Hermann Wilhelm Bödeker

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Hermann Wilhelm Bödeker um 1830

Hermann Wilhelm Bödeker (* 15. Mai 1799 in Osnabrück; † 5. Januar 1875 in Hannover) war ein evangelischer Pastor in Hannover, der vor allem durch seine gemeinnützige Arbeit bekannt wurde.

Leben

Als Sohn eines Lehrers in Osnabrück geboren, studierte Bödeker 1817–23 Theologie an der Universität Göttingen und amtierte seit 1825 als zweiter, seit 1839 als erster Pastor an der Marktkirche in Hannover. 1851 wurde er Senior des geistlichen Stadtministeriums (entspricht dem heutigen Stadtsuperintendenten). Bödeker gilt in Hannover als „einer der populärsten Seelsorger, Prediger und Wohltäter der Stadt“[1]. Er begründete zahlreiche soziale Stiftungen und karitative Vereine, so auch die Kinderheilanstalt Hannover in der Ellernstraße (heute: Kinderkrankenhaus auf der Bult), das „Asyl für unbemittelte alternde Jungfrauen des Mittelstandes“, das spätere Schwesternhaus oder die so genannte Bödekerkrippe, einen Kinderkrippen-Verein.

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2013 wiederentdeckt: Einer der 1854 von Georg Hurtzig entworfenen Bödekerengel, hier auf dem Kirchröder Friedhof

Bödeker hatte großes Talent, Spenden für wohltätige Zwecke zu sammeln. Dazu gründete er etwa den Norddeutschen Morgenpromenadenbeförderungsverein, eine Runde von Menschen aus unterschiedlichen gesellschaftlichen Schichten, die sich regelmäßig in der Gartenwirtschaft Lister Turm oder im Neuen Haus traf.[2] 1854 ließ Bödeker 15 gusseiserne Bödekerengel anfertigen (Entwurf: Georg Hurtzig, Guss in der Lauterberger Königshütte), die über die Stadt verteilt die Menschen zum Spenden animieren sollten.[3] Drei dieser Engel sind auf den hannoverschen Stadtfriedhöfen in Stöcken, Engesohde und Kirchrode erhalten. Ein vierter Engel steht in der St.-Andreas-Kirche in Bad Lauterberg. Zwei weitere Engel finden sich am Portal des Städtischen Museums in Göttingen.[4]

1848 wurde Bödeker Ehrenbürger Hannovers.

Bödeker agitierte auch gegen Tierquälerei (Broschüre Über Tierquälerei, 1844) und initiierte dadurch die Gründung des Thierschutzvereins der Königlichen Residenzstadt Hannover. Bödeker war Mitglied des Corps Saxonia Hannover.[5]

Bödeker erhielt den Spitznamen „Reichsfechtmeister“ für seine Fähigkeit, große Spendensummen einzusammeln („fechten“ genannt).

Ehrungen

  • Carl Dopmeyer schuf das Denkmal Bödekers auf der Nordseite des Turms der Marktkirche in Hannover.
  • Auch der Gemeindesaal der Marktkirche ist nach Bödeker benannt.
  • Das Ehrengrab von Hermann Bödeker findet sich auf dem Stadtfriedhof Engesohde in Hannover, Abteilung 4, Grabnummer 5 a-d.[6]
  • Die 1873 im (heutigen) hannoverschen Stadtteil Oststadt angelegte Bödekerstraße ehrt seitdem den Senior und Marktkirchenpastor mit ihrer Namensgebung.[7]

Schriften (Auswahl)

  • Die Reformation der Altstadt Hannover im Jahr 1533. Eine Vorbereitungsschrift auf die dritte Gedächtnisfeier des Übertritts unserer Stadt zu der protestantischen Kirche. Nebst Verzeichnis der hier angestellt gewesenen evangelischen Kirchendiener ..., Hannover: Hahnsche Hofbuchhandlung, 1833; Digitalisat über Google-Bücher

Literatur

  • Wilhelm Rothert: Allgemeine Hannoversche Biografie Band 1: Hannoversche Männer und Frauen seit 1866, Sponholtz, Hannover 1912, S. 51–63
  • Helmut Zimmermann in: Lebensbilder aus sieben Jahrhunderten. [Band 1.] Hannover: Harenberg, 1983, S. 90–92.
  • Waldemar R. Röhrbein: Hermann Wilhelm Bödeker. In: Geschichten um Hannovers Kirchen. Studien, Bilder, Dokumente. Hannover: Lutherhaus-Verlag 1983, S. 123–132.
  • Dirk Böttcher in: Dirk Böttcher, Klaus Mlynek, Waldemar R. Röhrbein, Hugo Thielen: Hannoversches Biographisches Lexikon. Von den Anfängen bis in die Gegenwart. Schlütersche, Hannover 2002, ISBN 3-87706-706-9, S. 60.
  • Claudia Kauertz: Pastor Hermann Wilhelm Bödeker und die Gründung des hannoverschen Tierschutzvereins im Jahr 1844. In: Niedersächsisches Jahrbuch für Landesgeschichte. Bd. 76 (2004) S. 115–132.
  • Dirk Böttcher in: Klaus Mlynek, Waldemar R. Röhrbein (Hrsg.) u. a.: Stadtlexikon Hannover. Von den Anfängen bis in die Gegenwart. Schlütersche, Hannover 2009, ISBN 978-3-89993-662-9, S. 71.
  • Friedrich Voigts: H. W. Bödeker – Ein Festalbum zum 27. Nov. 1848, 1949; 50 Dienstjahre bei der Marktgemeinde zu Hannover. - Eine Denk- und Dankschrift, zugl. Vermächtnis von H. W. Bödeker, 1873
  • Waldemar R. Röhrbein (Hrsg.): Geschichten um Hann. Kirchen, 1983, S. 123–132
  • Hans Joachim Schliep: Senior Bödeker und der Tierschutz in Hannover, in: Jahrb. der Gesellschaft für Niedersächsische Kirchengeschichte 110. Bd. (2012), S. 199–204
  • Matthias WolfesHermann Wilhelm Bödeker. In: Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon (BBKL). Band 25, Bautz, Nordhausen 2005, ISBN 3-88309-332-7, Sp. 85–89.
  • Nicole Puscz: Wer war eigentlich ... / ... Hermann Wilhelm Bödeker? In: Asphalt-Magazin, Jubiläumsausgabe zum 20-jährigen Bestehen, September 2014, S. 36

Weblinks

Commons: Hermann Wilhelm Bödeker – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. D. Böttcher, S. 60
  2. Waldemar R. Röhrbein: Norddeutscher Morgenpromenadenbeförderungsverein. In: Stadtlexikon Hannover, S. 480
  3. Conrad von Meding: Bödeker-Engel sammelt wieder. In: Hannoversche Allgemeine Zeitung vom 14. Mai 2005
  4. Datei:Städtisches_Museum_Göttingen.JPG
  5. Corps Saxonia Hannover (Hrsg.): Geschichte des Corps Saxonia bis zum 50. Jahre seines Bestehens (1852–1902). Göhmannsche Buchdruckerei u. Verlagsbuchhandlung, Hannover 1902, S. 197.
  6. Karin van Schwartzenberg (Verantw.): Ehrengräber und Gräber bedeutender Persönlichkeiten auf dem Stadtfriedhof Engesohde, Faltblatt DIN A3 mit Übersichtsskizze, hrsg. von der Landeshauptstadt Hannover, Der Oberbürgermeister, Fachbereich Umwelt und Stadtgrün, Bereich Städtische Friedhöfe, Sachgebiet Verwaltung und Kundendienst, Hannover, 2012
  7. Helmut Zimmermann: Bödekerstraße. In: Die Strassennamen der Landeshauptstadt Hannover, Verlag Hahnsche Buchhandlung, Hannover 1992, ISBN 3-7752-6120-6, S. 43