Heinrich von Einsiedel

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Heinrich Graf von Einsiedel (* 26. Juli 1921 in Potsdam; † 18. Juli 2007 in München) war ein deutscher Politiker und Autor.

Leben

Er war das jüngste von drei Kindern des Herbert Graf von Einsiedel (1885–1945) und der Gräfin Irene von Bismarck-Schönhausen (1888–1982). Sein Urgroßvater war Otto von Bismarck. Seine Geschwister waren Gisela Freifrau von Richthofen gesch. von Nostitz-Wallwitz geb. Gräfin von Einsiedel (1909–2005) und Gisbert Graf von Einsiedel (1917–1940). Die 1908 geschlossene Ehe der Eltern wurde 1931 wieder geschieden. Beide Elternteile heirateten wieder – der Vater heiratete Irma von Tresckow (1901–1976) und die Mutter den Offizier Horst von Petersdorff (1892–1962).

In seiner Jugend war Graf von Einsiedel als Gruppenführer in der nach 1933 illegal fortgeführten Jungenschaft aktiv.[1][2] Er legte im Herbst 1939 sein Abitur am Grunewald-Gymnasium in Berlin ab.[3]

Im Zweiten Weltkrieg war er als Jagdflieger im Jagdgeschwader 2 „Richthofen“ und zuletzt im Jagdgeschwader 3 „Udet“ an der Ostfront eingesetzt, wurde am 30. August 1942 bei Stalingrad abgeschossen und geriet in sowjetische Kriegsgefangenschaft. Er besuchte eine Antifa-Schule, wurde Mitglied einer antifaschistischen Gruppe und Mitbegründer, Vize-Präsident und „Frontbeauftragter für Propaganda“ des Nationalkomitees Freies Deutschland.[4] Er war Gründungsmitglied des Bundes Deutscher Offiziere (BDO).

Nach seiner Entlassung aus der Gefangenschaft im Juni 1947 trat er im Juli 1947 der SED bei und war in Ost-Berlin als Journalist der Täglichen Rundschau tätig. Im Mai 1948 in der amerikanischen Zone bei einem Besuch der Mutter verhaftet, wegen eines Passvergehens nach sechsmonatiger Haft nach Ost-Berlin zurückgekehrt, fürchtete er eine Verhaftung durch die sowjetische Geheimpolizei und flüchtete nach West-Berlin. Er bezeichnete jetzt offen die hinter ihm liegende „Diktatur der SED“ als „unmenschlich“ und trat aus der SED aus.[5] In der Folgezeit arbeitete er in Westdeutschland als Übersetzer, Drehbuchautor und Essayist. Von 1957 bis 1992 war er Mitglied der SPD.

Über die Landesliste der Partei des Demokratischen Sozialismus (PDS) in Sachsen gewählt, war Einsiedel von 1994 bis 1998 Mitglied des Deutschen Bundestages.

Heinrich Graf von Einsiedel war von 1955 bis 1964 mit der Schauspielerin und späteren Grünen-Politikerin Barbara Rütting (1927–2020) verheiratet. In zweiter Ehe heiratete er 1972 Helga Lechtape geb. Grüter (1938–2018), mit der er zwei Söhne hatte.

Schriften (Auswahl)

  • Frank Schumann (Hrsg.): Der rote Graf. Heinrich Graf von Einsiedel. Geschichtliche Betrachtungen. Frankfurter Oder Editionen, Frankfurt (Oder) 1994, ISBN 3-930842-06-8 (Sammelband mit einer Auswahl von Einsiedels Veröffentlichungen und einem kurzen biografischen Begleittext).
  • Mit Joachim Wieder: Stalingrad und die Verantwortung des Soldaten. Herbig, 4., überarbeitete Neuauflage 1993, ISBN 3-7766-1778-0.
  • Tagebuch der Versuchung. 1942–1950. 1950; als Ullstein TB (1985): ISBN 3-548-33046-0.
  • Der Überfall. Hoffmann und Campe 1984, ISBN 3-455-08677-2.

Literatur

  • Ferdinand Krings: Heinrich Graf von Einsiedel. Eine Einzelfallstudie zum Nationalkomitee „Freies Deutschland“. University of Bamberg Press, Bamberg 2015, ISBN 978-3-86309-373-0.

Fernsehdokumentation

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Köpfchen 3/05, S. 45 (PDF; 1,2 MB)
  2. Nicolaus Sombart: Jugend in Berlin, 1933–1943–ein Bericht. Fischer Taschenbuch Verlag GmbH, Frankfurt am Main 1986, S. 19–27, 209–221 (Memento vom 3. Dezember 2015 im Internet Archive)
  3. 100 Jahre Walther-Rathenau-Oberschule – Gymnasium. Berlin 2003, S. 33 sowie S. 170
  4. Spiegel.de Das Dilemma des Genossen Graf
  5. Ferdinand Krings: Heinrich Graf von Einsiedel. Eine Einzelfallstudie zum Nationalkomitee „Freies Deutschland“. University of Bamberg Press, Bamberg 2015, ISBN 978-3-86309-373-0, S. 166 ff., Zit. S. 171.