Volkhardinghausen
Volkhardinghausen Stadt Bad Arolsen Koordinaten: 51° 19′ 30″ N, 9° 3′ 17″ O
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Höhe: | 329 m ü. NHN |
Fläche: | 6,53 km²[1] |
Einwohner: | 113 (16. Dez. 2015)[1] |
Bevölkerungsdichte: | 17 Einwohner/km² |
Eingemeindung: | 1. Januar 1974 |
Postleitzahl: | 34454 |
Vorwahl: | 05696 |
Volkhardinghausen |
Volkhardinghausen ist ein Stadtteil von Bad Arolsen im nordhessischen Landkreis Waldeck-Frankenberg.
Geographische Lage
Volkhardinghausen liegt im Langen Wald rund 6 km südsüdöstlich der Arolser Kernstadt. Es befindet sich südwestlich von Landau und östlich von Elleringhausen. Die Westgrenze des Naturparks Habichtswald verläuft wenige Kilometer östlich. Durch die Ortschaft fließt ein den dortigen „Klosterteich“ speisender Bach, der nordostwärts zur Watter entwässert.
Durch Volkhardinghausen verläuft die Kreisstraße 9, die Elleringhausen im Westen durch das Dorf führend mit Landau im Nordosten verbindet; über diese Straße besteht bei Landau Anschluss an die Bundesstraße 251.
Geschichte
Über die Anfänge des Dorfes ist wenig bekannt. Bereits vor 1221 wird in Volkhardinghausen ein Augustinerinnen-Chorfrauenstift erwähnt. Besetzt wurde es mit adligen und nichtadligen Töchtern aus der im Umland wohnenden Bevölkerung. Große Bedeutung erlangte es in dieser ersten Phase nicht, und auch wirtschaftlich war es nicht auf Rosen gebettet, obwohl es mit der Zeit den ganzen Ort in seinen Besitz brachte. Als mögliche Gründer werden die Herren von Gudenberg erwähnt,[2] aber auch die Grafen von Schwalenberg, Vorfahren der Grafen von Waldeck, können als Gründer oder Mitbegründer in Frage kommen.
Das Kloster wurde von Papst Honorius III. (1216–1227) und Papst Urban IV. (1261–1264) unter ihren und des Apostels Petrus Schutz gestellt. Die beiden Hauptpatrone waren Johannes der Täufer und der heilige Blasius. Bereits 1283 ist ein Pleban nachweisbar. Die Stiftskirche wurde auch als Parochialkirche genutzt; somit war Volkhardinghausen eine Stiftspfarrei.
1465 übernahmen, auf Einladung des Grafen Otto IV. von Waldeck zu Landau, die Augustiner-Chorherren von Windesheim das Kloster. Die ersten vier Ordensbrüder sowie einige Laien kamen aus dem Kloster Möllenbeck im heutigen Rinteln (Grafschaft Schaumburg). Erster Prior wurde Lambert von Büren. Von 1483 bis 1498 gehörte Braunsen und bis 1498 Elleringhausen kirchlich zu Volkhardinghausen. 1498 wurde der Pfarrgottesdienst nach Elleringhausen verlegt. Um 1500 lebten 20 Chorherren und 70 Laienbrüder im Kloster. Es besaß eine große Stiftskirche, eine eigene Ziegelei und ein Sägewerk. Die Stiftskirche muss in ihren Ausmaßen bedeutend gewesen sein. Es ist von ihr kein Bild bekannt, jedoch zeigt ein Stich von Merian, der die Stadt Landau im Jahr 1645 darstellt, an seinem Rand in Richtung Volkhardinghausen eine große Kirche, wahrscheinlich Reste der Stiftskirche. Die Glocken wurden vermutlich, entsprechende Hinweise finden sich in der Landauer Stadtkirche,[3] dorthin verbracht. Das Chorgestühl gelangte in das Kloster Flechtdorf.
Von den Kunstwerken des Klosters blieb ein großes Kruzifix erhalten, das 1492 in der Franziskanerwerkstatt im Kloster Meitersdorf, in der Nähe von Frankenberg, geschnitzt wurde. Es befindet sich heute im Chorraum der Kirche in Landau. Das „Landauer Christkind“, eine Mondsichelmadonna aus dem Jahr 1523, stammt aus der gleichen Werkstatt und hing bis 1903 in der Landauer Kirche; seitdem ist sie im Besitz des Landesmuseums in Münster. Die mehr als 400 Werke umfassende Klosterbibliothek befindet sich heute zum großen Teil in der „Fürstlich Waldeckischen Hofbibliothek“ in Bad Arolsen.[4]
1525 wurde in der Grafschaft Waldeck die Reformation eingeführt. Das Kloster Volkhardinghausen wurde aufgelöst und in einen gräflichen Meierhof umgewandelt. 1526 fand im ehemaligen Stift die Volkhardinghäuser Synode statt, die über die Struktur der lutherisch geprägten Landeskirche von Waldeck entschied. 1576 starb der letzte Chorherr, Antonius Huppen, und das Stift wurde endgültig aufgelassen. 1579 lebte der Pfarrer und Liederdichter Philipp Nicolai mit seinem Bruder Jeremias eine Zeitlang im ehemaligen Kloster Volkhardinghausen.
Hessische Gebietsreform
Am 1. Januar 1974 wurde Volkhardinghausen im Zuge der Gebietsreform in Hessen kraft Landesgesetz in die Stadt Arolsen eingegliedert.[5][6] Für Volkhardinghausen, wie für alle durch die Gebietsreform eingegliederten Gemeinden, wurden Ortsbezirke mit Ortsbeirat und Ortsvorsteher nach der Hessischen Gemeindeordnung gebildet.[7]
Staats- und Verwaltungsgeschichte im Überblick
Die folgende Liste zeigt die Staaten, in denen Braunsen lag, und deren Verwaltungseinheiten, denen es unterstand:[8][9]
- vor 1712: Heiliges Römisches Reich, Grafschaft Waldeck, Amt Landau
- ab 1712: Heiliges Römisches Reich, Fürstentum Waldeck, Amt Landau
- ab 1807: Fürstentum Waldeck, Amt Landau
- ab 1815: Fürstentum Waldeck, Oberamt der Diemel
- ab 1816: Fürstentum Waldeck, Oberjustizamt der Diemel
- ab 1850: Fürstentum Waldeck-Pyrmont (seit 1849), Kreis der Twiste[Anm. 1]
- ab 1867: Fürstentum Waldeck-Pyrmont (Akzessionsvertrag mit Preußen), Kreis der Twiste
- ab 1871: Deutsches Reich, Fürstentum Waldeck-Pyrmont, Kreis der Twiste
- ab 1919: Deutsches Reich, Freistaat Waldeck-Pyrmont, Kreis der Twiste
- ab 1929: Deutsches Reich, Freistaat Preußen, Provinz Hessen-Nassau, Regierungsbezirk Kassel, Kreis der Twiste
- ab 1942: Deutsches Reich, Freistaat Preußen, Provinz Hessen-Nassau, Regierungsbezirk Kassel, Landkreis Waldeck
- ab 1944: Deutsches Reich, Freistaat Preußen, Provinz Kurhessen, Regierungsbezirk Kassel, Landkreis Waldeck
- ab 1945: Amerikanische Besatzungszone, Groß-Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Landkreis Waldeck
- ab 1946: Amerikanische Besatzungszone, Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Landkreis Waldeck
- ab 1949: Bundesrepublik Deutschland, Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Landkreis Waldeck
- ab 1974: Bundesrepublik Deutschland, Land Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Landkreis Waldeck-Frankenberg
Einwohnerentwicklung
Einwohnerstruktur
Nach den Erhebungen des Zensus 2011 lebten am Stichtag dem 9. Mai 2011 in Volkhardinghausen 110 Einwohner. Darunter waren keine Ausländer. Nach dem Lebensalter waren 18 Einwohner unter 18 Jahren, 39 waren zwischen 18 und 49, 27 zwischen 50 und 64 und 27 Einwohner waren älter.[10] Die Einwohner lebten in 45 Haushalten. Davon waren 18 Singlehaushalte, 18 Paare ohne Kinder und 9 Paare mit Kindern, sowie 3 Alleinerziehende und keine Wohngemeinschaften. In 9 Haushalten lebten ausschließlich Senioren und in 27 Haushaltungen leben keine Senioren.[10]
Einwohnerzahlen
Volkhardinghausen: Einwohnerzahlen von 1770 bis 2015 | ||||
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Jahr | Einwohner | |||
1770 | 96 | |||
1800 | ? | |||
1834 | 237 | |||
1840 | 233 | |||
1846 | 234 | |||
1852 | 228 | |||
1858 | 227 | |||
1864 | 214 | |||
1871 | 186 | |||
1875 | 168 | |||
1885 | 175 | |||
1895 | 158 | |||
1905 | 128 | |||
1910 | 144 | |||
1925 | 170 | |||
1939 | 127 | |||
1946 | 252 | |||
1950 | 232 | |||
1956 | 163 | |||
1961 | 156 | |||
1967 | 162 | |||
1980 | ? | |||
1990 | ? | |||
2000 | ? | |||
2011 | 111 | |||
2015 | 113 | |||
Datenquelle: Historisches Gemeindeverzeichnis für Hessen: Die Bevölkerung der Gemeinden 1834 bis 1967. Wiesbaden: Hessisches Statistisches Landesamt, 1968. Weitere Quellen: LAGIS[8]; Zensus 2011[10] |
Religionszugehörigkeit
• 1885: | 158 evangelische (= 100 %) Einwohner[8] |
• 1961: | 138 evangelische (= 88,46 %), 13 katholische (= 8,33 %) Einwohner[8] |
Religion
Die Einwohner Volkhardinghausens sind vorwiegend evangelisch und gehören zur Kirchengemeinde Landau. Die katholischen Einwohner gehören kirchlich zur katholischen Gemeinde in Bad Arolsen.
Kultur und Sehenswürdigkeiten
Bauwerke
Als einziges Klostergebäude ist ein spätgotischer Bau mit Staffelgiebel übrig geblieben, der einen restaurierten Rest des ehemaligen Kreuzganges enthält. Dieser wird heute von der Kirchengemeinde Bad Arolsen-Landau, zu der Volkhardinghausen kirchlich gehört, als Klosterkapelle für Gottesdienste und Trauerfeiern genutzt. Der Klosterteich unterhalb der Klosterkapelle diente früher den Mönchen zur Fischzucht und wird noch heute als Fischteich genutzt.
- Kloster Volkhardinghausen-1 - DSCF1325 - ©gl - 2008.jpg
Klostergebäude
Staffelgiebel
- Klosterteich-Volkhardinghausen - DSCF1343 - © gl - 2008.jpg
Klosterteich
Naturräume
- Wenige Kilometer nördlich von Volkhardinghausen liegt der Stausee Twistesee.
- Die Franzoseneiche, die nahe der nach Elleringhausen führenden Kreisstraße 9 nahe der „Waldschmiede“ steht, ist ein historischer Grenzpunkt an der Stelle, wo die Gemarkungen von Landau, Braunsen, Elleringhausen und Volkhardinghausen zusammenstoßen.
Infrastruktur
Am Ortsausgang nach Landau steht ein Dorfgemeinschaftshaus.
Literatur
- Bau- und Kunstdenkmäler Kreis Twiste, S. 240–242.
- Dorf-Sippenbuch Dorfsippenbuch Volkhardinghausen, Kreis der Twiste, Kurhessen. Goslar: Verein für bäuerliche Sippenkunde und bäuerliches Wappenwesen 1939
- Literatur über Volkhardinghausen nach Register In: Hessische Bibliographie
Weblinks
- Stadtteil Volkhardinghausen. In: Webauftritt der Stadt Bad Arolsen.
- Volkhardinghausen, Landkreis Waldeck-Frankenberg. Historisches Ortslexikon für Hessen. In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS).
Anmerkungen und Einzelnachweise
- ↑ Trennung zwischen Justiz (Kreisgericht Arolsen) und Verwaltung.
Einzelnachweise
- ↑ a b Bad Arolsen. Das vielseitige Heilbad am Twistesee stellt sich vor. (PDF; 308 kB) In: Pressemappe. Stadt Bad Arolsen, S. 11, archiviert vom Original am 19. Oktober 2016; abgerufen im Oktober 2018.
- ↑ Die Bibliothek des Augustiner-Chorherrenstiftes Volkhardinghausen
- ↑ Kirche der Bergstadt Landau
- ↑ Die Bibliothek des Augustiner-Chorherrenstiftes Volkhardinghausen
- ↑ Gesetz zur Neugliederung der Landkreise Frankenberg und Waldeck (GVBl. II 330-23) vom 4. Oktober 1973. In: Der Hessische Minister des Innern (Hrsg.): Gesetz- und Verordnungsblatt für das Land Hessen. 1973 Nr. 25, S. 359, § 1 (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 2,3 MB]).
- ↑ Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis für die Bundesrepublik Deutschland. Namens-, Grenz- und Schlüsselnummernänderungen bei Gemeinden, Kreisen und Regierungsbezirken vom 27.5.1970 bis 31.12.1982. W. Kohlhammer, Stuttgart/Mainz 1983, ISBN 3-17-003263-1, S. 409.
- ↑ Hauptsatzung. (PDF; 1,94 MB) § 5. In: Webauftritt. Stadt Bad Arolsen, abgerufen im Mai 2021.
- ↑ a b c d e f Volkhardinghausen, Landkreis Waldeck-Frankenberg. Historisches Ortslexikon für Hessen. (Stand: 16. Oktober 2018). In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS).
- ↑ Michael Rademacher: Land Hessen. Online-Material zur Dissertation, Osnabrück 2006. In: treemagic.org.
- ↑ a b c Ausgewählte Daten über Bevölkerung und Haushalte am 9. Mai 2011 in den hessischen Gemeinden und Gemeindeteilen. (PDF; 1,8 MB) In: Zensus 2011. Hessisches Statistisches Landesamt, S. 42 und 103 .