harald ihm also in diesem Jahr nachfolgte.[2]

Harald fiel als Wikingerführer mehrmals in die Normandie ein, wo er 945 Richard den Furchtlosen unterstützte, indem er Ludwig IV. gefangen nahm und ihn zwang, Richards Herrschaft anzuerkennen. Harald erkannte 948 die Oberhoheit Ottos I. an und gründete die Bistümer Aarhus, Ripen und Schleswig, womit die Christianisierung Skandinaviens begann. 950 gründete er Jomsburg (auch bekannt unter Julin, Jumne, Wollin) im späteren Pommern. Seine Hauptresidenz befand sich vermutlich in Jelling unter der heutigen Kirche.[3]

Nach einem Bericht von Widukind von Corvey ließ Harald sich um 960 am Poppostein taufen, nachdem der Priester Poppo ihn durch ein Wunder vom Christentum überzeugt hatte.[4] 963 und 967 wurde das reiche Wolin und damit auch die Jomsburg vom Fürsten Mieszko I. (erste Nennung der Polanen) angegriffen, aber nicht erobert. Belegt ist, dass Wichmann II. ebenfalls 963 und 967 dort gegen die Polen kämpfte und 967 fiel, was auf eine Kooperation hindeutet.

974 fiel er nach dem Tod Ottos I. in Holstein ein.[5] In einem Gegenschlag Ottos II. verlor er Schleswig an den Kaiser.

Harald verbündete sich mit den Söhnen des von Håkon dem Guten vertriebenen Erik Blodøks. Nach dem Tode Håkons des Guten besetzte er Süd-Norwegen und wurde König von Norwegen.[6] Unter seiner Herrschaft setzte er die Söhne von Erik Blodøks zu Jarlen ein, unter anderem Harald Gråfell. Diese töteten Sigurd Ladejarl, den ehemaligen Verbündeten von Håkon dem Guten. Damit begann die lange Feindschaft zwischen dem Geschlecht Harald Hårfagres und den Ladejarlen. Als diese aber zu selbstherrlich wurden, wechselte Harald Blauzahn die Partner und verbündete sich mit Håkon Sigurdsson, Sohn des ermordeten Sigurd Ladejarl, und dieser wurde sein Vasall. Im Jahre 983 eroberte Harald das 974 verlorene Schleswig zurück.

Grab von Harald Blauzahn im Dom zu Roskilde

Harald hatte Dänemark erstmals unter einer Krone geeint. Allerdings führte ein Erbstreit mit seinem Sohn Sven Gabelbart dazu, dass dieser gegen ihn rebellierte. Eine auf der Ostsee geführte Auseinandersetzung zwischen Vater und Sohn, die legendäre Seeschlacht von Helgenes um 986, wahrscheinlich bei Bornholm, endete zugunsten des Königssohnes Sven, da er von den Jomswikingern unterstützt wurde. Nach nordischen Quellen, so der Jómsvíkinga saga, Knýtlinga saga und Heimskringla, traf während einer nächtlichen Kampfpause an Land den König ein Pfeil aus dem Hinterhalt, der ihn schwer verwundete. Harald Blauzahn konnte mit Getreuen aus der Schlacht entkommen und sich an den südlichen Teil der Ostseeküste im späteren Pommern retten. Allerheiligen 985 oder 986 starb er in Jomsburg oder Jumne.[7] Sein Sohn trat die Nachfolge als König von Dänemark an.[8] Haralds Leichnam wurde laut des Berichts von Adam von Bremen nach Roskilde in die von ihm erbaute Kirche überführt.[9]

Beiname

Die Herkunft des Namenszusatzes blátǫnn („Blauzahn“ oder „Schwarzzahn“) ist unklar und daher Gegenstand zahlreicher Spekulationen und Volksetymologien. Dass sich die Bezeichnung auf die Farbe der Zähne des Königs bezog, wird kontrovers diskutiert.

Der erste Bestandteil des Kompositums kann sicher auf die altnordische Farbbezeichnung blár zurückgeführt werden, die sowohl für „dunkelblau“ als auch für „schwarz“ bzw. „bleifarben“ steht.

Unsicherheit besteht bezüglich des Bestandteils -tönn „Zahn“. Plausibel erscheint die Auffassung als sogenannte Heiti-Metapher für ein Schwert. Andere Historiker vermuten, dass er mit dem Wort þegn „Freisasse, Untertan; Dolch“ (vgl. englisch thane und chieftain) in Verbindung zu bringen ist.

Man kann den Beinamen aber auch wörtlich nehmen. Ein abgestorbener Zahnnerv führt dazu, dass sich der Zahn dunkel verfärbt, was gerade im Bereich der Frontzähne sehr auffallen kann. Der Beiname „Blauzahn“ oder „Schwarzzahn“ kann also durchaus ein solches auffälliges Merkmal beschreiben.

Liste der Ehefrauen und Kinder

Ehefrauen:

  • Gunhild
  • Tove oder deren Mutter, Mistiwojs Witwe.
  • Gyrthe von Schweden (Gyrid)

Kinder:

Runenstein in Jelling

Der größere der beiden Runensteine in Jelling wurde in der zweiten Hälfte des 10. Jahrhunderts von Harald Blauzahn errichtet. Er trägt die Runeninschrift:

Datei:Runenstein Blauzahn 2.jpg
Runenstein von Blauzahn, Schriftseite

Inscriptions grosse pierre Jelling.png

Runen alt modernisiert
ᚼᛅᚱᛅᛚᛏᚱ᛬ᚴᚢᚾᚢᚴᚱᛣ᛬ᛒᛅᚦ᛬ᚴᛅᚢᚱᚢᛅ haraltr:kunukṛ:baþ:kaurua „Haraldr konungr bauð gjöra“
ᚴᚢᛒᛚ᛬ᚦᛅᚢᛋᛁ᛬ᛅᚠᛏ᛬ᚴᚢᚱᛘ ᚠᛅᚦᚢᚱ ᛋᛁᚾ kubl:þausi:aft:kurm faþur sin „kuml þessi eftir Gorm föður sinn“
ᛅᚢᚴ ᛅᚠᛏ᛬ᚦᚨᚢᚱᚢᛁ᛬ᛘᚢᚦᚢᚱ᛬ᛋᛁᚾᛅ᛬ᛋᛅ auk aft:þa;urui:muþur:sina:sa „ok eftir Þyri móður sína, sá“
ᚼᛅᚱᛅᛚᛏᚱ ᛁᛅᛋ᛬ᛋ<ᚨ>ᛣ᛫ᚢᛅᚾ᛫ᛏᛅᚾᛘᛅᚢᚱᚴ haraltr ias:s<a;>ṛ·uan·tanmaurk „Haraldr sem vann Danmörku“
ᛅᛚᛅ᛫ᛅᚢᚴ᛫ᚾᚢᚱᚢᛁᛅᚴ ala·auk·nuruiak „alla ok Noreg“
᛫ᛅᚢᚴ᛫ᛏᛅᚾᛁ᛫<ᚴᛅᚱᚦᛁ᛫>ᚴᚱᛁᛋᛏᚾᚨ ·auk·tani·<karþi·>kristna; „ok Dani gjörði kristna.“

Deutsch: „König Harald gebot, dass dieses Denkmal seinem Vater Gorm und seiner Mutter Tyra gemacht wurde; der Harald, der sich ganz Dänemark und Norwegen unterwarf und die Dänen zu Christen machte.“

Sonstiges

Das Bluetooth-Logo

Der Funkstandard Bluetooth für Computer, Mobiltelefone und deren Peripherie, wurde nach Harald Blauzahn benannt und ist eine Hommage an seine Fähigkeiten zur Vereinigung mehrerer Fürstentümer zu einem großen Königreich. Das Logo zeigt die Initialen HB in Form eines Monogramms (Binderune) der Runen Hagalaz und Berkano.[10]

In dem Roman Die Männer vom Meer von Konrad Hansen von 1994 spielt König Blauzahn eine herausragende Rolle.[11] Der schwedische Schriftsteller Frans G. Bengtsson verarbeitete das Zahnmotiv in einem Kapitel seines Romans Die Abenteuer des Röde Orm.

Der im Januar 2018 bei Schaprode auf Rügen gefundene Hortfund von Schaprode, bestehend aus 500 bis 600 teils zerhackten Münzen, kann zum Teil der Regentschaft Harald Blauzahns direkt zugeordnet bzw. mit ihm in Verbindung gebracht werden.[12][13]

Siehe auch

Quellen

  • Adam von Bremen: Hamburgische Kirchengeschichte. Geschichte der Erzbischöfe von Hamburg. Reihe: Historiker des deutschen Altertums. Herausgegeben von Alexander Heine. Übersetzt von J.C.M. Laurent und W. Wattenbach. Phaidon Verlag, Essen/Stuttgart 1986.

Literatur

  • Esben Albrectsen: Harald Blåtand og Danmark. In: C. Dure-Nielsen et al. (red.): Struktur og funktion. Festskrift til E. Ladewig Petersen. Odense 1994.
  • Erich Hoffmann: Beiträge zur Geschichte der Beziehungen zwischen dem deutschen und dem dänischen Reich für die Zeit von 934 bis 1035. In: 850 Jahre St.-Petri-Dom zu Schleswig 1134–1984. (= Schriften des Vereins für Schleswig-Holsteinische Kirchengeschichte. Reihe I, Band 33). Schleswig 1984, ISBN 3-88242-086-3, S. 105–132.
  • Lutz Mohr: Die Jomswikinger – Mythos oder Wahrheit. Nordische Sagas zusammengestellt, kommentiert und herausgegeben. Edition Pommern, Elmenhorst 2009, ISBN 978-3-939680-03-1, S. 11.
  • Lutz Mohr: Drachenschiffe in der Pommernbucht. Die Jomswikinger, ihre Jomsburg und der Gau Jom. (= Reihe: Edition Rostock maritim). Ingo Koch Verlag, Rostock 2013, ISBN 978-3-86436-069-5, S. 16–22.
  • Niels Lund: Jellingkongerne og deres forgængere. Vikingeskibsmuseet i Roskilde. Gylling 2020, ISBN 978-87-85180-75-9

Weblinks

Commons: Harald Blåtand – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Lexikon des Mittelalters, Band 4, Sp. 1929.
  2. Knut Helle (Hrsg.): The Cambridge History of Scandinavia. Band 1. Cambridge 2003, S. 174. Für 936 etwa Lexikon des Mittelalters, Band 4, Sp. 1561.
  3. Harald Blauzahns Königshof gefunden
  4. Widukind von Corvey, III, 65, in Paul Hirsch, Hans-Eberhard Lohmann (Hrsg.): Widukindi monachi Corbeiensis rerum gestarum Saxonicarum libri tres (= MGH Scriptores rerum Germanicarum in usum scholarum separatim editi. Band 60). Hahn, Hannover 1935. S. 140f.
  5. Edith Marhold: Haithabu in der altisländischen Literatur In: Klaus Düwel, Edith Marold, Christiane Zimmermann (Hrsg.): Von Thorsberg nach Schleswig. (= Reallexikon der Germanischen Altertumskunde. Ergänzungsband 25). de Gruyter, 2001, ISBN 3-11-016978-9. S. 85. A. Krause: Haraldr Blátönn. In: Reallexikon der Germanischen Altertumskunde Bd. 13. de Gruyter 1999 ISBN 3-11-016315-2 S. 639.
  6. Palle Lauring: Geschichte Dänemarks. Wachholtz, Neumünster 1964, S. 47f.
  7. Palle Lauring: Geschichte Dänemarks. Wachholtz, Neumünster 1964, S. 48.
  8. Robert Bohn: Dänische Geschichte. Beck, München 2010, S. 10f.
  9. Adam von Bremen II/25, S. 106f
  10. Origin of the Bluetooth Name. In: bluetooth.com. Abgerufen am 21. April 2021 (englisch).
  11. Die Männer vom Meer - Nordlandsaga. Eichborn, Frankfurt 1992. Neuausgabe als Die Männer vom Meer. Historischer Roman. Hoffmann & Campe, Hamburg 2010, ISBN 978-3-455-40205-6.
  12. Archäologen bergen wertvollen Silberschatz auf Rügen spiegel.de, 16. April 2018
  13. Dreizehnjähriger findet wertvollen Silberschatz faz.net, 16. April 2018
VorgängerAmtNachfolger
Gorm der AlteKönig von Dänemark
ca. 936/958–987
Sven Gabelbart
Harald II.König von Norwegen
970–987
Sven Gabelbart