Hilal Sezgin

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Hilal Sezgin, 2011

Hilal Sezgin (* 29. Mai 1970 in Frankfurt am Main) ist eine türkisch-deutsche Schriftstellerin, Publizistin und Journalistin.

Leben

Hilal Sezgin ist die Tochter der Islamwissenschaftler Ursula und Fuat Sezgin. Sie besitzt die deutsche und die türkische Staatsbürgerschaft. Nach dem Abitur in Braunschweig studierte sie in Frankfurt am Main Philosophie mit den Schwerpunkten Moralphilosophie und Politische Theorie sowie Soziologie und Germanistik.[1] Sie lebt in einem Dorf im Landkreis Lüneburg.[2]

Publizistische Arbeit

Sezgin ist eine der wenigen muslimischen Autoren, die in Deutschland für überregionale Zeitungen berichten.[3] Sie befasst sich vor allem mit Feminismus, Islam und Islamophobie sowie Tierethik.[4] Sezgin schreibt Hintergrundtexte, Essays und Kolumnen für Zeitungen und Zeitschriften,[5] so die Kolumne Meine Tiere, die seit 2011 in der Frankfurter Rundschau und der Berliner Zeitung erscheint. Seit 2006 ist sie eine der Schlagloch-Kolumnistinnen auf der Meinungsseite der taz. Von 2007 bis 2010 gehörte sie zu den vier regelmäßigen Autoren des Islamischen Worts beim SWR.

Als Buchautorin debütierte sie 1999 mit dem historischen Kriminalroman Der Tod des Maßschneiders.

Eine Sammlung von Feuilleton-Artikeln, die sie für die Frankfurter Rundschau schrieb, erschien 2005 in Buchform: Kleines ABC der Freiheiten. 2006 folgte das Sachbuch Typisch Türkin?, in dem sie die neue Generation türkischstämmiger deutscher Frauen porträtierte. Gemeinsam mit Nasr Hamid Abu Zaid veröffentlichte sie Mohammed und die Zeichen Gottes (2008), ein Buch über den Koran und die Zukunft des Islams.[6] Sie setzt sich für die Anerkennung von gleichgeschlechtlichen Lebenspartnerschaften ein[7] und verteidigt das Recht muslimischer Frauen, im Arbeitsleben und in der Öffentlichkeit Kopftuch zu tragen.[8] 2010 initiierte sie einen mit Sie sind unser Präsident überschriebenen Offenen Brief deutscher Muslime an den damaligen Bundespräsidenten Christian Wulff.[9] 2011 gab sie ein Sammelwerk unter dem Titel Das Manifest der Vielen heraus. Im Buch kritisieren 30 Autoren mit Migrationshintergrund die Thesen Thilo Sarrazins in dessen Buch Deutschland schafft sich ab.[10][11]

Über Tiernutzung, Tierrechte und Veganismus veröffentlichte Hilal Sezgin drei Bücher. Das 2014 erschienene Buch Artgerecht ist nur die Freiheit stellte Thomas Macho in der NZZ in eine Reihe mit Jonathan Safran Foers Tiere essen, Karen Duves Anständig essen und Zoopolis von Sue Donaldson.[12] Eckhard Fuhr meinte in Die Welt, dass eine rigorose Tierethik, wie Sezgin sie fordere, zentrale Menschenrechte außer Kraft setze.[13] Das Buch Wieso? Weshalb? Vegan!, erschienen 2016, schrieb sie für Leser ab 12 Jahren. Doch es handle sich nicht um ein Jugendsachbuch, befand Armin Pfahl-Traughber in einer Rezension. Ihr Plädoyer für ein tierfreundliches Leben sei „journalistisch und nicht wissenschaftlich, appellierend und nicht neutral verfasst“. Dabei sei die Autorin aber „auf keiner einzigen Seite niveaulos oder pauschalisierend“.[14]

Sezgin kritisiert Umweltschützer wegen ihres Fleischkonsums[15] und spricht sich gegen Zoos aus.[16] Sie betreibt seit 2007 einen Gnadenhof für Schafe in der Lüneburger Heide und lebt selbst vegan.[17] Für das Feuilleton der Frankfurter Rundschau schreibt sie die Kolumne Unter Tieren.[18]

Mitgliedschaften

Hilal Sezgin ist Mitglied des Liberal-Islamischen Bundes und Jurymitglied der Sachbuch-Bestenliste der Süddeutschen Zeitung, der Sachbuch-Bestenliste DER ZEIT, sowie seit April 2016 auch in der Jury des NDR Kultur Sachbuchpreises.

Auszeichnungen

  • 2005: Lobende Erwähnung bei der Verleihung des Nachwuchspreises des Journalistinnenbundes[19]
  • 2010: Titel einer der European Muslim Women of Influence des "Strategic Dialogue"[20]
  • 2016: Nennung unter den 25 Frauen, die unsere Welt besser machen, Digitalmagazin Edition F[21]

Schriften

  • Der Tod des Maßschneiders. Roman. Hoffmann und Campe, Hamburg 1999; Diana, München 2000, ISBN 3-453-17717-7
  • Kleines ABC der Freiheiten. Feuilletons. Helmer, Königstein im Taunus 2005, ISBN 3-89741-189-X
  • Typisch Türkin? Porträt einer neuen Generation. Herder, Freiburg im Breisgau 2006; ebd. 2010, ISBN 978-3-451-06092-2
  • Mohammed und die Zeichen Gottes. Der Koran und die Zukunft des Islam. Herder, Freiburg im Breisgau 2008; Neuausgabe 2011, ISBN 978-3-451-06145-5 (Mitarbeit)
  • Mihriban pfeift auf Gott. Roman. DuMont, Köln 2010, ISBN 978-3-8321-9554-0
  • Landleben. Von einer, die raus zog. DuMont, Köln 2011, ISBN 978-3-8321-9623-3[2]
  • (als Herausgeberin) Manifest der Vielen. Deutschland erfindet sich neu. Blumenbar, Berlin 2011, ISBN 978-3-936738-74-2
  • Artgerecht ist nur die Freiheit. Eine Ethik für Tiere oder Warum wir umdenken müssen. C.H. Beck, München 2014, ISBN 978-3-406-65904-1
  • Hilal Sezgins Tierleben. Von Schweinen und anderen Zeitgenossen. C.H. Beck, München 2014, ISBN 978-3-406-66658-2
  • Wieso? Weshalb? Vegan! Warum Tiere Rechte haben und Schnitzel schlecht für das Klima sind. Fischer Kinder- und Jugendtaschenbuch, Frankfurt am Main 2016, ISBN 978-3-7336-0252-9.
  • Nichtstun ist keine Lösung. Politische Verantwortung in Zeiten des Umbruchs. DuMont Buchverlag, Köln 2017, ISBN 978-3-8321-9881-7.
  • Feuerfieber. Ein Tierrechtsroman. Herausgegeben von Hartmut Kiewert, Privatdruck, Leipzig 2020.

Weblinks

Commons: Hilal Sezgin – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Interview mit der Online-Zeitschrift Schattenblick, Oktober 2012, abgerufen am 28. September 2014
  2. a b Deutschlandradio Kultur vom 16. März 2011: Rezension
  3. Nimet Şeker: Eine typische Türkin gibt es nicht. Porträt, qantara.de, 5. März 2009, online
  4. Selbstdarstellung auf der Webseite von Hilal Sezgin. Abgerufen am 28. September 2014
  5. Biographie bei Perlentaucher.de. Abgerufen am 28. September 2014
  6. Rezensionen bei Perlentaucher.de. Abgerufen am 28. September 2014
  7. Hilal Sezgin: Muslime für die Homoehe taz.de, 24. August 2011. Abgerufen am 24. Juli 2013
  8. Kopftuchfrauen. In: Süddeutsche Zeitung, 17. Mai 2010, online
  9. Sie sind unser Präsident. Offener Brief deutscher Musliminnen und Muslime an den Bundespräsidenten Christian Wulff. In: Die tageszeitung, 13. September 2010, online
  10. Seht ihr uns? Das "Manifest der Vielen" formiert sich gegen Sarrazin Zeit Online, 7. März 2011. Abgerufen am 29. September 2011
  11. Hilal Sezgin (Hg.) Manifest der Vielen
  12. Rezensionsnotiz in Perlentaucher
  13. Eckhard Fuhr: Wer Tierrechte will, bahnt der Euthanasie den Weg. In: Die Welt, 30. Januar 2014, online
  14. Armin Pfahl-Traughber: Hilal Sezgins Plädoyer für ein tierfreundliches Leben. "Weil wir es können", Rezension in: Humanistischer Pressedienst, 9. Juni 2016
  15. Hilal Sezgin: Der Weltenretter ihr Fleisch, taz.de, 5. Oktober 2011
  16. Hilal Sezgin: Hinter den Kulissen des Vorzeige-Zoos, FAZ.net, 3. Juli 2014
  17. Friederike Gräff: Hilal Sezgin über Tierrechte „Ich bin auch zu nichts nutze“, Taz, 11. März 2014.
    Wir verdrängen die Grausamkeit. Von Hilal Sezgin (Journalistin und Schriftstellerin), in: Bundeszentrale für Politische Bildung, 2. September 2019
  18. Hilal Sezgin: Unter Tieren. Veganismus statt Bio-Ferkel, FR, 4. April 2018
  19. http://www.journalistinnenbund.de/verein/jb_nachwuchspreis/begruendung_nachwuchspreis_2005.html@1@2Vorlage:Toter Link/www.journalistinnenbund.de (Seite nicht mehr abrufbar, Suche in Webarchiven Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
  20. European Muslim Women of Influence, Broschüre zur Preisverleihung (Memento des Originals vom 24. September 2015 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.strategicdialogue.org, London 2010
  21. online, abgerufen am 26. Oktober 2018