Hochschule Bremen

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Hochschule Bremen
Gründung 1982
Trägerschaft staatlich
Ort Bremen
Bundesland Bremen
Land Deutschland
Rektorin Karin Luckey (seit 1. September 2008)
Studierende 8.717 (WS 2020/21)[1]
Website www.hs-bremen.de
Datei:Hochschule Bremen.JPG
Hochschule Bremen – Einrichtungen Neustadtswall

Die Hochschule Bremen (HSB) ist eine staatliche Hochschule in Bremen. Sie entstand 1982 aus der Fusion von vier Hochschulen: der Hochschule für Wirtschaft, der Hochschule für Technik, der Hochschule für Sozialpädagogik und Sozialökonomie sowie der Hochschule für Nautik.

Im Land Bremen gibt es neben der HSB fünf weitere Hochschulen: Die Hochschule für Künste Bremen (hfk), die Jacobs University Bremen, die Universität Bremen, die Apollon Hochschule der Gesundheitswirtschaft und die Hochschule Bremerhaven.

Standorte

Die Hochschule verteilt sich auf verschiedene Standorte. Der Zentralstandort mit der Hauptverwaltung und den Fachbereichen Soziales und Technik befindet sich in der Bremer Neustadt am Neustadtswall. Die Fachbereiche Nautik und Wirtschaft sind einen Kilometer östlich am Standort des Lehrgebäudes an der Werderstraße 73 angesiedelt, wo sich auch die zum Fachbereich Wirtschaft gehörende School of International Business (SIB) befindet. Ein weiterer Standort liegt in der Nähe des Flughafens Bremen, hier befindet sich das Zentrum für Informatik und Medientechnologien (ZIMT) mit den Fachbereichen Informatik und Luft- und Raumfahrt. Auch das Institut für Aerospace-Technologie ist hier angesiedelt. Das International Graduate Center (IGC) befindet sich am Standort Langemarckstraße. Der jüngste Standort Am Brill verankert insbesondere die Fachbereiche Pflege-, Gesundheit- und Therapiewissenschaften in der Innenstadt.

Studium

2020 waren insgesamt rund 8700 Studierende immatrikuliert, davon 59 % männlich und 41 % weiblich. Die Studierenden verteilen sich im Studienjahr 2020/2021 wie folgt auf die Fakultäten: rund 3.200 in Wirtschaftswissenschaften, 4.450 in Ingenieur- und Naturwissenschaften und 1.350 in Geistes-, Gesundheits- und Sozialwissenschaften. Stark angewählt werden in der Regel die Studiengänge Soziale Arbeit, Betriebswirtschaft, Bionik und der Internationale Studiengang Tourismusmanagement.

Die Hochschule Bremen unterhält über 390 Kooperationsvereinbarungen mit ausländischen Hochschulen (Stand: 2021), die Mehrzahl der Studiengänge setzt verpflichtend mindestens ein Auslandssemester voraus. Einige Studiengänge verleihen in Zusammenarbeit mit ausländischen Hochschulen Doppeldiplome. Darüber hinaus werden in den Bereichen Ingenieurwissenschaften und Wirtschaft mehrere komplett englischsprachige Masterstudiengänge angeboten.

Zum Wintersemester 2005/2006 wurden im Zuge der allgemeinen Studiengangsangleichung an der Hochschule Bremen fast alle Diplom-Studiengänge in Bachelor-/Master-Studiengänge umgewandelt. Für ihr Reformkonzept erhielt die Hochschule Bremen neben der TU München im Jahr 2000 die Auszeichnung „Best Practice Hochschule“ vom Centrum für Hochschulentwicklung.[2]

2004 gründete die Hochschule Bremen eine Graduate School unter dem Namen International Graduate Center (IGC), um postgraduale Studiengänge berufsbegleitend oder in Vollzeit zielgruppengerecht anbieten zu können. Masterprogramme des IGC werden vorwiegend im Bereich Management angeboten und schließen mit den anerkannten Abschlüssen Master of Arts (M.A.) oder Master of Business Administration (MBA) ab.

Die Hochschule Bremen ist eines von sieben Mitgliedern im deutschen Hochschulverbund Alliance for Excellence UAS7. Außerdem war die Hochschule Teil des Wbone-Netzwerks für Bildungseinrichtungen Bremens.

Die Hochschule Bremen ist seit Jahren stark unterfinanziert.[3] Ein massiver Abbau von Studienplätzen wird befürchtet, wenn sich die finanzielle Situation nicht verbessert.[4]

Besondere Angebote

Ende der 80er Jahre entwickelte die Hochschule Bremen gemeinsam mit der EDEKA Nordwest, der Brauerei Beck & Co., KraftJacobsSuchard (heute Mondelēz International), dem deutschen Einzelhandelsverband, der Handelskammer Bremen und dem Einzelhandelsverband Nordsee den Studiengang Management im Handel. Dieser konzentriert das Studium der Betriebswirtschaft auf alle Zweige der Konsumgüterwirtschaft, die mit dem Handel in Kontakt stehen, also den handelsorientierten Abteilungen der Konsumgüterindustrie, dem Groß- und Einzelhandel sowie den Konsumenten. Der Studiengang wurde mit dem „Goldenen Zuckerhut“ – dem wichtigsten Preis der Konsumgüterwirtschaft in Deutschland – ausgezeichnet und wird seit vielen Jahren von der Conzen-Stiftung gefördert.[5]

Die Hochschule Bremen bietet einen Internationalen Frauenstudiengang Informatik an.[6] Im Gegensatz zum Studiengang Medieninformatik oder Internationaler Studiengang Technische Informatik ist dieser Studiengang ein allgemein gehaltener Informatikstudiengang nur für Frauen.

Das Studienangebot der Fakultät für Wirtschaftswissenschaften (School of International Business) der Hochschule Bremen umfasst internationale wirtschaftswissenschaftliche Bachelor- sowie englisch- und deutschsprachige Master-Studiengänge.

Studiumsvoraussetzungen

Neben den allgemeinen Studiumsvoraussetzungen gibt es in Bremen zwei weitere Möglichkeiten zum Studium:

  • Die Sonderzulassung setzt voraus einen Wohnsitz in Bremen oder Umgebung, eine abgeschlossene Berufsausbildung und eine Prüfung mit Abschluss z. B. als Meister, Techniker oder Betriebswirt.
  • Die Einstufungsprüfung setzt einen Wohnsitz in Bremen oder Umgebung voraus, eine abgeschlossene Berufsausbildung von mindestens zwei Jahren, eine mindestens dreijährige weitere Berufspraxis und die Teilnahme an Fort- und Weiterbildungsveranstaltungen. Es erfolgt dann eine Prüfung für die Zulassung.[7]

Fakultäten

Datei:Hochschule Bremen Neustadtwall.JPG
Hochschule Bremen – Einrichtungen am Neustadtswall

In den insgesamt fünf Fakultäten werden 66 Studiengänge (Stand: 2021) angeboten – zumeist mit Abschluss als Bachelor oder Master – von denen die Mehrzahl einen obligatorischen Auslandsaufenthalt beinhalten.

Fakultät 1: Wirtschaftswissenschaften

Diese Fakultät wird auch School of International Business (SIB) genannt. Alle Studiengänge sind international ausgerichtet. Der Unterricht findet mehrsprachig statt. In der SIB werden Bachelor- und Masterstudiengänge angeboten. Die jeweils vier Bachelorstudiengänge werden in drei Arbeitsbereiche eingeteilt:

  • Internationales Management
  • Management und Technologie
  • Öffentliche Wirtschaft, Finanz- und Volkswirtschaft

Als Masterstudiengänge werden angeboten Business Administration, Business Management, Sustainable Business & Entrepreneurship (ab Sommersemester 2023), East Asian Management, European Studies, Global Management, Tourism Management, International Business Administration sowie Kulturmanagement.

Fakultät 2: Architektur, Bau und Umwelt

Es werden folgende Bachelor- und Masterstudiengänge angeboten für:

Fakultät 3: Gesellschaftswissenschaften

Es werden folgende Bachelor- und Masterstudiengänge angeboten:

  • Bachelor-Studiengänge:
    • Internationaler Studiengang Angewandte Freizeitwissenschaft B.A.
    • Internationaler Studiengang Hebammen B.Sc.
    • Internationaler Studiengang Pflege B.Sc. (primärqualifizierend)
    • Internationaler Studiengang Pflege- und Gesundheitsmanagement B.A.
    • Internationaler Studiengang Politikmanagement B.A.
    • Soziale Arbeit B.A.
    • Soziale Arbeit Dual B.A.
  • Master-Studiengänge:
    • Politik und Nachhaltigkeit M.A.
    • International Studies of Leisure and Tourism M.A.
    • Praxisforschung und Innovation in der Sozialen Arbeit M.A.
  • Dualer Studiengang:
    • Angewandte Therapiewissenschaften Logopädie und Physiotherapie B.Sc.

Der bisherige Internationale Studiengang Journalistik B.A. nimmt keine neuen Studierenden mehr auf, die letzte Immatrikulation erfolgte im WS 2014.

Zur Geschichte der Fakultät und der Fächer siehe näheres unten.

Fakultät 4: Elektrotechnik und Informatik

Es werden eine Reihe (2010: 16) von Bachelor- und Masterstudiengängen in folgenden Lehrgebieten angeboten:

  • Energie – Technik,
  • Elektrotechnik und Angewandte Physik,
  • Automatisierungstechnik,
  • Allgemeine Informatik sowie
  • Medien – Informatik

Fakultät 5: Natur und Technik

Es werden (2011: 19) Bachelor- und Masterstudiengänge angeboten in den beiden Abteilungen Maschinenbau:

  • Mechanical Production and Engineering B.Eng. (Dualer Studiengang mit EADS Astrium/ Airbus)
  • Energietechnik B.Eng.
  • Industrial Management and Engineering China B.Eng. (Internationaler Studiengang)
  • Luftfahrtsystemtechnik und -management B.Eng. (Internationaler dualer Studiengang mit Lufthansa Flight Training, RWL usw.)
  • Luftfahrtsystemtechnik und -management für Wartungsingenieure B.Eng. (Dualer Studiengang mit Lufthansa Technik)
  • Maschinenbau B.Eng.
  • Luft- und Raumfahrttechnik B.Eng.
  • Aeronautical Management M.Eng.
  • Aeronautical Technologies M.Eng.
  • Maschinenbau M. Eng.

Schiffbau und Meerestechnik, Nautik, Biologie, Bionik:

  • Schiffbau und Meerestechnik B.Eng.
  • Schiffbau und Meerestechnik B.Eng. (Internationaler Studiengang)
  • Studium im Praxisverbund Schiffbau und Meerestechnik B.Eng.(Dualer Studiengang)
  • Schiffbau und Meerestechnik M.Eng.
  • Ship Management B.Sc. (Nautik)(Internationaler Studiengang)
  • Shipping and Chartering B.A. (Internationaler Studiengang)
  • Technische und Angewandte Biologie B.Sc. (Internationaler Studiengang)
  • Technische und Angewandte Biologie M.Sc. (Internationaler Studiengang)
  • Bionik B.Sc. (Internationaler Studiengang)
  • Bionik: Mobile Systeme M.Sc.

Graduate & Professional School

Die Graduate & Professional School der Hochschule Bremen umfasst neben der berufsbegleitenden Weiterbildung für Führungskräfte auch Vollzeit-Studienprogramme für ein nationales und internationales Publikum aus über 40 Nationen. Diese organisieren sich im International Graduate Center, eine Einrichtung der Graduate & Professional School. Es werden folgende (2019: 9) Masterstudiengänge angeboten:

  • Business Administration, MBA (berufsbegleitend)
  • Business Management, M.A. (berufsbegleitend)
  • Kulturmanagement, M.A. (berufsbegleitend)
  • European/Asian Management, MBA
  • International Business Administration MBA (Dual Degree Program)
  • Global Management, MBA
  • International Tourism Management, MBA
  • European Studies, M.A.
  • Master in Aeronautical Management, M.Eng

Darüber hinaus werden berufsbegleitend Weiterbildungskurse angeboten, die mit einem Zertifikat abschließen.

Forschungseinrichtungen

Fakultät 1 – Wirtschaftswissenschaften:

  • Bremer Institut für angewandte Handelsforschung
  • Bremer Institut für empirische Handels- und Regionalstrukturforschung
  • Bremer Institut für Tourismuswirtschaft und Freizeitforschung
  • Centrum für Technologie und Management
  • Center for International Management Studies
  • East Asian Management Research Institute
  • Institut für Europäische Regionalökonomie
  • Institut für Finanz- und Dienstleistungsmanagement
  • Institut für Unternehmensgeschichte
  • Institut für Unternehmenspraxis und Verwaltungsreform
  • markt.forschung.kultur
  • Institute for Transport and Development
  • Türkisch-Deutsches Wirtschaftsinstitut e. V.
  • Zentrum für Interkulturelles Management
  • Zentrum für Public Management

Fakultät 2 – Architektur, Bau und Umwelt:

  • Bremer Institut für Architektur, Kunst und städtische Kultur
  • Institute for new Dimensions
  • Institut für Baustofftechnologie
  • Institut für Experimentelle Statik
  • Institut für Geotechnik
  • Institut für Konstruktion und Entwerfen
  • Institut für Energie und Kreislaufwirtschaft
  • Institut für Umwelt- und Biotechnik
  • Institut für Wasserbau
  • Zentrum für energieeffiziente Technik und Architektur
  • Institut der Stadtbaukunst

Fakultät 3 – Gesellschaftswissenschaften:

  • Bremer Institut für Soziale Arbeit und Entwicklung e.V.
  • Institut für angewandte Medienforschung
  • Institut für Freizeitwissenschaft und Kulturarbeit e.V.
  • Institut für Gesundheits- und Pflegeökonomie
  • Institut für Wissenschaftskommunikation
  • Institut für Mensch-Umwelt-Beziehungen und Empirische Sozialforschung
  • Internationales Institut für Studien in der Bauwirtschaft
  • Kompetenzzentrum Nachhaltigkeit im Globalen Wandel
  • Zentrum für Pflegeforschung und Beratung

Fakultät 4 – Elektrotechnik und Informatik:

  • Bremer Centrum für Mechatronik
  • Institut für Informatik und Automation
  • Institut für mechatronische Systementwicklung
  • Institut für Mikroelektronik, Mikromechanik und Mikrooptik
  • Institut für Nachrichtentechnik
  • Institut für Wasserschall, Sonartechnik und Signaltheorie
  • Medienkompetenzzentrum (MMCC)

Fakultät 5 – Natur und Technik:

  • Bionik-Innovations-Centrum Bremen
  • Bremer Institut für die Praxis der Naturwissenschaften
  • Gesellschaft für angewandten Umweltschutz und Sicherheit im Seeverkehr mbH
  • Institut für Aerospace-Technologie
  • Institut für maritime Simulation
  • Institut für Produktionstechnik und Fabrikbetrieb
  • Institut für Schiffs- und Meerestechnologie
  • Institut für Umwelt- und Biotechnik
  • Julius Robert Mayer – Institut für Energietechnik
  • Maritimes Institut Bremen
  • Zentrum für Werkstoff- und Schweißtechnik

Studentenvertretungen

Der Allgemeine Studierendenausschuss (AStA) ist in der Hochschule Bremen das geschäftsführende und mit der Außenvertretung betraute Organ der Studierendenschaft. Der AStA wird vom Studierendenparlament gewählt. Er besteht aus dem Vorstand sowie einer Reihe von Referenten (Sachmitarbeiter) für verschiedene Aufgabengebiete. Neben dem AStA existieren an der Hochschule Bremen auch Fachschaften zur Interessenvertretung der Studierenden in den jeweiligen Fakultäten.

Geschichte

Datei:Technikum Bremen, vor 1917.jpg
Bremer Technikum vor 1917, heute der inzwischen zweimal umgebaute M-Trakt (Neustadtswall) der Hochschule Bremen

Die Hochschule Bremen entstand 1982 aus der Fusion der Hochschulen für Wirtschaft, Technik, Sozialpädagogik und Sozialökonomie sowie Nautik.

Wirtschaft

1963 begann die Höhere Wirtschaftsfachschule (HWF) mit dem Betrieb. Sie hatte 1964 rund 65 Studierende. 1968 wurde daraus die Wirtschaftsakademie und 1970 die eigenständige Hochschule für Wirtschaft. 1982 bei der Fusion der vier Hochschulen entstand die Fakultät 1 – Wirtschaftswissenschaften mit inzwischen 22 Studiengängen (Stand: 2009).

Technik

Seit 1892 plante der Senat die Einrichtung einer technischen Gewerbeschule. 1894 wurde im Südwestflügel der Schule an der Langemarckstraße (damals Kleine Allee) in der Neustadt das Technikum eingerichtet mit den drei Schulen für Baugewerke, Maschinenbau, Schiffbau und 1895 der Seemaschinistenschule.

1906 wurde nach Plänen von Hugo Wagner (Bremen) ein Neubau auf der gegenüberliegenden Seite eröffnet, heute der M-Trakt der Hochschule Bremen. 1914 erhielt das Technikum die Bezeichnung Technische Staatslehranstalten mit den Abteilungen Hoch- und Ingenieurbau, Maschinenbau, Elektronik, Schiffbau und Luftfahrttechnik, Schiffsingenieurschule. Im Volksmund hielt sich der Name Technikum. Weitere Fachbereiche entwickelten oder veränderten sich u. a. in Tiefbau, Elektrotechnik, Schiffsmaschinenbau; die Seemaschinistenschule wurde Teil der Schiffingenieurschule. 1927 wurde die 1884 gegründete Schiffingenieurschule Bremerhaven eingegliedert. Ein Anbau entstand 1927.

Ab 1937 galt der Name Staatliche Ingenieurschule und Staatsbauschule in Bremen. Nachdem das Schulgebäude 1941 ausbrannte fand das Studium an der Schule am Leibnizplatz (damals Kapitän-König-Schule) statt. 1942 wurde der Name Bau- und Ingenieurschule der Hansestadt Bremen eingeführt.

Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden Reparaturen am Schulgebäude vorgenommen. Erweiterungsbauten erfolgten 1956 am Neustadtswall, 1959 das Maschinenlabor mit einer Erweiterung (1962) und 1963 der Elektroflügel am Park. In dieser Zeit war langjährig Kuntze Direktor der Schule. 1963 lautete der Name nun Ingenieurschule mit rund 1.550 Studierenden (1964), 1968 dann Ingenieurakademie und 1970 schließlich Hochschule für Technik. Das Rechenzentrum entstand ab 1974, es folgte 1976 das 10-geschossige Hochhaus für die Fachbereiche Architektur und Bauingenieurswesen (AB-Flügel). Die Mensa nach Plänen von Evaristo Sosa (Bremen) mit der Kunstgruppe 4 Riesen von Klaus Schultze entstand von 1977 bis 1980. Die Riesen verschwanden fast spurlos 2008 bei einem Umbau der Mensa.

Nach der Fusion der vier Hochschulen entstanden ab 1982 die

  • Fakultät 2 – Architektur, Bau und Umwelt mit inzwischen 6 Studiengängen (Stand: 2009),
  • Fakultät 4 – Elektrotechnik und Informatik mit inzwischen 13 Studiengängen (Stand: 2009) und
  • Fakultät 5 – Natur und Technik mit inzwischen 19 Studiengängen (Stand: 2011)

2002 wurde der M-Trakt aufgestockt und Umgebaut.

Sozialpädagogik und Sozialökonomie

1870 führte der bis heute in der beruflichen Bildung für Frauen tätige Frauen-Erwerbs- und Ausbildungsverein (FEAV) in Bremen erstmals Kurse für Kinderpflegerinnen durch. 1909 wurde die erste Bremer Frauenschule unter der Leitung der Pädagoginnen Emilie Bendel und Agnes Matthes in Trägerschaft des FEAV eröffnet. Während des Ersten Weltkriegs wurde sie zur Frauendienstschule umgewidmet. 1918 eröffnete die Soziale Frauenschule in der Pelzerstraße Nr. 8/11 (später in der Contrescarpe 162) mit einem Seminar für Handarbeits- und Hauswirtschaftlehrerinnen und einem sozialpädagogischen Seminar für Kindergärtnerinnen; Direktorin war die Bremer Pädagogin, Frauenrechtlerin und spätere Bürgerschaftsabgeordnete Agnes Heineken. 1933 wurde der FEAV aufgelöst, die Ausbildung wurde verstaatlicht und Agnes Heineken von den Nationalsozialisten zwangspensioniert. Sie setzte sich in der Folge für verfolgte jüdische Bürger ein.[8] Haushaltskurse und ein Mittagstisch wurden bis 1943 angeboten.

Nach dem Zweiten Weltkrieg entstand die Fachschule für Sozialberufe mit der Abteilung Frauenfachschule in der Straßburger Straße, der Abteilung Kindergärtnerinnen- und Jugendleiterinnenseminar in der Mainstraße und der Abteilung Wohlfahrtsschule Am Wall. Diese Fachschule hatte 1964 rund 320 Schüler. 1968 wurde daraus die Sozialakademie und 1970 die eigenständige Hochschule für Sozialpädagogik und Sozialökonomie (HfSS), die im heutigen GW1-Gebäude am Universitätscampus untergebracht war. In den 1960er und 1970er Jahren – den Zeiten des Umbruchs – wurde die Sozialakademie und die 1970 aus ihr entstehende Fachhochschule von der Bremer Pädagogin Emilie Stahl[9] als Rektorin geführt. Stahl war 1966 die erste Frau im Deutschen Bildungsrat und setzte sich als Expertin für vorschulische Pädagogik für die gesellschaftliche Anerkennung des Erzieherberufs ein. Durch die Fusion der vier Hochschulen im Jahr 1982 entstand zunächst ein Fachbereich Sozialwesen und nach nochmaliger Umstrukturierung 2005 die heutige Fakultät 3 – Gesellschaftswissenschaften mit inzwischen (2015) acht Studiengängen am Neustadtswall.

Im WS 1995/96 studierten – vor der weiteren Ausdifferenzierung der MINT-Fächer und der Bologna-Reform – 872 Studierende den Diplom-Studiengang Sozialarbeit/Sozialpädagogik, der zu diesem Zeitpunkt am Standort Langemarckstraße[10] noch mit 25 Professuren ausgestattet war und an dem das in der HfSS begründete „Zentrum für Soziale Beratung und Bildung (ZEBB)“ eine Schriftenreihe herausgab[11]. Bis 2003 bestand zudem am Fachbereich 11 der Universität Bremen in der Grazer Straße 2 ein Arbeitsbereich Sozialpädagogik/ Sozialarbeitswissenschaft mit einem Diplom-Studiengang Sozialpädagogik[12]; erhalten geblieben ist bis heute (2015) neben der Ausrichtung des Fachbereichs 11 auf Public Health und Gesundheitswissenschaften ein Angebot zur frühkindlichen Pädagogik im Arbeitsbereich Grundschulpädagogik des Fachbereichs 12.

2006 konnte an der HSB das 90-jährige Jubiläum berufsverbandlicher Organisation gefeiert werden und durch externe Initiative verstärkt, zum Sommersemester 2007, nach immer wiederkehrenden den Studiengang betreffenden Schließungsplänen der Hochschulleitung, die Eckprofessur für Sozialarbeitswissenschaft und in der Folge geknüpft u. a. an Akkreditierungsauflagen sechs weitere Hochschulprofessuren berufen werden. Aktuell werden im siebensemestrigen B.A.-Studiengang Soziale Arbeit 405 Studierende (Stand: WS 2008/2009) von zwölf Professoren und drei Lehrkräften für besondere Aufgaben sowie 34 Lehrbeauftragten aus den Praxisfeldern begleitet (Stand SoSe 2019).[13] Angeboten wird u. a. ein Modul zur internationalen Sozialen Arbeit und Globalem Lernen sowie ein internationales Austauschprogramm im Rahmen von SocNet98 – European Network of Schools and Universities of Social Work[14]. Ein Novum blieb lange bestehen: als einziges Fach an der Hochschule Bremen und auch deutschlandweit einmalig[15] fehlte für Soziale Arbeit ein Masterstudienangebot und damit ein strukturierter Zugang zur Promotion am Wissenschaftsstandort Bremen[16]. Diese Lücke konnte zum SoSe 2019 mit der Neuaufnahme des Studiengangs Praxisforschung und Innovation in der Sozialen Arbeit M.A. geschlossen werden.

Nautik

Der ehemalige Steuermann Daniel Braubach regte zum Ende des 18. Jahrhunderts an in Bremen eine Navigationsschule einzurichten. Er wurde 1790 vom Senat zum Navigationslehrer einer Privatschule bestellt. Carl Philipp Cassel (1742/44–1807), gründete 1798 mit weiteren Partnern im Haus Seefahrt die Bremische Navigationsschule, Keimzelle der seemännischen Ausbildung in der Stadt und Vorläufer Bremer Seefahrtschule. Braubach leitete diese Schule, die 1799 nur 14 Schüler hatte, und er verfasste ein Seefahrtshandbuch. Von 1803 bis 1809 war die Schule in angemieteten Räumen und bis 1812 wieder im Haus Seefahrt. Die Schule wurde 1812 geschlossen und 1825 mit 8 Schülern erneut eröffnet. 1828 waren es 28 und 1830 schon 52 Schüler. Unterrichtet wurde in der Hauptschule in der Dechanatstraße und Schulleiter war bis 1837 der Kapitän Friedrich Lappenberg. Die Schule stagnierte danach.

Die Steuermannschule auf der Wichelnburg 1854/1855

Ab Februar 1850 war Arthur Breusing (1818–1892) Navigationslehrer an der Steuermannschule, die nun eine Unter- und eine Obersteuermannsklasse hatte und die sich ab 1854 in der bisherigen „Irrenanstalt“ auf der Wichelnburg in Stephanieviertel befand. Breusing war einer der bedeutendsten Nautiker und Geographen des 19. Jh. Sein erstes Werk von 1852, der Leitfaden für Seefahrer, wurde zu einem Standardwerk der Ausbildung. 1858 wurde Breusing Direktor der umbenannten Seefahrtschule und 1861 promovierte er zum Dr. phil. Durch sein Ansehen und seine Aktivitäten entwickelte sie sich zur angesehensten Seefahrtschule in Deutschland. Einer der besten und bedeutenden Schüler dieser Zeit war der deutsche Polarforscher Carl Koldewey.

Adolph Bermpohl, der Initiator des organisierten Seenotrettungswesens in Deutschland, absolvierte in Bremen seine Prüfungen zum Unter- und Obersteuermann. Als Navigationslehrer unterrichtete er ab 1859 an der Navigationsschule in Vegesack und ging 1867 nach Emden. 1870 bis 1884 war er an der Seefahrtsschule Bremen tätig.

1877 entstand nach Plänen von Alexander Schröder und Johannes Rippe ein neues Schulgebäude am Neustadtswall beim ehemaligen Buntentor, das 1909 umgebaut wurde. Das Gebäude wurde 1944 zerstört.

Ab 1897 waren Carl Schilling und danach von 1928 bis 1936 und von 1946 bis 1951 Julius Preuß Schulleiter. 1946 durfte wieder eine Seefahrtschule in Bremen eingerichtet werden. Der erste Unterricht fand in Baracken statt (Bürenstraße, Hermann-Böse-Straße). 1949 zog die Schule in die Schule an der Elsflether Straße ein. 1958 konnte der Neubau des Lehrgebäudes nach Plänen von Bernhard Wessel auf dem Stadtwerder eröffnet werden. Das Studium erfolgte in 4 Semestern plus 1 Jahr Fahrenszeit plus 2 × 2 Semester Studium. 1964 waren in der Seefahrtsschule Bremen rund 320 Studierende. Die Seefahrtsschulen Bremen und Bremerhaven wurden zusammengefasst und 1968 zur Seefahrtsakademie sowie 1970 zur Hochschule für Nautik aufgewertet. Das Studium wurde nun durchgehend in 6 Semestern erteilt. 1982 musste die Abteilung Bremerhaven und 1986 die Seefunkerausbildung aufgegeben werden.

1998 erfolgte eine Umbenennung des Fachbereichs Nautik in Nautik und Internationale Wirtschaft. Heute ist der Bereich Nautik der Studiengang Internationaler Studiengang Ship Management B.Sc. (Nautik) in der Fakultät 5 – Natur und Technik.

2003 wurde das Seminargebäude mit Hörsälen und angegliederter Mensa für 700 Essen mit 4500 m² Bruttogeschossfläche nach Plänen der Planungsgruppe Gestering, Knipping und de Vries (Bremen) eingeweiht.

Persönlichkeiten

Akademische Lehrende

Alphabetisch geordnet

  • Karl Marten Barfuß (* 1938), Volkswirt und Wirtschaftshistoriker
  • Ernst Becker-Sassenhof (1900–1968), 1935–1937 Dozent für Architektur
  • Friedrich Braux, Physiklehre
  • Carl Philipp Cassel (1744–1807), Kapitän, 1798 Gründer der Seefahrtsschule
  • Hans Drake, Politologe, Gastprofessor am Prescott College/USA u. an der HfSS/Fb. Sozialwesen 1972–2009
  • Roderich Fuhrmann (1929–2003), Musikwissenschaftler, Professor für Musikpädagogik an der HfSS/Fb. Sozialwesen (ab 1976)
  • Arno Gahrmann (* 1945), Professor für Finanzierung und Investition und Sachbuchautor
  • Hubert Grabbe, um 1950–1970, Holzbau Konstruktions- und Entwurslehre
  • Maja Heiner (1944–2013), Sozialpädagogin, Professorin an der HfSS und HS Bremen von 1973 bis 1992
  • Heinz Hengst (* 1941), Kindheitsforscher, Professor für Sozial- und Kulturwissenschaften
  • Sönke Hundt (* 1938), Wirtschaftswissenschaftler
  • Heinz Jagau, Erd- und Grundbau (um 1960–1990 Jahre)
  • Franz-Josef Krafeld (* 1947), Sozialpädagoge, Erziehungswissenschaft 1979 bis 2012
  • Friedrich Lappenberg, Kapitän, Reeder, Schulleiter der Seefahrtsschule von 1825 bis 1837
  • Bernhard Leidinger (* 1955), Ingenieur in der Raumfahrt, Honorarprofessor
  • Dieter Leuthold (* 1942), Lehrer, Studienrat und Unternehmenshistoriker
  • Uwe Mämpel, Künstler, Professor für Werkpädagogik, technische Bildung und Technikgeschichte, Fachbuchautor zur Keramik
  • Hans-Joachim Manske (1944–2022), Kunsthistoriker, Architekturtheorie und Baugeschichte
  • Renate Meyer-Braun (* 1938), Historikerin, Gesellschaftswissenschaften, 1997–2003 Zentrale Frauenbeauftragte
  • Arnold Meyer-Faje (* 1933), Wirtschaftswissenschaftler, u. a. auch an der Hochschule Bremerhaven
  • Gerhard Müller-Menckens (1917–2007), Architekt, Entwurfslehre
  • David Oswald (* 1968), Designer, von 2004 bis 2014 Professor für Digitale Medien
  • Kurt Possehl (* 1940), Justizanstaltspsychologe, Methodenlehre von 1981 bis 2002
  • Julius Preuß (1885–1954), 1928–1936 und 1946–1951 Direktor der Seefahrtsschule
  • Carl Schilling (1857–1932), Nautiker, 1897–1928 Direktor der Seefahrtsschule
  • Karlheinz Schwuchow (* 1958), Betriebswirtschaftler
  • Emilie Stahl (1921–2003), Rektorin der Sozialakademie (1959), Professorin am Fachbereich Sozialwesen (bis 1987)
  • Walter Stein (1904–1993), Astronom, stellvertretender Oberseefahrtsschuldirektor
  • Sibylle Tönnies (1944–2017), Juristin und Soziologin, Professorin der HfSS/Fb. Sozialwesen v. 1977–2000
  • Reiner Zeller, Psychologe, Unternehmer, Professor an der HfSS/Fb. Sozialwesen, zuletzt Dekan

Bekannte Absolventen

Alphabetisch geordnet

Ehrenträger

Alphabetisch geordnet

  • Günther Czichon (* 1930), Senator, Vorsitzender des Vorstandes der Stadtwerke Bremen, Ehrenbürger der Hochschule Bremen
  • Uwe Mehrtens, deutscher Unternehmer und Ehrensenator der Hochschule Bremen[17]
  • Conrad Naber (1922–2018), Unternehmer, Ehrenbürger der Hochschule Bremen
  • Hendrik Johan Lubert Vonhoff (1931–2010), niederländischer Politiker und Ehrensenator der Hochschule Bremen[18]

Literatur

  • Renate Meyer-Braun: Oberlehrer an technischen Mittelschulen zur Zeit des Kaiserreiches – dargestellt am Beispiel des Bremer Technikums. In: Technikgeschichte, Bd. 60 (1993), Nr. 1, S. 45–57.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Profil der Hochschule Bremen. Abgerufen am 13. Dezember 2021.
  2. Auszeichnung Best practice-Hochschule (Memento vom 4. April 2007 im Internet Archive)
  3. Hochschule Bremen kritisiert Finanzen-Verteilung, Weser Kurier online 11. November 2011
  4. Die finanziellen Rahmenbedingungen müssen stimmen. Rektorin Prof. Dr. Karin Luckey appelliert an die Bremer Politik. hs-bremen.de, 5. Dezember 2012, abgerufen am 8. Februar 2013.
  5. Vereinbarung zwischen der Hochschule Bremen und der Friedrich Conzen-Stiftung (PDF; 58 kB)
  6. http://www.hs-bremen.de/internet/de/studium/stg/ifi/
  7. Hochschule Bremen in Weser-Kurier vom 3. Mai 2009
  8. Heineken, Sara Agnes (Memento vom 4. August 2010 im Internet Archive) auf www.bremer-frauenmuseum.de
  9. Stahl, Emilie gen. Minnie, geb. Kruse (Memento vom 4. März 2016 im Internet Archive) auf www.bremer-frauenmuseum.de
  10. http://www.hs-bremen.de/internet/de/hsb/struktur/mitarbeiter/krafeld/
  11. http://sowiport.gesis.org/search/institution/Zentrum%20f%C3%BCr%20Soziale%20Beratung%20und%20Bildung
  12. Studiengang Sozialarbeitswissenschaft/ Sozialpädagogik Studiengang Sozialpädagogik/ Sozialarbeitswissenschaft – MitarbeiterInnen - (Memento vom 3. Juli 2007 im Internet Archive)
  13. http://www.hs-bremen.de/internet/de/studium/stg/soz/
  14. http://www.socnet98.eu/
  15. http://www.fbts.de/fileadmin/fbts/Archiv/%C3%9Cbersicht_MAStudieng%C3%A4ng_BachelorSA_092010-2.htm
  16. https://www.bremen.de/wissenschaft/der-wissenschaftsstandort-bremen-und-bremerhaven-1553313
  17. „Ehren-Senator Dr. jur. Uwe Mehrtens verstorben“ (Memento vom 14. Oktober 2010 im Internet Archive), Pressebox, 11. Oktober 2010
  18. „Senator E.h. Hendrik Johan Lubert Vonhoff im Alter von 79 Jahren verstorben“, Hochschule Bremen, 30. September 2010

Koordinaten: 53° 4′ 21,5″ N, 8° 47′ 37,8″ O