Helsen

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Helsen
Koordinaten: 51° 23′ 26″ N, 9° 0′ 26″ O
Höhe: 276 m ü. NN
Fläche: 13,98 km²[1]
Einwohner: 1932 (16. Dez. 2015)[1]
Bevölkerungsdichte: 138 Einwohner/km²
Eingemeindung: 1. November 1970
Postleitzahl: 34454
Vorwahl: 05691

Helsen ist der drittgrößte Stadtteil von Bad Arolsen im nordhessischen Landkreis Waldeck-Frankenberg.

Geographie

Helsen grenzt im Süden an die Kernstadt Bad Arolsen und liegt ungefähr 45 Kilometer westlich von Kassel auf einer Höhe von 286 m ü. NHN. Zwischen Helsen und Bad Arolsen fließt die Bicke. Die Bundesstraße 252 verläuft unmittelbar westlich des Orts.

Die Nachbarorte sind: Bad Arolsen, Massenhausen, Schmillinghausen, Mengeringhausen und Wetterburg.

Geschichte

Frühe Epoche bis 1618

Vermutlich um das Jahr 450 kam es zu ersten Besiedlungen im Gebiet des heutigen Helsen. Die älteste bekannte urkundliche Erwähnung von "Heliso" findet sich um das Jahr 850 in einer Grundstücksschenkung an das Klosters Corvey. Die adelige Familie Holthausen hatte 1200 vom Kloster Corvey eine Manse in Helsen zu Lehen. Die Familie führte zwei gekreuzte Streitkolben in ihren Wappen, überhöht von einer roten Rose. Conrad von Holthausen verkaufte 1234 Grundbesitz an das Kloster Aroldessen. Später gingen diese Güter an die Herren Rabe von Calenberg, die auch das Wappen übernahmen. Aus dem Jahr 1230 stammt der Nachweis einer zweiten Adelsfamilie, die den Namenszusatz „von Helsen“ führte und deren Wappen einen aufspringenden Hirschen zeigte. Die Pest im Jahr 1348 forderte unter der Bevölkerung große Opfer. Der Ort fiel im Verlauf der folgenden 30 Jahre durch Verkauf von Johann von Helsen an das benachbarte Kloster Aroldessen.

Von 1504 an führte eine Neubesiedlung mit zuerst sieben Siedlern aus dem Raum Madfeld und Dillenburg durch die Antoniter aus Grünberg (Hessen), die 1492/93 das Kloster Aroldessen übernommen hatten, zu neuem Aufschwung. Bereits vier Jahre später war die Einwohnerschaft auf 29 Siedler angestiegen. Im Zuge der Reformation säkularisierten die Grafen von Waldeck das Kloster Aroldessen, und der Ort kam wieder in den Besitz derer von Helsen. Einhergehend mit dem Bau einer Kapelle wurde eine Pfarrstelle eingerichtet, deren Inhaber gleichzeitig den Titel eines Hofpredigers erhielt.

Mittelalter bis 1885

Mit dem Dreißigjährigen Krieg erlebte Helsen einen Niedergang, von dem es sich nur langsam erholte. In diese Zeit fällt auch die Gründung der Schützengesellschaft – die erste Erwähnung stammt aus dem Jahr 1626. Der Neubau der Renaissancekirche wurde 1653 begonnen, ihre Fertigstellung konnte 1687 gefeiert werden. Die künstlerische Verglasung der Ostfenster in der Kirche wurden nach 1895 von der Marburger Glasmalerei-Werkstatt K.J. Schultz-Söhne geschaffen.[2]

Fürst Georg Friedrich von Waldeck betrieb im Jahr 1681 die Neugründung der Schützengesellschaft und begann den Bau des Schlösschens Charlottenthal, benannt nach seiner Frau, ab 1711 nach der Ehefrau Friedrich Anton Ulrichs von Waldeck Schloss Louisenthal genannt, 1725 abgerissen, am Südwestende der Gemarkung.[3] Den Durchzug eines kaiserlichen Regiments wehrten Milizeinheiten und Angehörige der Schützengesellschaft im Jahre 1720 unter hohen Verlusten ab.

Der Bau des Arolser Schlosses und die beginnende Stadtentwicklung Arolsens führte ab 1720 zu vermehrtem Zuzug und Vollbeschäftigung, allerdings fehlte weiterhin das passende Umfeld für industrielle Ansiedlungen. Dies führte im Verlauf der Jahre zunehmend zu Abwanderungen vor allem jüngerer Bürger nach Westfalen, in das Rheinland, in die Niederlande und nach Nordamerika. Dennoch stieg zwischen 1700 und 1861 die Einwohnerzahl von 354 auf 1049.

Neuzeit bis heute

Im Jahr 1885 wurde der Arbeiter-Sportverein (später TUS Helsen) und 1889 die Freiwillige Feuerwehr Helsen gegründet (der Brandschutz war bis dahin gemeindlich organisiert).

Die Moderne begann am 1. Mai 1890, als der damalige Kaiser Wilhelm II. nach Fertigstellung des ersten Teilstücks der Bahnstrecke Warburg–Sarnau den Bahnhof Arolsen mit der ersten Ankunft eines Eisenbahnzugs aus Warburg feierlich eröffnete. Diese Bahnlinie wurde auf der Gemarkungsfläche von Helsen um den Norden und Westen von Arolsen in einem Bogen herumgeführt, sodass sich auch der Bahnhof Arolsen in der Gemarkung von Helsen befand. Das Jahr 1905 sah die Übernahme der kurz zuvor in privater Hand, aber auf genossenschaftlicher Basis errichteten ersten Helser Wasserleitung durch die Gemeinde. Das Quellgebiet lag im Katergrund und im Wengekergrund. Das Wasser war besonders weich und deshalb gut geeignet für die damaligen Dampflokomotiven.

Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs stieg die Einwohnerzahl Helsens durch die Aufnahme von Flüchtlingen auf 2100 und der Ort wuchs mit der damals noch nicht zum „Bad“ aufgestiegenen Stadt Arolsen baulich zusammen. Das ursprünglich bäuerlich geprägte Helsen wandelte sich seitdem zu einer Wohngemeinde.

Im Zuge der Gebietsreform in Hessen fusionierten die bis dahin selbständige Gemeinde Helsen und die Stadt Arolsen auf freiwilliger Basis am 1. November 1970 zur erweiterten Stadt Arolsen.[4][5] Dadurch wurde Helsen ein Stadtteil von Arolsen. Für Helsen, wie für alle durch die Gebietsreform eingegliederten Gemeinden, wurden Ortsbezirke mit Ortsbeirat und Ortsvorsteher nach der Hessischen Gemeindeordnung gebildet.[6]

Territorialgeschichte und Verwaltung im Überblick

Die folgende Liste zeigt im Überblick die Territorien, in denen Helsen lag, bzw. die Verwaltungseinheiten, denen es unterstand:[7][8]

Einwohnerentwicklung

Einwohnerstruktur

Nach den Erhebungen des Zensus 2011 lebten am Stichtag dem 9. Mai 2011 in Helsen 1854 Einwohner. Darunter waren 117 (6,3 %) Ausländer. Nach dem Lebensalter waren 312 Einwohner unter 18 Jahren, 804 waren zwischen 18 und 49, 393 zwischen 50 und 64 und 345 Einwohner waren älter.[9] Die Einwohner lebten in 804 Haushalten. Davon waren 250 Singlehaushalte, 231 Paare ohne Kinder und 237 Paare mit Kindern, sowie 72 Alleinerziehende und 21 Wohngemeinschaften. In 165 Haushalten lebten ausschließlich Senioren/-innen und in 552 Haushaltungen leben keine Senioren/-innen.[9]

Einwohnerzahlen

 Quelle: Historisches Ortslexikon[7]

  • 1620: 55 Häuser
  • 1650: 32 Häuser
  • 1738: 69 Häuser
  • 1770: 110 Häuser, 620 Einwohner
Helsen: Einwohnerzahlen von 1770 bis 2015
Jahr  Einwohner
1770
  
620
1800
  
?
1834
  
915
1840
  
961
1846
  
996
1852
  
1.108
1858
  
1.026
1864
  
1.090
1871
  
947
1875
  
869
1885
  
823
1895
  
820
1905
  
866
1910
  
828
1925
  
871
1939
  
846
1946
  
1.614
1950
  
1.602
1956
  
1.534
1961
  
1.545
1967
  
2.022
1980
  
?
1990
  
?
2000
  
?
2011
  
1.854
2015
  
1.932
Datenquelle: Histo­risches Ge­mein­de­ver­zeich­nis für Hessen: Die Be­völ­ke­rung der Ge­mei­nden 1834 bis 1967. Wies­baden: Hes­sisches Statis­tisches Lan­des­amt, 1968.
Weitere Quellen: LAGIS[7]; Zensus 2011[9]

Religionszugehörigkeit

• 1885: 734 evangelische (= 89,51 %), 64 katholischer (= 7,80 %), 22 jüdische (= 2,68 %) Einwohner[7]
• 1961: 1195 evangelische (= 77,35 %), 303 katholische (= 19,61 %) Einwohner[7]

Wappen

Am 29. Juni 1970 wurde der Gemeinde Helsen im damaligen Landkreis Waldeck ein Wappen mit folgender Blasonierung verliehen: In Rot ein nach rechts gewandter Hirschkopf mit zwölfendigem Geweih.[10]

Kultur und Sehenswürdigkeiten

Besonders sehenswert ist der Palmenaltar der Helser Kirche, der den Wahlspruch des Waldecker Fürstenhauses versinnbildlicht: „Palma sub pondere crescit“ (deutsch: „Die Palme wächst unter der Last“). Die Helser Kirche war bis Mitte des 18. Jahrhunderts die Hofkirche des Fürstenhauses.

Regelmäßige Veranstaltungen

Die wichtigste Veranstaltung in Helsen ist das alle vier Jahre veranstaltete Freischießen (früher: Schützenfest), das zuletzt Pfingsten 2018 stattfand. Weitere wichtige Feste sind das alljährliche Brückenfest sowie Themenfeste der Helser Heimatstube zu alten Berufen aus dem Helser Umfeld.

Sport und Vereine

Neben dem Helser Sportverein, dem TUS Helsen, gibt es noch die Helser Schützengesellschaft, sowie die Freiwillige Feuerwehr Helsen.

Wirtschaft

In Helsen wurde 1929 die Firma HEWI von Heinrich Wilke gegründet – die Verwaltung der Firma ist immer noch in Helsen ansässig, während die Produktion in den Arolser Ortsteil Mengeringhausen verlegt wurde.

Persönlichkeiten

Literatur

Weblinks

Anmerkungen und Einzelnachweise

  1. Trennung zwischen Justiz (Kreisgericht Arolsen) und Verwaltung.

Einzelnachweise

  1. a b Bad Arolsen. Das vielseitige Heilbad am Twistesee stellt sich vor. (PDF; 308 kB) In: Pressemappe. Stadt Bad Arolsen, S. 11, archiviert vom Original am 19. Oktober 2016; abgerufen im Oktober 2018.
  2. Götz J. Pfeiffer: „an die letzten Ausläufer der alten Tradition angeknüpft“. Die Marburger Glasmalerei-Werkstatt K.J. Schultz seit 1850. In: Hessische Heimat. 68. Jg., Heft 1, S. 10–16.
  3. Schloss Louisenthal, Gemeinde Bad Arolsen. Burgen, Schlösser, Herrenhäuser (Stand: 23. Oktober 2018). In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS). Hessisches Landesamt für geschichtliche Landeskunde (HLGL), abgerufen am 13. August 2020.
  4. Zusammenschluß der Stadt Arolson und der Gemeinde Helsen im Landkreis Waldeck zur Stadt „Arolsen“ vom 10. Dezember 1970. In: Der Hessische Minister des Innern (Hrsg.): Staatsanzeiger für das Land Hessen. 1970 Nr. 52, S. 2447, Punkt 2465 (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 4,8 MB]).
  5. Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis für die Bundesrepublik Deutschland. Namens-, Grenz- und Schlüsselnummernänderungen bei Gemeinden, Kreisen und Regierungsbezirken vom 27.5.1970 bis 31.12.1982. W. Kohlhammer, Stuttgart/Mainz 1983, ISBN 3-17-003263-1, S. 407.
  6. Hauptsatzung. (PDF; 1,94 MB) § 5. In: Webauftritt. Stadt Bad Arolsen, abgerufen im Mai 2021.
  7. a b c d e Helsen, Landkreis Waldeck-Frankenberg. Historisches Ortslexikon für Hessen. (Stand: 16. Oktober 2018). In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS).
  8. Michael Rademacher: Land Hessen. Online-Material zur Dissertation, Osnabrück 2006. In: treemagic.org.
  9. a b c Ausgewählte Daten über Bevölkerung und Haushalte am 9. Mai 2011 in den hessischen Gemeinden und Gemeindeteilen. (PDF; 1,8 MB) In: Zensus 2011. Hessisches Statistisches Landesamt, S. 42 und 103;.
  10. Genehmigung eines Wappens der Gemeinde Helsen, Landkreis Waldeck vom 29. Juni 1970. In: Der Hessische Minister des Inneren (Hrsg.): Staatsanzeiger für das Land Hessen. 1970 Nr. 28, S. 1406, Punkt 1358 (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 3,7 MB]).