Herz-Sutra

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Herz-Sutra, geschrieben von Ouyang Xun, einem Kalligraphen der Tang-Dynastie

Datei:Heart Sutra.oga Das Herz-Sutra oder Sutra der höchsten Weisheit gehört zu den bekanntesten buddhistischen Mahayana-Sutras. Es gehört zu den kürzesten der Prajnaparamita-Texte und gilt als ihre Essenz.

Namen

Den vollständigen Titel könnte man so übersetzen: Die Essenz des erhabenen Hinübergelangens ans jenseitige Ufer der Weisheit (Sutra).

  • Sanskrit: Prajñāpāramitā Hṛdayasūtra प्रज्ञपारमिता हॄदयसूत्र
  • Chinesisch:
    摩訶般若波羅蜜多心經
     / 
    摩诃般若波罗蜜多心经
    ,
    Móhē bōrě bōluómìduō xīnjīng
  • Koreanisch: Maha-panya-paramilda-simgyŏng
    마하반야바라밀다심경
    , kurz Panya-simgyŏng
    반야심경
  • Japanisch: kurz
    般若心経
  • Vietnamesisch: Kinh Ma Ha Bát Nhã Ba La Mật, kurz Bát Nhã Tâm Kinh
  • Tibetisch: shes rab snying po’i mdo ༄༅།། ཤེས་རབ་སྙིང་པོའི་མདོ་༎, kurz snying mdo ༄༅།། སྙིང་མདོ་༎
  • Mandschurisch eteme yongkiyaha umesi colgoroko eme sure i cargi dalin de akūnaha niyaman i nomun ᡝᡨᡝᠮᡝ
    ᠶᠣᠩᡴᡳᠶᠠᡥᠠ
    ᡠᠮᡝᠰᡳ
    ᠴᠣᠯᡤᠣᡵᠣᡴᠣ
    ᡝᠮᡝ
    ᠰᡠᡵᡝ ᡳ
    ᠴᠠᡵᡤᡳ
    ᡩᠠᠯᡳᠨ ᡩᡝ
    ᠠᡴᡡᠨᠠᡥᠠ
    ᠨᡳᠶᠠᠮᠠᠨ ᡳ
    ᠨᠣᠮᡠᠨ

Beschreibung

Das Sutra ist von äußerster Kürze und Präzision geprägt, die Kalligraphie – siehe unter Weblinks – passt auf eine Seite. Es existieren zwei Versionen (eine längere und eine kürzere), die in ihrer Lehre übereinstimmen, wobei der längere Text aber auch die Umstände der Übermittlung darlegt. Es wird besonders im Zen studiert und rezitiert. Bisweilen wird das Sutra in der chinesischen Version in Form einer fünfstufigen Pagode mit langer Spitze aufgeschrieben.

Das Herz-Sutra wird auch als knappste Zusammenfassung der sogenannten Prajñāpāramitā-Literatur betrachtet, einer sechshundertbändigen Bearbeitung der Lehre Buddhas.[1] Ein Großteil der Prajñāpāramitā-Literatur wurde von Nagarjuna entscheidend geprägt und kommentiert, dem 14. Patriarchen in der Linie Buddhas, einem der ersten Schriftsteller und Philosophen des Mahayana.[2] Die chinesische Übersetzung des Sutra stammt von Kumārajīva von 401 bis 402. Eine spätere Übersetzung stammt von Meister Xuanzang (japanisch Genjô) aus dem 7. Jahrhundert.[3]

Im Sutra belehrt der Bodhisattva Avalokiteshvara den Shariputra über die transzendente spirituelle Erfahrung. Einer der Kernsätze dabei ist, in japanischer Aussprache der chinesischen Übersetzung: „Shiki soku ze kū, kū soku ze shiki“, oft wiedergegeben als „Form ist Leere, Leere ist Form“. Den Kernpunkt des Herz-Sutra stellt das Mantra dar, mit dem das Sutra schließt: „Gate gate Pāragate Pārasamgate Bodhi svāhā.“ Dieses wird auch in der chinesischen Fassung nicht übersetzt, sondern nur lautschriftlich mit chinesischen Zeichen wiedergegeben. Laut Edward Conze ließe sich das Mantra etwa so übersetzen: „Gone, gone, gone beyond, gone altogether beyond, o what an awakening, all hail!“ (Gegangen, gegangen, hinübergegangen, ganz hinübergegangen, oh welch ein Erwachen, vollkommener Segen!)

Japanische Tradition

In Japan nehmen einige Vertreter für sich in Anspruch, die ursprüngliche Sanskrit-Schrift des Herz-Sutras in ihrem Besitz zu haben.[4] Als Hannya Shin-gyō, welches selber wieder eine Abkürzung für Makahannyaharamita Shin-gyō, übersetzt von Kumarājiva (NJ 19), dann Xuanzang (NJ 20), ist. In Japan-Abschrift erhalten aus Tempyō 5. Jahr (734) als „Herzenssūtra“. Ferner abgeschrieben als Hannya-haramita-dai-shin-gyō, in Tempyō 10 (738). Als Shin Hannya-Kyō Hōki 3. Jahr (772). Daher wechseln auch in der Literatur oft die Namen. Der Kommentar des Chikō Hannya-Shingyō-Shutsugi ist in Abschrift aus dem 4. Jahr Shōhō (752) erhalten. Ein früher japanischer Kommentar existiert von der Hand Enchins (= Chishō Daishi). Im 9. Jahrhundert wurde das Sutra oft (mit anderen) als tendoku bei Erdbeben, Seuchen, Dürre etc. rezitiert.[5]

Der japanische Zen-Meister Taisen Deshimaru Rōshi legt in seinem Kommentar dazu dar, dass die Übersetzung von (skr. śunyata) als Leere zu kurz greift. Ihm zufolge richtet sich Avalokiteshvara als Sinnbild des Mitgefühls an Shariputra, der als Sinnbild der Vernunft gilt, indem er ihm die Unbeständigkeit aller Dinge vor Augen führt, wobei die Haltung, stets beide Aspekte einer Erscheinung zu bedenken, Mitgefühl bezeugt. Weit davon entfernt, einem Nihilismus das Wort zu reden (den eine oberflächliche Interpretation von nahelegen könnte), lehre das Herz-Sutra die Freiheit von Anhaftung, die Mitgefühl erzeugt.

Koreanische Tradition

In Korea wird das Sutra in der Regel abgekürzt: Maha-banya-para-mida-simgyeong[6]Banya-simgyeong (

반야심경

: [paɲaʃimgjəŋ]) genannt. Es ist das wohl am häufigsten gelesene Sutra überhaupt. Es wird bei jeder Zeremonie vorgelesen, so dass viele Tempelbesucher es auswendig können. In den Tripitaka Koreana finden sich etwa sieben verschiedene Hanja-Übersetzungen des Sutra mit leicht abweichenden Namensendungen. Zudem gibt es neben vollständiger Übersetzung auch manche gekürzte Fassungen. In Korea wird die Übersetzung vom chinesischen Mönch Xuanzang (koreanisch: Hyeonjang

현장

) aus der Tang-Zeit am meisten gelesen.

Englische Versionen

Es gibt verschiedene Übersetzungen ins Englische, eine von der Kwan-Um-Zen-Schule mit eher knappen Formulierungen[7] und eine von Gerhard Herzog, die er in seinem Buch The Heart Sutra and the Diamond Sutra veröffentlicht hat. Die zugrunde gelegte Übersetzung aus dem Sanskrit ins Chinesische stammte von Hsuan Tsang. Gerhard Herzog übersetzte es am Tung Fang Buddhist College in Kaohsiung, Taiwan, aus dem Chinesischen ins Englische mit sinngemäßen Formulierungen.[8][9][10] Es gibt noch weitere englische Fassungen. Die Kürze des Herz-Sutras und die Mehrdeutigkeit seiner Prägnanz haben dazu geführt, dass es eine der am häufigsten übersetzten chinesischen Schriften ist. Die meisten Übersetzer waren der Ansicht, dass die jeweils früheren Übersetzungen die Bedeutung nicht ganz richtig wiedergeben und hatten das Bedürfnis, einige Erweiterungen vorzunehmen, um sie im Englischen verständlich zu machen.[11]

Literatur

  • Kazuaki Tanahashi: The Heart Sutra: a comprehensive guide to the classic of Mahayana Buddhism. Shambhala, Boston London 2014, ISBN 1-61180-096-X
  • Karl Brunnhölzl: Das Herzinfarkt-Sūtra: ein neuer Kommentar zum Herz-Sūtra. Ed. Steinrich, Berlin 2014, ISBN 978-3-942085-42-7[12]
  • Dalai Lama: Der buddhistische Weg zum Glück. Das Herz-Sutra. Barth, Frankfurt a. M. 2004, ISBN 3-502-61138-6.
  • Taisen Deshimaru Roshi: Hannya-shingyô. Das Sutra der Höchsten Weisheit. Kristkeitz, Heidelberg-Leimen 2002, ISBN 3-932337-20-4.
  • Agetsu Wydler Haduch: Das Herz-Sutra = Maka hannya haramita shingyo. 4. Aufl. Zentrum für Zen-Buddhismus, Zürich 2001, ISBN 3-9521915-6-6.
  • Thich Nhat Hanh: Mit dem Herzen verstehen. 7. Aufl. Theseus, Berlin 2000, ISBN 3-89620-139-5.
  • Geshe Rabten: Essenz der Weisheit. Ein Kommentar zum Herzsutra. Dharma edition, Hamburg 1990, ISBN 3-927862-06-1.

Weblinks

Wikisource: Herz-Sutra – Quellen und Volltexte

Siehe auch

Diamant-Sutra

Einzelnachweise

  1. Introduction to „Heart of the Prajna-Paramita Sutra“ (Memento vom 12. Februar 2001 im Internet Archive)
  2. Edward Conze: Prajnaparamita Literature (2000) Munshiram Manoharlal Publishers ISBN 81-215-0992-0 (originally published 1960 by Mouton & Co.).
  3. Nanjō Bun’yū: A Catalogue of the Chinese Translations of the Buddhist Tripitaka … Oxford 1883. Reprint: San Francisco 1975, Nr. 19 und 20.
  4. Jongmae Kenneth Park: Die Lehren des Gautama Buddha / Eine Einführung in den Buddhismus. Lit-Verlag, Wien, 2006, Seite 169.
  5. Hermann Bohner: Legenden aus der Frühzeit des japanischen Buddhismus. Tokio 1934, I, 14. (Memento vom 8. November 2011 im Internet Archive)
  6. Text (Memento vom 13. Mai 2012 im Internet Archive) (PDF; 39 kB)
  7. The Maha Prajna Paramita Hrdaya Sutra (Memento vom 13. Mai 2012 im Internet Archive) (PDF; 39 kB)
  8. Gerhard Herzog: The Heart Sutra and the Diamond Sutra. Kaohsiung, Taiwan, 17. August 1971, Seite 5–9.
  9. National Taiwan University, Digital Library of Buddhist Studies: The Heart Sutra in English - Translated by Gerhard Herzog.
  10. BuddhAll: Erwähnung in einer Literaturliste als Nr. 34
  11. Buddhism's Shortest Scripture: The Heart Sutra
  12. Rezensionen: Karl Brunnhölzl: Das Herzinfarkt-Sutra (Memento vom 13. Oktober 2016 im Internet Archive), Tibetisches Zentrum Hamburg