Hohenzell (Schlüchtern)
Hohenzell Stadt Schlüchtern Koordinaten: 50° 19′ 20″ N, 9° 32′ 14″ O
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Höhe: | 289 m ü. NHN |
Fläche: | 11,8 km² |
Einwohner: | 672 (31. Dez. 2015)[1] |
Bevölkerungsdichte: | 57 Einwohner/km² |
Eingemeindung: | 1. Dezember 1969 |
Postleitzahl: | 36381 |
Vorwahl: | 06661 |
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Hohenzell ist ein Stadtteil der Stadt Schlüchtern im osthessischen Main-Kinzig-Kreis.
Geografische Lage
Hohenzell liegt im Nordosten des Main-Kinzig-Kreises im Bergwinkel etwa 4 km südlich des Hauptortes Schlüchtern auf ca. 300 m ü. NN in geschützter Lage im Naturpark „Hessischer Spessart“.
Hohenzell grenzt im Norden an den Hauptort Schlüchtern, im Nordosten an den Ort Ahlersbach, im Südosten an den Ort Weiperz, im Süden an den Ort Breunings und den gemeindefreien Gutsbezirk Spessart, im Südwesten an den Ort Bellings und im Nordosten an den Ort Niederzell.
Geschichte
Mittelalter
Die erste Ansiedlung am Ort hieß vermutlich „Zella“, wovon sich der spätere Ortsname ableitet. Es handelte sich dabei um eine Ansiedlung des Benediktinerklosters in Schlüchtern.
Die älteste erhaltene schriftliche Erwähnung von Hohenzell findet sich in einer Urkunde des Bischofs Herold von Würzburg aus dem Jahr 1167 als „Hohencella“. Der Bischof nahm das Kloster Schlüchtern in seinen Schutz und zählte dabei dessen Besitz auf, zu dem auch Hohenzell gehörte. 1304 kaufte das Kloster die Vogtei über das Dorf, die bisher ein Würzburgisches Lehen an Konrad von Trimberg gewesen war. 1331 befindet sich das ganze Dorf im Besitz des Klosters. Das Kloster Schlüchtern gehörte im Spätmittelalter zum Einflussbereich der Herrschaft Hanau (ab 1429: Grafschaft Hanau, ab 1458: Grafschaft Hanau-Münzenberg) unter deren Schutzherrschaft es sich 1457 endgültig begab. In der Grafschaft Hanau-Münzenberg war Hohenzell dem Amt Schlüchtern zugeordnet. Kirchlich war das Dorf nach Schlüchtern eingepfarrt.
Frühe Neuzeit
Die Grafschaft Hanau-Münzenberg schloss sich in der Reformation zunächst der lutherischen Konfession an, ab 1597 war sie reformiert.
Die Eigenschaft als Würzburger Lehen führte nach der Reformation zu Spannungen zwischen der nun evangelischen Grafschaft Hanau-Münzenberg und dem weiter römisch-katholischen Bistum Würzburg. Ein langjähriger Prozess vor dem Reichskammergericht dauerte von 1571 bis 1624 und endete mit einem Restitutionsmandat über das Amt Schlüchtern zugunsten Würzburgs. Es gibt wenige Nachrichten über das Dorf in der Zeit des Dreißigjährigen Krieges: Das Schulhaus wurde niedergebrannt. Plünderungen, Hungersnot und die immer wieder auftretenden Seuchen forderten zahlreiche Opfer. Im Jahre 1625 starben in Hohenzell 39 Personen, davon 22 an Dysenterie, 17 an der Pest. 1629 starben 13 Personen, darunter 8 Pestkranke. Im Pestjahr 1635 weist in Hohenzell nur einen Toten im Kirchenbuch auf. Von 1628 bis 1631 war das Amt Schlüchtern – und damit auch Hohenzell – von Würzburg besetzt, im Zuge des Krieges von 1631 bis 1637 wieder von Hanau und ab 1637 erneut von Würzburg. Bei einer Plünderung in Steinau soll 1647 ein Hohenzeller erschossen worden sein. Nach dem Westfälischen Frieden 1648 blieben schwedische Soldaten noch im Dorf, bis die Kriegskontributionen bezahlt waren. 1656 kam es zu einem Vergleich zwischen Hanau und Würzburg, wobei Hanau das Amt Schlüchtern erhielt und dem Bistum dafür Orb überließ.[2] Damit war Hohenzell wieder hanauisch.
1707 lebten ca. 100 Einwohner in Hohenzell. Mit dem Tod des letzten Hanauer Grafen, Johann Reinhard III., fiel Hohenzell 1736 mit der ganzen Grafschaft Hanau-Münzenberg an die Landgrafschaft Hessen-Kassel, aus der 1803 das Kurfürstentum Hessen wurde.
Neuzeit
Während der napoleonischen Zeit stand Hohenzell ab 1806 unter französischer Militärverwaltung, gehörte 1807–1810 zum Fürstentum Hanau und dann von 1810 bis 1813 zum Großherzogtum Frankfurt, Departement Hanau. Anschließend fiel es wieder an das Kurfürstentum Hessen zurück. Nach der Verwaltungsreform des Kurfürstentums Hessen von 1821, im Rahmen derer Kurhessen in vier Provinzen und 22 Kreise eingeteilt wurde, gehörte Hohenzell zum Landkreis Schlüchtern. 1843 wurde eine neue evangelische Pfarrei in Hohenzell gegründet, in die auch Ahlersbach und Bellings eingepfarrt wurden.
Bis weit in das 19. Jahrhundert hinein lebten die meisten Hohenzeller in Armut und Abgeschiedenheit. In der Mitte des 19. Jahrhunderts wanderten dann eine Reihe von Einwohnern in die USA aus, andere in Industriestädte im westlichen Deutschland. 1866 wurde das Kurfürstentum nach dem Preußisch-Österreichischen Krieg von Preußen annektiert.
Nach der Wende zum 20. Jahrhundert war ein bescheidener wirtschaftlicher Aufschwung zu verzeichnen: Modernere Methoden der Landwirtschaft, der Betrieb von bis zu vier Steinbrüchen und der Bau einer Straße durch den Staat in den Jahren 1906 bis 1911 stabilisierte die Einwohnerzahl.
Im Zweiten Weltkrieg war in Hohenzell Militär einquartiert. Am 3. April 1945 rückten US-amerikanische Streitkräfte mit Panzern in das Dorf ein, während die Gastwirtschaft Kuhn noch von deutschen Soldaten besetzt war. Die Bevölkerung flüchtete in die Keller. Die Amerikaner stellten fest, dass es keine deutsche Artillerie im Dorf gab. Darauf zogen sie sich wieder zurück. Einige Tage später besetzten sie dann das Dorf und führten zahlreiche Hausdurchsuchungen durch. Erst ein Vierteljahr später zogen sie wieder ab. Der Flüchtlingsstrom, der 1945 Westdeutschland überflutete, brachte auch für Hohenzell eine große Zahl neuer Bewohner, die aus Oberschlesien und dem Sudetenland kamen.
Hohenzell wurde mit dessen Gründung Bestandteil des Bundeslandes Hessen. Am 1. Dezember 1969 wurde Hohenzell in die Stadt Schlüchtern eingemeindet und liegt seit der Hessischen Gebietsreform, mit der der Landkreis Schlüchtern 1974 aufgelöst wurde, im Main-Kinzig-Kreis.
Einwohnerentwicklung
Einwohnerzahlen
Quelle: Historisches Ortslexikon[3]
- 1538: 22 Steuernde
- 1633: 43 Haushaltungen und 2 Gefreite
- 1753: 44 Haushaltungen mit 240 Personen
- 1812: 60 „Feuerstellen“, 395 Einwohner
Hohenzell: Einwohnerzahlen von 1753 bis 2015 | ||||
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Jahr | Einwohner | |||
1753 | 240 | |||
1800 | ? | |||
1812 | 395 | |||
1834 | 505 | |||
1840 | 502 | |||
1846 | 528 | |||
1852 | 514 | |||
1858 | 474 | |||
1864 | 501 | |||
1871 | 482 | |||
1875 | 474 | |||
1885 | 448 | |||
1895 | 400 | |||
1905 | 418 | |||
1910 | 434 | |||
1925 | 481 | |||
1939 | 450 | |||
1946 | 649 | |||
1950 | 632 | |||
1956 | 593 | |||
1961 | 548 | |||
1967 | 527 | |||
1970 | 525 | |||
1980 | ? | |||
1990 | ? | |||
2000 | ? | |||
2005 | 669 | |||
2010 | 669 | |||
2015 | 672 | |||
Datenquelle: Historisches Gemeindeverzeichnis für Hessen: Die Bevölkerung der Gemeinden 1834 bis 1967. Wiesbaden: Hessisches Statistisches Landesamt, 1968. Weitere Quellen: [3]; 2005:[4]; 2010:[5]; 2015:[6] |
Religionszugehörigkeit
Quelle: Historisches Ortslexikon[3]
- 1885: 429 evangelische (= 100,00 %) Einwohner
- 1961: 506 evangelische (= 92,34 %), 42 katholische (= 7,66 %) Einwohner
Politik
Im Ortsbeirat sind die CDU und die SPD vertreten. Bei den Kommunalwahlen 2006 erlangte die CDU die Mehrheit der Stimmen und verfügt so über die Mehrheit im Ortsbeirat. Ortsvorsteher ist Heiko Kirchner(CDU).[7]
Kultur und Sehenswürdigkeiten
Kirche
Wichtigstes Bauwerk in Hohenzell ist die evangelische Dorfkirche. Sie wurde im 19. Jahrhundert erbaut. Die Bauzeit betrug etwa 4 Jahre. Die Steine für das Gotteshaus kamen aus Rückers und wurden damals mit Pferdefuhrwerken über den Hohenzeller Berg in das Dorf gebracht.
Dorfgemeinschaftshaus
Nach Einstellung des Schulbetriebes in den Nachkriegsjahren wurde das Schulgebäude des Dorfes zum Dorfgemeinschaftshaus umgebaut. Im Rahmen des Hessischen Dorferneuerungsprogramms wurde bis zum Jahr 2002 ein neuer Saal angebaut. Heute kann der Raum auch für private Feste gemietet werden.
Spechtehütte
Die Hütte des Wandervereins „Die Spechte“ wurde 1973 bis 1975 errichtet und seitdem ständig erweitert. Sie liegt wenige Kilometer außerhalb des Dorfkerns in einem Waldstück. Die Hütte ist ein beliebtes Ausflugsziel und Veranstaltungsort für viele Hohenzeller Feste.
Jugendprojekt Hohenzell
Das Hohenzeller Jugendprojekt wurde im Januar 2003 gegründet. Ziel war es, eine Struktur für die Jugendlichen zu schaffen, die über die Vereinsgrenzen hinausgeht.
Erstes Projekt war, die Website www.hohenzell.de zu erstellen. Die Webseite ging im Oktober 2003 online. Es folgte ein sehr positives Presseecho bis hin zu einer Gratulation durch den damaligen Bundespräsidenten Johannes Rau.
Unter dem Motto „Ein Schritt nach vorne – Ein Blick zurück“ hat das Jugendprojekt 2006 einen Bilderabend veranstaltet. Es wurden alte Aufnahmen des Dorfes und des Dorfgeschehens zurück bis nahe der Jahrhundertwende gezeigt. Kommentiert wurden die Bilder von den Dorfältesten. Die Bürger des Dorfes Hohenzell stellten zu diesem Zweck zahlreiche alte Bild- und Diaaufnahmen zur Verfügung. Die Aufnahmen wurden komplett digitalisiert.
Als wichtigstes und bisher größtes Projekt wurde 2006 bis 2008 ein Dokumentarfilm über das Dorf erstellt. Mit einer Länge von ca. 45 Minuten erzählt er die geschichtliche Entwicklung des Dorfes von der Gründung bis heute. Wiedergegeben wird dieser Inhalt ausschließlich durch Erzählungen und Zeitzeugenberichte. Die Interviews wurden mit Bildern oder anderen zeitgeschichtlichen Medien unterlegt. Der Film mit weiterführendem Material ist 2008 als DVD erschienen.
Literatur
- Heinrich Reimer: Historisches Ortslexikon für Kurhessen (= Veröffentlichungen der Historischen Kommission für Hessen und Waldeck. Bd. 14, ISSN 0342-2291). Elwert, Marburg 1926, S. 534.
- Literatur über Hohenzell nach Register nach GND In: Hessische Bibliographie
Weblinks
- Stadtteil Hohenzell im Internetauftritt der Stadt Schlüchtern.
- Das Dorfportal für Hohenzell in Hessen. Ortsgeschichte, Infos. In: www.hohenzell.de. Verein für Heimatpflege und Heimatkunde Hohenzell
- Hohenzell, Main-Kinzig-Kreis. Historisches Ortslexikon für Hessen. In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS).
Einzelnachweise
- ↑ Einwohnerzahlen der Stadt Schlüchtern, abgerufen im Februar 2016.
- ↑ Dersch Wilhelm: Hessisches Klosterbuch. Quellenkunde zur Geschichte der im Regierungsbezirk Cassel, der Provinz Oberhessen und dem Fürstentum Waldeck gegründeten Stifter, Klöster und Niederlassungen von geistlichen Genossenschaften. Marburg 1915. S. 108f.
- ↑ a b c Hohenzell, Main-Kinzig-Kreis. Historisches Ortslexikon für Hessen. (Stand: 25. Mai 2018). In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS).
- ↑ Einwohnerzahel 2005 Ortsteilen. (PDF; 83 kB) In: Internetauftritt. Stadt Schlüchtern, archiviert vom Original; abgerufen im Mai 2018.
- ↑ Einwohnerzahel 2010 Ortsteilen. (PDF; 83 kB) In: Internetauftritt. Stadt Schlüchtern, archiviert vom Original; abgerufen im Mai 2018.
- ↑ Einwohnerzahel 2015 Ortsteilen. (PDF; 83 kB) In: Internetauftritt. Stadt Schlüchtern, archiviert vom Original; abgerufen im Mai 2018.
- ↑ Stadt Schlüchtern: Hohenzell. Abgerufen am 8. Januar 2012.