Haus am Waldsee
Das Haus am Waldsee im Berliner Ortsteil Zehlendorf des Bezirks Steglitz-Zehlendorf ist seit 1946 ein Ausstellungsort internationaler Gegenwartskunst mit Fokus auf allen Medien der Bildenden Kunst, Design, Architektur und Sound in Berlin. Auf dem weitläufigen Gelände wurde seit 2005 ein Skulpturenpark eingerichtet. Von 2005 bis 2021 hatte die Kunsthistorikerin Katja Blomberg die Leitung inne. Im Juni 2022 übernimmt die Kunsthistorikerin Anna Gritz, derzeit Kuratorin der KW Institute for Contemporary Art, die Direktion.
Geschichte
Das Haus am Waldsee in der Argentinischen Allee 30 wurde in den Jahren 1922/1923 für den Fabrikanten Hermann Knobloch nach Entwürfen des Architekten Max Werner als Privatvilla erbaut. Bereits 1926 wurde die Villa verkauft und wechselte danach mehrfach den Eigentümer, bis 1942 die Allgemeine Film-Treuhand (AFT) der UFA das Anwesen erwarb. Genutzt wurde die Villa dann als Dienstwohnung von Karl Melzer, dem Generalsekretär der Internationalen Filmkammer und stellvertretenden Präsidenten der Reichsfilmkammer. 1945 wurde im Haus eine Erfassungsstelle des Bezirksamtes für in Zehlendorf ansässige Künstler eingerichtet. Als Ausstellungsort wurde das Haus am 6. Januar 1946 offiziell mit einer Ausstellung mit Werken von Käthe Kollwitz und Ewald Vetter eröffnet. In den ersten Jahren wurden hauptsächlich Künstler gezeigt, deren Werke während der Zeit des Nationalsozialismus als „entartet“ galten. Später folgten Ausstellungen mit renommierten zeitgenössischen Künstlern. Mit dieser Ausstellungstätigkeit erarbeitete sich das Haus am Waldsee einen internationalen Ruf als Ausstellungsort internationaler Gegenwartskunst.
Bis 1972 fiel dem damaligen Bezirk Zehlendorf die Finanzierung zu. Von 1973 bis 1985 unterstand die Einrichtung haushaltsrechtlich direkt dem Berliner Finanzsenator.[1] Das Ausstellungshaus wird heute von einem gemeinnützigen Trägerverein verantwortet und durch den Bezirk Steglitz-Zehlendorf von Berlin mit einer jährlichen Zuwendung unterstützt. Alle Ausstellungsprojekte werden aus per Fundraising eingeworbenen „Drittmitteln“ finanziert. Unterstützend wirkt auch der Verein der Freunde und Förderer des Hauses am Waldsee e. V., der 2012 über 600 Mitglieder hatte.
Skulpturenpark mit Karl Hartung Figur
Ausstellungen (Auswahl)
- 1946: Käthe Kollwitz und Ewald Vetter
- 1948: Werner Scholz
- 1949: Pablo Picasso
- 1956: Heinz Trökes
- 1962: Gegenwart bis 1962
- 1968: Kinetische Kunst
- 1981: Niki de Saint Phalle
- 1982: Frida Kahlo und Tina Modotti
- 1983: Cindy Sherman und Maria Lassnig
- 1985: Meret Oppenheim
- 1989: Marianne von Werefkin
- 1992/93: Photo-Sequenzen. Reportagen, Bildgeschichten, Serien aus dem Ullstein Bilderdienst von 1925 bis 1944
- 2005: Thomas Florschuetz
- 2007: Thomas Rentmeister
- 2007: Henry Moore
- 2008: Olav Christopher Jenssen
- 2009: Clemens Krauss
- 2009: Carla Guagliardi und Simon Faithfull – Schwerelos
- 2010: Frank Nitsche: COCKTAILHYBRIDCONCEPT – feat. Yves Netzhammer
- 2010: Corinne Wasmuht – Supracity
- 2011: Bjørn Melhus – Live Action Hero
- 2013: Werner Aisslinger – Home of the Future
- 2013: Stefan Panhans – Too much change is not enough
- 2014: 8. Berlin Biennale für zeitgenössische Kunst[2]
- 2014/2015: Haus-Rucker-Co. Architekturutopie Reloaded (Katalog)[3]
- 2015: Nezaket Ekici – Alles, was man besitzt, besitzt auch uns[4]
- 2015: Alicja Kwade – Monolog aus dem 11ten Stock[5]
- 2015: Leiko Ikemura – Utagawa Hiroshige
- 2016: J.MayerH. – Strukturalien – Architektur als urbane Plastik[6]
- 2017: VERMISST – Der Turm der blauen Pferde von Franz Marc[7]
- 2019: Karin Sander – A bis Z
- 2019: „Biester der Zeit“ Doppel-Retrospektive des britischen Bildhauers Lynn Chadwick (zugleich im Georg-Kolbe-Museum)[8]
- 2022: Thomas Florschuetz Überlagerungen
Leiter
- 1948–1958: Karl Ludwig Skutsch
- 1958–1961: Eberhard Marx
- 1961–1963: Manfred de la Motte
- 1964–1993: Thomas Kempas
- 1994–2004: Barbara Straka
- 2005–2021: Katja Blomberg
Weblinks
- Literatur von und über Haus am Waldsee im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Geschichte des Hauses am Waldsees
- Einträge in der Berliner Landesdenkmalliste:
Belege
- ↑ Rochus Kowallek: Berlin: Haus am Waldsee bangt um seinen kargen Etat. Der Finanzsenator drehte plötzlich den Geldhahn zu. In: Art. Februar 1986, S. 9.
- ↑ Berlin Biennale organisiert durch die KW Institute for Contemporary Art, Kulturstiftung des Bundes., 29. Mai – 3. August 2014, abgerufen 3. Juni 2015
- ↑ Operation am gelben Herzen in FAZ, 12. Januar 2015, S. 13
- ↑ Nezaket Ekici: „Alles, was man besitzt, besitzt auch uns“. (Memento des Originals vom 11. Mai 2015 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. Einzelausstellung 7. Juni – 16. August 2015, abgerufen 3. Juni 2015
- ↑ Die Einsamkeit des Raumfahrers | Monopol – Magazin für Kunst und Leben. Abgerufen am 20. März 2017.
- ↑ Interview J Mayer H | Interview Magazin. In: Interview Magazin. 31. Mai 2016 (interview.de [abgerufen am 20. März 2017]).
- ↑ Vermisst: Gemälde von Franz Marc. In: heute-journal. 2. März 2017, abgerufen am 20. März 2017.
- ↑ Haus am Waldsee und Kolbe Museum: „Zum Sprung bereit“. In: Der Tagesspiegel, 22. Juni 2019
Koordinaten: 52° 26′ 31,6″ N, 13° 14′ 18,4″ O