Ian Murdock

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Ian Murdock (2008)

Ian Ashley Murdock (* 28. April 1973 in Konstanz; † 28. Dezember 2015 in San Francisco[1]) war ein US-amerikanischer Informatiker. In der Linux-Szene machte er sich vor allem durch die Gründung des Debian-Projektes – 1993, in den ersten Jahren von Linux – einen Namen. Dessen Bedeutung besteht auch darin, dass die heute populären Linux-Distributionen Ubuntu und Linux Mint auf Debian Linux beruhen und bei Paketaktualisierungen auf die Vorarbeit der Debian-Entwickler angewiesen sind (vgl. Liste von Linux-Distributionen, Debian#Verbreitung und Distrowatch#Seitentreffer-Rangliste).

Leben

Ian Murdock war der Sohn des Entomologen Larry L. Murdock. Dieser war von 1968 bis 1975 an der Universität Konstanz als Postdoc tätig.

Murdock studierte an der Purdue University in West Lafayette (Indiana) und schloss 1996 seinen Bachelor-Grad in Informatik ab. Aus Unzufriedenheit mit anderen Linux-Distributionen der Zeit, besonders mit Softlanding Linux System[2] (Vorläufer von Slackware), gründete er am 16. August 1993 das Debian-Projekt. Der Name Debian leitete sich aus dem Namen seiner Freundin und späteren Frau Debra Lynn sowie seinem eigenen ab (Deb und Ian).[3] Von 1993 bis 1996 war Murdock Leiter des Debian-Projekts. Von 1997 bis 2000 war er für die University of Arizona als Programmierer tätig und besuchte Vorlesungen an der Informatikfakultät. Zusammen mit John H. Hartman gründete er 2000 die Firma Progeny Linux Systems. Er engagierte sich in diversen Linux-Projekten und in der Open-Source-Bewegung. Seit 2006 war er Technik-Chef der Linux Foundation und leitete die Linux Standard Base (LSB).[4] Er erarbeitete dort die LSB 3.1 und die Roadmap zu der nächsten Revision 4.0.

Ab März 2007 arbeitete er für Sun Microsystems.[5] Dort sollte er sich in der für ihn neu geschaffenen Position des Chief Operating Platforms Officer um die strategische Ausrichtung von Suns Solaris- und Linux-Aktivitäten kümmern. Im Mai 2007 wurde von Sun das Project Indiana gestartet, dessen Ziel es ist, Solaris und Linux kompatibler zueinander zu machen, und dessen Leitung Murdock übernahm.[6]

Ian Murdock hatte mit seiner im Januar 2008 geschiedenen Ex-Frau[7][8] Debra zwei Kinder.[2]

Er arbeitete von 2011 bis 2015 bei ExactTarget in Indianapolis, Indiana.[2]

Im November 2015 wechselte er zu Docker und lebte in San Francisco.[2]

Tod

Murdock starb am 28. Dezember 2015 im Alter von 42 Jahren in San Francisco.[1]

Am Sonntag, den 27.,[9][10] und am 28.[1][11] Dezember fiel eine Serie seiner Tweets auf,[10][11] in denen er zunächst seinen Suizid ankündigte und dann (angebliche) seine Persönlichkeitsrechte verletzende Übergriffe der Polizei[12] anklagte. Die Suizidankündigung wurde später anscheinend zurückgenommen bzw. relativiert.

In der Nacht vom 26. auf den 27. Dezember war die Polizei auf einen mutmaßlichen Einbruchversuch in seinem Wohnblock aufmerksam gemacht worden und nahm den lärmenden Murdock als Tatverdächtigen fest. Er schien betrunken zu sein.[1][13] Murdock schlug seinen Kopf gegen die Wand des Gefangenenabteils im Polizeifahrzeug, lieferte sich dann eine tätliche und lautstarke Auseinandersetzung mit den Polizisten, die sein selbstverletzendes Verhalten unterbinden wollten,[9][10] und wurde nach medizinischer Versorgung seiner so insgesamt erlittenen Verletzungen freigelassen. Drei Stunden nach dem ersten Vorfall wurde die Polizei wieder gerufen, als er gegen die Tür eines Nachbarn schlug.[1][11] Nun wurde er wegen vierer Tatbestände in das County-Gefängnis eingeliefert und im Laufe des 27. Dezember gegen eine Kaution von 25.000 US-$ auf freien Fuß gesetzt.[1][9] Im Laufe des 28. Dezember nahm die Polizei Hinweise auf seinen Suizid zum Anlass, den Wohnblock erneut aufzusuchen, und fand ihn tot vor. Die Todesursache wurde nicht bekanntgegeben,[1][14] seine Familie betonte ihren Wunsch nach Achtung ihrer Privatsphäre.[15]

Murdock soll nie zuvor mit dem Gesetz in Konflikt geraten sein.[13]

Im Juli 2016 wurde bekannt gegeben, dass sein Tod als Suizid eingestuft wurde.[16]

Weblinks

Commons: Ian Murdock – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. a b c d e f g Chris Williams: Debian Linux founder Ian Murdock dead at 42. Tributes pour in for open-source pioneer who had threatened to kill himself on Twitter. The Register, 30. Dezember 2015, abgerufen am 30. März 2016 (englisch, nur von Tweets am Tag seines Todes ist die Rede; „A spokesperson for Docker said it was a ‘private matter.’“).
  2. a b c d Sean Gallagher: Ian Murdock, father of Debian, dead at 42. Former Sun VP and Linux Foundation CTO died under suspicious circumstances. In: Ars Technica. 31. Dezember 2015, abgerufen am 3. April 2016 (englisch).
  3. Robin Nixon: Ubuntu: Up and Running. O’Reilly Verlag, 2010, ISBN 978-0-596-80484-8, S. 3.
  4. Oliver Diedrich: Debian-Gründer Ian Murdock neuer LSB-Chef, Heise online, 6. Februar 2006
  5. Executive Bio (Memento vom 30. April 2008 im Internet Archive)
  6. Alexandra Kleijn: Sun will Solaris und Linux zusammenbringen, Heise online, 11. Mai 2007
  7. Divorces – GRANTED JAN. 15–25, 2008 (Memento vom 1. November 2014 im Internet Archive)
  8. Divorces – FILED AUG. 3–9, 2007 (Memento vom 18. Oktober 2014 im Internet Archive)
  9. a b c Jasper Hamill: Millionaire tech guru dies in mysterious circumstances after tweeting series of astonishing police brutatility allegations. In: Daily Mirror. 1. Januar 2016, abgerufen am 30. März 2016 (englisch, Zitat: „’My career is over now, so I'll be gone soon,‘ he tweeted on Sunday“ – eine Suizidandeutung per Twitter bereits am 27. Dezember).
  10. a b c Prominent Programmer Dies In Apparent Suicide After Violent Encounter With San Francisco Police. In: CBS SF Bay Area. 31. Dezember 2015, abgerufen am 30. März 2016 (englisch).
  11. a b c Aditya Saky: Debian Founder Ian Murdock’s Tweets Are Raising Eyebrows. In: Techaeris. 28. Dezember 2015, abgerufen am 30. März 2016 (englisch, die Tweetserie soll erst am 28. Dezember mit „i’m committing suicide tonight“ begonnen haben; „knowing on my neighbor's door“).
  12. Ian Murdock (@imurdock). In: Twitter. Archiviert vom Original am 29. Dezember 2015; abgerufen am 30. März 2016 (englisch).
  13. a b Alex Hennandez: Ian Murdock did have an altercation with police before his death. In: Techaeris. 1. Januar 2016, abgerufen am 30. März 2016 (englisch).
  14. Scott Morris: Police confirm Ian Murdock arrest before threatened suicide. Clarification 1/3. In: SFBay.ca (San Francisco Bay Area News and Sports). 31. Dezember 2015, abgerufen am 30. März 2016 (englisch, 17:29, fast textgleich mit der CBS-Meldung vom selben Tag, 17:36).
  15. Ben Golub: In Memoriam: Ian Murdock. In: Docker Blog. 30. Dezember 2015, abgerufen am 29. März 2016 (englisch).
  16. Jose Pagliery: Mysterious death of software pioneer Ian Murdock ruled suicide. In: CNNMoney. 6. Juli 2016, abgerufen am 15. Juli 2016.
VorgängerAmtNachfolger
Debian-Projektleiter
August 1993–März 1996
Bruce Perens