Herzhausen (Vöhl)

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Herzhausen
Gemeinde Vöhl
Koordinaten: 51° 11′ 0″ N, 8° 53′ 47″ O
Höhe: 252 m ü. NHN
Fläche: 7,56 km²[1]
Einwohner: 466 (2014)[1]
Bevölkerungsdichte: 62 Einwohner/km²
Eingemeindung: 1. Februar 1971
Eingemeindet nach: Ittertal
Postleitzahl: 34516
Vorwahl: 05635
Lage von Herzhausen in Vöhl
Südliche Ortseinfahrt von Herzhausen mit Eder-Flusslauf

Herzhausen ist ein Ortsteil der Gemeinde Vöhl im nordhessischen Landkreis Waldeck-Frankenberg.

Geographische Lage

Herzhausen liegt rund vier Kilometer (Luftlinie) west-südwestlich von Vöhl, dem Kernort der Gemeinde, direkt am Einfluss der Eder (bei Flusskilometer 70,2) in das westliche Ende des Edersees bzw. an jenem der Itter in die Eder. Es befindet sich im äußersten Nordwestteil des Naturparks Kellerwald-Edersee, der den südlich des Stausees gelegenen Nationalpark Kellerwald-Edersee einrahmt. Das „NationalparkZentrum Kellerwald“ liegt südlich von Herzhausen entlang der durch das Dorf und das Edertal zum Gemeindeteil Kirchlotheim führenden Bundesstraße 252. Gegenüber liegt die Freizeitanlage Teichmann mit Badesee, Campingplatz und Gastronomie. Durch Herzhausen führen mehrere Fernwanderwege, darunter der Kellerwaldsteig.

Geschichte

In der Gegend Herzhausens gibt es Zeugen früher Besiedlung: Mehrere Hügelgräber aus der Bronzezeit liegen auf den Höhen beiderseits der unteren Itter. Nordwestlich des Dorfes befinden sich noch Reste einer alten Fliehburg aus der Latènezeit, der Höckelsburg. Auf dem „Ossenbühl“, südlich der Ortschaft, wird ein alter Gerichtsplatz (Thingstätte) erwähnt.

Im 8. oder 9. Jahrhundert wurde nordöstlich von Herzhausen die Ehrenburg erbaut. Im Jahre 1254 wird der Ort erstmals im Inventarverzeichnis des Klosters Haina urkundlich erwähnt.

Im ersten Jahrzehnt des 18. Jahrhunderts ließ Landgraf Ernst Ludwig von Hessen-Darmstadt den Bergrat Brumm und dann auch den Berginspektor Ludwig Balthasar Müller bei Herzhausen an der Itter und deren Zuflüssen Marbeck und Wennebach Goldwäsche versuchen, was aber nach erheblichen Investitionen als unrentabel eingestellt wurde. (Müller fand 1709 abbauwürdiges Kupfererz bei Thalitter und begründete dann den dortigen ertragreichen Kupferbergbau.)

Herzhausen gehörte zunächst zur Landgrafschaft Hessen, seit 1806 zum Großherzogtum Hessen. Dort lag es in dessen Provinz Oberhessen. Nach Auflösung der Ämter im Großherzogtum 1821 gehörte es zum Landratsbezirk Vöhl und zum Bezirk des Landgerichts Vöhl. Die Gemeinde gehörte zu den Landesteilen, die das Großherzogtum nach dem verlorenen Krieg von 1866 mit dem Friedensvertrag vom 3. September 1866 an Preußen abtreten musste. Dort wurde es dem Landkreis Frankenberg und dem Amtsgericht Vöhl zugeordnet.[2]

Bahnstrecke

Die Bahnstrecke Warburg–Sarnau wurde 1900 mit einem Bahnhof in Herzhausen in Betrieb genommen, jedoch 1987 stillgelegt. Jahrelang wurde eine Wiederinbetriebnahme gefordert. Seit dem 11. September 2015 halten wieder Züge auf der Bahnstrecke Warburg–Sarnau in Herzhausen. Die Linie verbindet Brilon und Korbach über Herzhausen mit Frankenberg (Eder) und Marburg (Lahn); in Korbach besteht Anschluss nach Kassel. Statt des südlich vom Ort gelegenen alten Bahnhofs wurde ein ortsnaher Haltepunkt eingerichtet, welcher den Beinamen Nationalparkbahnhof erhielt.[3][4]

Gebietsreform

Am 1. Februar 1971 fusionierten im Zuge der Gebietsreform in Hessen zunächst die Gemeinden Dorfitter, Thalitter und Herzhausen freiwillig zur neuen Gemeinde Ittertal.[5] Am 1. Januar 1974 wurde die Gemeinde Ittertal kraft Landesgesetz mit Hessenstein (bestehend aus den ehemaligen Gemeinden Buchenberg, Ederbringhausen, Harbshausen, Kirchlotheim, Niederorke, Oberorke und Schmittlotheim), Marienhagen, Obernburg und Vöhl zur neuen Großgemeinde Vöhl zusammengeschlossen.[6][7] Verwaltungssitz der Gemeinde ist der Ortsteil Vöhl. Für alle ehemals eigenständigen Gemeinden wurden Ortsbezirke mit Ortsbeirat und Ortsvorsteher nach der Hessischen Gemeindeordnung gebildet.[8]

Territorialgeschichte und Verwaltung im Überblick

Die folgende Liste zeigt im Überblick die Territorien, in denen Herzhausen, bzw. die Verwaltungseinheiten, denen es unterstand:[2][9][10]

Einwohnerentwicklung

Einwohnerstruktur

Nach den Erhebungen des Zensus 2011 lebten am Stichtag dem 9. Mai 2011 in Herzhausen 462 Einwohner. Darunter waren 3 (0,6 %) Ausländer. Nach dem Lebensalter waren 81 Einwohner unter 18 Jahren, 177 waren zwischen 18 und 49, 87 zwischen 50 und 84 und 114 Einwohner waren älter.[16] Die Einwohner lebten in 204 Haushalten. Davon waren 63 Singlehaushalte, 57 Paare ohne Kinder und 63 Paare mit Kindern, sowie 21 Alleinerziehende und 3 Wohngemeinschaften. In 51 Haushalten lebten ausschließlich Senioren/-innen und in 117 Haushaltungen leben keine Senioren/-innen.[16]

Einwohnerzahlen

Herzhausen: Einwohnerzahlen von 1791 bis 2014
Jahr  Einwohner
1791
  
196
1800
  
228
1806
  
246
1829
  
256
1834
  
315
1840
  
326
1846
  
323
1852
  
322
1858
  
285
1864
  
272
1871
  
244
1875
  
245
1885
  
258
1895
  
244
1905
  
278
1910
  
253
1925
  
227
1939
  
232
1946
  
467
1950
  
435
1956
  
359
1961
  
323
1967
  
342
1980
  
?
1990
  
?
2000
  
?
2011
  
462
2014
  
466
Datenquelle: Histo­risches Ge­mein­de­ver­zeich­nis für Hessen: Die Be­völ­ke­rung der Ge­mei­nden 1834 bis 1967. Wies­baden: Hes­sisches Statis­tisches Lan­des­amt, 1968.
Weitere Quellen: Gemeinde Vöhl[1]; Zensus 2011[16]

Religionszugehörigkeit

Im Jahr 1885 waren von den 258 Einwohnern 256 evangelisch (was 99,2 % entspricht), einer katholisch (0,4 %) und ein Einwohner bekannte sich zum jüdischen Glauben (0,4 %). 1961 wurden 282 evangelische (87,3 %) und 33 katholische (10,2 %) Christen gezählt.[2]

Weblinks

Einzelnachweise

  1. a b c Ortsteile Vöhls. In: Webauftritt. Gemeinde Vöhl, abgerufen im Oktober 2020.
  2. a b c d e Herzhausen, Landkreis Waldeck-Frankenberg. Historisches Ortslexikon für Hessen. (Stand: 8. Juli 2020). In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS).
  3. Ederseeverkehr. (Nicht mehr online verfügbar.) Kurhessenbahn, September 2015, archiviert vom Original am 25. Dezember 2015; abgerufen am 24. Dezember 2015.
  4. Bahn frei für Zugbetrieb zwischen Frankenberg und Korbach. In: Hessische/Niedersächsische Allgemeine, 11. September 2015, abgerufen am 11. September 2015
  5. Gemeindegebietsreform: Zusammenschlüssen und Eingliederungen von Gemeinden vom 20. Januar 1971. In: Der Hessische Minister des Inneren (Hrsg.): Staatsanzeiger für das Land Hessen. 1971 Nr. 6, S. 248, Punkt 328, Abs. 32 (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 6,2 MB]).
  6. Gesetz zur Neugliederung der Landkreise Frankenberg und Waldeck (GVBl. II 330-23) vom 4. Oktober 1973. In: Der Hessische Minister des Innern (Hrsg.): Gesetz- und Verordnungsblatt für das Land Hessen. 1973 Nr. 25, S. 359, § 6 (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 2,3 MB]).
  7. Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis für die Bundesrepublik Deutschland. Namens-, Grenz- und Schlüsselnummernänderungen bei Gemeinden, Kreisen und Regierungsbezirken vom 27.5.1970 bis 31.12.1982. W. Kohlhammer, Stuttgart/Mainz 1983, ISBN 3-17-003263-1, S. 390–391.
  8. Hauptsatzung. (PDF; 22 kB) § 5. In: Webauftritt. Gemeinde Vöhl, abgerufen im Oktober 2020.
  9. Michael Rademacher: Land Hessen. Online-Material zur Dissertation, Osnabrück 2006. In: treemagic.org.
  10. Grossherzogliche Centralstelle für die Landesstatistik (Hrsg.): Beiträge zur Statistik des Großherzogtums Hessen. Band 13. G. Jonghause's Hofbuchhandlung, Darmstadt 1872, DNB 013163434, OCLC 162730471, S. 12 ff. (google books).
  11. Die Zugehörigkeit der Herrschaft Itter anhand von Karten aus dem Geschichtlicher Atlas von Hessen: Hessen-Marburg 1567–1604., Hessen-Kassel und Hessen-Darmstadt 1604–1638. und Hessen-Darmstadt 1567–1866.
  12. Wilhelm von der Nahmer: Handbuch des Rheinischen Particular-Rechts: Entwickelung der Territorial- und Verfassungsverhältnisse der deutschen Staaten an beiden Ufern des Rheins : vom ersten Beginnen der französischen Revolution bis in die neueste Zeit. Band 3. Sauerländer, Frankfurt am Main 1832, OCLC 165696316, S. 8 (Online bei google books).
  13. a b Grossherzogliche Centralstelle für die Landesstatistik (Hrsg.): Beiträge zur Statistik des Großherzogtums Hessen. Band 13. G. Jonghause's Hofbuchhandlung, Darmstadt 1872, DNB 013163434, OCLC 162730471, S. 13, § 26 1648:Punkt c (google books).
  14. a b Hessen-Darmstädter Staats- und Adresskalender 1806. Im Verlag der Invaliden-Anstalt, Darmstadt 1806, S. 265 f. (Online in der HathiTrust digital library).
  15. Neuste Länder und Völkerkunde. Ein geographisches Lesebuch für alle Stände. Kur-Hessen, Hessen-Darmstadt und die freien Städte. Band 22. Weimar 1821, S. 420 (online bei Google Books).
  16. a b c Ausgewählte Daten über Bevölkerung und Haushalte am 9. Mai 2011 in den hessischen Gemeinden und Gemeindeteilen. (PDF; 1,1 MB) In: Zensus 2011. Hessisches Statistisches Landesamt, S. 50 und 106;.
  17. Hessen-Darmstädter Staats- und Adresskalender 1791. Im Verlag der Invaliden-Anstalt, Darmstadt 1791, S. 201 f. (Online in der HathiTrust digital library).
  18. Hessen-Darmstädter Staats- und Adresskalender 1800. Im Verlag der Invaliden-Anstalt, Darmstadt 1800, S. 219 f. (Online in der HathiTrust digital library).
  19. Georg Wilhelm Justin Wagner: Statistisch-topographisch-historische Beschreibung des Großherzogthums Hessen: Provinz Oberhessen. Band 3. Carl Wilhelm Leske, Darmstadt August 1830, OCLC 312528126, S. 121 (Online bei google books).