Herbert Behrens-Hangeler

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Herbert Behrens-Hangeler (* 3. August 1898 in Berlin; † 20. November 1981 in Fredersdorf) war ein deutscher Maler, Grafiker und Schriftsteller.

Leben und Werk

Behrens-Hangeler war der Sohn des Reichstagsabgeordneten Franz Behrens und Bruder des Expressionisten Franz Richard Behrens. Er absolvierte von 1913 bis 1916 das Lehrerseminar in Kettwig. Von 1916 bis 1918 nahm er als Soldat am Ersten Weltkrieg teil, wobei er verwundet wurde.

In den 1910er Jahren trat er mit abstrakten Bildern, Collagen, dadaistischen Gedichten und Theaterstücken hervor. 1919 war er in Bielefeld zusammen mit dem Bildhauer Erich Lossie Mitbegründer der Künstlergruppe „Der Wurf“.

Er studierte Malerei bei Hans Baluschek und Lovis Corinth und Musik bei Ferruccio Busoni. Behrens-Hangeler gehörte zum Sturmkreis, war seit 1928 Mitglied im Deutschen Künstlerbund und 1921 bis 1933 in der Novembergruppe Berlin. Hier arbeitete er journalistisch, unter anderem als Redakteur für Sport und Reisen der Täglichen Rundschau der Deutschen Volkspartei (DVP) und nahm an Ausstellungen in Bielefeld, Moskau und den Großen Berliner Kunstausstellungen teil. 1932 gründete er unter anderen mit Lyonel Feininger und Karl Hofer die Gruppe „Selection“. Im Dritten Reich galt seine Kunst als entartet. Insbesondere eine Denunziation des Malers Wolfgang Willrich, eines fanatischen Verfechters der nationalsozialistischen Kunstpolitik, machte eine öffentliche Arbeit Behrens-Hangelers als bildender Künstler unmöglich. Behrens-Hangeler arbeitete als Fachmann für Farbfilme in der Filmindustrie, als Regisseur und Kameramann bei Testaufnahmen für Farbfilme und Berater für Trick- und Versuchsaufnahmen der Tobis.

Nach dem Ende des 2. Weltkrieges engagierte er sich in Berlin beim kulturellen Wiederaufbau. 1948 nahm er am 2. Volkskongress für Einheit und gerechten Frieden teil. Er wurde Mitglied des Verbands Bildender Künstler der DDR und der SED. 1949 bis 1963 arbeitete er als Lehrer für Farblehre und Maltechnik an der Kunsthochschule Berlin-Weißensee. Zu seinen Schülerinnen und Schülern gehörten u. a. Georg Baselitz und Vera Singer. Neben der Malerei beschäftigte er sich mit experimenteller Fotografie.

Nach Angriffen des Hohen Kommissars der UdSSR in Deutschland Semjonow 1951 galt seine Kunst in der DDR als „formalistisch“. Die Anfeindungen im Rahmen der Formalismusdebatte gegen ihn erreichten im Januar 1951 einen traurigen Höhepunkt. In dem Artikel Wege und Irrwege der modernen Kunst in der Zeitung Tägliche Rundschau wurden mehrere Künstler scharf angegriffen. Behrens-Hangeler vertrete eine „noch schärfer ausgeprägte formalistische Richtung“. Er und weitere Künstler „…versuchen, die bildende Kunst ihrer hohen ideellen und gesellschaftlichen Bedeutung zu berauben und sie in den Sumpf der Ideenlosigkeit, der Mystik und der Banalität hinabzuzerren.“

Die Formalismus-Vorwürfe ließen Behrens-Hangeler in eine innere Emigration gehen. Seit 1961 verfasste er Texte für das Lexikon der Kunst des Seemann-Verlags Leipzig.

Als Behrens-Hangeler bereits todkrank war überzeugte ihn der Galerist Hans-Peter Schulz (1933 – 1996) zu einer emotionsvollen letzten Ausstellung, die am 29. August 1981 in der Leipziger Galerie am Sachsenplatz eröffnet wurde.

Behrens-Hangeler war mit der Grafikerin Dorothea Behrens (1912–2000) verheiratet.

Selbstreflexion

"Die Farbe hat eine selbständige Macht... Diese Kräfte sind natürlichen Ursprungs, sie gehen durch das ganze biologische System des Zellenlebens, sie pulsieren zum Beispiel im Blute. Sie können Angst, Freude, Wille, Hemmung beeinflussen oder besser ausgedrückt, diese veranlassen. Wir gelangen beim Betrachten meiner Bilder von der großen ausladenden Fläche zur kleinsten, dem Strich ähnelnden Form."[1]

Rezeption

„Vom italienischen Futurismus Gino Severinis übernahm Behrens-Hangeler die simultaneistische Überblendung abstrahierter Figuration und vor allem, in der Tradition von Segantini, die poinitillistische Farbfleckstruktur, die der Maler - in tonaler Analogie zur modernen Musik - in synthetischen Bildkompositionen von ornamentaler, wandteppichhaft anmutender Struktur auch in den 20er Jahren weiterführte.“[2]

Werke (Auswahl)

  • Komposition, Figur (Öl auf Leinwand, 80 × 60 cm, 1918; Nationalgalerie Berlin)[3]
  • Stillleben (Öl auf Leinwand, 57 × 71 cm, 1923; Museum der Verlorenen Generation, Salzburg)[4]
  • Hemingway (Öl auf Leinwand, 1927; 174,9 × 75 cm; Galerie Neue Meister Dresden)[5]
  • Komposition im weißen Feld (Öl auf Leinwand, 170 × 130 cm; 1931/32; Museum der Verlorenen Generation, Salzburg)[6]

Ausstellungen nach 1945

Einzelausstellungen

  • 1948 Berlin, Galerie Franz
  • 1977 Berlin, Rathaus-Galerie Neukölln („Hangeler. Novembergruppe. Sammlung Buckow-Herder-Voigt“)
  • 1981 Leipzig, Galerie am Sachsenplatz („Herbert Behrens-Hangeler. Arbeiten aus den Jahren 1918 bis 1976. Malerei, Collagen, Zeichnungen, Aquarelle, Plastik, Temperaarbeiten“)

Ausstellungsbeteiligungen (Auswahl)

  • 1949 Potsdam, Bezirkskunstausstellung
  • 1976, 1979 und 1985 Frankfurt/Oder, Bezirkskunstausstellungen

Postume Ausstellungen

  • 1988 Dresden, Kunstausstellung Kühl („Herbert Behrens-Hangeler. Malerei, Collagen, Zeichnungen. Arbeiten aus den Jahren 1922 – 1976“)
  • 1989 Berlin, Galerie Rotunde des Staatlichen Kunsthandels der DDR
  • 1998 Berlin, Brecht-Haus („Herbert Behrens-Hangeler. Zum 100. Geburtstag. Malerei, Skulpturen, Zeichnungen“)
  • 2004 Halle/Saale, Hallischer Kunstverein im Stadtmuseum Halle („Herbert Behrens-Hangeler. Malerei und Zeichnungen“)

Literatur

  • Behrens-Hangeler, Herbert. In: Dietmar Eisold (Hrsg.): Lexikon Künstler der DDR. Verlag Neues Leben, Berlin, 2010, S. 57/58
  • Gisela Schulz: Herbert Behrens-Hangeler: Arbeiten aus den Jahren 1918 bis 1976, Galerie am Sachsenplatz, Leipzig, 1981 (Ausstellungskatalog)
  • Hans-Georg Sehrt (Hrsg.): Herbert Behrens-Hangeler: 1898–1981, Hallescher Kunstverein/Stadtmuseum Halle, 2004 (Ausstellungskatalog)
  • Günter Feist (Hrsg.): Kunstdokumentation SBZ/DDR 1945–1990: Aufsätze, Berichte, Materialien. DuMont, Köln 1996, ISBN 3-7701-3846-5, S. 202–217.
  • Hermann Raum (Hrsg.): Bildende Kunst in der DDR. edition ost, Berlin 2000, ISBN 3-89793-000-5.
  • Anke Scharnhorst: Behrens-Hangeler, Herbert. In: Wer war wer in der DDR? 5. Ausgabe. Band 1. Ch. Links, Berlin 2010, ISBN 978-3-86153-561-4.
  • Gedichte, Siegen 1987

Filmographie

  • 2004 Fluchtburg Fredersdorf. Herbert Behrens-Hangeler – Ein Abstrakter in der DDR (Film von Ursula und Günter Feist)

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Herbert Behrens-Hangeler, 5. XII. 1946, zit. nach Katalog Behrens-Hangeler, Galerie Rotunde des Staatlichen Kunsthandels der DDR, Berlin 1989, S. 15
  2. Komposition, Figur | Herbert Behrens-Hangeler | Bildindex der Kunst & Architektur - Bildindex der Kunst & Architektur - Startseite Bildindex
  3. Bildindex der Kunst & Architektur
  4. Behrens-Hangeler, Herbert. In: Museum Kunst der Verlorenen Generation. Abgerufen am 22. Januar 2022 (österreichisches Deutsch).
  5. SKD | Online Collection. Abgerufen am 22. Januar 2022.
  6. Behrens-Hangeler, Herbert. In: Museum Kunst der Verlorenen Generation. Abgerufen am 22. Januar 2022 (österreichisches Deutsch).